African Queen
In Sklavenketten durch den dunklen Kontinent
Forscher 1905 unter Fessel und Peitsche
Ein Expeditionsbericht
von
Irena Böttcher und Rüdiger Happ
Impressum Ebookausgabe unter dem Titel »African Queen;
in Sklavenketten durch den dunklen Kontinent«
© 2021 by Marterpfahl Verlag Rüdiger Happ,
Firstbergstr. 2, D-72147 Nehren
https://marterpfahlverlag.wixsite.com/erotikbuch
Marterpfahl_Verlag @ gmx.de
Titelbild: R. Happ unter Verwendung eines Bilds aus
Wikimedia: Fotograf: Galkey, African Shades, 7. Juli 2010
eISBN 978-3-944145-86-0
Impressum der Printausgabe unter dem Titel »Die Schrift«
© 2007 by Marterpfahl Verlag Rüdiger Happ,
Firstbergstr. 2, D-72147 Nehren
www.marterpfahlverlag.com
marterpfahl.verlag@t-online.de
Umschlaggestaltung und Foto:
Ronald Putzker, Wien ( www.putzker.com)
ISBN 978-3-936708-32-5
Inhalt
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Epilog
Noch’n Nachwort …
Allen wahren Liebhabern afrikanische Amazonen gewidmet :-)
Kapitel
1
ER SETZTE SICH UNTER EINEN BAUM mit merkwürdig geformten breiten, fleischigen Blättern; bewußt etwas abseits von den anderen. Mit vor Erschöpfung zitternden Fingern zog er ein großes, kariertes, zerknittertes Taschentuch aus der Tasche seines vor Schweiß starrenden hellen Tropenanzuges, nahm den harten, drückenden Helm ab und wischte sich die Stirn.
Nie hätte er gedacht, wie anstrengend diese Expedition werden würde und wie sehr ihm seine Begleiter auf die Nerven gehen sollten, schon nach nur fünf Tagen unterwegs im afrikanischen Busch.
Es war so unerträglich heiß, selbst nachts, wo die dunkle, feuchte Schwüle ihn nicht schlafen ließ, so daß er regelmäßig den Sonnenaufgang herbeisehnte, der ihm dann umgehend die Fortsetzung der Unbequemlichkeit brachte. Er schwitzte immerfort, hatte ständig Durst und einen Hunger, den nichts von den merkwürdigen Gerichten stillen konnte, die die schwarzen Träger bereiteten und von denen er lediglich hin und wieder voller Abscheu ein paar Bissen herunterwürgte, um eine völlige Entkräftung zu verhindern. Er hatte sich seit fünf Tagen nicht richtig waschen können, denn vor sämtlichen Wasserstellen, die dazu geeignet gewesen wären, wurde gewarnt. Es gab dort Schlangen, Skorpione und anderes Getier, das ihm mit einem einzigen, winzigen Stich mühelos das Leben nehmen konnte.
Manchmal wünschte er sich genau das herbei – etwas, das dieser Mühsal und Plage endlich ein Ende setzte.
Und noch stand nicht einmal fest, ob er das alles nicht völlig umsonst auf sich nahm.
Womöglich war es ein ganz fruchtloses Unterfangen, diesen Mann zu suchen, der angeblich Briefe von Lord Peter Denning in seinem Besitz hatte. Lord Peter, der vor etwa 20 Jahren irgendwo hier in diesem Gebiet spurlos verschwunden und nie wieder aufgetaucht war. Alle hielten ihn für tot, und alle vermuteten, er habe vor seinem Tod etwas ganz Entscheidendes entdeckt. Was das war, wollte unter anderem der Leiter des Instituts für Geschichte herausfinden, wo er vor knapp einem Jahr als Assistent angefangen hatte.
Deshalb war beschlossen worden, man würde diesen merkwürdigen Gerüchten um die von Lord Peter hinterlassenen Briefe nachgehen. Und er als der Jüngste im Institut war einstimmig dazu bestimmt worden, diese Strapaze auf sich zu nehmen.
Er hätte sich widersetzen können; seine Verlobte hatte ihm das dringend angeraten. Allerdings hatte man ihm unmißverständlich klargemacht, sollte er sich weigern, war seines Bleibens am Institut nicht länger. Und obwohl die Erbschaft seiner Eltern es ihm durchaus ermöglicht hätte, auf die Einnahmen aus dieser Stelle zu verzichten – er liebte seine Arbeit und wollte sie auf keinen Fall aufgeben.
Und deshalb war nun er als Altorientalist, als Mann des Schreibtischs, der Worte und der Bücher, unterwegs in einem fremden Land, das ihm in seiner Hitze ebenso feindlich erschien wie in der von allerlei unheimlichen Geräuschen erfüllten Dunkelheit der Nacht, das ihm jede Sekunde jeder Stunde jedes Tages Unbehagen bescherte.
Oh, wie die anderen schwatzten und lachten! Machte ihnen das alles gar nichts aus?
Da war Egbert Hegel, ihr Führer, ein Deutscher, der schon seit zehn Jahren im Busch lebte, da waren die Hauptpersonen, die beiden Brüder Pierre und Robert Liaud aus Frankreich, deren Auftraggeber die ganze Expedition finanzierte und die ständig dicht beieinander blieben wie siamesische Zwillinge – und so nannte man sie auch hinter ihrem Rücken –, da war sein Landsmann George Dellingham, ein Biologe auf der Suche nach einer neuen Spezies irgendeiner ekelhaften Reptiliengattung, und da war die einzige Frau der Expedition, ebenfalls aus England, Miß Camilla Longherd. Daß sie eine Frau war, mußte man allerdings wissen; sehen konnte man es nicht. Sie war ein echtes Mannweib, mit einem Körper wie ein Koloß, Männerkleidern, kurzen Haaren und einer Stimme, die Tote auferwecken konnte.
Ja, und dann gab es die Schwarzen. Stumme, bewegliche Diener, die das Gepäck trugen, die Zelte aufschlugen, Essen bereiteten.
Die anderen beachteten sie nicht, höchstens dann, wenn sie einen Wunsch hatten, behandelten sie wie Gegenstände oder allenfalls dumpfe Tiere. Doch er hatte ihre Augen gesehen, die so geheimnisvoll in den dunklen Gesichtern aufblitzten, und er konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, diese Menschen wußten weit mehr als die dummen Europäer, über die sie sicherlich heimlich lachten.
Kein Wunder – schließlich war man in ihrer Heimat.
Kein Engländer würde sich in London von einem Dunkelhäutigen, den er herumführte, so behandeln lassen; immer würde er die stolze Überlegenheit des Einheimischen herauskehren.
Was bewies ihm das? Eine größere Geduld oder zumindest Gleichmütigkeit der Schwarzen? Oder eher die wahre Überlegenheit, die es nicht nötig hat, sich rüde und lauthals zu äußern? Er wußte es nicht.
Doch mehr und mehr beschäftigten seine Gedanken sich mit diesen Begleitern der Expedition, die für die anderen nahezu unsichtbar waren.
»He – was soll das!« schrie auf einmal von den Zelten her Miß Longherd los. »Wie kommst du dreckiger Kaffer dazu, mein Fernglas in deine schmutzigen Pfoten zu nehmen?«
Er seufzte. Diese Ausbrüche waren sie mittlerweile alle gewohnt. Miß Longherd besaß keinerlei Selbstdisziplin und dachte sich wenig dabei, einen der Schwarzen aufs übelste zu beschimpfen, wenn er genau das tat, was sie zuvor von ihm verlangt hatte.
Doch diesmal war etwas anders. Er hörte klatschende Geräusche, die nur von Ohrfeigen stammen konnten.
Empört sprang er auf. Das ging zu weit!
Er eilte zu dem Zelt, wo Miß Longherd tatsächlich einen der Schwarzen beim Kragen gepackt hatte, oder was heißt hier Kragen – sie hatte seine lange Halskette aus merkwürdig geformten Steinen und Knochen gepackt, hielt ihn daran fest, und schlug ihm fortwährend immer abwechselnd rechts und links ins Gesicht.
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