Aus dem Englischen übersetzt
von Paul Fleischmann
www.hannibal-verlag.de
Widmung
Für Mom und Dad
Impressum
Der Autor: Ben Westhoff
Deutsche Erstausgabe 2017
Titel der Originalausgabe:
„Original Gangstas – The Untold Story Of Dr. Dre, Eazy-E, Ice Cube, Tupac Shakur, And The Birth Of West Coast Rap“
© 2016 by Hachette Book Group, Inc.
1290 Avenue Of The Americas
New York, NY 10104
ISBN: 978-0-3163-8389-9
Layout und Satz: Thomas Auer, www.buchsatz.com
Cover Design © www.bw-works.com
Cover Fotocredits © Coverfotos: Eazy-E und Dr. Dre: Lynn Goldsmith/CameraPress/picturedesk.com, Tupac Shakur: AP/picturedesk.com, Ice Cube: Al Pereira/Michael Ochs Archives/Getty Images
Übersetzung: Paul Fleischmann
Lektorat und Korrektorat: Hollow Skai
© 2017 by Hannibal
Hannibal Verlag, ein Imprint der KOCH International GmbH, A-6604 Höfen
www.hannibal-verlag.de
ISBN 978-3-85445-621-6
Auch als Paperback erhältlich mit der ISBN 978-3-85445-620-9
Hinweis für den Leser:
Kein Teil dieses Buchs darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, digitale Kopie oder einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlags reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet werden. Der Autor hat sich mit größter Sorgfalt darum bemüht, nur zutreffende Informationen in dieses Buch aufzunehmen. Es kann jedoch keinerlei Gewähr dafür übernommen werden, dass die Informationen in diesem Buch vollständig, wirksam und zutreffend sind. Der Verlag und der Autor übernehmen weder die Garantie noch die juristische Verantwortung oder irgendeine Haftung für Schäden jeglicher Art, die durch den Gebrauch von in diesem Buch enthaltenen Informationen verursacht werden können. Alle durch dieses Buch berührten Urheberrechte, sonstigen Schutzrechte und in diesem Buch erwähnten oder in Bezug genommenen Rechte hinsichtlich Eigennamen oder der Bezeichnung von Produkten und handelnden Personen stehen deren jeweiligen Inhabern zu.
Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1: Das Geheimversteck
Kapitel 2: Sir Romeo
Kapitel 3: Kalt wie Eis
Kapitel 4: Original Gangsters
Kapitel 5: Du kannst einen Scheißdreck haben
Kapitel 6: Ein bisschen Gold und ein Pager
Kapitel 7: Und plötzlich brach die Hölle los
Kapitel 8: Ein hartes Geschäft
Kapitel 9: Keine gewöhnlichen Bürgerrechtsaktivisten
Kapitel 10: Jackpot
Bildstrecke
Kapitel 11: Der Vollstrecker
Kapitel 12: L.A. in Flammen
Kapitel 13: Unaufhaltsam auf dem Vormarsch
Kapitel 14: Der Funk hält Einzug
Kapitel 15: Der Erbe und der Hausmeister
Kapitel 16: Zahn um Zahn
Kapitel 17: What’s My Name?
Kapitel 18: Negativer Rap
Kapitel 19: An seiner Seite
Kapitel 20: Zeit für Klartext
Kapitel 21: Ein politischer Prophet
Kapitel 22: Die Vermarktung des Bösen
Kapitel 23: Wichtige Spuren
Kapitel 24: Beklemmung und vorgetäuschter Heldenmut
Epilog
Danksagungen
Quellen
Bibliografie
Videografie
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Er war ein frech daherredender, bewaffneter Gauner, der das Image des jungen Streetkids aus Compton – hart, aggressiv und die Schnauze voll davon, für andere den Fußabtreter zu spielen – salonfähig machte. Sein Aufstieg war rasant und er veränderte die Popmusik nachhaltiger als fast jeder andere, da er nicht nur ein Performer war, der für seine hypnotische Rap-Kadenz bekannt war, sondern auch als Mogul die Strippen zog und somit zu Reichtum gelangte. Sein Ziel war es zu schockieren, doch seine Texte waren nicht krasser als das, was er selbst erlebte. Er war ein Weiberheld und ein Familienmensch, ein treuer Freund und ein brutaler Gegenspieler, dem die Art von Gewalt nicht fremd war, die die musikalische Lawine, die er losgetreten hatte, prägen sollte. Als er 1993 in einer Folge der Arsenio Hall Show auftrat, stellte ihn der Moderator seinem Publikum als den „Paten des Gangster-Rap“ vor.
Aber damals im Jahr 1985, bevor er als Eazy-E bekannt wurde, war er einfach Eric Wright, ein 21 Jahre alter Drogendealer. Während seine Kumpels aus dem Südosten von Compton ihren Kater ausschliefen, war Eric schon oft sehr früh am Start. Er las die Los Angeles Times und streifte sich dann ein weißes T-Shirt und weiße Schlauchsocken über. Die Socken zog er sich weit über seine blauen Leinensneakers. Ein Pager und eine blickdichte Sonnenbrille, sogenannte „Locs“, komplettierten seinen Look. Die Tage auf der South Muriel Avenue, jener baumlosen Straße in Compton, in der er lebte, waren in der Regel von grellem Tageslicht und sengender Hitze geprägt. Er stammte im Gegensatz zu vielen anderen Kids aus der Umgebung aus stabilen Familienverhältnissen. Sein Vater arbeitete im Postamt und seine Mutter an einer Montessori-Schule. Eric war hingegen nicht so rechtschaffen unterwegs.
Bevor er das Haus verließ, dehnte er die elastischen Bänder an seinen Socken und stopfte aufgerollte Geldscheine hinein. „Ständig lief er mit 2.000 Dollar in seinen Socken herum“, erzählt Arnold „Bigg A“ White, ein Freund aus Kindertagen. „Eric hatte überall Geheimverstecke für seine Kohle.“ Er stopfte sich etwas davon in der elterlichen Garage auf und steckte sich sogar ein paar Dollar in die Taschen seiner Levi’s 501. Aber in seinen Socken versteckte er den Großteil seines Bargelds. Wenn ein Obdachloser oder Straßenräuber Geld von ihm wollte, stülpte er einfach seine Taschen nach außen und zuckte mit den Schultern.
In den paar Jahren zuvor war Rap in der Gegend explosionsartig populär geworden und Eric machte sich gelegentlich Gedanken darüber, es mal mit Hip-Hop zu versuchen. Allerdings behielt er das zumeist für sich. Stattdessen konzentrierte er sich auf sein Geschäft. Eric war zwar nicht der größte Drogendealer der Gegend, aber er kam gut über die Runden. Freebase-Kokain war in Los Angeles gerade groß im Kommen. Jeder hatte plötzlich Bedarf: drogenabhängige Mütter, alte Typen mit glasigen Augen, die durch die Straßen irrten, einfach jeder. Die Leute nahmen sogar lange Anreisen nach Compton auf sich, um sich zu versorgen.
Crack sollte schon bald schweren Schaden in der Community anrichten, aber noch ahnte niemand, wohin die Reise gehen sollte. Nicht einmal die Polizei wusste, was sie von diesem scheinbar harmlosen, geruchlosen Zeug halten sollte. „Sie erwischten dich mit Crack und ließen dich mit einer kleinen Strafe davonkommen“, erzählte Mark „Big Man“ Rucker, Eazys Partner beim Dealen.
Das Geld, das das Crack ins Viertel spülte, war überall sichtbar. So mancher protzte mit seinen Goldketten und kurvte im Nissan-Truck durch die Gegend, mit Niederquerschnittreifen als Lowrider getarnt. Doch als sich der Drogenhandel zunehmend als Goldgrube herausstellte, entflammten auch Kämpfe um die territoriale Vorherrschaft. „Als nächstes versuchten alle zu expandieren“, sagt Vince Edwards, ein Rapper aus Compton, auch bekannt als CPO Boss Hogg. „Ein oder zwei Häuserblöcke reichten nicht mehr aus, wir brauchten noch eine zusätzliche Nachbarschaft.“
Eric selbst nahm keine Drogen. Er trank nicht einmal. Seinen Freunden erklärte er, dass er den Geschmack von billigem Starkbier nicht mochte. Er wusste aber auch, dass ihm seine nüchterne Lebensweise einen kognitiven Vorteil verschaffte. Da er nur knapp über einen Meter sechzig groß war, war es wichtig für ihn, dass ihn die Leute ernst nahmen. Er verfügte über Geld und besaß all die feinen Dinge, die man damit kaufen konnte. „Er hatte coole Schlitten, Klamotten und all das“, erzählt etwa sein Nachbar Lorenzo Patterson, später bekannt als N.W.A-Mitglied MC Ren. Doch er achtete darauf, seinen Wohlstand nicht zu offensichtlich zur Schau zu stellen. Er hielt den Ball flach und trug nicht zu dick auf. Er war auch keiner, der zu viele Worte verlor. Der Mann mit der Jheri-Curl-Matte und dem dünnen Schnauzbärtchen, der sich gerne hinter seinen Locs verbarg, war zurückhaltend und scheu. Schließlich verlangte seine Branche von ihm ein Höchstmaß an Diskretion.
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