Frank Ahland (Hg.)
Zwischen Verfolgung und SelbstbehauptungSchwul-lesbische Lebenswelten an Ruhr und Emscher im 20. Jahrhundert
Impressum
Die Titelabbildungen zeigen von links nach rechts: Stolperstein Otto Meinecke (Foto privat), Ernst August Papies 1945 (Foto privat), Helene Wolff, Margarete Herz (Privatarchiv Diane Herz), Cover der Rosa Zone Juni 1995 (Rosa Zone), Rosenmontagszug 1936 (Landesarchiv NRW, Abteilung Rheinland, RWB 29036), Flyer einer Lesbengruppe im Bochumer Frauenladen (Frauenarchiv ausZeiten), Michael Jähme, Günter Müllenberg (Foto privat), das Dortmunder Polizeigefängnis Steinwache (Stadtarchiv Dortmund), Cover der Rosa Zone Juni 1994 (Rosa Zone), Cover der Rosa Zone Januar 1995 (Rosa Zone), Polizeirevier und Sitz der Gestapo für den den Regierungsbezirk Arnsberg um 1938 (Foto Stadtarchiv Dortmund), Cover der Rosa Zone April 1995 (Rosa Zone), Ernst August Papies 1965 (Foto privat), Cover der Rosa Zone Februar 1995 (Rosa Zone), Porträtaufnahme Hilde Radusch (Foto FFBIZ), Cover der Rosa Zone Oktober 1994 (Rosa Zone), die erste Ausgabe der Zeitschrift IHRSINN Januar 1990 (IHRSINN), Informationsstand der Aids-Hilfe in der Kamener Fußgängerzone, ca. 1987/1988 (Foto privat)
Beiträge der Dortmunder Tagung gleichen Titels vom 14. November 2015, einer Veranstaltung des Arbeitskreises Schwule Geschichte Dortmunds im
in Kooperation mit dem
gefördert von
Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.deabrufbar.
ISBN: 978-3-86408-213-9
© Copyright: Vergangenheitsverlag, Berlin / 2016
www.vergangenheitsverlag.de
Alle Rechte, auch die des Nachdrucks von Auszügen, der fotomechanischen und digitalen Wiedergabe und der Übersetzung, vorbehalten.
Grußworte Grußworte Manfred Sauer
Erkundungen in der logischen Familie Frank Ahland, Susanne Abeck
Umrisse einer homosexuellen Geschichte des Ruhrgebiets Frank Ahland, Susanne Abeck
Teil 1 – Entrechtung und Verfolgung Teil 1
„Alle sind nach meiner Meinung typische Homosexuelle” Wolfgang D. Berude
Der Essener Theaterskandal 1936 Wolfgang D. Berude
Schwulenverfolgung in Dortmund im Nationalsozialismus
Vorläufige Ergebnisse neuerer Forschungen
Seitenwechsel – Spurensuche auf der Täterseite
Werkstattbericht zur Dokumentation der Verfolgung
„So zerpitzelte er die Vergangenheit in kleinste Fetzen und opferte sie dem Gully.”
Das Zeitzeug_innen-Projekt zu Biografien in der frühen Bundesrepublik
Teil 2 – Erinnern und Gedenken
Mehr als Stolpersteine
Eine persönliche Annäherung an das Gedenken homosexueller Männer
Der Gedenkort Hilde Radusch
Eine queer-feministische Intervention in andronormative Gedenkpolitiken
Perspektiven in einer neuen Dauerausstellung
Homosexuellenverfolgung als Teil der Gedenkkultur am Beispiel der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache
Teil 3 – Stationen der Selbstbehauptung
Leben, Lieben und Arbeiten im Ruhrgebiet
Ein feministisches Netzwerk um 1900
Im Dazwischen
Zur paradoxen Situation von Lesben in den Neuen Sozialen Bewegungen (Homosexuellen- und Frauenbewegungen)
Blitzlichter, Dauerbrenner und Sehnsuchtsmomente
Lesbenzeiten, Lesbenorte, Lesbenleben – Lesbenbewegung im Ruhrgebiet
AIDS-Shock goes Ruhr
HIV und AIDS im Ruhrgebiet in den 1980er Jahren
Queere Körperbilder im Revier?
Männlichkeits- und Körperdiskurse in Zeitschriften für nicht-heterosexuelle Männer am Beispiel der Rosa Zone
Anmerkungen
Autorinnen und Autoren
Dieses Buch wurde ermöglicht über eine Crowdfundingaktion auf www.startnext.deund die Unterstützung von:
Bodo Busch, Nina Schuster, Claudia Tekampe, Josef Jürgens, Christian Köther, Jochen Fischer, Michael Jähme, Markus Willeke, Manfred Buhl, Manuel Izdebski, Volker Borchers, Eugen Furch, Rainer Clauss, Pia Honikel, Michael Meyer, Dr. Axel Wippermann, Gerben van der Linden, Käthe Hientz, Andreas Boscher, Christoph Kremer, Ralf Wahlenmaier, Nico Olejniczak, Malte Kloeckner, Thomas Maschek, Reinhard Wiesemann, Daniel Thäsler, Peter Stukenborg, Jan Villwock, Uwe Rentrop und zahlreiche anonyme Spender.
Manfred Sauer
Grußwort des Bürgermeisters der Stadt Dortmund
Am 5. November 2015 ist mit Hans Mommsen einer der wichtigsten Historiker der NS-Zeit gestorben. In einem Nachruf hat die Süddeutsche Zeitung seine „unbequemen Blicke auf die Vergangenheit” gewürdigt und an sein historisches Credo von 1964 erinnert: Zeitgeschichte, so Mommsen, dürfe „nicht dabei stehen bleiben, eine Kritik der Vergangenheit zugunsten der gelebten Gegenwart zu liefern”, sondern müsse „die Geschichte der jüngsten Vergangenheit von den Fragen her neu durchdenken, die von ihr her über Tage oder unterirdisch auf das gegenwärtige Handeln einwirken”. 1Diesem Ansatz wird auch die heutige Veranstaltung gerecht, denn sie gibt nicht nur Zeugnis über die „schwul-lesbischen Lebenswelten an Ruhr und Emscher im 20. Jahrhundert”, sondern setzt diese auch in Verbindung mit der „Jetztzeit”.
Diese Tagung nimmt sich zudem eines Themas an, das zeigt, dass sich Geschichte meist nicht zum Besseren verändert: Während die Antike keinen Unterscheid zwischen hetero- und homosexueller Veranlagung kannte, ist bereits im Alten Testament nachzulesen: „Du sollst nicht bei einem Mann liegen wie bei einer Frau, es ist ein Gräuel.” (3. Buch Mose) Im Spätmittelalter wurde gleichgeschlechtlicher Liebe auf dem Scheiterhaufen ein Ende gesetzt – und selbst im 19. und 20. Jahrhundert wurde eine homosexuelle Liaison noch mit Gefängnis bestraft. Nachdem das Reichsstrafgesetzbuch 1871 den sexuellen Akt zwischen Männern als „widernatürliche Unzucht” definierte und einflussreiche Psychiater Homosexuellen eine angeblich erbliche neuropsychologische Störung attestierten, war der Boden für eine erneute Radikalisierung strafrechtlicher Verfolgung bereitet. Heute sind wir in einer Gedenkstätte versammelt, die als eine der ersten in Deutschland die Verfolgung homosexueller Männer und Frauen zum Thema gemacht hat. Heute wissen wir, dass während der NS-Zeit an diesem Ort 650 homosexuelle Männer inhaftiert waren – weit mehr als bisher bekannt.
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