Wem die folgenden Erläuterungen zu ausführlich sind, kann das Kapitel natürlich überspringen, sollte sich aber unbedingt merken, dass hier kolloidales Silber immer mit elementarem Silber gleichgesetzt wird.
Wissenschaftlich betrachtet ist kolloidales Silber eine flüssige Dispersion elementaren Silbers oder eine flüssige Dispersion schwer löslicher Silberverbindungen. Zur gesundheitlichen Anwendung, wie sie in diesem Buch beschrieben wird, darf nur die erste Variante (elementares Silber) verwendet werden.
Der Begriff Dispersion wiederum umfasst viele unterschiedliche Systeme. Bei einem Gemenge aus mindestens zwei nicht oder kaum ineinander löslichen Stoffen, die keine chemische Verbindung miteinander eingehen, spricht man von Dispersion. Die meisten Dispersionen sind wiederum Kolloide. In ihnen wird ein Stoff, die dispergierte Phase (zum Beispiel elementares Silber) sehr fein in einem zweiten Stoff, dem Dispersionsmittel (zum Beispiel destilliertes Wasser) verteilt. Je nachdem, welche Phasen vorliegen, spricht man zum Beispiel von Emulsionen (flüssig-flüssig wie bei der Milch), Schäumen (flüssig-gasförmig wie beim Seifenschaum) oder Aerosolen (gasförmig-flüssig wie beim Nebel oder gasförmig-fest wie beim Rauch).
Suspensionen wiederum liegen dann vor, wenn wie beim kolloidalen Silber kleinste Partikel eines Feststoffs (elementares Silber) fein verteilt in einer Flüssigkeit (destilliertes Wasser) vorliegen.
Je nach Partikelgröße des im Dispersionsmittel verteilten Stoffs unterscheidet man zwischen molekular dispers (kleiner als 1 Nanometer), kolloid dispers (1 Nanometer bis 1 Mikrometer) oder grob dispers (größer als 1 Mikrometer). Kolloidales Silber fällt in die zweite Gruppe.
Zusammenfassend kann man die Voraussetzungen für ein Kolloid folgendermaßen beschreiben:
1. Es müssen unterschiedliche Bestandteile vorliegen, zum Beispiel Silber und Wasser.
2. Die Bestandteile müssen unterschiedlichen Phasen angehören, zum Beispiel flüssig/fest oder gasförmig/flüssig.
3. Die Partikel dürfen nicht ineinander löslich sein oder eine chemische Verbindung miteinander eingehen.
Um es noch einmal zu betonen: Bei Salzen liegt eine völlig andere Situation vor. Gibt man zum Beispiel Kochsalz (Natriumchlorid) in Wasser, löst sich das Salz sofort in positiv geladene Kationen (Na +) und negativ geladene Anionen (Cl -). Das bedeutet, dass die Natriumionen ein Elektron weniger haben, als ihnen „zusteht“ und die Chloridionen haben entsprechend ein Elektron zu viel. Befinden sich noch andere Kationen und Anionen in dem Wasser, dann können sich andere Salze bilden, gegebenenfalls sogar Schwermetallsalze. In reinem destilliertem Wasser (H 2O) gibt es solche Verunreinigungen nicht. An Ionen befinden sich darin nur einige Protonen (H += Wasserstoffatome, denen ein Elektron fehlt) und Hydroxylionen (OH -) mit einem überschüssigen Elektron.
Dasselbe passiert auch mit Silber, wenn sich einzelne positiv geladene Silberionen (Ag +) aus dem elementaren Verband lösen. Solange wir mit destilliertem Wasser arbeiten, passiert nichts Dramatisches. In einem solchen System „ist die Silberwelt noch in Ordnung“. Wehe aber, es befinden sich Verunreinigungen (schon ein einziges Körnchen Kochsalz genügt) in dem zur Herstellung von kolloidalem Silber verwendeten Wasser. Dann entstehen möglicherweise gefährliche Silbersalze statt gesundheitsförderndes kolloidales Silber.
Wie schon erwähnt, wird der Unterschied zwischen Salzen und Suspensionen oft ignoriert, und auch Silbersalze oder gar Silberproteinverbindungen werden mit elementarem kolloidalem Silber in einen Topf geworfen. Das machen leider sogar als Autoritäten angesehene Fachleute. Deshalb darf man sich nicht wundern, wenn es immer wieder zu falschen Berichterstattungen in den Medien kommt. Allerdings, das sei auch betont, trifft die unseriösen Anbieter von angeblichem kolloidalem Silber, die ihre Produkte obendrein als Allheilmittel anpreisen, eine große Mitschuld daran, dass ein altbewährtes Heilmittel immer wieder zu Unrecht in Misskredit gerät.
In diesem Buch ist von solchem kolloidalen Silber die Rede, das möglichst viel elementares Silber enthält, keinesfalls aber geht es hier um Silbersalze oder andere Silberverbindungen. Mit einem Silbergenerator hergestelltes kolloidales Silber besteht aus nur etwa 15 Atomen und hat einen Durchmesser von knapp einem bis zu etwa fünf Nanometern. Deshalb spricht man auch von Nanosilber. Ein Nanometer ist ein tausendstel Mikrometer und ein Mikrometer wiederum ein Tausendstel Millimeter. Zum besseren Verständnis der Partikelgröße kann man sich vergegenwärtigen, dass Bakterien mit einer Größe von 200 bis 80 000 Nanometern 40- bis 16 000-mal größer sind als ein Silberkolloidpartikelchen. Weitere Größenvergleiche finden Sie in der folgenden Tabelle.
Objekt |
Größenordnung |
Silberion (Ag +) |
0,115 nm (= 1,15 Ångström) |
Silberatom |
0,175 nm (= 1,75 Ångström) |
Glukosemolekül |
0,7 nm (= 7 Ångström) |
Kolloidales Silber (ca. 15 Atome) |
1–5 nm (= 10–50 Ångström) |
Viren |
20–300 nm (= 0,02–0,3 Mikrometer) |
Bakterien |
200–80 000 nm (= 0,2–80 Mikrometer) |
Rotes Blutkörperchen |
7 500 nm (= 7,5 Mikrometer) |
Haardurchmesser (Mensch) |
40 000–100 000 nm (= 40–100 Mikrometer) |
Menschliche Eizelle |
150 000 nm (= 150 Mikrometer) |
Nachfolgend eine Übersicht, in der einige Maße in Beziehung zueinander gesetzt sind:
1 m |
ein Meter |
= 1 000 mm |
= eintausend Millimeter |
= 1 000 000 m m |
= eine Million Mikrometer |
= 1 000 000 000 nm |
= eine Milliarde Nanometer |
= 10 000 000 000 Å |
= zehn Milliarden Ångström |
Nachdem wir uns nun den Unterschied zwischen Kolloiden und Lösungen, zwischen elementarem Silber und Silbersalz, vergegenwärtigt haben, müssen wir wieder etwas relativieren. Bei der Herstellung von kolloidalem Silber mittels Silbergenerator entsteht leider nicht nur reines Silber, wie es wünschenswert wäre. Davon lassen sich bei diesem Prozess nur 10 % bis höchstens 25 % gewinnen. Der Rest besteht tatsächlich aus ungefährlichen Silberionen (Ag +). Nun werden Sie sich fragen, weshalb es denn dann überhaupt so wichtig ist, bei der Herstellung von kolloidalem Silber auf reines, destilliertes Wasser zu achten? Ganz einfach: Wenn sich Verunreinigungen in dem verwendeten Wasser befinden, bildet sich nur eine große Menge Silbersalz, aber kein elementares Silber.
Traditionelles Heilmittel von moderner Medizin wiederentdeckt
Eine umfassende Einführung in die Hintergründe von und die Erfahrungen mit kolloidalem Silber gibt das Buch Immun mit kolloidalem Silber. Deshalb soll hier ein kurzer geschichtlicher Abriss genügen; denn das vorliegende Buch hat seinen Schwerpunkt im praktischen Einsatz von kolloidalem Silber.
Neben Gold und Platin ist Silber eines der begehrtesten Edelmetalle. Das weiß glänzende, weiche Silber ist das Element mit der besten elektrischen und thermischen (Wärme-) Leitfähigkeit und kommt zwanzigmal häufiger vor als Gold. Es wurde schon sehr früh zur Herstellung von Schmuck, Tafelgeschirr und Münzen verwendet.
In der chinesischen Akupunktur wurden schon früh Silbernadeln benutzt und seit ungefähr dreitausend Jahren ist bekannt, dass Wasser länger trinkbar bleibt, wenn es in Silbergefäßen aufbewahrt wird. In fast allen Medizinrichtungen finden sich seit Jahrhunderten Hinweise auf die Bedeutung von Silber und Silberverbindungen. Selbstverständlich fehlen sie auch nicht in der Alchemie und der christlich geprägten Medizin, zum Beispiel bei Hildegard von Bingen.
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