Winfried Thamm - Seelenzerrung

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Der Zufall trifft völlig gefühllos auf die Menschen und verändert ihr Dasein radikal. Mit der Willkür eines mächtigen Erdbebens raubt er Leben, schenkt aber auch unvermutet neue Nähe und Lebensmut.
Oft bringt diese tobende Zufälligkeit die Einsamkeit mit, wie die Ruhe nach dem Sturm.
Es sind normale, unauffällige, alltägliche Menschen, die sich in Winfried Thamms Geschichten durch ihre persönlichen kleinen Höllen kämpfen. Sie nehmen es auf mit Trennung, Trauer, Tod und versuchen, dabei nicht bis zur Unkenntlichkeit zu verblassen, sich nicht zu verlieren. Sie jagen dem kleinen Fetzen Glück hinterher, stolpern, straucheln, stürzen und stehen wieder auf, von der Sehnsucht getrieben, nach einem befreienden Lächeln oder nach einer ehrlichen Umarmung.

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Er ist ganz außer sich, versteht sich selber nicht, will sich nicht verstehen, will, dass er gehorcht, dieser Störfaktor, will an seiner schwindenden Macht festhalten, sie spüren. Sein Sohn ist so weit weg, obwohl Overbeck ihm sagte, dass er krank und gebrechlich sei. Das liegt an Overbecks Frau. Sie ist im letzten Jahr gegangen, ohne sich von ihm zu verabschieden, aus dem Haus gelaufen, auf dem Gehsteig gestolpert, auf die Straße gefallen, unter die Räder gekommen. Eine Gehsteigplatte stand etwas vor. Das war’s dann, unwiderruflich, Ende und aus. Dafür muss doch jemand büßen, warum nicht der Fremde da draußen, warum nicht der?

„Na gut, wenn’s sein muss.“ Die Resignation in der Stimme des Fremden klingt nicht gespielt.

Overbeck zieht sich einen Küchenstuhl an die Haustür, stellt das große Weinglas mit dem guten Roten daneben und wartet auf das, was da kommt.

Ja, und da kommt er, der Dunkelmann mit einer Frau, von ähnlich zwielichtigem Zigeunerdunkel. Sie sieht wirklich ziemlich schwanger aus.

– Na ja, das muss ja nichts heißen –, denkt sich der Richter mit bitterem Grinsen und hat längst einen gewissen mürrischen Spaß an dem Spiel entwickelt, das er für sich, wir müssen leider draußen bleiben‘ getauft hat. Ja, dieses Schild von früher an den Türen von Metzgereien, um Hunde fernzuhalten. Seine Frau blieb ja auch draußen, kam nicht mehr rein, nie mehr.

Ja, Hunde sind sie. Dieses penetrante Betteln, diese Unterwürfigkeit. Und wenn du nicht aufpasst, dann haben sie dich, beißen dir ins Genick oder ins Gesicht. Stand neulich wieder in der Zeitung: Pitbull beißt Dreijährige ins Gesicht. Jolina, ist jetzt auch drei. Um Gottes willen!, geht es Overbeck durch den Kopf.

„Bitte helfen Sie uns, rufen Sie einen Krankenwagen, ich muss dringend in die Klinik, sonst …“, ruft diese junge Frau, schaut in das kleine Türfenster und trifft Overbeck mit einem unausweichlichen Blick. Dieser Blick ist so fest, so ehrlich, so verzweifelt und trotzdem noch so schön, dass es ihn schaudert.

„Ich schau mal …, wo ist denn mein Telefon?“, stammelt er.

„Bitte machen sie doch die Tür auf und lassen meine Frau in Ihr warmes Haus!“

„Nix da. Ihr Gesindel kommt mir nicht in mein Haus. Es reicht ja wohl, wenn ich die Feuerwehr anrufe“, erwidert er und spürt seine Scham vor sich selbst.

„Was ist? Sarah hält das hier draußen nicht mehr aus. Lassen Sie uns endlich rein!“

„Ich finde den Apparat nicht. Wo ist der nur?“

„Sie haben bestimmt ein Festnetz-Telefon mit einer Ladestation.“

„Ja, Sie Klugscheißer.“

„An dieser Ladestation ist ein Knopf, der ein Klingelsignal im Telefon auslöst und Ihnen hilft, das Gerät zu finden. Bitte, schnell, Sarah geht es wirklich nicht gut.“

„Ja, ich hab’s.“ Und nach kurzem Telefonat: „Der Wagen ist unterwegs.“

Overbeck setzt sich auf den Stuhl hinter der Tür, trinkt einen Schluck von seinem teuren Wein und fühlt nur Unglück.

Es klopft wieder an die Tür, ganz laut, nicht mehr bittend, ganz fordernd, ganz verstörend, ganz zerstörend, seine Ruhe, seine Harmonie, seine Idylle. Alles ganz klein zerhackt im Häcksler der Realität.

Das Klopfen klagt ihn an.

„Lassen Sie uns solange in Ihr Haus! Sarah kann nicht mehr.“

Overbeck sieht diesen Mann seine Frau stützen, die wohl Sarah heißt. Er sieht den Fremden, der sie kaum halten kann, er sieht sie zittern, nicht nur wegen der Kälte.

Overbeck öffnet schließlich die Tür, führt beide ins Wohnzimmer vor den Kamin, geht in die Küche, setzt Wasser auf, für Tee, sucht eine Decke, macht alles, um nur nicht zurück zu müssen, in sein Wohnzimmer, wo zwei Fremde sitzen, denen er nicht in die Augen schauen kann, die er nie hereinlassen wollte und jetzt sind sie drin, in seinem Haus, in seinem Leben. In seiner Schuld.

,Wir müssen leider draußen bleiben‘ hat nicht funktioniert.

Sein kümmerlicher Rest an Menschlichkeit hat gewonnen, gegen ihn, den verbitterten alten Richter.

Drei Wochen später bringt der Postbote Overbeck einen Brief. Er öffnet ihn und liest:

Wir laden Sie herzlich ein

zur Taufe unserer Tochter Maria!

Die stolzen und glücklichen Eltern

Yusuf und Sarah Yildirim-Neumann

Er geht nicht hin.

Die Scham ist zu groß.

Wie in Amsterdam, nur ohne Japaner

Eine Stunde zu früh war er am Bahnhof, für ihn als Autofahrer ein fremdes Terrain. So selten, wie sein Auto ausfällt, so selten hat er einen Außentermin, aber gerade jetzt …

Am Automaten zieht Frank eine Fahrkarte: Köln hin und zurück. Viel zu früh ist er auf dem Bahnsteig, noch 43 Minuten Zeit bis zur Einfahrt seines Zuges.

Der Wind pfeift über die Gleise und durch die Haare der Wartenden. Frank zieht den Reißverschluss seiner Jacke zu und schlägt den Kragen hoch, lässt seine Blicke schweifen und genießt die Anonymität. Fremde Frauen an den Gleisen werden Beute seiner Fantasie, schwebend zwischen Wünschen, Klischees und Wirklichkeit:

Zwei alte Frauen pflegen das Ritual ihrer Wiederholungen über Wetter und Fahrplan, wie ein altes Ehepaar.

Eine graue Frau ohne Alter in Bundfaltenhose und rosa Anorak mit Prinz-Eisenherz-Frisur, mager und flachbrüstig, sitzt auf der harten Bank, ein Buch in der Hand, die schmalen Lippen lesen leise mit.

Eine hübsche Frau, fast noch Mädchen, fließend in ihrer Bewegung, wie sie gerade in der Hüfte leicht abknickt und in das Gesicht ihrer Freundin lacht, die das Lächeln kokett zurückwirft, mit schräg geneigtem Kopf auf langem Hals. Zwei Welpen, die Ballerina spielen, oder umgekehrt. Leichtes Leben, charmante Scharmützel, Augenweide.

Eine junge Ordensschwester, blassgesichtig, im grauen Kittelkleid mit schwarzem Häubchen und schwarzem Mantel, blickdichte dunkle Strümpfe und flache Schuhe. Ihr Blick klebt am Boden, in Geduld geübt, mit Jesus verheiratet. Sie kennt den Gehorsam und versucht nie aufzufallen. Demut tut gut. Sie wartet auf das andere Leben. ,Dann geht’s aber rund, Schwester Oberin.‘ Sie wird es verlernt haben, jetzt schon.

Eine mondäne Erscheinung im offenen Mohair-Mantel mit blutrotem Futter. Auf schwarzen High Heels stehen sie, die Beine, bis zum Himmel. Der fließende Fall ihres Seidenkleides betont den Reiz ihrer Kurven. Blasse Brüste im gewagten Dekolleté. Das Haar schwarz und streng, geschminkte Blässe hinter rotem Mund mit exakter Kontur. Der Blick unter dunklen Wimpern verschleiert Geheimnisse. Unnahbar, gefährlich und beeindruckend schön, aus sicherer Entfernung.

Der Großstadtbahnhof: Die Atmosphäre vibriert voller fremder Leben und Lieben, Trennung und Tränen, Aufbruch und Abschied. Und Frank mittendrin.

Plötzlich sieht er nichts mehr. Kleine, kalte Finger kommen von hinten und nehmen ihm die Sicht. Er schreckt herum, war unvorbereitet. Genauso ahnungslos schaut er in ein Gesicht, das er gut kennt, nur dessen Namen er nicht mehr weiß. Es gehört einer Freundin von früher, Jahrzehnte her. Sie umarmen sich aus unverhoffter Freude, zeigen ihre Überraschung in den üblichen Fragen, ob es denn so was gebe und welch ein Zufall das sei. Jetzt fällt ihm ihr Name wieder ein und seine Verlegenheit weicht. Katharina! Nun freut er sich wirklich. Er schaut sie an: Ihr Lachen ist immer noch jung und findet sich auch in ihren Augen wieder. Ob sie noch Zeit habe auf einen Kaffee? Ja natürlich, eine gute halbe Stunde. Er, eine schlechte …, sie lachen ausgelassen über den kleinen Witz, haken sich ein und schlendern zum Stehimbiss auf dem Bahnsteig.

Wie es ihm und ihr denn so ginge und ergangen sei, Beruf, Familie und hin und her.

„Verheiratet, eine Tochter, wird bald achtzehn“, sagt sie.

„Und dein Mann?“, fragt er nach.

„Oberarzt im Klinikum, selten zu Hause, lebt sich im Job aus, schon in Ordnung, insgesamt so là-là“, ist die Antwort.

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