Karoline Menge - Warten auf Schnee

Здесь есть возможность читать онлайн «Karoline Menge - Warten auf Schnee» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Warten auf Schnee: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Warten auf Schnee»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Seit ihre Mutter fortging, sind Pauli und ihre Schwester Karine auf sich allein gestellt. Pauli ist sechzehn und als Ältere darum bemüht, einen normalen Tagesablauf aufrechtzuerhalten. Doch die Vorräte, die ihre Mutter vor ihrem Verschwinden einkochte, gehen zur Neige, und obwohl noch nicht mal November ist, verheißt der Blick zum Himmel nichts Gutes. Nachdem auch die letzten Bewohner das Dorf verlassen haben und der Mond die Landschaft in ein unheilvolles, blassgrünes Licht taucht, ziehen die fernen Hügel Pauli magisch an. Denn dahinter liegt das Unbekannte, das alle verschluckt – zuerst ihren Vater und später auch Powel, den großen Jungen mit dem seltsamen Gesicht, ihren einzigen Vertrauten. Auf der Suche nach einer Erklärung wandern Paulis Gedanken in die Vergangenheit, und schicksalhafte Geschichten treten ans Licht. Pauli wird klar: Sie muss handeln, bevor der erste Schnee fällt.
"Warten auf Schnee" ist ein schnörkelloses Debüt mit präziser Sprache, das durch seine atmosphärische Dichte besticht und eine hypnotische Ruhe ausstrahlt, die den Leser in ihren Bann zieht. Kunstvoll verwebt Karoline Menge archaische Märchenmotive zu einer modernen Geschichte, die einen anschwellenden Sog des Unheimlichen erzeugt. Gleichsam erzählt sie von einer Familie, deren Mitglieder sich gegenseitig ins Verderben stürzen und in deren Zentrum eine mutige Heldin ihren Ängsten trotzt.

Warten auf Schnee — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Warten auf Schnee», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Eine ihrer Geschichten war die vom grünen Mond, sie berichtete mir davon, als wir vor vielen Jahren im Keller hockten und Feuerkäfer einsammelten. Wir setzten sie auf die Stämme unserer Apfelbäume, mindestens hundert rote Käfer suchten wir zusammen. Meine Mutter sagte, sie seien nützlich, auch wenn sie so hässlich aussähen. Man dürfe hässlich nicht mit unnütz verwechseln. Sie würden dem Borkenkäfer und den Blattläusen den Garaus machen und unsere Äpfel schützen. Während wir Käfer in Blechdosen einfingen und sie auf die Stämme setzten, sagte mir meine Mutter die Zukunft voraus. Sie behauptete, dass eines Tages der Mond und der ganze Himmel und alles, was darunterlag, grün sein würden. In ihrer Zukunft aber waren die Kühe noch da, und der Kiosk an der Ecke, und die Frisörin war noch nicht vom Stromschlag getroffen worden.

Diese Geschichte holte sie immer wieder hervor, auch als Karine schon bei uns im Haus war. Sie erzählte sie in keinem besonderen Zusammenhang, sagte, der Mond würde grün werden und wir sollten keine Angst davor haben. Ich weiß noch, wie ich, nachdem ich diese Geschichte das erste Mal gehört hatte, die ganze Nacht kein Auge zutat. Ich mochte ihre Visionen nicht, mochte nicht, wie sie sie wie ein Mantra wiederholte, uns immer wieder beteuerte, wir müssten keine Angst haben. Ich begriff, dass eben nicht alles gut werden würde, weil meine Mutter zitterte, wenn sie diese Geschichten fantasierte, schneller als sonst die Lider hob und senkte und mit den Fingern nervös an ihren langen Haaren zupfte.

Meine Mutter ging oft mit uns auf Wanderschaft, über die Wiesen, durch die Felder, und wir sangen Lieder und sammelten Kräuter und Blumen, die sie zu Hause zu Tee und Salben verarbeitete. Sie nannte es Zaubertrunk und Zaubertunke, füllte die getrockneten Teekräuter in kleine verschließbare Gläschen und die Salbe in alte Zahnpastatuben, die sie aufschnitt, auswusch und, waren sie befüllt, mit dem gleichen dicken Klebeband verschloss, mit dem sie auch ihre Sandalen reparierte. Ihre Zauberei stellte sie ordentlich in das deckenhohe Regal mit den schmalen Böden, das noch immer in der hintersten Ecke der Küche steht. Die Salben und Teekräuter sind nicht mehr da. Meine Mutter hörte auf, sie herzustellen, als sie nicht mehr fähig war, hinauszugehen und ihre Zutaten einzusammeln.

An manch spätem Abend holte meine Mutter uns aus unseren Betten, setzte uns auf die untere Stufe der Treppe, steckte unsere Füße in unsere Schuhe und nahm uns mit nach draußen.

Lasst uns noch zu den Feldern vom alten Holm, wir sollten morgen einmal wieder Kartoffelstampf zum Mittag machen, sagte sie zu uns.

Wir klauten die Kartoffeln vom Feld, und meine Mutter machte Stampf und Kartoffelküchlein daraus. Der alte Holm hatte uns schon mehrmals erwischt und verwarnt. Meine Mutter nannte er verrückt. Er schrie es ihr hinterher, als wir, Karine an ihrer einen, ich an der anderen Hand, über den staubigen Kartoffelacker davonliefen. Meine Mutter behauptete, dass er nur wütend werde, weil er ein gesetzestreuer Trottel sei, und dass er uns ganz bestimmt nichts Böses tun würde. Sie hatte etwas gegen Gesetzestreue, sie meinte, es gäbe Menschen, die ihr Leben verpassten, weil sie sich an jede noch so kleine Regel hielten. Als der alte Holm uns wieder einmal zurechtgewiesen hatte, ging sie vor uns in die Hocke, packte uns an den Armen und sah uns abwechselnd tief in die Augen.

Regeln sind für die gemacht, die nichts mit der Welt und sich anzufangen wissen, sagte sie ernst. Haltet euch bloß niemals an Regeln, nur weil man es euch vorschreibt. Es gibt gute Regeln und schlechte Regeln.

Meine Mutter hatte sich nie mit den Dorfbewohnern anfreunden können, niemand von ihnen wüsste, was die guten Regeln seien, sie alle folgten den schlechten.

Das Dorf zählte neunundsechzig Einwohner: vierzehn Kinder und Jugendliche, ihre Eltern und Großeltern und Frau Rosamunde, die schon immer alleinstehend war. Außerdem gab es einundfünfzig Kühe, acht Kühe standen auf der Weide neben unserem Haus. Alle Kinder gingen in dieselbe Klasse, für eine Unterteilung war nicht genug Personal da. Die Schule bestand nur aus einem winzigen Raum, in den sich alle vierzehn Kinder jeden Morgen quetschten. Es gab eine Molkerei, einen Kiosk, einen Festplatz. Und einen Spielplatz, auf dem tagsüber die Kinder spielten und am Abend die Jugendlichen saßen, wenn sie es geschafft hatten, ihren Vätern ein paar Flaschen Bier zu stehlen. Und über allem thronte, und thront noch immer, der Wasserturm.

Im Sommer war es heiß und trocken, und über den Feldern flirrte die Luft. Die Winter waren sehr kalt, und die Felder lagen plan und starr. Ansonsten wuchs immer irgendetwas, das im Jahr davor noch nicht gewachsen war. Als es in einem Jahr Klatschmohn gab, standen in allen Fenstern die roten Blumen, und an den Türen hingen rote Kränze, und wir spielten so lange in den feurigen Feldern, bis wir müde wurden. Man sagte, dass der Mohn die Kinder schläfrig machte, und so ließen uns die Eltern den ganzen Abend auf den Feldern. In diesen Nächten schliefen wir wie noch nie und erwachten erst am Nachmittag aus unserem Steinschlaf. Jeder Versuch, uns zu wecken, war vergebens. Im Dorf sprach man vom Mohn, der die Kinder verschwinden ließ. Nicht ein Kind war an diesen Tagen mehr auf der Dorfstraße, zwischen den hohen Gräsern oder in den Gärten zu sehen.

Ich schaue nach Karine. Sie liegt zusammengerollt unter ihrer Decke, den Kopf auf ihrem Ellbogen. Ich kann erkennen, wie sich ihr Körper langsam hebt und senkt. Ich überlege, sie vorsichtig zu wecken und hochzubringen, sie ins Bett zu legen. Aber es ist dunkel und kalt im Haus, und ich habe keine Lust, das aufgeheizte Wohnzimmer zu verlassen. Ich lege mich neben den Ofen auf den Teppich und schließe die Augen. Ich schlafe nicht, schon lange schlafe ich nicht mehr richtig, ich tue einfach so, damit mein Körper am Morgen nicht völlig schwach ist.

Ich stelle mir etwas vor. Ich tauche ab und merke gar nicht, wie die Nacht vergeht, wie es Mitternacht, ein Uhr, zwei, drei, vier Uhr wird. Ich höre nichts mehr im Haus, und auch von draußen dringt nichts an meine Ohren. Ich bin unter Wasser, und alles glitzert in Türkis oder Tiefblau, kleine Lichtflecke tanzen vor meinen Augen, die Bäume, die Sträucher und Pflanzen schunkeln langsam von einer zur anderen Seite, die Luft ist dick und schwer, die Dinge passieren träge, alles zögert, alles wandelt wie im Traum. Nur dass ich nicht träume. Anfangs ist es noch sehr ungewohnt. Es ist schwer, zu gehen, einen Fuß vor den anderen zu setzen, es ist fast unmöglich, zu sprechen und zu verstehen. Wenn die anderen mir etwas sagen wollen, vernehme ich nur ein Glucksen, ihre Stimmen klingen, als kämen sie aus einer Büchse, leise und blechern. Nach und nach aber höre ich besser, bewege mich leichter vorwärts, beginne sogar zu rennen, klettere auf die Bäume und rufe ihre Namen. Sie reagieren, und ich verstehe, was sie mir sagen wollen. Die Bilder werden klarer, das Schwanken nimmt ab, aus dem tiefen Blau lösen sich einzelne ungetrübte Farben. Ich springe von meinem Ast, gehe die Wege entlang, an den Häusern vorbei, über die Felder und schaue zurück. Ich kneife die Augen zusammen, um weiter zu blicken, kann den Wasserturm und seine kleinen, dunklen Fenster sehen, die kurz aufzublitzen scheinen, wie die bedrohlichen Augen eines lauernden Tieres. Ich kann die Wiesen und die Hügel dahinter erkennen und das Sonnenlicht, das in breiten Säulen zwischen den Wolken hervorbricht.

2

Seit meine Mutter nicht mehr da ist, haben sich meine Erinnerungen an sie verändert. Als sie im letzten Jahr noch neben uns am Küchentisch saß, nebenan in ihrem Zimmer schlief oder im Garten die Wäsche aufhängte, war mir der Gedanke gekommen, wie es wäre, wenn sie verschwinden würde. Ich war zu dem Ergebnis gekommen, dass es mir nichts ausmachen würde. Ich wünschte mir den Tag sogar herbei, an dem sie einfach nicht mehr von ihren Ausflügen nach Hause käme. Damals waren meine Erinnerungen an sie verzerrt durch die letzten Jahre, die ich mit ihr, oder besser, an ihrer Seite, verbracht hatte. Ich konnte nicht mehr verstehen, wie wir uns einmal so nah hatten sein können und was uns zu Freundinnen gemacht hatte. Ich dachte, dass es eine Verblendung gewesen sein musste, die einem Kind eben anhaftet, eine Liebe, die ich ihr anspruchslos, und ohne irgendetwas in Frage zu stellen, entgegengebracht hatte. Aber dann war mir meine Mutter fremd geworden, so fremd, dass ich nachts vor ihrer Zimmertür stand und das Holz anstarrte, als läge dahinter ein mir unheimliches Wesen, das mir Angst machte, mir unbegreiflich war. Ich hatte alles andere vergessen.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Warten auf Schnee»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Warten auf Schnee» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Warten auf Schnee»

Обсуждение, отзывы о книге «Warten auf Schnee» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x