Danach gingen Samira und ich Schuhe kaufen, was auch ganz schön krass war. Wir fläzten und räkelten uns in der Bestuhlung, als ob wir die Herrinnen der Welt wären, und dieser arme Hansel von Verkäufer hatte hurtig ein Paar Schuhe nach dem anderen heranzuschleppen und es unseren edlen Füßen anzupassen, während er auf Knien vor uns herumrutschte. »Geht das nicht ein bisschen schneller?« fragte Samira ab und an in einem zugleich scharfen, kühlen und herablassenden Tonfall, worauf der Typ, der mindestens doppelt so alt war wie wir, regelrechte Spurts hinlegte, um uns junge Dinger auch ja zufrieden zu stellen. »Dass du es ja nicht wagst, meine Haut zu berühren«, schärfte ihm Samira ein, während er so vor ihr herumkroch und ihr ergeben ein Paar Sandalen, Sneaker und Stiefeletten nach dem anderen darbot, worauf er ergeben mit dem Kopf nickte und sich dann schleunigst zu mir herüberwandte, um auch meine Wünsche zu befriedigen, bevor ich auch noch ungeduldig werden würde. Es war echt eine scharfe Nummer, die wir da abzogen. Wir hätten beinah angefangen, uns gegenseitig zu befummeln, so heiß machte uns das beide. Zum Schluss hatten wir zwar immer noch kein einziges Paar Schuhe gefunden, aber den Nachmittag super herumgekriegt.
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»Aus dem Leben einer Göttin. Die Memoiren Regina Mirbeaus«
Gynopolis-Press 2005, Auszug aus Kapitel 14:
… Ich liebte es, meinem impotenten Leibwächter ab und zu und immer wieder eine erotische Berührung zukommen zu lassen und dann mit anzusehen, wie sehr er doch versuchte, sich mir gegenüber den in ihm aufsteigenden Schmerz nicht anmerken zu lassen. Sie müssen dazu wissen, dass ich Jacob nicht einfach habe kastrieren lassen, wie Patrizia es mit einigen ihrer Sklaven anstellte. Stattdessen verhielt es sich so, dass ich Jacob schon zu meiner Verfügung hatte, noch bevor das System der Studs in Gynopolis eingeführt wurde, und er mir insofern auch als Lustsklave diente. Selbstverständlich bestimmte allein ich über die Art und Weise, wie ich seinen Körper und insbesondere seinen Schwanz benutzte. Am meisten Spaß hatte ich, wenn ich sehr grob und umstandslos zugange war und Jacob einfach zuritt, sobald mich die Lust gerade wieder packte. Offenbar war ich eines Tages etwas arg brutal, denn urplötzlich gab es ein ploppendes Geräusch unter mir und Jacobs bestes Stück knickte in sich zusammen. Mein Sklave wand sich unter mir vor Schmerz und war auch durch scharfe Befehle nicht wieder zur Besinnung zu bringen. Als er zwei Tag später immer noch vor sich hin wimmerte, schaffte ich ihn endlich genervt zum Krankenhaus der Insel. Dort erfuhr ich, dass eines von Jacobs Penisbändern gerissen war und dass es für einen ärztlichen Eingriff mittlerweile zu spät war – der hätte innerhalb weniger Stunden erfolgen müssen. Jetzt gleicht Jacobs Schwänzchen einem geschrumpelten Ballon, und er ist nur noch zu verbogenen Erektionen in der Lage, die für ihn sehr schmerzhaft sind. Für mich war er überhaupt nicht mehr zu gebrauchen, und ich musste mir einen neuen Sklaven suchen, wovon ich nicht gerade begeistert war. Erst Patrizia heiterte mich wieder etwas auf, als sie mich auf die Idee brachte, Jacob zu quälen, wenn ich gerade wieder sadistische Gelüste in mir verspürte, indem ich ihn erotisch reizte und mich dann an seinem Anblick weidete, wenn sich sein Gesicht vor Schmerz verzerrte, weil er seine Erektion nicht zurückdrängen konnte. Patrizia war der Ansicht, dass man Vergleichbares mit allen Sklaven machen sollte, aber sie konnte sich damit im Frauenrat nicht durchsetzen.
Später liebte ich es vor allem, wenn Jacob zugegen war, wenn ich es mir von Roman, meinem persönlichen Lieblingshengst, so richtig besorgen ließ. Mein unterwürfiger Leibwächter hatte dabei neben dem Bett, in dem ich mich mit Roman wälzte, Aufstellung zu nehmen und durfte uns zusehen. Und Acht geben, dass sich unsere Geilheit nicht wieder auf ihn übertrug. Dabei lag genau derselbe dümmlich-ergebene Ausdruck auf seinem Gesicht wie zu praktisch jeder anderen Gelegenheit. Ich bin mir sicher, für Roman war es ein ebenso erheiternder Anblick wie für mich selber, wie Jacob da so stand, splitterfasernackt, die Hände an den Hintern gelegt und mit knallrot angepinselten Zehennägeln. Ein Bild für die Götter: mein hilfloser Eunuch, meine männliche Hure!
Obwohl also zu diesem Zeitpunkt alles ideal war, stellten sich damals meine ersten Schwierigkeiten ein, einen Orgasmus zu erlangen. Offenbar waren für eine Frau mit meiner Finesse und meinem sexuellen Appetit weitergehende sexuelle Reize vonnöten. Ich verabschiedete mich also von Roman und machte mit Patrizias Hilfe einen anderen Stud ausfindig, der zwar ebenfalls eine starke Männerbrust und muskulöse Oberarme zu bieten hatte, wie ich es brauchte, aber vom Wesen her erstaunlich unterwürfig und bereit war, sich auch weitgehendsten Forderungen zu beugen. Ein echter Sklavenhengst also! Ihm brachte ich bei, dass er sich nur dann mit mir in den Laken wälzen durfte, wenn er sich zuvor nicht nur einen Cockring hatte anlegen, sondern sein edelstes Stück mit einem Lokalanästhetikum behandeln lassen. Anfangs hatte ich ihm zusätzlich noch verboten, sich zu ergießen, solange er sich in meinem Bett befand, aber schnell stellte ich fest, dass das gänzlich überflüssig war: Der Ärmste war absolut nicht in der Lage, auch nur das geringste bisschen an Erregung zu empfinden, wenn er in mich eindrang. Der Cockring verhinderte das Zurückfließen seines Blutes, so dass sein Prügel steif blieb, und ich konnte Mike benutzen wie einen menschlichen Dildo. Er fickte mir das Hirn aus dem Leibe und spürte nichts dabei, während Jacob daneben stand, mit großen Augen auf uns starrte und vermutlich sehr viel fühlte, aber nichts, was er wirklich fühlen wollte. Als ich mich so zwischen meinen beiden Eunuchen höher und höher hinaufschraubte in meiner Lust, da eroberte ich nicht nur meinen Orgasmus zurück, sondern ich kam und ich kam und ich kam …
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Reisejournal Stefan Maverick und Denise Rotbuch vom 16. April:
Am folgenden Morgen machten wir uns auf zur Villa Mirabeau oder »Lady Reginas Palast«, wie man es an der Hotelrezeption bezeichnete, wo man uns freundlich den Weg beschrieb. Es handelte sich um eine langgewundene, steile Straße, die aus der Stadt hinausführte. Ein kühler Wind wehte den Salzgeruch des Meeres zu uns hinüber, und wir konnten zu unserer Rechten in einiger Entfernung den weißen Strand von Gynopolis sehen, wo sich die Herrinnen von ihren Sklaven einölen, Luft zufächeln oder den Sonnenschirm halten ließen. Die blanke, schroffe Felslandschaft mit ihren trockenen Böden, in der wir anfangs unterwegs waren, ging bald über in grüne Hügel mit einer üppigen Vegetation von Mispeln, Guaven und Avocados. Der Kontrast war bemerkenswert; man glaubte kaum, noch auf derselben Insel zu sein.
Etwa eine Dreiviertelstunde waren wir strammen Schrittes unterwegs, bis wir das Grundstück erreichten, zu dem uns die Richtungsangabe geführt hatte. Es war von einigen Bäumen umgeben, zu wenig um sie als Wäldchen zu bezeichnen, vor allem aber umzäunte es eine bestimmt fünf Meter hohe steinerne Mauer. Wir gingen an ihr entlang, bis wir auf ein schmiedeeisernes Tor stießen, das halb offen stand. Bevor wir ganz heran waren, hörten wir hinter uns das Tappen nackter Füße auf der steinigen Straße. Wir wandten uns halb um und sahen, wie eine Rikscha an uns vorbeizog, gezogen von einem leicht übergewichtigen nackten Sklaven. Irgendjemand saß offenbar in ihr drin, aber von unserem Winkel aus konnten wir lediglich die bestrumpften Beine erkennen. Die Rikscha verschwand durch das Tor.
Ich warf Denise kurz einen fragenden Blick zu. Sie nickte. Also traten auch wir hinein. Ein gepflegter, sich mehrfach verzweigender Kiesweg führte durch mehrere Wiesen auf eine prachtvolle, burgunderfarben verklinkerte Villa zu. Ich ließ meine Augen schweifen und entdeckte in ihrer unmittelbaren Nähe Stallungen und einen Hundezwinger. Bevor ich mich aber weiter umsehen konnte, wurde mein Blick auf eine junge Frau mit gelocktem dunkelblondem Haar gelenkt, die sich nicht weit von uns entfernt befand. Sie trug kniehohe Stulpenstiefel, Netzstrümpfe und einen schwarzen Latexbody – verführerische Kleidung in der Nähe zum Fetisch, die in Gynopolis hin und wieder zu sehen war. Das eigentlich Gewöhnungsbedürftige an ihrem Anblick war jedoch, dass sie auf dem Rücken eines nackten, knienden Mannes thronte, der eine Tiermaske mit langen Stoffohren trug. Vermutlich drückte ihn der Kies höchst unangenehm in Hände und Knie. Der Kontrast zwischen dieser lächerlichen Gestalt und der auf ihr sitzenden erotisch wirkenden Frau konnte kaum größer sein. Die junge Dame schien sich zu sonnen, hatte uns aber in diesem Moment bemerkt und sah uns fragend an.
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