Irena Böttcher - African Queen

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Völlig erschöpft und dennoch schlaflos lag Robertson später auf einer Matte neben fünf anderen Männern in einer Hütte.
Plötzlich ließ ihn ein Zischen aufhorchen. Leise erhob er sich und schlich nach draußen. Kurz darauf erkannte er an den klar und akzentfrei geflüsterten englischen Worten Lord Peter.
"Holen Sie mich hier heraus!" drängte er. «Schon so viele Jahre warte ich auf einen Weißen, der mir helfen kann!»
"Wieso? Ihnen scheint es bei Sadiki doch gut zu gefallen – und wozu diese ganze Geheimnistuerei?"
"Wenn Sadiki erfährt, daß ich fliehen will, werde ich vor dem ganzen Stamm ausgepeitscht. Deshalb muß ich so desinteressiert tun. Aber wenn Sie wüßten, wie furchtbar es hier ist! Ich habe heute Ihren kleinen Knochen an Ihrem Schwanz baumeln sehen. In Adetokumbos Stamm ist man etwas männerfreundlicher als in dem von Sadiki. Mein bestes Stück ist ganz mit dornigen Holzstücken umgeben, die über Bastschnüre zusammengehalten werden. Monatelang dachte ich, ich halte es nicht aus …"
Scharf zog Robertson die Luft ein; ihm wurde übel. «Und warum fliehen Sie nicht?»
"Weil ich ständig unter Aufsicht stehe. Das Durcheinander durch das Eintreffen von Adetokumbos Leuten ist die erste halbwegs unbeaufsichtigte Gelegenheit …"
"Dann verschwinden Sie jetzt!" rief Robertson laut und entsetzt.
"Scht! Verdammt, seien Sie doch leise! Wenn uns jemand hört, werde ich sofort bestraft! Ich würde allein im Busch nicht überleben. Meine Flucht muß vorbereitet werden, und dafür brauche ich Sie. Sie können sich frei bewegen, Sie leben bei Adetokumbos Stamm. Dort herrschen die Frauen, aber sie foltern nicht."
Irgend etwas stimmte an Lord Peters Erzählung nicht. «Sie wollen mir doch wohl nicht ernsthaft erzählen, Sie haben 20 Jahre lang nie die Gelegenheit gehabt zu fliehen? Was war denn, als die beiden Stämme aus dem Tschad weiter in den Süden zogen? Da kann man Sie doch gar nicht ständig unter Aufsicht gehabt haben, und Sie müssen ganz nah an verschiedenen Niederlassungen von Weißen vorbeigekommen sein.»
"Damals war ich die ganze Zeit gefesselt", entgegnete Lord Peter gleichmütig. «Und es war auch nicht immer so schlimm. Anfangs hat es mir gefallen. Aber dann ist vor etwa einem Jahr meine Gefährtin im Stamm gestorben, und ich habe das Interesse der neuen Stammeshauptfrau Sadiki geweckt. Sie bestimmte mich zu ihrem Sklaven. Und danach war alles ein Alptraum.»
Noch bevor Robertson antworten konnte, wurde er von hinten gepackt, und aus einem erstickten Laut von Lord Peter schloß er, ihm ging es ebenso.

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African Queen

In Sklavenketten durch den dunklen Kontinent

Forscher 1905 unter Fessel und Peitsche

Ein Expeditionsbericht

von

Irena Böttcher und Rüdiger Happ

Impressum Ebookausgabe unter dem Titel African Queen in Sklavenketten durch - фото 1

Impressum Ebookausgabe unter dem Titel »African Queen;

in Sklavenketten durch den dunklen Kontinent«

© 2021 by Marterpfahl Verlag Rüdiger Happ,

Firstbergstr. 2, D-72147 Nehren

https://marterpfahlverlag.wixsite.com/erotikbuch

Marterpfahl_Verlag @ gmx.de

Titelbild: R. Happ unter Verwendung eines Bilds aus

Wikimedia: Fotograf: Galkey, African Shades, 7. Juli 2010

eISBN 978-3-944145-86-0

Impressum der Printausgabe unter dem Titel »Die Schrift«

© 2007 by Marterpfahl Verlag Rüdiger Happ,

Firstbergstr. 2, D-72147 Nehren

www.marterpfahlverlag.com

marterpfahl.verlag@t-online.de

Umschlaggestaltung und Foto:

Ronald Putzker, Wien ( www.putzker.com)

ISBN 978-3-936708-32-5

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Epilog

Noch’n Nachwort …

Allen wahren Liebhabern afrikanische Amazonen gewidmet :-)

Kapitel

1

ER SETZTE SICH UNTER EINEN BAUM mit merkwürdig geformten breiten, fleischigen Blättern; bewußt etwas abseits von den anderen. Mit vor Erschöpfung zitternden Fingern zog er ein großes, kariertes, zerknittertes Taschentuch aus der Tasche seines vor Schweiß starrenden hellen Tropenanzuges, nahm den harten, drückenden Helm ab und wischte sich die Stirn.

Nie hätte er gedacht, wie anstrengend diese Expedition werden würde und wie sehr ihm seine Begleiter auf die Nerven gehen sollten, schon nach nur fünf Tagen unterwegs im afrikanischen Busch.

Es war so unerträglich heiß, selbst nachts, wo die dunkle, feuchte Schwüle ihn nicht schlafen ließ, so daß er regelmäßig den Sonnenaufgang herbeisehnte, der ihm dann umgehend die Fortsetzung der Unbequemlichkeit brachte. Er schwitzte immerfort, hatte ständig Durst und einen Hunger, den nichts von den merkwürdigen Gerichten stillen konnte, die die schwarzen Träger bereiteten und von denen er lediglich hin und wieder voller Abscheu ein paar Bissen herunterwürgte, um eine völlige Entkräftung zu verhindern. Er hatte sich seit fünf Tagen nicht richtig waschen können, denn vor sämtlichen Wasserstellen, die dazu geeignet gewesen wären, wurde gewarnt. Es gab dort Schlangen, Skorpione und anderes Getier, das ihm mit einem einzigen, winzigen Stich mühelos das Leben nehmen konnte.

Manchmal wünschte er sich genau das herbei – etwas, das dieser Mühsal und Plage endlich ein Ende setzte.

Und noch stand nicht einmal fest, ob er das alles nicht völlig umsonst auf sich nahm.

Womöglich war es ein ganz fruchtloses Unterfangen, diesen Mann zu suchen, der angeblich Briefe von Lord Peter Denning in seinem Besitz hatte. Lord Peter, der vor etwa 20 Jahren irgendwo hier in diesem Gebiet spurlos verschwunden und nie wieder aufgetaucht war. Alle hielten ihn für tot, und alle vermuteten, er habe vor seinem Tod etwas ganz Entscheidendes entdeckt. Was das war, wollte unter anderem der Leiter des Instituts für Geschichte herausfinden, wo er vor knapp einem Jahr als Assistent angefangen hatte.

Deshalb war beschlossen worden, man würde diesen merkwürdigen Gerüchten um die von Lord Peter hinterlassenen Briefe nachgehen. Und er als der Jüngste im Institut war einstimmig dazu bestimmt worden, diese Strapaze auf sich zu nehmen.

Er hätte sich widersetzen können; seine Verlobte hatte ihm das dringend angeraten. Allerdings hatte man ihm unmißverständlich klargemacht, sollte er sich weigern, war seines Bleibens am Institut nicht länger. Und obwohl die Erbschaft seiner Eltern es ihm durchaus ermöglicht hätte, auf die Einnahmen aus dieser Stelle zu verzichten – er liebte seine Arbeit und wollte sie auf keinen Fall aufgeben.

Und deshalb war nun er als Altorientalist, als Mann des Schreibtischs, der Worte und der Bücher, unterwegs in einem fremden Land, das ihm in seiner Hitze ebenso feindlich erschien wie in der von allerlei unheimlichen Geräuschen erfüllten Dunkelheit der Nacht, das ihm jede Sekunde jeder Stunde jedes Tages Unbehagen bescherte.

Oh, wie die anderen schwatzten und lachten! Machte ihnen das alles gar nichts aus?

Da war Egbert Hegel, ihr Führer, ein Deutscher, der schon seit zehn Jahren im Busch lebte, da waren die Hauptpersonen, die beiden Brüder Pierre und Robert Liaud aus Frankreich, deren Auftraggeber die ganze Expedition finanzierte und die ständig dicht beieinander blieben wie siamesische Zwillinge – und so nannte man sie auch hinter ihrem Rücken –, da war sein Landsmann George Dellingham, ein Biologe auf der Suche nach einer neuen Spezies irgendeiner ekelhaften Reptiliengattung, und da war die einzige Frau der Expedition, ebenfalls aus England, Miß Camilla Longherd. Daß sie eine Frau war, mußte man allerdings wissen; sehen konnte man es nicht. Sie war ein echtes Mannweib, mit einem Körper wie ein Koloß, Männerkleidern, kurzen Haaren und einer Stimme, die Tote auferwecken konnte.

Ja, und dann gab es die Schwarzen. Stumme, bewegliche Diener, die das Gepäck trugen, die Zelte aufschlugen, Essen bereiteten.

Die anderen beachteten sie nicht, höchstens dann, wenn sie einen Wunsch hatten, behandelten sie wie Gegenstände oder allenfalls dumpfe Tiere. Doch er hatte ihre Augen gesehen, die so geheimnisvoll in den dunklen Gesichtern aufblitzten, und er konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, diese Menschen wußten weit mehr als die dummen Europäer, über die sie sicherlich heimlich lachten.

Kein Wunder – schließlich war man in ihrer Heimat.

Kein Engländer würde sich in London von einem Dunkelhäutigen, den er herumführte, so behandeln lassen; immer würde er die stolze Überlegenheit des Einheimischen herauskehren.

Was bewies ihm das? Eine größere Geduld oder zumindest Gleichmütigkeit der Schwarzen? Oder eher die wahre Überlegenheit, die es nicht nötig hat, sich rüde und lauthals zu äußern? Er wußte es nicht.

Doch mehr und mehr beschäftigten seine Gedanken sich mit diesen Begleitern der Expedition, die für die anderen nahezu unsichtbar waren.

»He – was soll das!« schrie auf einmal von den Zelten her Miß Longherd los. »Wie kommst du dreckiger Kaffer dazu, mein Fernglas in deine schmutzigen Pfoten zu nehmen?«

Er seufzte. Diese Ausbrüche waren sie mittlerweile alle gewohnt. Miß Longherd besaß keinerlei Selbstdisziplin und dachte sich wenig dabei, einen der Schwarzen aufs übelste zu beschimpfen, wenn er genau das tat, was sie zuvor von ihm verlangt hatte.

Doch diesmal war etwas anders. Er hörte klatschende Geräusche, die nur von Ohrfeigen stammen konnten.

Empört sprang er auf. Das ging zu weit!

Er eilte zu dem Zelt, wo Miß Longherd tatsächlich einen der Schwarzen beim Kragen gepackt hatte, oder was heißt hier Kragen – sie hatte seine lange Halskette aus merkwürdig geformten Steinen und Knochen gepackt, hielt ihn daran fest, und schlug ihm fortwährend immer abwechselnd rechts und links ins Gesicht.

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