AUSTROFRED
DIE FITTEN JAHRE SIND VORBEI
AUSTROFRED
Die
fitten
Jahre
sind
vorbei
QUESTIONS und ANSWERS
Gedruckt mit Unterstützung der Stadt Wien, Kultur
Austrofred: Die fitten Jahre sind vorbei / Austrofred
Wien: Czernin Verlag 2021
ISBN: 978-3-7076-0732-1
© 2021 Czernin Verlags GmbH, Wien
Gestaltung: Klaus „Mitter Klaus“ Mitter
Foto Umschlag: Ingo Pertramer
Lektorat: Joe Rabl
Druck: EuroPB
ISBN Print: 978-3-7076-0732-1
ISBN E-Book: 978-3-7076-0733-8
Alle Rechte vorbehalten, auch das der auszugsweisen Wiedergabe in Print- oder elektronischen Medien.
Inhalt
Vorwort VORWORT Liebe Leserinnen und Leser, werte Fans, nachdem ich dieses Buch ungern mit einem Satz beginnen möchte, in dem der grausame Begriff Midlife Crisis vorkommt, gehe ich es so an: Vor einiger Zeit habe ich – in einer vergleichsweise philosophischen Lebensphase, zu der ich mich durch meine mittlerweile quasi fortgeschrittenen Jahre genötigt gesehen habe – angefangen, dass ich einmal ein bisschen evaluiere, wo ich denn noch hinwill mit meinem Leben und mit meiner Karriere. Ich meine, an sich geht es mir ja gut, klar, ich habe ein hervorragendes Standing in der Branche, Konzerte in vollen Häusern etc. Aber ist es wirklich befriedigend, langfristig, ein anonymes Publikum allabendlich von oben herab zu berieseln und sich dann den Gagenkoffer zu schnappen, und pfiat eich? Wäre es nicht viel erfüllender, habe ich mich gefragt, in einen ehrlichen, offenen und menschlichen Dialog mit meinen Fans einzutreten? Was treibt sie an? Was bewegt sie? Was erwarten sie vom Leben? Was essen sie als Beilage? Ein halbes Bier später (in Kisten gerechnet) habe ich dann in einem sogenannten sozialen Medium, von dem ich weiß, dass viele von meinen Bewunderinnen und Bewunderern dort sinn- und hirnlos ihre Lebenszeit verplempern, folgenden Aufruf lanciert: Passts auf, ich hab mir etwas überlegt: Ihr stellts mir eine Frage, was ihr schon immer über mich oder über euch oder über die Welt wissen wolltets & ich beantworte sie euch. Einfach Frage mit Namen & Wohnort an champion@austrofred.at . Geht schon! Ich habe nicht geahnt, was ich damit für eine Lawine quasi lostrete. Zwei ganze Jahre lang sind die Fragen nicht abgerissen. Die Antworten natürlich auch nicht.
2019
1 Routinen 1 Routinen David Priglinger-S. aus Wien 15 schreibt: „Haben Sie, Herr Austrofred, eine morgendliche Routine?“ Lieber David, wie jeder Künstler habe ich natürlich einen sehr straffen Zeitplan und fixe Routinen, anders wäre mein Beruf gar nicht möglich auf diesem Level, weil gerade in der Früh ist ja die kreative Energie besonders hoch und das muss man kanalisieren. Mein Autorenkollege Thomas Mann zum Beispiel hat jeden Tag von neun bis zwölf geschrieben, egal was, der war da beinhart. Wenn da ein Spezl gekommen ist und gesagt hat, geh Thomas, heute ist so ein schöner Wintertag, gehen wir Eisstockschießen, hat der Thomas Mann gesagt, nix da, geschrieben muss werden, komm um zwölf wieder. Wenn dann um zwölf der Spezl wiedergekommen ist, dann hat er sich den Wintermantel angezogen, auch wenn seine Frau (die Katja) natürlich gesagt hat, heast, jetzt gehst du Eisstockschießen, grad wo die Suppe auf den Tisch kommt! Aber beim Essen war der Thomas Mann halt nicht so genau wie beim Schreiben, er war ja auch ein Schriftsteller und kein Koch. Seine Frau war ihm auch gar nicht böse deswegen, weil erstens hat sie ja sein künstlerisches Naturell geschätzt – das war ja ein Teil seiner Attraktivität, wenn nicht sogar hundert Prozent davon – und zweitens hat sie die Suppe eh nicht selber gekocht, weil natürlich haben solche wie die Manns bzw. Männer zur damaligen Zeit ein Dienstmädchen gehabt. Meine eigene Routine schaut so aus, dass ich zwischen zehn und zwölf aufstehe – je nachdem ob ich am Vortag einen Gig gehabt habe bzw. wie es mich freut –, dann trinke ich im Bett einen Kaffee oder ein Reparaturseiterl – je nachdem ob ich am Vortag einen Gig gehabt habe bzw. wie es mich freut – und mache ein bisschen Korrespondenz. Nach einem kurzen Nickerchen gehe ich dann frisch an die kreative Arbeit und um eins zum Wirten. Um drei schaue ich ins Austrofred-Kompetenzzentrum, checke, was meine Mitarbeiter an diesem Tag geleistet haben, verteile Lob, Verbesserungsvorschläge und Überstunden, und dann ist es meistens eh schon Zeit, dass ich zu meinem nächsten Auftritt fahre. Wenn ich ausnahmsweise keinen Auftritt habe, gehe ich zum Beispiel gerne Kegelscheiben. Blöd ist es, wenn ich einen Auftritt weiter weg habe, weil dann muss ich schon früher los und die ganze Routine im Auto oder im Speisewagen absolvieren. Geht aber auch, weil klarerweise habe ich mittlerweile eine gewisse Routine bei meiner Routine.
2 Die fitten Jahre sind vorbei
3 Mondlicht, von Eisenstäben gebrochen
4 Wie ich einmal einen Oscar verliehen bekommen habe
5 Fleisch essen die Leute ja gern
6 Ja, bitte, mit wem denn?
7 Fairer Umgang mit Tieren
8 Bettenfrage
9 Schuhberatung
10 Senile Bettflucht
11 Geografie I
12 Geografie II
13 Ich bin ein emotionaler Mensch
14 Hin und wieder haut auch etwas nicht hin
15 Bezüglich Weltuntergang
16 Beer Price Riots
17 Pensionsvorsorge Musical
18 Insiderfrage
19 Doch ein Cordon?
20 Über den Niedergang der Kulturkritik
21 Eine Stehleiter auf dem Mount Everest
22 Der Körper merkt den Unterschied
23 Der Ficusflüsterer
24 Auf Schiene
25 Ein Mysterium
26 Erwachet!
27 Eine „Gratulation“
28 Reiseberatung
29 Professionalität an sich
30 E und U
31 Paparazzi
32 Performance und Hygiene
33 Wie schreibt man einen Welthit?
34 Kritisch nachgefragt
35 5000 Bierdeckel
36 Die Vögelein schweigen im Walde
37 Wo fängt der Künstler an? Wo hört er auf?
38 Im Rockmuseum
39 Der Arbeitsplatz des Performers
40 Austrofred4Kids
41 Learning English
42 Der Burner hat nicht gezündet
43 Trends im Dialektbereich
44 Wiedergeburt
45 Mit Würde und Anstand durchs Festival
46 Schifoan – das Leiwandste
47 Über Ernährung
48 Meine persönliche Pisa-Studie
49 Wespen und Voices
50 The Making of Stille Nacht
2020
51 Halleluja, halleluja, die Heilign Drei Kini san do!
52 Eine Bitte
53 Medizinische Empfehlungen für den
54 Strecken und dehnen
55 Brasilien
56 In der narrischen Zeit
57 Rock Aid
58 In einer anders narrischen Zeit
59 Ich schaue mir auf meine Sachen
60 Am Sonntag keine Zeit
61 Senf
62 Sissi
63 The Show Must Go On
64 Spitz oder Arsch
65 Das Groupie im alpenländischen Raum
66 Orakel
67 Wir busseln uns ab
68 Ich stehe in der Kälte und warte auf ein Taxi
69 Austro-Scheck
70 Elegant und diskret
71 Impfstoff
72 Die Erde ist rund?
73 Stars in der Waschanlage
74 Optimismus und Zuverdienst
75 Eine sinnstiftende Hand
76 Mein Traum
VORWORT
Liebe Leserinnen und Leser,
werte Fans,
nachdem ich dieses Buch ungern mit einem Satz beginnen möchte, in dem der grausame Begriff Midlife Crisis vorkommt, gehe ich es so an: Vor einiger Zeit habe ich – in einer vergleichsweise philosophischen Lebensphase, zu der ich mich durch meine mittlerweile quasi fortgeschrittenen Jahre genötigt gesehen habe – angefangen, dass ich einmal ein bisschen evaluiere, wo ich denn noch hinwill mit meinem Leben und mit meiner Karriere. Ich meine, an sich geht es mir ja gut, klar, ich habe ein hervorragendes Standing in der Branche, Konzerte in vollen Häusern etc. Aber ist es wirklich befriedigend, langfristig, ein anonymes Publikum allabendlich von oben herab zu berieseln und sich dann den Gagenkoffer zu schnappen, und pfiat eich? Wäre es nicht viel erfüllender, habe ich mich gefragt, in einen ehrlichen, offenen und menschlichen Dialog mit meinen Fans einzutreten? Was treibt sie an? Was bewegt sie? Was erwarten sie vom Leben? Was essen sie als Beilage? Ein halbes Bier später (in Kisten gerechnet) habe ich dann in einem sogenannten sozialen Medium, von dem ich weiß, dass viele von meinen Bewunderinnen und Bewunderern dort sinn- und hirnlos ihre Lebenszeit verplempern, folgenden Aufruf lanciert:
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