Wie man es auch dreht und wendet: selbst wenn Attila sich nun Anrufen und Mails von Uschi verweigerte, los wurden wir sie definitiv nicht. Meine Verachtung für ihr Verhalten wuchs ins Unermessliche und ich fragte mich, ob einen Hass tatsächlich dermaßen blind machen konnte, dass man dafür sein Leben opferte, seine Kinder in den Abgrund trieb und nur noch an die Zerstörung dessen dachte, was man selbst nicht (mehr) haben konnte. Nachdem man »es« 12 Jahre lang systematisch vorab schon mal kaputt gemacht hatte.
Am Wochenende arbeiteten wir im Haus, richteten das Badezimmer her und stellten wieder einmal fest, dass viele Dinge erheblich billiger zu kaufen waren als in Deutschland. Ob man hier eine Duschabtrennung oder Handtuchhalter brauchte, alles war gut ein Drittel günstiger im Baumarkt zu haben. Die körperliche Betätigung tat Attila gut, sie lenkte wenigstens vorläufig von seiner ständigen Grübelei ab. Er würde am Montagmorgen schließlich mit dem Anwalt telefonieren müssen, um seine eigene RufRettung in die Wege zu leiten. Diese negative Aufmerksamkeit würde Uschi noch bekommen müssen, es führte leider kein Weg hieran vorbei.
Zunächst dominierte bei Attila die Angriffslust. Er wollte es Uschi zurückzahlen; sie sollte schon sehen, was sie von derartigen Angriffen hatte, wenn die Retourkutsche kam. Er machte so einige Paragraphen im Internet ausfindig, wonach sich Uschi bei Anzeigen mit falscher Grundlage strafbar machte und auch ihren Unterhalt verwirkte. Schließlich wusste sie sehr genau, dass das Gericht Attilas Leistungsfähigkeit wegen der Prozesskostenhilfe längst eruiert hatte und selbst die Staatsoberkasse sich wegen seiner Pleite mit lediglich kleinen Ratenzahlungen zur Rückzahlung der Unterhaltsvorschüsse einverstanden erklärte.
Aus ihrer Zeit als Geschäftsführerin der GmbH war ihr überdies genau bekannt, dass Attila nicht, wie angegeben, bei dieser Firma als Angestellter arbeitete, sondern vielmehr die GmbH seit Jahren für diesen Kunden tätig war. Hätte sie die GmbH als Arbeitnehmer genannt, hätte die Polizei die Anzeige gar nicht entgegengenommen; in einem solchen Fall konnte nämlich nur ein Gericht oder Wirtschaftsprüfer ermitteln, was Attila netto von seinem Umsatz blieb, nicht aber die Polizei. Schließlich ist der Umsatz einer Firma nicht gleich deren Gewinn oder gar das Gehalt des Geschäftsführers.
Als Attila aber am Montagmorgen mit dem Anwalt telefonierte und dieser erst einmal rechtlich überprüfen musste, ob er tatsächlich die entsprechenden Schritte einleiten konnte, sank Attilas Mut wieder ins Bodenlose. Man konnte förmlich zusehen, wie er zum wiederholten Male das Vertrauen ins deutsche Rechtssystem verlor.
Schon kamen bei ihm wieder die alten Ängste hoch, dass Uschi womöglich nicht nur die Anzeige bei der Polizei erstattet, sondern auch den Gerichtsvollzieher reaktiviert haben könnte. Welcher dann vielleicht irgendwann sogar an die spanischen Konten heran könnte, und da lagen Rücklagen für Steuerzahlungen von nicht unerheblicher Höhe, die demnächst fällig wurden. Nicht etwa unser privates Geld, sondern dasjenige für den Staat.
Auch ich hatte an der Sache ganz schön zu kauen. Erstens betraf mich das alles mit, zweitens hatte ich keine Ahnung, wie ich die Vorauszahlung für mein Buch aufbringen sollte. Wobei wir dieses zweite Standbein auf mittelfristige Sicht natürlich dringend gebraucht hätten, mal ganz abgesehen davon, dass ich persönlich auch ein Erfolgserlebnis nötig gehabt hätte. Aber konnte man so was vorfinanzieren, während jeder wegen Unterhalt hinter einem her war, ob nun berechtigt oder nicht? Ich glaube kaum. Was dann unter anderem auch bedeutete, dass ich weiterhin komplett finanziell von Attila abhängig wäre, was mir sowieso ein Problem aufwarf. Ich konnte das einfach nicht akzeptieren!
Bis zum Abend sank Attilas Stimmung auf den Nullpunkt. Jetzt ging es ihm richtig schlecht, Uschi hatte es geschafft. Attila sah das schon richtig: warum konnte es eigentlich sein, dass es jemandem wie ihr offenbar erlaubt war, ausgerechnet uns, die wir arbeiteten und uns auch sonst nichts zuschulden kommen ließen, derart zu schaden? Hatten wir denn keine eigene Existenzberechtigung mehr, nur weil wir in Scheidung lebten? Unsere Ex-Partner wurden doch auch in Frieden gelassen!
Für Uschi kam der Staat mit Hartz IV auf, weil sie nach wie vor keine Lust zum Arbeiten hatte, einen Psychoschaden vortäuschte. Und wir durften nur eines: zahlen. Wobei Attila nun endgültig die Rechnung aus der Zeit seiner Ehe zu begleichen hatte, als er zusammen mit Uschi weit über seine Verhältnisse lebte. Welche natürlich glaubte, das müsse endlos so weiter gehen. Ich denke, sie realisierte gar nicht, dass ichnun die Folgen abbekam, ständig sparen musste. Wegen ihrerVerschwendungssucht, an welcher Attila natürlich auch nicht völlig schuldlos war. Bereitwillig hatte er ihr damals ja immer wieder den »Dispo« erhöht und gebilligt, dass sie uferlos Darlehen aus der Firma zog.
Als am Dienstagvormittag auch noch eine Rechnung der Anwaltskanzlei über 1.200 Euro ankam, fiel Attila endgültig der Verzweiflung anheim. Diese Rechnung beinhaltete eine Rechtsberatung wegen der Gründung meiner Firma – oder vielmehr den Schwierigkeiten, die durch die unsachgemäße Behandlung durch die First Plenty entstanden waren und entsprechende Schreiben, welche unter dem Strich allerdings zu gar nichts geführt hatten. Woher sollte er dieses Geld jetzt noch nehmen? Am liebsten hätte er augenblicklich keinen Finger mehr gerührt und einfach aufgegeben. Genauso wie ich!
Um weiteren Angriffen von vorneherein die Wucht zu nehmen, stellte Attila einige Berechnungen an; es stellte sich heraus, dass uns von seinen ca. 5.500 Euro, die er im Monat mit der Firma machte, gerade mal 700 Euro zum Leben blieben. Der Rest waren Altlasten und sonstige Festkosten. Bei mir sah es nicht besser aus. Wieder einmal fragten wir uns, weshalb jemand auch nur auf die Idee kommen konnte, hiervon noch etwas abziehen zu wollen. Uschi hatte vermutlich unter dem Strich ein höheres Einkommen, wenn man bedachte, dass sie im Grunde mietfrei wohnte und Kindergeld kassierte. Und das ohne Arbeit.
Am Donnerstag ging es Attila geringfügig besser, weil der Anwalt endlich in Sachen Uschi-Konter tätig geworden war. Ihre idiotische Anzeige wegen Verletzung der Unterhaltspflicht erschien jetzt noch abstruser, weil eine Ladung des Gerichts im Postfach seines Email-Accounts lag. Zwei Termine hatte der Richter anberaumt, einmal am 02.02. und einmal am 02.03. Einmal Scheidung und Unterhalt, einmal Sorgerechts-Entscheidung. Sofort bat Attila den Anwalt, dass er veranlassen möge, den Termin Anfang Februar streichen zu lassen. Was glaubten diese Herrschaften eigentlich, wie oft Attila hin und herfliegen konnte?
Außerdem hatte der Richter angeordnet, dass Attila sein Einkommen aus 2010 nachweisen müsse; nun gut, sollte er die frustrierende Berechnung erhalten und feststellen, dass Attila sich kein Gehalt ausgezahlt, sondern von seinem Gesellschafterkonto gelebt hatte, welches deswegen nun hoffnungslos überzogen war! Vorsichtshalber brachte Attila die auf dem spanischen Konto für gelagerten Gelder in Sicherheit, damit sie kein Gerichtsvollzieher einfrieren konnte. Denn wovon hätte er sonst die Steuern und seine Versicherungen zahlen sollen, die GmbH abwickeln? Da musste mein Konto nun einstweilen als Lagerplatz dienen. Dabei fühlte ich mich unwohl, auch wenn das legitim war.
Am schlimmsten für Attilas Psyche war aber der beigefügte Bericht des Verfahrenspflegers, der die Interessen der Kinder wahren sollte. Was er ganz offensichtlich nicht tat. Er berichtete nur, dass Uschi bereits eine stationäre Nervenkrankenhaus-Behandlung für Tochter Ronja in die Wege geleitet habe, außerdem eine Heimeinweisung für Solveig. Ronja bekomme immer wieder jähe Wutanfälle, bei denen sie die Mutter tätlich angreife und Bilder von den Wänden im Wohnzimmer reiße.
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