Bodo Kirchhoff - Ferne Frauen

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»Ferne Frauen«, umfasst elf Kurzgeschichten, in denen jeweils ein männlicher Ich-Erzähler auf eine für ihn unerreichbare Frau blickt – entfernt im räumlichen oder geistigen Sinne, gleich ob sie die eigene Ehefrau, eine engagierte Hure oder ein Traumbild ist. Der Autor schildert in filigranen Miniaturen Begegnungen, die nie stattfanden, die Versuchsanordnungen gleichen, die sich auflösen oder gar tödlich enden. In den Versuchen, Nähe herzustellen, offenbart sich dem Erzähler die Distanz zum eigenen Ich.
Erstmals 1987 veröffentlicht fand die Erzählsammlung bei Kritik und Publikum viel Beachtung, 2005 hat der Autor unter Wahrung des Originaltons die Texte neu bearbeitet.
Bodo Kirchhoff ist nicht nur als Verfasser groß angelegter Romane bekannt, auch in der Kurzform brilliert der renommierte Stilist seit mehreren Jahrzehnten.
Von der kompromisslosen und polarisierenden Radikalität des Frühwerks, das mit sezierendem Blick gesellschaftlichen Randfiguren nachspürt, wird der Leser zunehmend in einen umfassenderen Handlungsrahmen geführt, hinein in einzigartige Augenblicke einer Ehe, Momentaufnahmen einer Familie. Lakonisch, präzise und geprägt von einer subtilen Hintergründigkeit schreibt der Autor immer auch über die Schwierigkeit, eine gemeinsame Sprache zu finden.
Bodo Kirchhoffs Erzählungen sind eine literarische Kostbarkeit, anhand derer die Entwicklung des Autors vom »bad boy« der Literatur zu einem der profiliertesten Schriftsteller der Gegenwartsliteratur lesend nachvollzogen werden kann.

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Dem Hubschrauber entstiegen vier Männer, einer von ihnen trug eine Filmkamera; durch ein langes Kabel war er mit einem der anderen, der einen Kasten um die Schultern hängen hatte, verbunden. Der dritte hielt mit beiden Händen eine Stange, an deren Spitze etwas angebracht war, das einer Frucht ähnelte. Sie geben mir zu essen, dachte Olmayra – eine Kamera hatte sie schon öfter gesehen, einen Mikrofongalgen noch nie. Der vierte Mann hatte die Hände frei. Er trug eine Weste mit vielen Taschen und hatte silbrige Löckchen und einen Schnurrbart, mit Fingerzeigen gab er Befehle. Der Lärm hörte auf. Die vier Männer schauten zu ihr herüber, und Olmayra Sanchez begriff, daß nicht Gott oder das Militär, sondern das Fernsehen gekommen war, und dadurch erst recht alles gut würde. Denn Gott hätte womöglich geprüft, ob sie reinen Herzens genug wäre, um gerettet zu werden, und die Soldaten hätten auf Befehle gewartet oder einen Umschlag voll Dollars. Aber das Fernsehen wollte sie interviewen, und dazu mußte sie leben.

Der Mann, der die Hände frei hatte, kam näher. An der hingefallenen Frau vorbei stapfte er durch den schon steif werdenden Schlamm. Wie ist dein Name? rief er.

Olmayra Sanchez.

Und was ist mit dir? Kannst du nicht raus?

Sie erklärte ihm, daß ihre Beine eingeklemmt seien, und er sagte: Sprich nicht so hastig. Und dann sah sie auch schon, wie die lange Stange mit der Frucht an der Spitze zu ihr geschwenkt wurde. Sprich dort hinein und nicht zu laut, rief der Mann, der die Hände frei hatte, und sie nickte, und ihre Schmerzen waren für einen Augenblick weg. Sie wiederholte ihren Namen, der mit der Kamera begann jetzt zu filmen. Er kniete am Rande des Lochs, und Olmayra fürchtete, er könnte hineinfallen und böse werden auf sie. Sie versuchte, klar und deutlich zu reden, obwohl ihr Mund ganz trocken war trotz des Wassers um sie herum. Sie hatte großen Durst, aber nach etwas wie Durst war nicht gefragt worden. Schau zu mir, rief der Kameramann, und sie drehte sich ein Stück und riß den Mund auf: Es war, als sägte man ihr die Schienbeine entzwei. Olmayra biß sich tief in die Hand, der sicherste Weg, um nicht zu schreien – später sah man ein Foto von diesem Biß. Was ist das für eine Stelle hier? fragte der Mann mit den silbernen Löckchen, war hier euer Haus gestanden?

Olmayra Sanchez nahm die Hand aus dem Mund. Ich weiß es nicht, sagte sie. Was ist geschehen? Wo sind die Häuser, wo ist das Dorf? Sie wollte die Stange ergreifen, aber der, der sie hielt, schwenkte sie hoch. Euer Vulkan ist ausgebrochen, rief er ihr zu. Und dadurch kam der Schlamm und hat alles begraben!

Sie nickte jetzt nur, sie fühlte sich mitschuldig am Verschwinden des Ortes. Wie ihre Eltern und die Nachbarn, wie jeder hatte sie sich für klüger gehalten als der Vulkan, und also war jeder Vorwurf berechtigt. Immer zu mir schauen, rief der, der sie filmte, und Olmayra zeigte ein Lächeln. Sie beneidete die vier Männer; sie beneidete jeden, der nicht sie war, sogar die Frau im Schlamm, obwohl sie dalag wie tot. Wer nicht ihre Schmerzen hatte, dem gehörte die Welt – so mag sie gedacht haben.

Warum holt mich hier keiner raus? fragte sie, als das Wasser immer noch stieg. Hab noch Geduld, rief eine Stimme, und Olmayra versprach, Geduld zu haben, und neigte den Mund zum Wasser; wenn sie leben wollte, dann mußte sie trinken, das würden die Männer sicher verstehen, also sie nahm einen Schluck von dem Wasser, das nach Petroleum schmeckte, und spuckte es wieder würgend aus, und der mit den freien Händen wollte wissen, wie lange sie da schon drin sei, in diesem Loch.

Die Stange wurde gesenkt, und diesmal griff sie nicht mehr danach. Ich weiß es nicht, sagte sie, es war dunkel, ich erinnere mich nicht.

Aber du mußt dich doch erinnern …

Wir haben einen Film gesehen im Fernsehen. Dann sind wir ins Bett. Und dann ist das Haus umgefallen.

Wie hieß dieser Film?

Olmayra versuchte sich zu erinnern. Es war ein Film mit Musik und schönen Frauen.

Wurde geschossen? fragte der Mann.

Ich weiß es nicht.

Gut. Sag mir einfach, was du weißt.

Und sie nannte die Namen ihrer Geschwister und die ihrer Eltern und deren Eltern und auch den Namen der Straße, die der Schlamm zugedeckt hatte, und sagte noch einmal, daß sie vor dem Zubettgehen alle ferngesehen hätten, einen Film mit Musik, und daß ihr kalt sei und irgend etwas durch ihr Bein hindurchgehe.

Bald kommt die Sonne, rief ihr der Mann zu. Und wenn die Sonne kommt, wird dir warm. Und bald kommt auch Hilfe! Er sah auf die Uhr und besprach etwas mit den übrigen Männern, und der mit der Kamera filmte zuerst den Kuhkopf und schwenkte danach zu Olmayra, die jetzt ihr Kinn hob, um kein Wasser zu schlucken.

Wir kommen zurück, hörte sie den mit der Stange rufen und sah auch schon, wie die Männer in den Hubschrauber stiegen, und sich der große Propeller zu drehen begann und alles aufwirbelte mit seinem Wind, so daß es Wellen gab in dem Loch und ein Schwappen in ihr Gesicht und dazu einen Lärm wie der von den einkrachenden Häusern während der Nacht, einen Lärm, der dann aber leiser wurde und leiser, ja sich gänzlich verlor, bis es nichts mehr gab außer dem feinen Rieseln der Asche und von Zeit zu Zeit einem Schnauben der Kuh und mal aus dieser, mal aus jener Richtung Laute, als spreche der Schlamm, und eine Zeit anbrach, in der jede Minute noch etwas schlimmer als die vorangegangene war.

Olmayra Sanchez betete, das Fernsehen möge wiederkommen, und das Fernsehen kam wieder, und mit dem Fernsehen kamen viele Leute. Man warf ihr einen alten Reifenschlauch in das Loch, gut aufgepumpt, damit sie nicht absaufe, und gab ihr zu essen und zu trinken, damit sie bei Kräften bleibe, und sprach ihr gut zu, damit sie den Verstand nicht verliere, und als es heißer wurde gegen Mittag und die Sonne brannte, bekam sie ein feuchtes Tuch auf den Kopf, das war rot, weil das Fernsehen in dem grauen Einerlei eine Farbe brauchte.

Danke, rief Olmayra den Leuten zu. Ich werde es schaffen, mit eurer Hilfe und der der Jungfrau Maria!

Und bei Anbruch der Dunkelheit flog der Hubschrauber mit den Männern vom Fernsehen wieder davon, und die Leute zerstreuten sich. Es regnete, und jeder Windhauch trug einen fettig süßen Geruch durch die Luft. Die nun folgende lichtlose Nacht, dachte ich, muß Olmayra Sanchez endlos erschienen sein. Der Spieß in ihr wurde zum Tier, das sich langsam zum Hirn fraß, und sie umklammerte den Reifenschlauch und streichelte ihn und starrte ins Dunkle und hoffte, die Kuh würde noch einmal muhen, aber alles war still, bis auf das Toben in Kopf.

Als es tagte, waren Olmayras Hände weißlich geworden und die Augen fast schwarz. Leute krochen heran, und man gab ihr zu trinken, das Fernsehen kehrte zurück, der mit den Löckchen winkte ihr zu; ein Kran wurde errichtet. Man legte ihr Seile um, und alle sprachen durcheinander, und die Seile wurden straff, und sie brüllte, als man ihr die Beine auszureißen begann. Die Leute wichen zurück, man ließ die Seile fallen. Bald kommt eine Pumpe, rief ihr der mit der Kamera zu und wartete, bis das Verzerrte aus ihrem Gesicht war, bevor er sie filmte – sie und das Loch und den Kran und das Firmenschild auf dem Kran. So verstrich dieser Tag, und die Pumpe kam nicht, aber dafür die Nacht, und mit einem Mal waren die Leute wieder alle verschwunden, und das Tier in ihrem Fleisch fraß weiter, und das Wasser stieg, und es stank von der Kuh, die längst tot war. Olmayra glaubte, Musik zu hören, die Musik aus dem Film, den sie sich angeschaut hatten, ehe der Schlamm gekommen war, aber es war ihr eigenes Wimmern. Bis zum Tagesgrauen hielt dieses Wimmern, bis noch mehr Leute zu dem Wasserloch strömten und nun drei Kameras aufgebaut wurden, statt einer Pumpe, und man ihr zurief: Olmayra, du bist jetzt berühmt, die ganze Welt kennt dich – sag ein paar Worte zur Welt …

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