Alexander Schug (Hg.)
Der blaue Hopsmajor
Die schönsten Hundefabeln und Geschichten von der Antike bis heute
ISBN 978-3-86408-025-8 (epub) // 978-3-86408-026-5 (pdf)
© Vergangenheitsverlag, 2011 – www.vergangenheitsverlag.de
eBook-Herstellung und Auslieferung:
readbox publishing, Dortmund
www.readbox.net
Inhalt
Impressum Impressum ISBN 978-3-86408-025-8 (epub) // 978-3-86408-026-5 (pdf) © Vergangenheitsverlag, 2011 – www.vergangenheitsverlag.de eBook-Herstellung und Auslieferung: readbox publishing, Dortmund www.readbox.net
Einleitung Einleitung Dieses Buch versammelt Fabeln, Geschichten und Erzählungen von der Antike bis heute. Sie alle eint ein Thema: der Hund. Die Texte spiegeln, welche Eigenschaften die Menschen ihnen zuschreiben und was sie von ihnen erwarten. Lustige, traurige und geistreiche Geschichte berichten über das Verhältnis zwischen Mensch und Hund. Kein anderes Tier hat sich in den vergangenen Jahrtausenden so eng an den Menschen gebunden wie der Hund. Er ist zu einem Begleiter durch unser Leben geworden. Nicht immer war das Verhältnis harmonisch und nicht jede Geschichte handelt vom treu ergebenen Hund. Die hier beschriebenen Tiercharakter sind wesentlich differenzierter. Neben affektierten Hündchen, treten nimmersatte Bestien und gewitzte Vierbeiner auf. Der Hund erhält in dieser Zusammenschau von unterschiedlichen Perspektiven ein eigenes „Gesicht“ und zeigt seine individuelle Persönlichkeit – wie sie Schriftsteller aus verschiedenen Jahrhunderten beschrieben haben. Welche Vor- und Nachteile der Hund von seiner Domestizierung hat, und warum einige Tiere das mühselige Leben im Wald dem vermeintlich prächtigen Leben im Haus vorziehen - auch davon handeln die Erzählungen. Aber es ging den Autoren nicht nur darum, den Charakter der Hunde aufzuzeigen, sondern anhand von Fabeln auch dem Menschen sein eigenes Spiegelbild vorzuhalten. In den belehrenden Geschichten Aesops taucht der Hund erstmals mit menschlichen Eigenschaften auf. Dies hat zu allen Zeiten viele Nachahmer gefunden. Die treue Ergebenheit der Hunde ihrem Herrn gegenüber diente zum Beispiel einigen Autoren als Bild für die fatale Abhängigkeit der unteren Schichten von ihren Landesherren. Oder die Gier des Hundes nach Fleisch symbolisierte das übermäßige Verlangen des Menschen nach Reichtum. Und wie steht es um das Verhältnis der Hunde untereinander und zu anderen Tieren? Das bekannte Sprichwort „Wie Hund und Katz“ kommt nicht von ungefähr. Dieses Buch möchte Sie mitnehmen in die Welt der Hunde und seiner Weggefährten. Neben Geschichten bekannter Autoren aus dem europäischen Raum, berichten Märchen und Erzählungen aus fernen Ländern von verschiedenen Hundeerlebnissen.
Klassische Fabeln und Erzählungen Klassische Fabeln und Erzählungen
Bestrafte Habgier (Aesop*) Bestrafte Habgier (Aesop*) Ein Hund, der ein Stück Fleisch im Maul trug überschritt einen Fluß. Dabei sah er seinen Schatten im Wasser und meinte, das sei ein anderer Hund, der ein größeres Stück Fleisch habe. Sofort ließ er das eigene fahren und fuhr auf das Spiegelbild los, um das Fleisch zu rauben. Aber dabei kam nur heraus, daß er beides verlor, das fremde Fleisch, weil es überhaupt nicht da war, und das eigene, weil es vom Wasser weggetrieben war. Aus: Aesopische Fabeln, zus. gestellt und ins Dt. übertr. von August Hausrath, München 1940, S. 43. *Aesop lebte um 600 v. Chr. in Griechenland
Eines schickte sich nicht für alle (Aesop) Eines schickte sich nicht für alle (Aesop) Ein Herr besaß einen Esel und ein Malteser Schoßhündchen. Der Esel mußte schwere Lasten schleppen und stand sonst unbeachtet im Stall, mit dem Hündchen aber pflegte der Herr zu spielen. Wenn er einmal auswärts speiste, brachte er dem Hündchen etwas mit, das ihm fröhlich bellend entgegensprang und ihn umwedelte. Da packte der Esel der Neid, und auch er lief dem Herrn entgegen, wieherte fürchterlich und wollte den Herrn mit seinen Hufen liebkosen. Der aber rief den Dienern und befahl ihnen, den Esel zu verprügeln und an die Krippe zu binden. Aus: Aesopische Fabeln, zus. gestellt und ins Dt. übertr. von August Hausrath, München 1940, S. 47.
Pferd, Rind, Hund und Mensch (Aesop) Pferd, Rind, Hund und Mensch (Aesop) Als Zeus den Menschen schuf, gab er ihm nur kurze Lebenszeit. Der aber brauchte seinen Verstand, und als der Winter herannahte, baute er sich ein stattliches Gehöfte. Wie es nuneinmal sehr kalt wurde und Zeus den Regen vom Himmel herabgoß, konnte das Pferd es Freien nicht mehr aushalten. So kam es denn im Galopp zu des Menschen Behausung heran und bat um Aufnahme. Der sagt: „Ich will dich aufnehmen, aber unter der Bedingung, daß du mir einen Teil deiner Lebensjahre abtrittst.“ Das Pferd war es zufrieden und erhielt Stallung und Futter. Kurz darauf kam das Rind und noch später der Hund, und mit beiden schloß der Mensch den gleichen Vertrag. So kommt´s, daß der Mensch, solange er in den Jahren steht, die ihm Zeus verliehen hat, unverdorben und gut ist. In den Jahren aber, die er vom Roß hat, ist er hochmütig und üppig; in denen, die er vom Rind hat, ist er ein gewaltiger Schaffer und in denen, die ihm der Hund abtrat, mürrisch und bissig. Aus: Aesopische Fabeln, zus. gestellt und ins Dt. übertr. von August Hausrath, München 1940, S. 15.
Das Lamm und der Wolf (Aesop) Das Lamm und der Wolf (Aesop) Zum gleichen Bache kam der Wolf einst und das Lamm, vom Durst getrieben. Weiter oben stand der Wolf, das Lamm bachabwärts. Von dem nimmersatten Schlund getrieben sucht der Räuber einen Grund zum Streit. „Was trübst du mir das Wasser, das ich trinken will?“ beginnt er. Und die Unschuld in dem Wollenkleid entgegnet zitternd: „Ach, wie soll das möglich sein? Von dir herab zu meinen Lippen fließt das Naß.“ Und der bezwungen von der Wahrheit Allgewalt fährt fort: „Haste vor sechs Monden du mich nicht geschmäht?“„Nein“, spricht das Lamm, „denn damals lebte ich noch nicht.“ „Dann war´s dein Vater, der mich schmähte“, schreit der Wolf und würgt in unverdientem Tod sein Opfer ab. Aus: Aesopische Fabeln, zus. gestellt und ins Dt. übertr. von August Hausrath, München 1940, S. 61.
Der getreue Hund (Phaedrus*) Der getreue Hund (Phaedrus*) Wer auf einmal zu gütig ist, ist Dummen nur Willkommen; die Erfahrne hintergeht er nicht. Ein Dieb warf einem Hund ein Brodt zur Nachtzeit hin und wollt ihn durch den Fraß zum Schweigen locken. Heh!, sprach der Hund, willst du dadurch das Maul mir stopfen, daß ich für die Sache meines Herrn nicht bellen soll, so irrst du sehr; denn eben die schnelle Gütigkeit befiehlet mir zu wachen, daß du nicht durch meine Schuld gewinnst. Aus: Phäders Aesopische Fabeln, teutsch in Reimfreyen Jamben übersetzt von J.G. Gericke, Breslau 1785, S 23. *Phaedrus lebte um 20/15 v. Chr. bis um 50/60 n. Chr. in Rom
Der Hund und der Hase (Babrios*) Der Hund und der Hase (Babrios*) Ein Hund, der einen Hasen vom Gebirg jagte, Verfolgt ihn beißend, ob er ihn nicht fest packte; Doch als der umsah, wedelte er ganz freundschaftlich. Der Hase sprach: „So sei du Thier doch aufrichtig; Als Freund sollst du nicht beißen, noch als Thier wedeln.“ (So ist der Sinn der Menschen oftmals zweideutig Daß man ihm nicht recht trauen kann noch mißtrauen.) Aus: Babrios, Fabeln, übers. von Wilhelm Hertzberg, Halle 1846, S. 41 *Babrios lebte im späten 1. oder 2. Jahrhundert n. Chr. vermutlich im Osten des römischen Reichs
Texte des Mittelalters Texte des Mittelalters
Von zwei Hunden (Spervogel*) Von zwei Hunden (Spervogel*) Zwei hunde stritten um ein bein; der schlecht´re stand da und that schrei´n. Und half ihm all sein heulen noch? das bein musst´ er entbehren doch; dem andern, dem gelang es. Er trug´s vom tische hin zur thür: und stand vor dessen augen und verschlang es. Aus: Lieder und Sprüche der beiden Meister Spervogel, mit Einleitung, Textkritik und Übersetzung, hg. von Heinrich Gradl, Prag 1869, S. 27. 1 *Spervogel lebte um 1170 2
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