Mark Fisher - Das Seltsame und das Gespenstische

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Warum ist da etwas, wo doch nichts sein sollte? Warum ist da nichts, wo doch etwas sein sollte?
In den letzten, vor seinem Selbstmord geschriebenen Essays begibt sich Mark Fisher auf die Spur zweier eigentümlicher Affekte, dem Seltsamen und dem Gespenstischen. Eng verbunden und doch getrennt, stellen beide das Verhältnis von Innen- und Außenwelt infrage, heften sich an das Eigenartige und Unbekannte, bedrücken, ohne Angst zu erregen, faszinieren und verstören zugleich. Mark Fisher findet das Seltsame und Gespenstische in der unheimlichen Unterströmung des 20. Jahrhunderts: den Filmen David Lynchs, Stanley Kubricks und Andrei Tarkovskys, der phantastischen Literatur H.P. Lovecrafts und H.G. Wells oder den Erzählungen Margaret Atwoods. In den Genres wie Horror und Science Fiction geht Fisher der Frage nach: Was genau ist das Seltsame und das Gespenstische?
"Das Buch ist eine Forschungsreise in den Pulp Modernism, jene Formen der Popkultur, in denen sich für Fisher der Erkenntnisreichtum des Hochmodernismus des frühen 20. Jahrhunderts fortsetzt." Christian Werthschulte

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Definitionen aus Wörterbüchern sind nicht immer hilfreich, um das Seltsame zu verstehen. Manche verweisen sofort auf das Übernatürliche, obwohl keinesfalls klar ist, dass übernatürliche Dinge auch seltsam sein müssen. In vielerlei Hinsicht ist ein natürliches Phänomen, wie ein schwarzes Loch, seltsamer als ein Vampir. Und in der Literatur sorgt die gattungsmäßige Wiedererkennbarkeit von Vampiren oder Werwölfen dafür, dass sich überhaupt kein Gefühl des Seltsamen einstellt. Es gibt ein überliefertes Wissen, wie solche Kreaturen zu deuten und zu verorten sind. Monströs sind sie also allenfalls ihrer Erscheinung nach; aber zusammengesetzt sind sie aus Elementen der empirischen Welt, die wir kennen und verstehen. Zugleich bedeutet die Tatsache, dass es sich um übernatürliche Wesen handelt, dass jede Fremdheit, die ihnen eigen ist, in ein Reich jenseits der Natur relegiert wird. Man vergleiche das mit einem schwarzen Loch: Die bizarre Art und Weise, wie es Raum und Zeit verformt, liegt vollkommen außerhalb unserer gewöhnlichen Erfahrung. Und dennoch sind schwarze Löcher Teil unseres Kosmos – eines Kosmos, der darum viel merkwürdiger ist, als wir begreifen können.

Es war diese Ahnung, die die seltsame Literatur von H.P. Lovecraft inspiriert hat. »Alle meine Geschichten basieren auf der fundamentalen Prämisse, dass die gewöhnlichen menschlichen Gesetze, Interessen und Emotionen keine Geltung oder Bedeutung im großen Kosmos insgesamt haben«, schrieb Lovecraft 1927 dem Herausgeber der Zeitschrift Weird Tales . »Um zum Wesen echter Externalität vorzudringen, sei es der Zeit, des Raumes oder der Dimension, muss man solche Sachen wie das organische Leben, Gut und Böse, Liebe und Hass und all die lokalen Attribute einer vernachlässigbaren und vorübergehenden Rasse namens Menschheit vergessen.« Diese Qualität einer »echten Externalität« ist entscheidend, damit wir etwas als seltsam bezeichnen können.

Jede Diskussion über seltsame Literatur muss mit Lovecraft beginnen. Mit seinen in Groschenheften veröffentlichten Geschichten hat Lovecraft das Genre praktisch erfunden und eine Formel entwickelt, die sowohl von Fantasy- als auch von Horrorliteratur unterschieden werden kann. Lovecrafts Geschichten beschäftigen sich obsessiv mit dem Außen, das heißt mit einer Außenwelt, der wir im Kontakt mit anormalen Wesen aus fernen Zeiten begegnen, in veränderten Bewusstseinszuständen oder bei bizarren Verdrehungen der Zeitstruktur. Oft endet eine solche Begegnung mit dem Außen in einem Zusammenbruch oder einer Psychose. Regelmäßig stellt sich die Innenwelt, in die das Außen gleich einer Katastrophe einbricht, retrospektiv als trügerische Hülle und als Schwindel heraus. Nehmen wir »The Shadow over Innsmouth« (dt. »Schatten über Innsmouth«), wo am Ende enthüllt wird, dass die Hauptfigur selbst ein aquatisches Alien, ein sogenanntes »Tiefes Wesen« ist. Ich bin Es – oder noch besser, Ich bin Sie.

Obwohl Lovecraft gemeinhin als Horrorschriftsteller gilt, rufen seine Geschichten selten das Gefühl der Angst hervor. In dem Essay »Notes on Writing Weird Fiction« (dt. »Anmerkungen zum Schreiben unheimlicher Erzählungen«), in dem es um die Motive seines Schreibens geht, nennt Lovecraft zuerst gar nicht die Angst, sondern spricht von »vagen, flüchtigen, fragmentarischen Eindrücken des Wundersamen, Schönen und der erwartungsvollen Aben­teuerlichkeit«, die er erzeugen möchte. Die Betonung des Schreckens in seinen Geschichten, so Lovecraft weiter, sei eine Folge der Begegnung mit dem Unbekannten.

Entsprechend geht es bei Lovecrafts Version des Seltsamen nicht um Angst, sondern um Faszination , auch wenn dieser Faszination oft eine gewisse Furcht beigemischt ist. Dies könnte für den Begriff des Seltsamen allgemein gelten. Es stößt uns nicht einfach ab, es muss zugleich unsere Aufmerksamkeit fesseln. Eine Geschich­te, die keine Faszination, sondern nur Angst hervorruft, ist nicht seltsam. Faszination ist der Affekt, der Lovecrafts Figuren und seine Leser verbindet. Angst und Schrecken werden nicht in derselben Weise geteilt; Lovecrafts Charaktere haben oft Angst, seine Leser jedoch nur selten.

Bei Lovecraft ist die Faszinationen eine Form von Jacques Lacans jouissance : ein Genuss, der sich durch die Untrennbarkeit von Lust und Schmerz auszeichnet. In seinen Geschichten wimmelt es davon, die jouissance schäumt geradezu. »Schäumen« und »wimmeln« sind Worte, die Lovecraft häufig benutzt, aber sie treffen genauso gut jenes »obszöne Gelee« der jouissance . Damit soll nicht die absurde Behauptung aufgestellt werden, es gäbe keine Negativität bei Lovecraft – Ekel und die Abscheu liegen offen zutage –, aber sie behält nicht das letzte Wort. Das Werk der jouissance zeichnet sich immer durch eine exzessive Beschäftigung mit Objekten aus, die »offiziell« negativ besetzt sind. Diese Art des Genusses »erlöst« die Negativität nicht, sondern sublimiert sie. Sie verwandelt ein gewöhnliches Objekt, das Unlust erzeugt, in ein Ding, das schrecklich und verführerisch ist und das nicht mehr als libidinös positiv oder negativ eingeordnet werden kann. Das Ding überwältigt, es kann nicht gebändigt werden, aber es fasziniert.

Vor allem ist Faszination bei Lovecraft gleichsam der Motor des Verhängnisses. Sie ist es, die die bücherliebenden Figuren seiner Schriften in den Abgrund reißt, in die Desintegration oder die Degeneration, und wir, die Leser, sehen das Unglück immer schon voraus. Sobald man ein oder zwei Geschichten Lovecrafts gelesen hat, weiß man ganz genau, was man zu erwarten hat. Wenn ein Leser Lovecrafts Erzählungen das erste Mal begegnet, kann man sich tatsächlich schwer vorstellen, dass er vom Ausgang der Geschichte überrascht wäre. Daraus folgt, dass weder Spannung noch Angst zu den Kennzeichen von Lovecrafts Literatur gehören.

Folglich passt Lovecrafts Werk auch nicht zur strukturalistischen Definition der Fantastik Tzvetan Todorovs. Laut Todorov zeichnet sich das Fantastische durch eine Balance zwischen dem Unheimlichen (Geschichten, die sich am Ende naturalistisch auflösen) und dem Wunderbaren (Geschichten, die sich übernatürlich auflösen) aus. Obwohl Lovecrafts Erzählungen, wie er in »Notes on Writing Weird Fiction« ausführt, die »Illusion einer merk­würdigen Aussetzung oder Verletzung der ärgerlichen Grenzen von Zeit, Raum und Naturgesetz« enthalten, »die uns ständig einkerkern und unsere Wißbegier über die unendlichen kosmischen Räume jenseits unseres Blickfeldes und unsere analytischen Fähigkeiten zunichte machen«, gibt es dennoch niemals Anzeichen der Beteiligung übernatürlicher Wesen. Menschliche Versuche, fremde Wesen in Götter zu verwandeln, hält Lovecraft eindeutig für eitle Akte des Anthropomorphismus, für vielleicht noble aber letztlich absurde Versuche, der »echten Externalität« eines Kosmos Bedeutung und Sinn aufzudrücken, in dem menschliche Belange, Perspektiven und Begriffe nur einen lokalen Bezug haben.

In seinem Buch Lovecraft: A Study in the Fantastic ordnet Maurice Lévy Lovecraft in eine »fantastische Tradition« ein, zu denen die Schauerromane, Edgar Allen Poe, Nathaniel Hawthorne und Ambrose Bierce gehören. Doch Lovecrafts Insistenz auf der Materialität anormaler Wesen unterscheiden ihn deutlich von den Autoren der Schauerromane und Edgar Allen Poe. Obwohl jede Erzählung das, was wir gewöhnlichen Naturalismus nennen können – die normale, empirische Welt des gesunden Menschenverstandes und der euklidischen Geometrie – am Ende vernichtet, tritt an dessen Stelle doch ein Hypernaturalismus – ein erweitertes Verständnis dessen, was der materielle Kosmos enthält.

Lovecrafts Materialismus ist ein Grund, warum ich glaube, dass wir zwischen seiner Literatur – ja dem Seltsamen insgesamt – und der Fantasyliteratur unterscheiden sollten. (Es sei allerdings erwähnt, dass Lovecraft selbst in »Notes on Writing Weird Fiction« gern das Seltsame und das Fantastische in eins fallen lässt.) Beim Fantastischen handelt es sich eher um eine Oberkategorie, unter die ein großer Teil der Science Fiction und Horrorliteratur fällt. Nicht dass dies Lovecrafts Werk unangemessen wäre, aber es verfehlt, was an seiner Methode einzigartig ist. Fantasy wiederum bezeichnet ein spezifischeres Set an Genremerkmalen. Lord Dunsany, Lovecrafts früheste Inspirationsquelle, und J.R.R. Tolkien sind paradigmatische Fantasyschriftsteller und ihre Kontrastierung erlaubt uns, das Seltsame besser zu verstehen. Fantasy spielt sich in Welten ab, die radikal anders sind als unsere, wie Dunsanys Pegāna oder Tolkiens Mittelerde, sowohl in zeitlicher als auch in räumlicher Hinsicht (während in ontologischer oder politischer Sicht allerdings viele Fantasiewelten unserer nur allzu ähnlich sind). Das Seltsame wiederum zeichnet sich dadurch aus, dass es eine Verbindung stiftet zwischen unserer und einer fremden Welt. Es gibt natürlich Geschichten und Serien – wie C.S. Lewis’ Bücher über »Narnia«, Lyman Frank Baums »Oz«, Stephen Donaldsons Chroniken von Thomas Convenant –, in denen eine Passage von unserer Welt in die andere führt, sich aber nicht das Gefühl des Seltsamen einstellt. Das hat damit zu tun, dass die in »dieser Welt« spielenden Teile solcher Erzählungen meist nicht als Vor- oder Nachspiel einer gewöhnlichen Fantasygeschichte dienen. Die Figuren gehen von einer Welt in die andere, aber diese hat keinen Einfluss auf jene, abgesehen von dem Effekt auf zurückkehrenden Figuren. Bei Lovecraft allerdings gibt es ein Zusammenspiel, einen Austausch, eine Konfrontation, ja einen Konflikt zwischen unserer Welt und den anderen.

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