Winfried Thamm - Seelenzerrung

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Der Zufall trifft völlig gefühllos auf die Menschen und verändert ihr Dasein radikal. Mit der Willkür eines mächtigen Erdbebens raubt er Leben, schenkt aber auch unvermutet neue Nähe und Lebensmut.
Oft bringt diese tobende Zufälligkeit die Einsamkeit mit, wie die Ruhe nach dem Sturm.
Es sind normale, unauffällige, alltägliche Menschen, die sich in Winfried Thamms Geschichten durch ihre persönlichen kleinen Höllen kämpfen. Sie nehmen es auf mit Trennung, Trauer, Tod und versuchen, dabei nicht bis zur Unkenntlichkeit zu verblassen, sich nicht zu verlieren. Sie jagen dem kleinen Fetzen Glück hinterher, stolpern, straucheln, stürzen und stehen wieder auf, von der Sehnsucht getrieben, nach einem befreienden Lächeln oder nach einer ehrlichen Umarmung.

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Hermann setzte sich an den Tisch, sah auf das Bild, stützte seinen Kopf in seine Hände und wusste nicht weiter.

Am nächsten Tag sprach Heinz seine Kollegin Drilling, die die Flüchtlingsgruppe intensiv betreute, auf Ayan an und erzählte, was passiert war. Heide, so hieß sie mit Vornamen, war entsetzt. Dass die Schul-Orga ihn einfach so kurzfristig in die Gruppe geschickt habe, ohne Infos und ohne Vorwarnung, sei eine Dreistigkeit, eine Katastrophe. Ayan dürfe man auf keinen Fall malen lassen. Er sei erst sechs Wochen in Deutschland. Nach der Ermordung seiner gesamten Familie von Terrormilizen und einer Flucht, bei der er nur knapp dem Tod entkommen sei, sei er jetzt völlig traumatisiert. Psychologen kümmerten sich, es sei aber schwierig. Damit er noch etwas Anderes sieht als nur seine innere Apokalypse, sei er hier in der Schule. Er müsse nichts lernen, erst mal nur überleben. Das sei alles so schrecklich. Er sei ja nicht der Einzige, da gebe es ja noch so viele Schrecklichkeiten, die man gar nicht aufarbeiten oder irgendwie therapieren könne, sie wisse auch nicht weiter … und was sie tun könne … ob das was bringt … sie wisse auch nicht … gebe aber alles.

Heinz meldete sich krank, ging nach Hause und blieb die nächsten drei Tage auch dort. Er verkroch sich in seinem Arbeitszimmer, recherchierte im Internet über Somalia, Terrormilizen, Hungersnöte, Kindersoldaten und Piraterie. Und wenn es allzu arg wurde, trank er Wein und weinte. Abends besprach er all das mit seiner Frau. Er verband die Fakten aus den Internetartikeln miteinander und verstand langsam die politischen Zusammenhänge in Somalia und die Lebenssituation der Bevölkerung. Und gleichzeitig verstand er nichts. Nicht die Grausamkeiten, die Folterungen, die Vergewaltigungen, die Kindersoldaten, die Morde, die Metzelei.

Heinz sah sein Leben, seinen Alltag, seinen Unterricht, seinen Feierabend, seine Freizeit, seine Gespräche, Spaziergänge, seine Kino- und Restaurantbesuche, das gemeinsame Kochen und Essen mit seiner Frau und seinen Freunden, sein Leben aus einer völlig anderen Perspektive. Er lebte im Paradies und fühlte sich schuldig.

In den nächsten Wochen und Monaten hatte Heinz keinen Unterricht mehr in dieser Klasse, fragte aber immer mal wieder seine Kollegin Heide, wie es dem Ayan so gehe.

Er mache Fortschritte, werde sicherer, fröhlicher und selbstbewusster, meinte Heide. Das beruhigte ihn.

Zwischendurch in den großen Pausen sah er Ayan häufiger mit Jonas zusammen, einem Schüler, den er aus seinem Deutschkurs in der Oberstufe kannte. Das beruhigte ihn noch mehr.

Die Sommerferien waren vorbei, das neue Schuljahr begann. Heinz richtete für seinen neuen Theaterkurs die Aula her. Requisiten, Ton und Licht, Kostüme und was man sonst noch so braucht. Die sechste Stunde war vorbei, die einstündige Mittagspause für Lehrer und Schüler begann, als Jonas seinen Kopf durch die Tür steckte und fragte:

„Herr Scholz, dürfen wir in der Pause hier Musik machen? Der Musik-Reimann hat uns das erlaubt. Wenn wir die Aula verlassen, sagen wir auch einem Lehrer Bescheid, damit er hier abschließt. Ist das Okay?“

„Ja, na klar. Ich kenn’ dich doch, du machst doch keinen Blödsinn hier drin. Aber was meinst du mit ,wir‘?“, frage Heinz zurück.

„Na, Ayan und ich, wissen Sie das nicht?“

„Was?“

„Wir machen schon seit Urzeiten zusammen Musik!“

„Nein, das wusste ich nicht, aber das ist ja toll“, antwortete Heinz und spürte, wie er sich schämte für dieses peinliche und steife Lehrerlob. Er zog sich in den Raum hinter der Bühne zurück, um seine Requisiten zu sortieren.

Jonas spielte auf dem Flügel in der Aula ein paar gebrochene Jazzakkorde als Intro, bis jemand dazu zu singen begann: „If it’s magic …“ Heinz erkannte es sofort: Stevie Wonder!

Er öffnete die Tür zur Aula ein wenig mehr, um besser hören zu können. Wer da sang, war großartig, wie er sang, war so soulig, mit einer Stimme, die samtig und doch kraftvoll klang, mit einer lässigen Sicherheit immer die richtigen Töne traf und mit ihnen spielte, als habe er nie etwas anderes getan. Heinz war so überwältigt, dass er gar nicht wusste, wohin mit seiner Freude.

Als das Lied zu Ende war, trat er aus dem Requisitenraum auf die Bühne und sah die beiden, Jonas und Ayan. Ganz langsam ging er auf sie zu, quer durch den großen Saal der Aula.

Jonas legte jetzt ein paar regelmäßige Akkorde auf eins und drei vor, bis Ayan taktversetzt einstieg, nicht als wolle er singen, eher als erzähle er eine Geschichte:

„I see trees of green, red roses too,

I see them bloom for me and you,

and I think to myself …“

Heinz schaute Ayan mit großen Augen an. Er hatte das Gefühl, als singe sich Ayan all seinen Schmerz von der Seele, als singe er sich hinein in ein neues Leben, als erfinde Ayan sich neu in einer anderen, besseren Welt.

Ayan, der nie sprach, der dieses Bild gemalt, der diese Hölle erfahren hat, dieser Ayan sang den alten Louis-Armstrong-Song „What a wonderful world“ . Und Heinz glaubte es ihm.

Nach dem Dessert

Es ging um ihn. Er war gestern fünfzig Jahre alt geworden. Jetzt wurde gefeiert. Es ging nicht anders. Herrmann Bomburg, Staatsanwalt, stand ungern im Mittelpunkt. Vor Gericht ja, aber nicht für Lobesreden.

Ein Geburtstag ist weder Verdienst noch Leistung, dachte er.

Etwa vierzig elegant gekleidete Menschen bildeten einen Halbkreis um den Redner. Herrmann stand am rechten Rand und ließ die Ode seines Ältesten über sich ergehen. Nicht ohne Stolz und einem Anflug von Peinlichkeit. Der Salon seiner Villa war festlich hergerichtet. Alle waren bewaffnet mit Sektflöten und Feierlächeln. So viele schöne Menschen.

Ihm gegenüber sah er sie. Grazil und geschmeidig zugleich, die Schönste von allen. Immer wieder flog sein Blick zu ihr hinüber. Er konnte es nicht lassen. Sie lächelte leise.

„… und ich bin stolz darauf, in deine Fußstapfen getreten zu sein. Nein, du hast mich nicht gezwungen, nicht genötigt gar, nur geführt in meinen wilden, hormongeschüttelten Zeiten als Gymnasiast, weder mit harter Hand noch mit Handschellen … (Vereinzeltes amüsiertes Kichern) …, sondern mit Verständnis und Beharrlichkeit hast du mich an meine Pflicht erinnert, ein nicht nur gutes, sondern das beste Abitur zu schaffen und mich auf mein Studium der Jurisprudenz zu konzentrieren.“

Ja, dich habe ich immer im Griff gehabt, Lutz. Nur ein folgsamer Sohn ist ein guter Sohn. Wenn du auch weiterhin auf mich hörst, wird es dir gut gehen. Fleißig bist du ja, aber dir fehlt die Fantasie. Rebecca ist da ganz anders, dachte er.

„Wie oft habe ich mir bei dir Rat geholt in schwierigen Fragen und wie oft hast du mich motiviert, nicht auf-, sondern alles zu geben. Getreu deinem Motto: Nicht das Vergnügen sei des Menschen Pflicht, sondern die Pflicht sei des Menschen Vergnügen.“

Herrmann musste grinsen: Wunderschön formuliert. Reden kannst du. Das muss ich dir lassen.

„Dadurch habe ich zwar eine Reihe von Besäufnissen mit meinen Kommilitonen verpasst … (wieder leichte Heiterkeit in der Runde) … aber wenn das meinem Ruf geschadet hat, dann nur bei den Zechern unter meinen Weggefährten. So konnte ich mit deiner moralischen und gleichwohl fachkompetenten Unterstützung schon in diesem Frühjahr mein erstes Staatsexamen summa cum laude feiern.“

Diese Selbstlobhudelei! Lutz, du bist so peinlich! Rebecca lächelte nicht mehr. Sie stieg ungeduldig von einem Fuß auf den anderen.

Herrmanns Blicke waren wieder bei ihr. Was hatte sie nur verärgert? Er lächelte sie an, schlug die Augen nach oben und hob leicht die Schultern. Da zeigte sie Grübchen und blitzte keck herüber. Sie verstanden sich wortlos.

Ein langes, silbernes Kleid mit einem hohen seitlichen Schnitz floss um ihre schlanke Gestalt. Das dunkle Haar war hochgesteckt, die Lippen signalrot.

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