Aber ich nicht. Das machst du mit Absicht!
»Weiß nicht, hab jetzt eigentlich keine Lust mehr.«
»Ach!«
»Was ›ach‹? Ich hatte einen langen Tag.«
»Komm jetzt mit in den Keller.«
»Ich kann aber nicht garantieren, dass ich in Stimmung komme.«
»Aber vorhin wolltest du doch unbedingt … Komm jetzt einfach mit, wir müssen ja nicht gleich herumficken.«
»Nein, müssen wir nicht.«
»Kuscheln ist doch auch ganz schön.«
»Ich dusch auch noch schnell.«
*****
Fünf Ohrfeigen, 30 Meter Seil, ein paar Striemen und ein zerwühltes Laken später:
»Siehst du!«
»Na ja.«
»Na ja? Was heißt hier ›na ja‹?«
»Also gut, ich war wirklich nicht schlecht.«
»Blöder Kerl.«
»Blöder Kerl? Der blöde Kerl gibt dir gleich …«
»Oh, bitte, bitte, nein, nein …«
»Ach, wir machen uns lustig?«
»Würde ich niee… mmmpff«
Knebel sind ein tolle Erfindung .
*****
Eine weitere Strophe später:
»Was zappelst du denn so rum? Schlaf!«
»Jetzt bin ich wach.«
»Ich auch.«
»Scheiße.«
»Macht’s dir was aus, wenn ich hoch gehe und noch ein wenig fernsehe?«
»Ich schau noch schnell ins Internet.«
»Ja.«
»Schön war’s aber.«
»Ja. Doch.«
»Geh nicht so spät ins Bett.«
»Ja.«
»Hoffentlich klappt das morgen mit Mathe.«
»Wird schon.«
Bondage
Gut also: Die Schöne ist nackt und bereit, du hast nun mehrere Seile von zum Beispiel den beschriebenen vier bis fünf Metern Länge zur Hand und möchtest dein Werk beginnen. Praktischerweise sind die Seile jeweils zusammengerollt, man kann das schnell bewerkstelligen, indem man sie über Handfläche und Ellbogen wickelt und die aufgewickelten Schlaufen zu einer Acht zusammendreht. Eher ungünstig kommt es, wenn du die Seile während der Session ineinander verwurstelt aus der Truhe ziehst: Das mühsame Entwirren nimmt doch viel von der erwartungsvollen Spannung, nicht wahr?
So nimmst du also das erste Seil in die Hand. Normalerweise beginnt man, indem man die Mitte des Seiles sucht, denn die meisten Bondage-Techniken, die ich kenne, sind symmetrisch aufgebaut, d. h., man nimmt das Seil doppelt. Gerade bei Gliedmaßen ist es sehr opportun, mit einer Schlaufe zu beginnen. Beispielsweise bei den zusammengehaltenen Handgelenken fasst man die Mitte des Seils, legt sie an die Gelenke, führt die beiden parallelen Enden um die Handgelenke herum und fädelt sie durch die Schlaufe, welche die umgefaltete Seilmitte nun bietet. Nachdem man leidlich straff gezogen hat, bietet es sich an, die beiden Seilenden im Gegensinn um die beiden Unterarme zu wickeln, bis die Enden zueinander geführt und miteinander verknotet werden. Das Ergebnis ist optisch ziemlich befriedigend – so man parallel und nicht wild überschneidend wickelt – und es geht mit etwas Übung auch sehr schnell. Am verträglichsten ist die Fesselung der Handgelenke, wenn sie sich mit den Innenseiten berühren, weil dann die Gefahr, die Durchblutung einzuschränken, geringer ist als bei gekreuzt gefesselten Armen. Aber letzteres hat eben auch seinen Reiz – die Hände müssen dann aber häufiger auf Rot- oder Blauverfärbung kontrolliert werden.
An dieser Stelle möchte ich eine praxisorientierte Oberkörper-Bondage vorstellen, welche gerade im Themenbereich »Fesselsex« ihre Berechtigung hat:
Die Schöne, immer noch bereit und in banger Erwartung des nun Folgenden, steht oder kniet mit aufrechtem Oberkörper vor dir, die Arme locker seitlich am Körper. Du hast also ein langes Seil in der Hand und suchst dessen Mitte. Diese Mitte legst du zwischen ihre Schulterblätter, etwas oberhalb der Stelle, an der ihr BH-Verschluss liegen würde, wenn sie jetzt gerade einen tragen dürfte. Du drückst das Seil mit den Fingern gegen ihre Wirbelsäule. Mit der freien Hand führst du eines der beiden Seilenden unter ihrer Achsel hindurch nach vorne und über ihr Schlüsselbein, also zwischen Hals und Schulter, wieder zum Rücken. Dort lässt du es zunächst nach unten hängen. Dann machst du mit dem zweiten Seilende dasselbe an der anderen Schulter. Etwas unterhalb des Nackenansatzes knüpfst du dann einen gemeinsamen Knoten in die beiden Seilenden, die jeweils etwa anderthalb Meter lang sein dürften. Diese Anordnung ist ein sehr belastbarer Ersatz für eine Schlinge um den Hals. Letztere ist zumindest aus meiner Sicht für Fesselsex absolut ungeeignet. Machen wir uns nichts vor, Fesselsex ist eine der Königsdisziplinen im SM-Bereich, und er wird dich noch genügend in den Spagat zwingen: Die für den genitalen Sex notwendige Leidenschaft steht der gleichzeitigen Anforderung, komplexe technische Verrichtungen auszuüben, deutlich entgegen. Jemanden gefesselt zu ficken birgt gewisse Risiken in sich, der passive Part ist nicht ohne weiteres fähig, gesundheitliche Beeinträchtigungen weiterzumelden, oder er ist nicht einmal dazu in der Lage, sie überhaupt wahrzunehmen. Die Gestaltung, die Durchführung des Ganzen liegt alleine bei dir, dem Aktiven. Die Schöne genießt und duldet, du hast auf sie aufzupassen. Das steht der Entfaltung wilder Leidenschaft doch etwas entgegen.
Nimm zum Vergleich einen Bullwhip–Peitschenschwinger: Kaum jemand würde erwarten, dass er seine Bottom 3präzise peitscht, während er gleichzeitig oral befriedigt wird. Sex und Sadismus sind dort zeitlich eher getrennt. Beim Fesselsex hingegen findet beides gleichzeitig statt. Und weil dem so ist und weil deine Aufmerksamkeit auf deinen Genuss der Schönen fokussiert sein sollte, statt gegen potenzielle Bedrohungen ihrer Gesundheit anzukämpfen, propagiere ich sichere Fesselungen. Deshalb liegt die Schlinge jetzt also nicht um ihren Hals.
Der Knoten mit den beiden herunterhängenden Seilenden ist ein Fixpunkt, von dem aus Zug nach oben ausgeübt werden kann, beispielsweise auf die gefesselten Unterarme, auf die Fußknöchel in einer Hogtied-Position, auf einen Bondagehaken, der in das Rektum der Schönen eingeführt ist. Um ersteres auszuführen, nimmst du die Unterarme deiner Geliebten und kreuzt sie hinter ihrem Rücken. Dann schiebst du sie langsam nach oben, bis die Unterarme parallel liegen. In dieser Stellung bindest du sie fest, indem du die beiden Seilenden in mehreren Lagen um die beiden Unterarme schlingst. Diese Position der Arme müsste einigermaßen erträglich sein. Langsam solltest du dennoch vorgehen, denn bei der Fesselung der Arme hinter dem Rücken werden die Schultergelenke belastet und in eine Position gebracht, die Schwierigkeiten mit den darin verlaufenden Nervenbahnen erzeugen kann: Schmerzen, die vermeintlich im Ellbogen oder den Handgelenken bzw. den Fingern auftreten, können durch Quetschungen der Nerven in den Schultergelenken hervorgerufen worden sein. Die verschränkte Position der Unterarme hinter dem Rücken ist da verhältnismäßig milde, die in den einschlägigen Videoclips gezeigte Aneinanderfesselung der Ellbogen hinter dem Rücken belastet die Nervenbahnen meines Erachtens deutlich mehr. Wenn überhaupt, würde ich mich bei dieser Art Fesselung nur langsam an Extreme herantasten.
Die Verschränkung der Unterarme ist angenehm kompakt. Sie kann, da ggf. noch Seillänge übrig ist, weiter stabilisiert werden, indem die Seilenden um den Ellbogenansatz geschlungen werden und die beiden Oberarme gegeneinander ziehen. Der Vorteil dieser Fesselung zeigt sich in der Praxis – dieses Buch hat sich ja »Fesselsex« auf die Fahnen geschrieben: Eine halbwegs weiche Matratze vorausgesetzt, kann die Schöne ohne weiteres eine Weile auf dem Rücken liegen, die Unterarme sorgen dafür, dass sich die Brust etwas herauswölbt. Auf gekreuzten Handgelenken zu liegen, wäre deutlich unangenehmer und würde die Zeit, die für die Rückenlage zur Verfügung stünde, deutlich verkürzen.
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