
Diese Aufzählung ist nicht willkürlich, sie spiegelt das Verhalten erfolgreicher Menschen eindrucksvoll wieder. Das wusste bereits der römische Philosoph und Kaiser Marc Aurel, der vor rund 2000 Jahren lebte: »Das Glück deines Lebens hängt von der Beschaffenheit deiner Gedanken ab.« Das liest sich leicht, doch wie sieht es in der Realität aus? Erfolge zu feiern ist einfach. Aber wie gehen wir mit unseren Niederlagen um? Wer, so wie ich, regelmäßig mit Leistungssportlern arbeitet, weiß um die Bedeutung dieser Frage. Nirgendwo sonst liegen Sieg und Niederlage so dicht beieinander. Deshalb brauchen Sportler ein hohes Maß an Disziplin, um insbesondere »schwere« Zeiten leichter zu überstehen. Ein Sportler, der eines meiner Seminare besuchte, brachte es auf den Punkt: Verlieren gehört zum Siegen dazu. Wer nicht verlieren kann, wird auf Dauer kein Sieger.
Als der beste Rennfahrer aller Zeiten, Michael Schumacher, Ende 2006 in den »vorzeitigen«, wenngleich verdienten Ruhestand ging, wurde es den Verantwortlichen im Rennsport angst und bange. Plötzlich fehlte die Leitfigur. Doch das Leben kennt nur Wachstum. Lücken werden sofort geschlossen. Wenn etwas aufgegeben wird, dann wird nur der Platz frei für etwas Neues. Als Mitte März 2007 die Rennsaison eröffnet wurde, quasi die Stunde null ohne Michael Schumacher, war ich nicht überrascht, als sich die Zeitungen tags darauf mit Superlativen fast schon überschlugen. Die Rede war von einem bis dahin völlig unbekannten englischen Rennfahrer, Lewis Hamilton, der als Dritter ins Ziel ging. »Der Tiger Woods auf Rädern«, überschrieb eine Zeitung ihren Bericht. »Er ist ein Genie und hat alles, was man braucht, um Weltmeister zu werden«, schwärmte Sir Stirling Moss, der bis heute als bester britischer Rennfahrer gilt. »Er ist der beste Neuling aller Zeiten, so etwas habe ich jedenfalls noch nicht gesehen«, sagte der dreimalige Weltmeister Niki Lauda. Die renommierte englische Tageszeitung »The Times« rechnete schon hoch, dass Hamilton für die Werbebranche Gold wert ist und bald sogar Michael Schumacher oder Fußball-Ikone David Beckham in den Schatten stellen dürfte. Dieses Rennen in Melbourne war für den 22-Jährigen das erste in der Formel 1. Umso erstaunlicher das Ergebnis. Aber es zeigt, wozu Menschen in der Lage sind, wenn sie hart an sich arbeiten und ein klares Ziel vor Augen haben. Als Zwölfjähriger sprach der Brite den damaligen McLaren-Teamchef Ron Dennis am Rande einer Preisverleihung an. Dieser Mut des kleinen Knirpses ist beachtlich, zumal er versprach, eines Tages für die Formel 1 zu fahren. Ron Dennis soll darauf gesagt haben: »Gut, wenn du die Kartmeisterschaft gewinnst, dann komm wieder.« Ein Jahr später stand Hamilton erneut vor ihm: »Mister Dennis, ich habe die Meisterschaft gewonnen!« Von da an ließ ihn der McLaren-Boss nicht mehr aus den Augen.
Haben Sie den Mut, Ihren Weg zu gehen. Lassen Sie sich nie von Ihren Zielen abbringen, egal was die Menschen um Sie herum von Ihnen denken mögen. Der Neurowissenschaftler Solomon Snyder von der John Hopkins University in Baltimore nennt es das »Prinzip der Dreistigkeit«. Menschen, die erfolgreich werden wollen, haben den Mut, sich über Konventionen hinwegzusetzen. »Es geht nicht darum, eine originelle Idee zu haben, sondern auch um die Erkenntnis, dass diese Idee wirklich wichtig ist«, sagte Snyder in einem Interview.

2.06 Jetzt ist mein bester Tag
»Carpe diem«, mahnten die Lateiner. Das bedeutet, im Hier und Jetzt zu leben, den Augenblick zu genießen und weder an das Gestern noch an das Morgen zu denken. Diese »Übung« ist aber alles andere als einfach. »Morgen, morgen, nur nicht heute, sagen alle faulen Leute«, lehrt eine Redensart. Es ist tatsächlich einfacher, alles auf morgen zu schieben, als jetzt aktiv zu werden. Das wusste auch der russische Schriftsteller Anton Tschechow. In seinem Theaterstück »Drei Schwestern« beschreibt er das Lebensgefühl der Morgen-Menschen, also Menschen, die immer morgen etwas ändern wollen, nur nicht jetzt:
Die Gegenwart ist widerlich, aber, wenn ich an die Zukunft denke, wird alles so gut! Es wird einem so leicht, so unbeengt ums Herz; und in der Ferne geht ein Licht auf, ich sehe Freiheit, ich sehe mich und meine Kinder sich befreien von Müßiggang, von Schnaps, von Gänsebraten mit Sauerkohl, vom Nachmittagsschläfchen und von dieser elenden Tagedieberei ...
In der Tat wühlen viele Menschen mit einer gewaltigen Leidenschaft in ihrer Vergangenheit, um sich dann jeden Tag aufs Neue zu bemitleiden, wie schlecht es ihnen doch geht. Andere wiederum hoffen auf ein besseres Leben, statt aktiv zu werden. Wer jeden Tag in Selbstmitleid zergeht, erntet am Ende auch nur Leid! Wie die Saat, so die Ernte. Wer nur trübsinnige Gedanken »sät«, wird kaum Lebensfreude ernten. Dabei sind die Dinge wirklich einfach. Natürlich, was geschehen ist, ist geschehen und kann auch nicht mehr geändert werden. Was gesagt wurde, kann auch nicht wieder zurückgenommen werden. Diese »Naturgesetze« wird wohl niemand ernsthaft in Frage stellen. Dennoch wollen sich viele damit nicht abfinden. Oft hängen sie tagelang ihren negativen Gedanken nach, weil sie in ihrer Wut jemanden beleidigt haben. Alles Grübeln wird nichts nützen, was passiert ist, ist passiert. Jetzt heißt es, nach vorne zu schauen und aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen.
Wer zu unkontrollierten Wutausbrüchen neigt, sollte immer daran denken, dass eine Wunde zurückbleibt. Es ist, als würden Sie einen Nagel in die Wand schlagen und ihn gleich darauf mit der Zange herausziehen. Sie werden sehen, dass zwar der Nagel verschwunden ist, das Loch, die »Wunde«, jedoch bleibt. Das gilt auch für die Gefühle unserer Mitmenschen.
Ich stelle mir das Leben in der Mitte von zwei Räumen vor, die durch eine Tür getrennt sind. Der eine Raum ist das Gestern, der andere Raum das Morgen, und die Türschwelle ist das Jetzt, der Augenblick! Mit anderen Worten: Die Tür zum Gestern ist für immer geschlossen, die Tür zum Morgen noch geschlossen. Gestern ist vorbei, morgen eine Illusion. Nur das Jetzt zählt, und nur jetzt kann ich mein Leben beeinflussen. Egal, was gestern war und was morgen kommen wird. Nur jetzt kann ich aus den Erfahrungen der Vergangenheit die richtigen Entscheidungen für morgen treffen. Selbst Konfuzius resümierte: Der Mensch hat dreierlei Wege, klug zu handeln: erstens durch Nachdenken, das ist der edelste, zweitens durch Nachahmen, das ist der leichteste, drittens durch Erfahrung, das ist der bitterste.

2.07 Freude verhindert Schmerzen
Es gibt ein unbestechliches Gesetz, das Gesetz von Ursache und Wirkung. Nach diesem Gesetz ernten wir das, was wir säen. Klingt irgendwie logisch, und doch wollen es die meisten nicht glauben. Aber fragen Sie einmal einen Landwirt, was er säen wird, wenn er im Spätsommer Kartoffeln ernten möchte. Er wird wohl kaum Weizen aussäen. Dieses unbestechliche Naturgesetz funktioniert auf allen Ebenen. Auch bei uns Menschen. Anders ausgedrückt: Wir selbst sind die Verursacher unseres Schicksals. Mir ist schon klar, dass den meisten diese Antwort missfällt, weil sie ihnen zu unbequem ist. Sie räumt nämlich auf mit der Vorstellung, andere seien schuld am eigenen Schicksal. Es ist so herrlich bequem, anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben. Die Eltern, die Lehrer in der Schule, der Chef am Arbeitsplatz, sie alle wollen uns angeblich nur schaden. Dumm, wer das glaubt. Das Gesetz von Ursache und Wirkung funktioniert minutiös wie die Braunschweiger Atomuhr. Unbestechlich und sekundengenau. Wer das versteht, wird erkennen, dass nur Eigenverantwortung die Lösung aller Probleme ist. In dem Moment, in dem Sie erkennen, dass Sie für alles in Ihrem Leben die Verantwortung zu übernehmen haben, werden Sie merken, wie der Schmerz des Versagens von Ihnen fällt und Lebensfreude Einzug hält. Es liegt einzig bei Ihnen, ob Sie gut oder schlecht drauf sind. Wenn es Dinge oder Umstände in Ihrem Leben gibt, die Sie kaputt machen und Ihnen sogar Schmerzen zufügen, dann liegt es nur an Ihnen, diesen Zustand zu ändern. Wer sonst, wenn nicht Sie? Solange Sie Verantwortung von sich schieben, haben Sie keinen Grund, sich über das unbefriedigende Ergebnis zu beschweren.
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