Frau Pestalozzi bemerkt das natürlich auch, und sie nutzt das aus, um uns zu erklären, wie geil die Kerle ständig nach uns seien. Diese Geilheit in den Griff zu bekommen und für unsere Zwecke auszunutzen, wäre das oberste Prinzip unserer Stadt, denn sie ist es, die die Grundlage von unserm Machtgefälle bildet. Die Geilheit der Männer macht unsere weibliche Macht nämlich erst real, weil sich viele Kerle wegen ihr überhaupt erst bereit erklären, sich unter unsere Fuchtel zu begeben. Ein Typ, der ständig erregt gehalten und ständig befriedigt wird, lässt halt alles Mögliche mit sich anstellen, damit er wenigstens ab und zu mal in diesen Genuss kommt. Darum durchzieht das unsere Gesellschaft wie ein Leitmotiv, sagt Frau Pestalozzi, von der privaten Sklavenhaltung über die Bestraferinnen, die Kliniken, Ausbildungs- und Erziehungsinstitute bis zu Strafanstalten wie der GVA. Frau Pestalozzi fragt auch ihr Vorführobjekt, ob er geil wäre, und der sagt mit hochrotem Kopf ja. Gelächter. Dann sagt sie, sie erlaube ihm, sich zu wichsen, wenn er es gar nicht mehr aushalten könne. Und tatsächlich – der Spast packt seinen Schwanz und schubbert sich vor uns einen ab! Ich fand das ja nur noch krass, in dem Moment, aber nach der Stunde hat mir Samira erklärt, dass die Männer aus der GVA 1, die Klassen wie uns später als Anschauungsobjekt dienen sollen, dass die wochenlang einen Keuschheitsgürtel tragen müssen und gleichzeitig immer wieder von den Wärterinnen scharf gemacht werden, so dass sie irgendwann gar nicht mehr wissen, wohin mit ihrer Geilheit. Und sie wissen auch, dass ihr Auftritt vor uns einer der wenigen Momente ist, wo ihr Schwanz freikommt, weil die nachher gleich wieder den Gürtel drummachen. Also holt er sich jetzt vor uns einen runter, aus lauter Verzweiflung, obwohl ihm das in Wirklichkeit schweinepeinlich ist.
Wir können alle mit ansehen, wie er immer schneller atmet und immer schneller rubbelt, und es ist klar, dass er nicht mehr lange braucht. Die Frau Pestalozzi steht lächelnd neben ihm und hält das andere Ende der Leine in ihren Fingern, das um das Gelenk von seiner Hand geschlungen ist, mit der er seinen Kolben massiert. Und dann verdrehen sich seine Augen ein bisschen, wir halten alle den Atem an – und dann kommt er. Aber in derselben Sekunde reißt Frau Pestalozzi an der Leine, seine Hand fliegt weg, und sein Schwanz ragt uns ganz nackt entgegen, während er kurz davor steht zu kommen. Sein Gesicht sieht unglaublich dämlich aus, in diesem Moment. Er macht ein paar heftige Bewegungen mit seiner Hüfte, so als ob er die Luft ficken wollte. Dann kommt er tatsächlich. Er spritzt ab, vor unser aller Augen. Aber so beeindruckend sieht das ja nicht gerade aus, eher ein bisschen erbärmlich, so als ob er pissen wollte, es aber nicht ganz schafft. Stattdessen erbricht sein Schwanz so eine widerliche weiße Flüssigkeit. Einige von uns stöhnen angewidert. Der Kerl da vorne sieht auch nicht gerade glücklich aus. Sein ekliges Zeug tropft runter und klatscht vor ihm auf den Boden von unserem Klassenzimmer.
Jetzt tadelt ihn Frau Pestalozzi, weil er sich überhaupt nicht mehr beherrschen konnte, und mir ist nicht ganz klar, macht sie sich über ihn lustig oder meint sie das im Ernst. Auf jeden Fall, sagt sie, ginge das nicht, dass er unsere Klassenzimmer mit seinem Sulch voll saut, und er soll das gefälligst wegmachen. Und dann wird’s WIRKLICH krass, denn er hat ja nichts zum Wegmachen dabei. Deshalb lässt sie den Spast in die Knie gehen und sein eigenes Zeug auflecken! Wir beugen uns vor über unseren Pulten, ein paar von uns stehen sogar auf, Samira zum Beispiel, damit ihnen nichts davon entgeht, wie der Kerl vor ihnen kauert und leckt. Ich bleibe erst mal sitzen, ich sehe genug. Ich muss mir das nicht auch noch in allen Einzelheiten geben.
Nach der Stunde meint Samira zu mir, jetzt hätte unsere Einweihung begonnen, aber ich könnte mir gar nicht vorstellen, was noch alles auf mich warten würde. Sie wäre schon gespannt, wie mir mein Praktikum ab nächster Woche gefallen würde. Das bin ich auch.
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Reisejournal Stefan Maverick und Denise Rotbuch vom 15. April:
Unser zweiter Tag in Gynopolis. Noch immer wirkte diese Stadt mehr als fremdartig auf mich.
Näheres über die Villa Mirbeau herauszufinden gestaltete sich alles andere als schwierig. Es war eines der bekanntesten Gebäude der Stadt. Offenbar handelte es sich bei ihrer Besitzerin Regina Mirbeau, die auch als »Goddess« oder »Göttin« bezeichnet wurde, um eine der einflussreichsten Personen im Gefüge der Frauenherrschaft, und ihre Villa war ein Ort, an dem sie und die anderen Herrinnen von Gynopolis sich sehr gerne zu unterhaltsamen Abenden trafen. Diese Herrinnen hatten übrigens, so stellte ich fest, innerhalb von Gynopolis geradezu den Status von Kultstars und wurden von manchen jungen Männern und Frauen ähnlich verehrt wie Britney Spears, die Hussies oder andere Pop-Größen von vivahörigen Teenies in Deutschland. Besonders »Patrizia die Grausame« sei echt hart drauf, ließ ich mir sagen, und sie prangte in stolz-sadistischer Pose besonders häufig auf dem Cover des »Gynopolis-Magazins«.
Ich besprach mit Denise, ob wir noch heute die Villa Mirbeau aufsuchen sollten, um Thorsten möglichst dicht auf der Spur zu bleiben. Denise war das allerdings zu übereilt. »Einen Tag hätte ich schon ganz gerne, um mich in dieser Stadt hier zu akklimatisieren und überhaupt mal zu verstehen, wie das alles hier läuft. Du solltest dir diese Zeit auch nehmen. Umso effektiver können wir dann zuschlagen. Hast Du überhaupt schon eine Idee, wie wir in diese Villa reinkommen sollen?«
»Wäre vielleicht das Beste, wenn wir da einfach hingehen. Wenn mit Thorstens Verschwinden wirklich Dinge verbunden sind, die nicht ganz koscher sind, wäre es möglicherweise nicht optimal, wenn wir die Verantwortlichen vorher warnen würden.«
»Also gut, dann würde ich vorschlagen, wir tauchen da morgen Vormittag ganz überraschend auf und fragen nach.«
Ich war einverstanden. Den Rest dieses Tages verbrachten wir also mit einem Stadtbummel durch Gynopolis, indem wir diese Stadt auf uns wirken ließen. Wir sahen die hohen Gebäude mit den glänzenden Glasfassaden, wie sie unser Reiseführer beschrieben hatte, viel Stahl und Marmor; verschiedene architektonische Stile waren zum Teil kunstvoll aneinander gefügt. So wie in den Bistros und Cafés halb oder völlig nackte Männer kellnerten, sahen wir solche auch in manchen größeren Geschäften als lebende Schaufensterpuppen aufgestellt, die verschiedene Kleidungsstücke und sexuelle Spielzeuge präsentierten. Auf der Straße zuckelte ab und zu eine Rikscha vorbei, nur äußerst selten einmal ein Auto – und wenn, dann schien es einer der höher gestellten Damen dieser Stadt zu gehören.
Am frühen Abend erlebten wir wieder einmal etwas Außergewöhnliches. Wir saßen in einem der Straßencafés in der City. Nicht weit von unserem Tisch entfernt hatte eine Gruppe von Frauen Platz genommen, an deren Lautstärke und Verhalten jeder klar erkennen konnte, dass sie alle von mehr beschwipst waren als nur ihrer Macht, so wie die beiden Mädchen gestern. Nein, diese Frauen hatten offensichtlich schon einiges an Alkohol konsumiert und waren noch lange nicht bereit, damit aufzuhören. Denise löffelte ein Pistazieneis, ich schaute die Straße herunter und sah, wie ein junger Mann in eng anliegenden Balletthosen auf unser Café zukam. Ich erinnerte mich daran, in meinem Reiseführer gelesen zu haben, dass der Zweck dieser extrem engen Hose darin bestand, deutlich herauszustellen, was ihr Träger biologisch zu bieten hatte, so dass eine Frau schnell seinen Nutzwert erkennen konnte.
Er war gerade dabei, an dem Tisch mit den alkoholisierten Schnepfen vorbeizugehen, als er von ihnen aufgehalten wurde. Sie sprachen ihn an, befahlen ihn zu sich herüber und machten eindeutige Bemerkungen hinsichtlich des Inhalts seiner Hose. Eine griff nach seinem Oberschenkel. Der junge Mann versuchte, sich ihrem Zugriff ebenso höflich wie demütig zu entwinden. Mit mittlerweile leicht gerötetem Kopf erklärte er auf ihre unverblümten Fragen, dass er einer festen Herrin unterstellt sei, die es gewiss nicht schätze, wenn er mit anderen Frauen zugange war – oder es sich auch nur selbst besorgte, um sich von seinem Druck zu erleichtern. Um ihr Verbot durchzusetzen und seine Einhaltung zu überprüfen, habe sie ihm ein so genanntes Sicherheitskondom umgelegt, das über seinen Hüftgürtel hinter seinem Rücken mit einem Zahlenschloss gesichert sei, von dem nur sie selbst die Kombination kenne. Sobald sie nur die kleinsten Spuren von Sperma in seinem Kondom fände, würde sie ihn gnadenlos und auf sehr schmerzhafte Weise bestrafen.
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