Aus dem Englischen übersetzt von
Helmut Dierlamm
www.hannibal-verlag.de
Impressum
Originalausgabe
© 2011 by Hannibal
Hannibal Verlag, ein Imprint der Koch International GmbH,
A-6604 Höfen
www.hannibal-verlag.de
ISBN 978-3-85445-350-5
Auch als Paperback erhältlich: ISBN 978-3-85445-349-9
Der Autor:
Mark Miller kam schon 1970 zum Rock ’n’ Roll-Business und arbeitete für Stars wie Elton John oder Rod Stewart. 1978 traf er erstmals Bob Marley, der ihm den Job als Stage Manager anvertraute. Mehr als 3 Jahre lang reiste Mark Miller mit Bob Marley & the Wailers um die ganze Welt und trug für 124 umjubelte Konzerte die Verantwortung. Auf dem Höhepunkt des Erfolges verstarb Bob Marley 1981 an Krebs. Mark Miller blieb dem Reggae treu, veranstaltete Konzerte und managte The Wailers und Junior Marvin.
Übersetzung: Helmut Dierlamm
Lektorat: Eckhard Schwettmann, Gernsbach
Korrektorat: Otmar Fischer, Münster
Layout und Satz: www.buchsatz.com, Innsbruck
Coverdesign: bürosüd, München
Coverfoto: Roger Steffens, Reggae Archives
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlags nicht verwertet oder reproduziert werden. Das gilt vor allem für Vervielfältigungen, Übersetzungen und Mikroverfilmungen sowie die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Einleitung
Danksagung
Vorwort von Junior Marvin
Kapitel eins
Nebelschwaden in Vancouver:
Erste Begegnung mit Bob Marley
Kapitel zwei
Die Kaya Tour
Fotostrecke 1
Kapitel drei
Bob Marley
Kapitel vier
Die Survival Tour
Kapitel fünf
Bob Marley in eigenen Worten
Kapitel sechs
Die Band
Fotostrecke 2
Kapitel sieben
Die Uprising Tour
Kapitel acht
Interviews mit Bob Marley
Kapitel neun
Bob, das Kraut, das Essen und die Fans
Anhang
Internationale Tourneen
Mark Millers 124 Konzerte mit Bob Marley and the Wailers
Bob Marleys Leben: eine Chronologie
Diskografie
Tourpläne
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»Jeder Mensch hat das Recht, sein Schicksal selbst zu bestimmen.«
Bob Marley
Bob Marley brachte mit dem Reggae eine fruchtbare, kreative und originelle Form des Rhythm and Blues in die Welt. Der Reggae hatte so großen Einfluss auf die Popmusik des Westens, dass er nach Jazz und Blues die dritte »musikalische Mutter« des 20. Jahrhunderts wurde und Formen wie Hip Hop, House, Electro, Techno, Jungle, Dancehall und viele andere Stilrichtungen prägte.
Der Reggae war eng mit dem Dub verbunden, der im Kingston der siebziger Jahre von King Tubby geschaffen, entwickelt und perfektioniert wurde und das Remix-Zeitalter einleitete. Tubby erreichte beispiellose künstlerische Höhen, bevor seine Techniken zehn Jahre später überall aufgegriffen wurden. Auch die gesamte DJ-Kultur, den Rap eingeschlossen, ist größtenteils in Jamaika entstanden, bevor sie den Rest der Welt und insbesondere die Bronx eroberte.
Aber auch jenseits des Reggae hat Bob Marleys Musik alle Arten von Zuhörern erreicht und Genres transzendiert, wie ein immer noch expandierender Kult in der ganzen Welt des 21. Jahrhunderts beweist. Diese Dimension ist unendlich wichtiger als die eines normalen Popsängers. Bob Marley suchte nach der ursprünglichen Würde seines in Jahrhunderten der Sklaverei (»Slave Driver«, »Redemption Song«) mit Füßen getretenen und danach wirtschaftlich ausgebeuteten Volkes. Er verkörpert die Hoffnung der ganzen Menschheit auf eine weltweite friedliche Revolution gegen einen Unterdrückungsapparat, den er als christlich (für die Rastas sind die Religionen der Kolonialisten Betrug) kapitalistisch, korrupt, rassistisch und heuchlerisch charakterisiert. Mit seiner Authentizität, seinem Willen und seiner beispiellosen Stärke schaffte es der erste (und letzte?) Superstar, der aus einem Entwicklungsland stammte, entgegen aller Wahrscheinlichkeit in Rekordzeit die Welt zu erobern, und das mit einer Haltung, in der sich bereits die Herausforderungen der beginnenden Globalisierung abzeichnen. Marley ist zu einem der wichtigsten universellen Symbole des Protests geworden und hat im kollektiven Unbewussten der Massen zum Teil politische Kämpfer wie Che Guevara (die Revolution im benachbarten Kuba hat Marley dennoch beeinflusst), Malcolm X, den jamaikanischen Bürgerrechtsaktivisten Marcus Garvey, Leo Trotzki, Nelson Mandela oder Thomas Sankara ersetzt.
Marley, der aus einem elenden Ghetto stammt und seinen unglaublichen Erfolg als Autodidakt errang, ist wirklich ein leuchtendes Beispiel. Mit seiner spirituellen, philosophischen und kulturellen Botschaft, gekoppelt mit einem missionarischen Einsatz für den weltweiten Konsum von Hanf, hat er ein Terrain erobert, das für das normale Personal der internationalen Popmusik völlig neu war. Er hat die Einheit der Völker, angefangen bei den afrikanischen, immer als dringende Notwendigkeit gefordert. Und er hat auf den Respekt vor der eigenen Identität und auf die Selbstverwirklichung als positiven Weg und Anfang einer Lösung verwiesen.
Als Spiegel des rebellischen Geistes der unterdrückten Völker, als exemplarischer Held und als Vorbild wird Bob Marley inzwischen schon von mehreren Generationen als verstorbener, aber bevorzugter Sprecher der Unterdrückten gesehen. Der Journalist Bruno Blum hat das einmal treffend so formuliert: »Vor allem aber ist er der erste Musiker, Autor, Komponist und Performer, der diese rebellische und symbolische Identität als Sprachrohr des Protests im Weltmaßstab rückhaltlos annimmt und verkörpert, einen Status, dem sich andere wie James Brown, Bob Dylan oder John Lennon nur annäherten, ohne ihn aus verschiedenen Gründen je ganz zu erreichen – oder anzunehmen.«
Mit seiner von den wichtigsten spirituellen und kulturellen Elementen des Rastafari geprägten Botschaft, die hartnäckig und mit Recht die Verfälschung und Verstümmelung der afrikanischen Geschichte durch die westlichen Religionen und die kolonialistische Geschichtsschreibung anprangert (»Zion Train«, »Music Lesson«), verkörpert Bob Marley mehr als bloßen sozialen Protest im engeren Sinne.
Er konfrontiert die Menschheit mit einem historischen Ansatz, der bis dahin im Wesentlichen ignoriert und dann mehr und mehr akzeptiert, studiert und wiederaufgegriffen wurde. Seine von der Rastafari-Religion geprägte Theologie in Kombination mit seiner Berühmtheit hat ihn zum Objekt vielfältiger Heiligenverehrung gemacht. Viele sehen ihn in diesem Zusammenhang als ersten multimedialen Propheten, der als Sohn eines Weißen und einer Schwarzen zum Symbol einer vereinigenden Rassenvermischung auf einem Planeten wird, dessen Zukunft in erheblichem Ausmaß von einem besseren Verständnis der Vergangenheit abhängig ist. Wie Jack Healey von Amnesty International nicht müde wird zu betonen, ist Bob Marley »das Symbol der Freiheit auf der ganzen Welt« geworden.
Oder wie die New York Times 15 Jahre nach seinem Tod vielleicht gleichermaßen ironisch wie prophetisch schrieb: »Im Jahr 2096, wenn die ehemalige Dritte Welt die ehemaligen Supermächte besetzen und kolonisieren wird, wird man Bob Marleys wie eines Heiligen gedenken.«
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