Nach einer Einstimmung in das Problem, zum Beispiel „Ich habe diese schreckliche Höhenangst“, wird eine eventuell vorhandene Psychologische Umkehr korrigiert, bevor alle Punkte der zwölf wichtigsten Meridiane geklopft werden. Danach wird der Erfolg der Balance bewertet.
Während es bei TFT wichtig ist, mithilfe des Muskeltests betroffene Punkte zu finden, die über ihre Verbindung zu bestimmten Emotionen wirken, ist es bei EFT wichtiger, den Einstimmungssatz – das so genannte „Set-up“ – passend zu wählen und damit das Problem möglichst genau anzusprechen.
Die Vorteile von EFT sind, dass keine kinesiologische Sitzung und keine vorherige Einordnung des Problems in ein Schema notwendig sind. Das macht EFT sehr einfach und unkompliziert und ist deshalb sehr für die Selbsthilfe geeignet. Die Technik und die Lage der Punkte sind einfach zu erlernen und lassen sich auch anderen schnell vermitteln. Auch das begleitende (Selbst-)Gespräch empfinde ich oft als sehr hilfreich.
Der Nachteil der Technik ist, dass sie etwas unspezifischer als TFT ist – weil sie ohne den Muskeltest arbeitet. Deshalb kann es sein, dass Sie bei sehr komplexen Problemen EFT häufiger anwenden müssen. Und wegen der Bedeutung des Einstimmungssatzes braucht es ein gewisses Einfühlungsvermögen und Ehrlichkeit Ihnen selbst gegenüber. Aber beides entwickelt sich meiner Erfahrung nach zunehmend mit der Anwendung von EFT.
Ich selbst habe Erfahrungen mit unterschiedlichen Techniken der Energy Psychology gesammelt. Für mich ist EFT die wirksamste und unkomplizierteste Richtung, die ich allerdings bei Bedarf mit einer etwas erweiterten Korrektur der Psychologischen Umkehr (siehe Kapitel 3 und 4) und entsprechenden Sequenzen von TFT oder anderen Techniken kombiniere, wie ESM (Emotionales Selbstmanagement, begründet von den Psychologen Peter Lambrou und George Pratt).
Wissenschaftliche Studien zur Wirksamkeit von TFT und EFT
Es gibt inzwischen sowohl zur Wirksamkeit von TFT als auch von EFT eine Reihe empirischer Studien.
Für TFT ist das, neben den klinischen Studien von Callahan selbst, vor allem die Figley/Carbonell-Studie von 1995. Die beiden Psychologen Dr. Charles Figley und Dr. Joyce L. Carbonell untersuchten die Wirksamkeit von vier relativ neuen Methoden, darunter auch TFT, bei Patienten mit Traumata oder Phobien. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass TFT die Symptome deutlich besser reduzierte als die anderen drei.
Eine weitere Studie stammt von Dr. Stephen Daniel, einem Schüler Callahans. Er arbeitete mit 214 Kollegen, die an unterschiedlichen psychischen und körperlichen Problemen litten und die noch auf keine andere Methode angesprochen hatten. Er verwendete dabei die so genannte „Voice Technology“, eine sehr ausgefeilte Variante von TFT. Der durchschnittliche Stress-Wert der Kollegen (der subjektive Stress, den ein Problem verursacht), sank nach nur einer Sitzung von 7,74 auf 1,11 und blieb bei den meisten dauerhaft auf diesem niedrigen Wert.
Dass TFT bei der Reduktion von Symptomen des posttraumatischen Stress-Syndroms sehr hilfreich ist, zeigt die Studie von Dr. Robert L. Bray und Crystal Folkes. Sie wandten TFT bei Einwanderern und Flüchtlingen mit PTSD-Symptomen an. Dabei zeigte sich, dass bei fast 80 Prozent der Teilnehmer ein deutlicher Rückgang in der Häufigkeit und Schwere der mit posttraumatischem Stress verbundenen Symptome zu verzeichnen war.
Alle Studien zeigten, dass TFT bei einer breiten Palette psychischer Beschwerden wirksam ist.
Aber auch zu EFT gibt es mittlerweile eine Reihe von empirischen Studien. So untersuchte der australische Psychologe Steve Wells die Wirkung von EFT bei Menschen mit einer Phobie vor Insekten und Kleintieren, wie Mäusen, Ratten oder Spinnen. Die Probanden wurden in zwei Gruppen aufgeteilt, wobei die erste EFT lernte, während die zweite Gruppe eine Technik der Zwerchfellatmung anwandte, die speziell zur Verminderung von Angst entwickelt wurde. Das Ergebnis dieser Studie war, dass die Gruppe mit EFT eine deutlich höhere Reduktion ihrer Symptome erreichte als die Vergleichsgruppe mit der Tiefenatmung. Bei einer Nachuntersuchung neun Monate später zeigte sich, dass der verbesserte Zustand bei den Patienten aus der EFT-Gruppe noch immer anhielt.
Zwei weitere Untersuchungen wurden von Dr. Paul Swingle durchgeführt. Bei der ersten untersuchte er den Effekt von EFT bei Opfern von Verkehrsunfällen, die unter PTSD litten. Diese Probanden zeigten drei Monate nachdem sie EFT gelernt hatten, deutliche positive Veränderungen. Sowohl die Symptome als auch die für PTSD typischen Gehirnwellenmuster hatten sich signifikant verringert.
In der anderen Studie untersuchte Swingle die Wirkung von EFT bei Kindern mit Epilepsie. Dabei konnte er eine deutliche Reduktion der Anfallshäufigkeit und -schwere sowie eine deutliche Verbesserung ihrer EEG-Werte feststellen.
Weitere Studien zu EFT werden derzeit vorbereitet, Informationen dazu finden Sie im Internet unter www.emofree.com, der Homepage von Gary Craig.
Erklärungsansätze zur Wirksamkeit der Energy Psychology®
Vielen Menschen geht es vermutlich wie mir: Sie möchten nicht nur wissen, ob etwas funktioniert, sondern auch wie es funktioniert. Über die Wirkungsweise von EFT und der anderen Techniken aus dem Bereich der Energy Psychology gibt es noch viele weitere Hypothesen und Erklärungsmodelle, die sich naturgemäß unterscheiden, je nachdem, aus welcher Fachrichtung sie kommen. Zwei dieser Modelle möchte ich hier kurz vorstellen und diese dann mit meiner eigenen Hypothese ergänzen.
Callahan und die Gedankenfeld-Theorie
Ein Gedankenfeld ist für Callahan eine Art elektromagnetisches Muster, das aus allen Gedanken, Gefühlen und sonstigen Impulsen zu einem bestimmten Thema besteht. Seines Erachtens entstehen negative Gefühle nicht im Meridiansystem, sondern durch so genannte „Störungen“ im vorgeschalteten Gedankenfeld. Die Störung im Gedankenfeld löst eine Unterbrechung im Meridiansystem aus, und diese wiederum empfinden wir als negative Emotion oder Schmerz. Callahan definiert eine Störung als gedachte Einheit in einem Gedankenfeld, die entweder durch das Erleben eines Traumas oder durch Vererbung entsteht. Sie ist eine isolierbare Einheit und für Callahan die grundlegende Ursache jeder emotionalen Störung. Jede Störung hat aufgrund ihrer spezifischen Frequenz eine Entsprechung im Meridiansystem und löst dort bei dem mit ihr verbundenen Meridian einen „Kurzschluss“ aus, den wir wiederum als negative Emotion empfinden. Gedanken und Gefühle sind damit für Callahan nicht automatisch miteinander verbunden, sondern sind getrennte, nur durch die Störung miteinander verbundene Einheiten.
Eine erfolgreiche Methode, zum Beispiel TFT, bewirkt seiner Ansicht nach den Zusammenbruch einer Störung im Gedankenfeld. Dadurch löst sich der „Kurzschluss“ in dem mit der Störung verbundenen Meridian und damit auch das negative Gefühl.
Elektrochemische Veränderung von Gehirnwellenmustern durch neurale Plastizität
Während sich Roger Callahan mehr mit den Inhalten und Auswirkungen von Gedankenfeldern und Grundstrukturen beschäftigt (dem „Was“), ist das Interesse der Naturwissenschaften eher darauf ausgerichtet, was genau im menschlichen Organismus bei der Arbeit mit Energy Psychology passiert (das „Wie“). Wie kann es grundsätzlich sein, dass das einfache Klopfen von Punkten auf der Haut biochemische und andere Veränderungen hervorruft, und wie lässt sich die oft sofort eintretende Wirkung auch bei komplexen Phänomenen wie Phobien erklären?
Akupunkturpunkte haben eine erhöhte elektrische Leitfähigkeit und das Klopfen dieser Punkte sendet elektrochemische Impulse an die Bereiche des Gehirns, die für die Angst- und Stressreaktion verantwortlich sind. Dieser Effekt lässt sich mithilfe eines EEG gut nachvollziehen: Jede Emotion und jeder mentale Zustand weisen spezifische Gehirnwellenmuster oder elektrische Signaturen auf –Angst zeigt zum Beispiel ein anderes Muster als Depression –, die sich mithilfe einer Stimulation von Akupunkturpunkten sofort und dauerhaft verändern lassen. Das ist durch konventionelle Therapie oder Medikamente in dieser Form nicht möglich. Bei der Arbeit an komplexen Problemen wie Phobien scheint ein Phänomen, das sich „neurale Plastizität“ nennt, eine Rolle zu spielen. Dabei handelt es sich um die Fähigkeit des Gehirns, seine eigene Struktur zu verändern. Je nachdem was passiert, während Sie zum Beispiel an Ihre Phobie denken, entscheidet sich, ob die neuronalen Verbindungen zwischen dem Angst auslösenden Bild und der Emotion stärker oder schwächer werden. Diesem Modell zufolge würde sich die Energy Psychology diese Fähigkeit unseres Gehirns zunutze machen, indem sie ein bekanntes Bild aufruft, gleichzeitig aber eine andere emotionale Reaktion anbietet – die alte damit sozusagen überschreibt.
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