»Mund auf!«, sagte sie.
Sie schob einen riesigen Knebel in seinen Rachen und befestigte ihn am Hinterkopf. Wenigstens war das Gerät geschmacksneutral. Es ließ ihm allerdings keinerlei Freiraum im Mund. Die sich ansammelnde Spucke konnte er kaum herunterschlucken. Schließlich stülpte sie ihm eine Ledermaske über, die nur Öffnungen auf Augen- und Nasenhöhe hatte.
Dann befahl sie ihm, an die Wand zu gehen. Dort war eine Haltevorrichtung angebracht. Daran kettete die Domina die Manschetten um seine Hände und Füße. So stand er mit gespreizten Gliedmaßen hilflos vor ihr. Im Fesseln verstand sie sich meisterhaft. Doch das war bloß der Anfang. Sie ging kurz im Raum umher und holte ein paar Seile hervor, mit denen sie seinen Körper zusätzlich zu den fixierten Gliedmaßen an die Vorrichtung band. Die Seile waren angenehm weich. Sie wickelte sie, soweit er das durch die Maske überhaupt mit verfolgen konnte, kunstvoll um seinen Rumpf. Zwischen seinen Beinen straffte sie die Stricke an, bis einer von ihnen fest zwischen den Pobacken verlief. Jetzt lagen die Seile eng auf seiner Haut.
Durch die Augenlöcher der Maske meinte er eine gewisse Zufriedenheit in ihrem Gesicht erkennen zu können. Genüsslich betrachtete sie ihn. Und was jetzt?
»Denk daran: Wenn es dir zu viel wird, sag ›Gnade‹, dann ich lasse dich sofort frei«, erinnerte sie ihn.
Wie sollte er in diesem Zustand etwas halbwegs Konkretes äußern?
»Hast du mich verstanden?«, fragte sie.
Er nickte.
»Hast du mich verstanden?!«, wiederholte sie die Frage lautstark, woraufhin er leicht eingeschüchtert, so gut es mit Knebel ging, antwortete:
»Ja, Herrin!«
»Na also!«, frohlockte sie. »Es versteht sich allerdings von selbst, dass unser Geschäft dahin ist, wenn du deinen Teil der Abmachung nicht einhältst.«
Diese Bemerkung erfüllte ihn nicht gerade mit Zuversicht. Sie bückte sich. Er spürte, wie sie etwas mit seinem Schritt machte, ohne einschätzen zu können, was genau. Natürlich dachte er sofort an die Szene mit dem Katheter. Ihm fröstelte.
»Ruhig bleiben!«, mahnte sie.
Was auch immer sie da tat, Anthonys vermeintlich bestem Freund gefiel es. Verräter! Plötzlich spürte er einen Schmerz. Anscheinend fuhr sie mit einer Art gezackten Rolle über seine Kronjuwelen. Es tat ziemlich weh. Den Schmerz ertrug er nur deshalb, weil er ihn auf den Knebel kanalisieren konnte. Er biss feste in denselben hinein. Derweil ließ er sich gänzlich in den Lederbändern und Seilen hängen.
»Ich wollte dich schon, als du dich nach der OP in meiner Gegenwart zum ersten Mal gerührt hast«, hauchte Severine. »Deine Arroganz, deine Selbstgerechtigkeit, deine Ungeduld – all das befeuerte mein Verlangen, dich zu erziehen, zu fesseln, zur Demut zu zwingen. Zunächst hatte ich gedacht, vielleicht überzureagieren. Doch als du dich zum ersten Mal für dein unsägliches Betragen bei mir entschuldigt hast, gabst du mir selbst die Bestätigung, dass ich allen Grund hatte, dich bestrafen zu wollen. Und dann winselst du mich wegen deinem Film an, glaubst, ein kleines Mädchen vor dir zu haben, das nur auf einen Märchenprinzen wartet, der es in sein Studio entführt.«
Sie lachte auf, während sie mit der verwirrenden Folter an Anthonys Genitalien fortfuhr.
»Aber ich durfte dich nicht anrühren, du warst ja nur ein Patient. Das musste ich mir immer wieder ins Gedächtnis rufen.«
Die geschilderte Situation kam Anthony seltsam vertraut vor.
»Als du in meiner Akte gewühlt hast, konnte ich vor Freude kaum noch an mich halten. Damit hattest du mir selbst den besten Vorwand geliefert, dich festzubinden, wenn auch leider nur im Hospital. Dennoch wäre ich beinahe zersprungen vor Glück, dich endlich fesseln zu dürfen.«
Trotz der bizarren Schmerzen zwischen seinen Beinen wurde Anthony bei ihren Worten nachdenklich. Sie hatte bei seiner Fixierung ans Bett im Grunde die ganze Zeit über völlig souverän gewirkt, von wenigen Ausnahmen abgesehen. Ihr perverses Verlangen hatte sie sich nicht anmerken lassen. Sie musste über eine enorme Selbstbeherrschung verfügen. Ihm war derweil verborgen geblieben, was in dieser Frau vorging. Lediglich ihren Sadismus hatte er erfasst.
»Du wirkst etwas abwesend. Bin ich zu milde?«, holte sie ihn in die Gegenwart zurück.
Gleichsam zur Bestätigung für das harte Hier und Jetzt intensivierte sich der Schmerz in seinem Schritt. Anthony drückte einen gequälten Laut in den Knebel, woraufhin Severine von ihm abließ.
»Für heute ist es genug«, erlöste sie ihn.
Er atmete tief durch die Nase ein. Sie nahm ihm Maske und Knebel ab, öffnete ihm aber noch nicht die Fesseln. Einmal mehr sah er in ihre zuverlässig betörenden Augen.
»Wie fühlst du dich?«
»Äh … gut«, stammelte er.
Sie lächelte zuckersüß.
»Du lügst. Sag die Wahrheit!«
Der Anthony von vor wenigen Tagen hätte jetzt so etwas geantwortet wie: »Wenn du’s besser weißt, warum fragst du dann?« Doch der Anthony, der die außergewöhnliche Person vor sich nun ein wenig näher kannte und der soeben seine erste Lektion absolviert hatte, sprach:
»Ich fühle mich durcheinander. Aber ich habe keine Beschwerden.«
Mit einer Hand fuhr sie ihm durch die Haare, ehe sie ihn plötzlich am Schopf packte und seinen Kopf nach hinten zog.
»Als Ärztin habe ich den Eid geschworen, mich für das Wohl meiner Patienten zu engagieren«, raunte sie. »Das gilt auch für meine Sklaven, wenngleich ›Wohl‹ hier etwas anders definiert wird. Aber ich würde niemandem wirklich Schlimmes antun. Daher will ich, dass du mir stets die Wahrheit sagst. Nur dann kann ich für deine Unversehrtheit garantieren. Hast du verstanden?«
»Ja, Herrin!«, keuchte Anthony.
Sie ließ seinen Kopf los, der sofort nach unten kippte. Anthony konnte verschnaufen. Jetzt band sie ihn von den Seilen los. Danach schloss sie die Ketten auf, die ihn zusätzlich an der Vorrichtung fixiert hatten. Er konnte sich wieder bewegen, so dass sie ihm befahl, ihr Hände und Füße hinzuhalten. Sie befreite ihn von den Ledermanschetten. Bevor sie ihm auch das Halsband löste, vergewisserte sie sich:
»Hast du verstanden, was Demut ist?«
»Ja, Herrin!«
»Dann weißt du, was zu tun ist!«
Sie deutete auf ihre Stiefel. Einen nach dem anderen küsste er sie. Zu guter Letzt erklärte Severine:
»Du kannst dich duschen und anziehen.«
Sie führte ihn in ein Badezimmer. Erleichtert torkelte er unter die Brause. Dabei erkannte er eine spiralförmige Spur um sein Glied, das also ebenfalls in einer Art Riemen gesteckt haben musste. Als er zum Anziehen wieder in das Zimmer trat, in dem er eine mehr oder weniger harmlose Folter durchgemacht hatte, stand sie noch immer im Lederkostüm da. Sie wirkte indes wesentlich freundlicher als vorhin, bot ihm gar ein Glas Wasser an. In einem Zug leerte er es. Er fühlte sich ganz schön geschlaucht.
»Wir sehen uns morgen am Set«, verkündete sie.
»Das hier war also die Bedingung für dein Kommen?«, fragte Anthony ungläubig.
»Das war die Bedingung für mein morgiges Kommen«, präzisierte sie. »Und hier ist noch etwas!«
Sie gab ihm eine Liste. Er nahm sie verwirrt entgegen und warf einen erstaunten Blick darauf. Das meiste von dem, was er da las, war ihm fremd.
»Ich möchte, dass du das für unsere nächste Sitzung besorgst. Zwar ist alles hier, aber du sollst deine eigenen Sachen besitzen.«
Er traute seinen Augen nicht. Er hatte zu beschaffen: »Drei Seile aus Baumwolle, jeweils 6 Meter; ungepolsterte, breite Ledermanschetten für Hals, Hände und Füße mit passenden Schlössern; lange Riemenpeitsche« – Anthony schluckte nervös – »harter Knebel mit dickem Gummiband; jeweils ein Paar Hand- und Fußschellen, normale Größe; Leine aus Leder, 1 Meter; Kette, 3 Meter«.
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