Charles R Cross - Jimi Hendrix

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James Marshall Hendrix brachte die elektrische Gitarre «zum Sprechen». Vom Blues kommend revolutionierte er den Rock'n'Roll, indem er Rückkopplungen, unvorhersehbare Frequenzüberlagerungen und Verzerrung zur Kunstform erhob – so virtuos wie er spielte sonst niemand. Er war der Star der Stars: Paul McCartney empfahl ihn für das Monterey-Festival, Eric Burdon bewunderte ihn, Keith Richards reagierte eifersüchtig. In nur wenigen Jahren war er aus ärmsten Verhältnissen zum Weltstar aufgestiegen. Mit seinen schrillen Bühnenklamotten und der wilden Afrofrisur wurde er zum Sexsymbol. Kaum jemand verkörperte die Träume und Ideale des Summer of Love wie er – nicht zuletzt auch durch seinen zügellosen Drogenkonsum und frühen Tod gilt er bis heute als Ikone der Sechziger. Als der siebenundzwanzigjährige Jimi Hendrix am 18. September 1970 in London unter tragischen Umständen starb, verlor die Rockmusik einen ihrer kreativsten und innovativsten Köpfe. Charles R. Cross entdeckt den Menschen hinter der Legende. Er zeichnet das Porträt eines jungen Schwarzen, der zwischen Alkoholismus der Eltern, Rassismus der Fünfziger- und Sechzigerjahre und der Armut in den schwarzen Ghettos von Seattle nur einen einzigen Ausweg für sich sieht: Musik. Doch auch der Ruhm bringt Hendrix kein Glück; privat bleibt er voller unerfüllter Sehnsucht, und beruflich wird er zwischen Management und Fans zerrieben. Sein Buch, das wochenlang auf der Bestsellerliste der New York Times stand, schildert das Leben eines Mannes, der keine dreissig Jahre alt wurde und doch unsterblich bleibt.

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Charles R. Cross

Jimi Hendrix

Hinter den Spiegeln

Aus dem Englischen von Conny Lösch

Jimi Hendrix - изображение 1

www.hannibal-verlag.de

Impressum

Titel der amerikanischen Originalausgabe: „Room Full of Mirrors – A Biography of Jimi Hendrix“

© 2005 by Charles R. Cross

Published by Arrangement with Charles R. Cross

Dieses Werk wurde vermittelt durch die

Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30827 Garbsen

© 2006 der deutschen Ausgabe: Koch International GmbH/Hannibal, A-6600 Höfen

www.hannibal-verlag.de

Lektorat: Hollow Skai

E-Book: www.buchsatz.com

Coverfoto: © Monitor Picture Library/Retna Picture Library

ISBN 978-3-85445-440-3

Auch als Hardcover erhältlich mit der ISBN 978-3-85445-264-5

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich ­geschützt und darf ohne eine schriftliche Genehmigung nicht verwendet oder reproduziert werden. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen und die Einspeicherung und Ver­arbeitung in elektronischen Systemen.

Inhalt

Widmung Widmung Für meinen Vater – als ich klein war, hielt er mich im Arm und las mir „Prinz Eisenherz“-Comics vor.

Vorbemerkung des Autors

Prolog: Room Full of Mirrors

1. Besser als vorher

2. Bucket of Blood

3. Überdurchschnittlich schlau

4. Der Schwarze Ritter

5. Johnny Guitar

6. Tall Cool One

7. Spanish Castle Magic

8. Wilder Feger

9. Kopfjäger

10. Harlem World

11. Ein Traum in Farbe

12. Mein Sorgenkind

Bildstrecke

13. Der schwarze Dylan

14. Wild Man of Borneo

15. Free Feeling

16. Vom Gerücht zur Legende

17. Black Noise

18. New Music Spacequake

19. Als Erster auf dem Mond

20. Electric Church Music

21. Glück und Erfolg

22. Gypsy, Sun and Rainbows

23. Der König im Garten

24. Magic Boy

25. Wilder blauer Engel

26. The Story of Life

27. Der Zug ist abgefahren

Epilog: Langer schwarzer Cadillac

Quellen

Danksagung

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Widmung

Für meinen Vater – als ich klein war, hielt er mich im Arm und las mir „Prinz Eisenherz“-Comics vor.

Vorbemerkung des Autors

Biografen treiben sich oftmals auf Friedhöfen herum und notieren Grab­inschriften, selten jedoch stehen sie, wie es mir während der Arbeit an diesem Buch vergönnt war, neben einem Friedhofsangestellten, der mit der Schippe in der Hand ein verloren geglaubtes Grab hebt. Das Wiederauffinden der letzten Ruhestätte der Mutter von Jimi Hendrix war der ernüchterndste Moment in den vier Jahren, die ich an diesem Buch schrieb: ein Ereignis, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Es kam nur deshalb dazu, weil ich nicht glauben wollte, dass das Grab von Lucille Hendrix Mitchell nicht auf den Lageplänen des Greenwood Memorial Park verzeichnet ist, und ich so lange bei der Friedhofsverwaltung insistiert habe, bis endlich ein Arbeiter mit Schaufel und uraltem Lageplan geschickt wurde, der die Reihen verwitterter Grabsteine absuchte. Biografen, die sich mit bereits Verstorbenen beschäftigen, sind in gewisser Hinsicht ohnehin Totengräber und ähneln auch ein klein wenig Doktor Frankenstein. Wir wollen die Menschen, deren Leben wir uns zum Thema gemacht haben, wieder lebendig machen, wenn auch nur vorübergehend, auf den Seiten eines Buchs. Normalerweise haben wir es uns zum Ziel gesetzt, unsere Hauptfiguren wiederzubeleben. Selten suchen wir nach sterblichen Überresten oder verwitterten Urnen. Man ist nicht darauf vorbereitet, auf einem matschigen Friedhof zu stehen und zuzusehen, wie ein Friedhofswärter mit der nachlässigen Geste eines geübten Archäologen den Spaten in die Erde sticht.

Wenn eine Art ausgleichende Gerechtigkeit in diesem Abenteuer lag, dann deshalb, weil diese in vielerlei Hinsicht verwickelte Biografie genau dreißig Jahre früher von eben jenem Friedhof ihren Ausgang nahm. Auf dem Greenwood Memorial Cemetery, wenige Meilen südlich von Seattle, erwies ich als Fan im Teenageralter zum ersten Mal einem der legendärsten Musiker der Welt­geschichte meine Verehrung. Wie jeder andere Pilger wollte ich das Grab von Jimi Hendrix nicht ohne die Texte meiner Lieblingssongs besuchen – „Purple Haze“, „Wind Cries Mary“, Jimis brillante Version von Dylans „All Along The Watchtower“ gingen mir durch den Kopf. Verschrammte Alben der Jimi Hendrix Experience bildeten den Soundtrack meiner Jugend, wie von einer ganzen Generation. Mein Vater hörte Electric Ladyland so oft durch die Wände meines Jugendzimmers, dass er genau wusste, wann er an meine Tür hämmern musste – kurz bevor die Fuzzbox zum Einsatz kam.

Als ich im Teenageralter an Jimis Grab stand, kannte ich nur wenige Einzelheiten seiner Geschichte, doch sein Leben war so außergewöhnlich und verlief in solch extremen Bahnen, dass es viel Stoff zur Mythenbildung bot. Viele der Presseberichte aus den Siebzigerjahren machten Hendrix zu einem Gitarrengott, und als Ikone verlor er an Menschlichkeit. Er wurde, wie auf einem Poster an meiner Wand, ein in schwarzes Licht getauchtes Sinnbild mit einem unglaublich großen Afro und einem Heiligenschein darüber. Er schien unergründbar, so fremd, als käme er von einem anderen Stern. Das Mysteriöse an Hendrix war einerseits eine Folge seines Genies, das Jahrzehnte später noch nicht seinesgleichen gefunden hat, und andererseits das Ergebnis eines von Plattenfirmen erzeugten Hypes.

Mit diesem Buch habe ich in vier Jahren und mit dreihundertfünfundzwanzig Interviews den Versuch unternommen, den Code zu knacken und das in schwarzes Licht getauchte Sinnbild auf meinem Poster wieder in das Porträt eines Mannes zu verwandeln. Obwohl ich erst 2001 mit dem eigentlichen Schreiben begonnen habe, fing ich bereits seit meinem ersten Besuch am Grab in den Siebzigerjahren an, in Gedanken zu formulieren. Als Autor, der sich auf die Musik des Nordwestens spezialisiert hat, wusste ich immer, dass mir das Thema Hendrix eines Tages bevorstehen würde, so, wie ein Schauspieler am Beginn seiner Karriere weiß, dass ihn der Shakespeare’sche Kanon erwartet.

Zum ersten Mal über Jimi geschrieben habe ich Anfang der Achtziger, als ihm zu Ehren in Seattle ein Denkmal errichtet werden sollte. Obwohl es ein paar tolle Ideen gab, einen öffentlichen Park oder eine Straße nach ihm zu benennen, ging die Ehrung in den Achtzigern in der „Just Say No“-Drogenhysterie unter. Ein Fernsehkommentator vertrat den Standpunkt, Jimi zu ehren würde bedeuten, einen „Drogensüchtigen“ zu verherrlichen. Die Initiative scheiterte, und stattdessen wurde ein Kompromiss gefunden: Ein „beheizter Stein“, auf dem Jimis Name stand, wurde in einem der afrikanischen Savanne nachempfundenen Gehege des Zoos von Seattle aufgestellt. Dieser Umstand veranlasste mich, einen Artikel zu schreiben, in dem ich den Stein als rassistisch und fremdenfeindlich bezeichnete und als Beleg dafür wertete, dass die afroamerikanische musikalische Tradition und Kultur im vornehmlich weißen Seattle miss­achtet werden. Der Zoofelsen, der sich bis heute dort befindet, wobei das Heizelement bei meinem letzten Besuch defekt war, wertete das Grab von Jimi Hendrix in seiner Bedeutung auf, da kaum jemand einen Zoo für einen geeigneten Ort der Trauer oder der Verehrung für Jimi betrachtete.

Jimis Vater Al Hendrix bin ich zum ersten Mal Ende der Achtzigerjahre begegnet und habe ihn bei mehreren Gelegenheiten zur Geschichte und zum Vermächtnis seines Sohnes befragt. Eine meiner ersten Fragen an Al bezog sich auf Jimis Grab: Wieso ziert den Grabstein des besten linkshändigen Gitarristen der Rockgeschichte das eingravierte Bild einer Rechtshändergitarre? Al behauptete, es sei ein Fehler des Steinmetzen gewesen. Al war nicht unbedingt detailverliebt, was die Geschichte seines verstorbenen Sohnes anging.

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