Charles R. Cross
Jimi Hendrix
Hinter den Spiegeln
Aus dem Englischen von Conny Lösch
www.hannibal-verlag.de
Impressum
Titel der amerikanischen Originalausgabe: „Room Full of Mirrors – A Biography of Jimi Hendrix“
© 2005 by Charles R. Cross
Published by Arrangement with Charles R. Cross
Dieses Werk wurde vermittelt durch die
Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30827 Garbsen
© 2006 der deutschen Ausgabe: Koch International GmbH/Hannibal, A-6600 Höfen
www.hannibal-verlag.de
Lektorat: Hollow Skai
E-Book: www.buchsatz.com
Coverfoto: © Monitor Picture Library/Retna Picture Library
ISBN 978-3-85445-440-3
Auch als Hardcover erhältlich mit der ISBN 978-3-85445-264-5
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne eine schriftliche Genehmigung nicht verwendet oder reproduziert werden. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Inhalt
Widmung Widmung Für meinen Vater – als ich klein war, hielt er mich im Arm und las mir „Prinz Eisenherz“-Comics vor.
Vorbemerkung des Autors
Prolog: Room Full of Mirrors
1. Besser als vorher
2. Bucket of Blood
3. Überdurchschnittlich schlau
4. Der Schwarze Ritter
5. Johnny Guitar
6. Tall Cool One
7. Spanish Castle Magic
8. Wilder Feger
9. Kopfjäger
10. Harlem World
11. Ein Traum in Farbe
12. Mein Sorgenkind
Bildstrecke
13. Der schwarze Dylan
14. Wild Man of Borneo
15. Free Feeling
16. Vom Gerücht zur Legende
17. Black Noise
18. New Music Spacequake
19. Als Erster auf dem Mond
20. Electric Church Music
21. Glück und Erfolg
22. Gypsy, Sun and Rainbows
23. Der König im Garten
24. Magic Boy
25. Wilder blauer Engel
26. The Story of Life
27. Der Zug ist abgefahren
Epilog: Langer schwarzer Cadillac
Quellen
Danksagung
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Widmung
Für meinen Vater – als ich klein war, hielt er mich im Arm und las mir „Prinz Eisenherz“-Comics vor.
Vorbemerkung des Autors
Biografen treiben sich oftmals auf Friedhöfen herum und notieren Grabinschriften, selten jedoch stehen sie, wie es mir während der Arbeit an diesem Buch vergönnt war, neben einem Friedhofsangestellten, der mit der Schippe in der Hand ein verloren geglaubtes Grab hebt. Das Wiederauffinden der letzten Ruhestätte der Mutter von Jimi Hendrix war der ernüchterndste Moment in den vier Jahren, die ich an diesem Buch schrieb: ein Ereignis, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Es kam nur deshalb dazu, weil ich nicht glauben wollte, dass das Grab von Lucille Hendrix Mitchell nicht auf den Lageplänen des Greenwood Memorial Park verzeichnet ist, und ich so lange bei der Friedhofsverwaltung insistiert habe, bis endlich ein Arbeiter mit Schaufel und uraltem Lageplan geschickt wurde, der die Reihen verwitterter Grabsteine absuchte. Biografen, die sich mit bereits Verstorbenen beschäftigen, sind in gewisser Hinsicht ohnehin Totengräber und ähneln auch ein klein wenig Doktor Frankenstein. Wir wollen die Menschen, deren Leben wir uns zum Thema gemacht haben, wieder lebendig machen, wenn auch nur vorübergehend, auf den Seiten eines Buchs. Normalerweise haben wir es uns zum Ziel gesetzt, unsere Hauptfiguren wiederzubeleben. Selten suchen wir nach sterblichen Überresten oder verwitterten Urnen. Man ist nicht darauf vorbereitet, auf einem matschigen Friedhof zu stehen und zuzusehen, wie ein Friedhofswärter mit der nachlässigen Geste eines geübten Archäologen den Spaten in die Erde sticht.
Wenn eine Art ausgleichende Gerechtigkeit in diesem Abenteuer lag, dann deshalb, weil diese in vielerlei Hinsicht verwickelte Biografie genau dreißig Jahre früher von eben jenem Friedhof ihren Ausgang nahm. Auf dem Greenwood Memorial Cemetery, wenige Meilen südlich von Seattle, erwies ich als Fan im Teenageralter zum ersten Mal einem der legendärsten Musiker der Weltgeschichte meine Verehrung. Wie jeder andere Pilger wollte ich das Grab von Jimi Hendrix nicht ohne die Texte meiner Lieblingssongs besuchen – „Purple Haze“, „Wind Cries Mary“, Jimis brillante Version von Dylans „All Along The Watchtower“ gingen mir durch den Kopf. Verschrammte Alben der Jimi Hendrix Experience bildeten den Soundtrack meiner Jugend, wie von einer ganzen Generation. Mein Vater hörte Electric Ladyland so oft durch die Wände meines Jugendzimmers, dass er genau wusste, wann er an meine Tür hämmern musste – kurz bevor die Fuzzbox zum Einsatz kam.
Als ich im Teenageralter an Jimis Grab stand, kannte ich nur wenige Einzelheiten seiner Geschichte, doch sein Leben war so außergewöhnlich und verlief in solch extremen Bahnen, dass es viel Stoff zur Mythenbildung bot. Viele der Presseberichte aus den Siebzigerjahren machten Hendrix zu einem Gitarrengott, und als Ikone verlor er an Menschlichkeit. Er wurde, wie auf einem Poster an meiner Wand, ein in schwarzes Licht getauchtes Sinnbild mit einem unglaublich großen Afro und einem Heiligenschein darüber. Er schien unergründbar, so fremd, als käme er von einem anderen Stern. Das Mysteriöse an Hendrix war einerseits eine Folge seines Genies, das Jahrzehnte später noch nicht seinesgleichen gefunden hat, und andererseits das Ergebnis eines von Plattenfirmen erzeugten Hypes.
Mit diesem Buch habe ich in vier Jahren und mit dreihundertfünfundzwanzig Interviews den Versuch unternommen, den Code zu knacken und das in schwarzes Licht getauchte Sinnbild auf meinem Poster wieder in das Porträt eines Mannes zu verwandeln. Obwohl ich erst 2001 mit dem eigentlichen Schreiben begonnen habe, fing ich bereits seit meinem ersten Besuch am Grab in den Siebzigerjahren an, in Gedanken zu formulieren. Als Autor, der sich auf die Musik des Nordwestens spezialisiert hat, wusste ich immer, dass mir das Thema Hendrix eines Tages bevorstehen würde, so, wie ein Schauspieler am Beginn seiner Karriere weiß, dass ihn der Shakespeare’sche Kanon erwartet.
Zum ersten Mal über Jimi geschrieben habe ich Anfang der Achtziger, als ihm zu Ehren in Seattle ein Denkmal errichtet werden sollte. Obwohl es ein paar tolle Ideen gab, einen öffentlichen Park oder eine Straße nach ihm zu benennen, ging die Ehrung in den Achtzigern in der „Just Say No“-Drogenhysterie unter. Ein Fernsehkommentator vertrat den Standpunkt, Jimi zu ehren würde bedeuten, einen „Drogensüchtigen“ zu verherrlichen. Die Initiative scheiterte, und stattdessen wurde ein Kompromiss gefunden: Ein „beheizter Stein“, auf dem Jimis Name stand, wurde in einem der afrikanischen Savanne nachempfundenen Gehege des Zoos von Seattle aufgestellt. Dieser Umstand veranlasste mich, einen Artikel zu schreiben, in dem ich den Stein als rassistisch und fremdenfeindlich bezeichnete und als Beleg dafür wertete, dass die afroamerikanische musikalische Tradition und Kultur im vornehmlich weißen Seattle missachtet werden. Der Zoofelsen, der sich bis heute dort befindet, wobei das Heizelement bei meinem letzten Besuch defekt war, wertete das Grab von Jimi Hendrix in seiner Bedeutung auf, da kaum jemand einen Zoo für einen geeigneten Ort der Trauer oder der Verehrung für Jimi betrachtete.
Jimis Vater Al Hendrix bin ich zum ersten Mal Ende der Achtzigerjahre begegnet und habe ihn bei mehreren Gelegenheiten zur Geschichte und zum Vermächtnis seines Sohnes befragt. Eine meiner ersten Fragen an Al bezog sich auf Jimis Grab: Wieso ziert den Grabstein des besten linkshändigen Gitarristen der Rockgeschichte das eingravierte Bild einer Rechtshändergitarre? Al behauptete, es sei ein Fehler des Steinmetzen gewesen. Al war nicht unbedingt detailverliebt, was die Geschichte seines verstorbenen Sohnes anging.
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