Quim Monzo - Hundert Geschichten
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Der Leser muß mit Überraschungen rechnen: Hundert wunderbare Geschichten, die zu dem Besten gehören, was derzeit in diesem Genre geschieht. Und über allen schwebt der mehr oder minder eingestandene Wunsch nach einem großen Zusammenhang, einem Sinn dieses zerfahrenen Lebens. Denn, das scheint Monzó sagen zu wollen: Menschen treiben unbelehrbar und orientierungslos durch die Zeit und glauben an eine rote Linie, die es nicht mehr gibt, sie sind Robinsone einer nichtkommunikativen Ära.
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Die Augen voller Wiesen
Es war ziemlich lustig, wenn du angetrunken mit Wiesen voller Kuchen in den Augen nach Hause kamst und kaum ein »Hallo« herausbrachtest, dich aufs Sofa legtest und einen unbestimmten Punkt an der einfarbigen Decke betrachtetest, so als atmetest du nicht, mit angehaltenem Atem und leerem Geist. Ich musste dich ganz vorsichtig und behutsam ausziehen und dabei aufpassen, dir nicht das Genick zu brechen, dann bettete ich deinen verrückten Kopf mit der ganzen Zärtlichkeit der Welt auf Seidenkissen (am folgenden Tag würdest du keine anderen mehr haben wollen), löschte Kerzen und Licht, ging ins Wohnzimmer und stellte den Plattenspieler ab (just in dem Moment, in dem Gilberto Gil einen Engelsschrei ausstieß oder Zappa von den Gefahren eines Zusammenstoßes mit dem Teufel erzählte). Ich dachte: »Gute Nacht, Spatz, träum süß vom Paradies«, dann tauchte ich in ein Magma aus Winternebeln und dänischen Wäldern, die von lustigen Zwergen und depressiven Jungfrauen bevölkert waren und an die sich nicht einmal mehr die Volkschronisten erinnern. Am Morgen danach standest du stets als Erste auf und hattest eine große Wut im Bauch. Du kehrtest das Unterste zuoberst, öffnetest das Fenster, und mit dem Glanz der Sonne (du kniffst die Augen so eng zusammen, dass sie nur noch aus einem Paar winziger Punkte bestanden) hellte sich dein ach so blasses Gesicht auf, und du sahst wie eine verhexte Plastikpuppe aus, die zum Leben erwachte. Du kamst zum Sofa, wo ich mich schlafend stellte, und drücktest mir einen Kuss auf die Wange. Und ich tat so, als würde ich gerade aufwachen. (Ich schlief lieber auf dem Sofa im Wohnzimmer, denn dein Herumwälzen im Bett war gewaltig und gefährlich und machte mir Angst.) Wenn ich dann aufgestanden war (du hattest bereits gefrühstückt und schienst wie neugeboren: ein völlig anderes Wesen als das, welches nachts die Wohnung betreten hatte: schwarze, lachende Augen, rosa Wangen, feuchte, lächelnde Lippen), knallte die Tür und weg warst du. Du müssest zum Unterricht, waren deine Worte, und schon wusste ich nicht, wann ich dich wiedersehen würde. Ich ging auf die Straße hinunter und wanderte kreuz und quer, auf und ab durch die Stadt, schaute Schaufenster an, kaufte Bücher, die ich dann nicht las, legte mich im Park in die Sonne, blätterte bei einem Wodka-Orange in Zeitungen und Zeitschriften. Saß auf Plätzen, fütterte Tauben mit feuchtem Brot. Ich schaute Frauenbeinen und Hintern hinterher, die in abgewetzte Jeans eingezwängt waren, kaufte Popcorn und betrat irgendein Kino, ohne darauf zu achten, welcher Film gezeigt wurde, oft saß ich vor monströsen Streifen: öde Western oder irgendwelche Psycho-Beziehungskisten für blöde Schnepfen an ihrem freien Nachmittag. Wenn ich das Kino verließ, dämmerte es bereits, und hier und da gingen die Laternen an, die Menschen hetzten stressergeben durch den verrinnenden Tag. Abends aß ich Hamburger oder Omelette, trank noch einmal einen Wein, las in einem längst vergessenen Buch und kehrte allmählich nach Hause zurück, denn die Wohnung war eiskalt und ich wollte meine Nacht nicht mit Schatten und Grübeln füllen. Wenn du um zwei noch nicht zurück warst, legte ich mich ins Bett (denn nun würdest du gewiss nicht mehr kommen) und las weiter, bis ich einschlief. Am nächsten Morgen lag das Buch auf dem Boden, das Licht brannte in einer harten, trockenen Mittagssonne, die auf meine Tische und Wände Streifen malte. Dann musste ich mich fertig machen, mein Gesicht waschen, mit dem Alltagstrott beginnen, weil möglicherweise kämst du ja heute Nacht nach Hause.
Denn letztendlich kreuztest du immer wieder auf, es vergingen nie zwei Tage, ohne dass du hereingeschneit wärst. Doch diesmal war es anders. Am ersten Tag machte ich mir keine Gedanken: Morgen würdest du bestimmt wiederkommen. Am dritten Tag begriff ich, dieses Mal würde es anders sein, und in den folgenden Tagen (die ganz, ganz allmählich zu Wochen wurden) verlor ich das Interesse an den Dingen: Ich trank Wein wie Wasser; ich ging nicht mehr ins Kino, aß keine Hamburger mehr und schaute nicht mehr auf die wiegenden Hüften der Frauen. Ich blieb zu Hause. Vielleicht kommt sie in der Früh, dachte ich bei mir. In der Folge verließ ich die Wohnung gar nicht mehr und staubte immer wieder die Möbel ab, fegte und saugte Staub: Wenn du zurückkämst, sollte alles ganz sauber sein. Dann nicht einmal mehr das. Es schien, als habe die Sonne aufgehört, unseren Planeten anzustrahlen, alles wurde finster, schwarz, undurchdringlich. Ich putzte nicht mal mehr: Der Staub sammelte sich in den Ecken, unter den Möbeln, und strich man mit dem Finger über eine Fläche, schob man einen weißen Staubberg vor sich her. Ich rasierte mich nicht mehr und duschte nicht mehr. Ich blieb im Bett, aß Brotkanten und trank Kondensmilch. Eines Tages knurrte mein Bauch so sehr, dass ich in den Supermarkt hinunterstürzte und völlig gehetzt Käse, Milch und Paprikawurst einkaufte und gleich an Ort und Stelle verschlang. Die Leute starrten mich an, als sei ich ein Wurm, ich verkroch mich sofort wieder ins Bett und blieb dort. Von hier aus sah ich die Stunden vorbeiziehen: Es wurde Nacht, es wurde Tag, ich sah den Sonnenstrahl die Linien zwischen den Fliesen nachzeichnen, sich an der Wand hochwinden, sich leuchtend auf dem Poster platzieren, über die Decke klettern und schließlich durch das Fenster verschwinden, was hieß, nun war es wieder Nacht. Ich versuchte zu weinen, ich stellte das Denken ein, ich schloss die Augen, die Ohren stopfte ich nicht zu, denn ich hörte schon längst nichts mehr.
Es war die Nase, die mir mitteilte, dass du wieder da warst, du standest vor mir, betrunken, und deine Augen waren voller Wiesen mit blassen Törtchen, du sagtest nicht einmal »Hallo«, versuchtest erfolglos, unklare Worte zu artikulieren. Das Einzige, was ich tun konnte, war aufzustehen: Trotz der Blutleere in meinem Kopf tastete ich mich zwischen verschwommenen Helligkeiten durch, ohne abschätzen zu können, wie viele Tage seit deinem letzten Erscheinen vergangen waren. Ich öffnete das Fenster (wegen frischer Luft!), dann musste ich dich ganz vorsichtig und behutsam ausziehen und dabei aufpassen, dir nicht das Genick zu brechen (und dachte, alles würde werden wie zuvor), und ließ deinen Kopf auf Seidenkissen ruhen, denn anderntags würdest du nur noch diese haben wollen.
Underworld
Für Toni Martí und Quim Sota
Sobald meine Eustachische Röhre das störende Riiiiiiiiiiiing als Wecker erkannte, sprang ich aus dem Bett und startete mein Kniebeugenprogramm (eins zwei eins zwei eins zwei eins zwei eins zwei eins zwei eins zwei eins zwei), bis ich genug davon hatte, rieb mir den Rest Schlaf aus den Augen und konnte einen müden Morgen erahnen, von dem schmale Lichtbänder durch die Latten der Jalousien hereinglitten. Als ich mit der Gymnastik fertig war und mit der ganzen wohligen Weltschwere tief gegähnt hatte, und noch ein bisschen mehr, trat ich, mir den Rücken kratzend (ein ganzes Ameisenheer zerkleinerte gerade mein Rückgrat), in das Esszimmer. Niemand zu sehen (Pinxa und Riqui schliefen wohl noch), also öffnete ich die Glastür und die beiden Holzläden, trat auf die Terrasse hinaus und erschien vor dem schweigenden Morgen, der in Richtung des Meeres von einer leichten aufgehenden Sonne gekrönt war. Wenn ich die Augen schloss, konnte ich mir die weißen, ebenfalls gähnenden Schaumkronen vorstellen, wie sie sich in einer universalen Systole und Diastole an den Felsen des Wellenbrechers brachen. Im Haus war alles totenstill, und ich war tierisch gut gelaunt: Ich öffnete die Tür zu Riquis Zimmer (die am nächsten lag), der Typ schlief tief und fest und stieß dabei einen sehr seltsamen Pfiff aus, so seltsam, dass ich mich einen Moment lang fragte, ob er sich nicht in einen Seehund, Seelöwen oder einen asthmatischen indonesischen Vogel verwandelt hatte, doch nein, sobald ich an ihm rüttelte, hörte das Pfeifen auf: Wach auf, Riqui, wach auf! Los! Doch er weigerte sich: Mmmmh, machte er, mmmmh, und ganz leise flüsterte er, nein, dabei drehte er sich um und versteckte sein Gesicht unter dem Kissen und seinen Körper unter dem Laken; Riqui! Riqui!, ich nervte ihn so lange, bis er endlich aufwachte und mich eine lange Weile ganz intensiv anschaute, so als erkenne er mich nicht, dann machte er seinen Mund auf und fragte mich nach der Uhrzeit. Ich antwortete, halb acht, more or less, er sagte o.k., stand auf, holte sein Rasierzeug und verschwand in Richtung Bad. Da dieser nun aufgestanden war, machte ich mich auf zu dem anderen, doch als ich Riquis Zimmer verließ, stand Pinxa bereits auf der Terrasse und verspeiste eine Scheibe geröstetes Brot mit Butter und Honig, er verdrehte hoch erhobenen Hauptes die Augen, dann senkte er den Kopf, um mich tadelnd anzuschauen: Es wäre nicht schlecht, wenn du hier weniger herumbrüllen würdest, du hast ja die halbe Nachbarschaft geweckt. Du weißt doch, entgegnete ich, Riqui liegt auf seinen Ohren. Stimmt, gab er nach, und bot mir einen Milchkaffee an. Und so standen wir im Schlafanzug herum und sahen mit offenem Mund, wie der Tag begann und der Alltagslärm sich in den Straßen breitmachte (das Gequietsche der Autos, das hysterische Geflüster der zur Arbeit hetzenden menschlichen Ameisen, der Hauch Routine, der den ganzen verwesten Raum der Stadt besetzte), bis dann auch Riqui mit einem Glas Orangeade in der Hand auftauchte, uns einen Guten Morgen wünschte und in einem tiefen Atemzug die neue Luft des neuen Tags in sich hinein atmete, der Himmel heute ganz klar, ganz Collserola deutlich zu sehen, transparent wie ein Dia. Er strahlte so viel Optimismus aus, dass ich überzeugt war, alles werde gut gehen (obwohl ich es nicht schaffte, Riqui davon abzuhalten, eine LP von Chico Buarque de Hollanda aufzulegen), und ich fühlte mich super, keineswegs nervös. Alles wird gut gehen, es ist ganz einfach, sagte ich mir, und ein Apfelduft drang in meine Nase, und ich fragte mich, woher dieser Duft wohl kommen mochte, und sah eine Handbreit vor mir unter dem Stadtplan, den wir gerade genüsslich studierten, eine Obstschale voller gelbgrüner, wilder Äpfel, wie delikate Zeichnungen, die kein Künstler besser zeichnen könnte. Ich nahm mir einen und biss hinein: Es machte knack-krack, das Innere war weiß und saftig. Hey du, träumst du?, fragte Pinxa. Nein, nein, sagte ich und öffnete die Augen. Mit seiner lässigen Mähne, die ihm ins Gesicht hing, saß Pinxa lächelnd vor mir: Pahh, es wird alles perfekt ablaufen, prognostizierte er, und ich antwortete, ja klar. Riqui trat in das Zimmer, stopfte sein Hemd in die Hose, lud die 9-mm-Parabellum und lachte. Mal sehen, wie Txordi drauf ist, ob er die Nacht durchgemacht hat und betrunken hier ankommt . . . Und Pinxa, der Witzbold, immer so nachsichtig, das darf einfach nicht passieren, es wäre ziemlich beschissen, wenn Txordi nicht auftaucht und wir alles verschieben oder ohne ihn machen müssen; dann lächelte er: Das glaube ich nicht, Txordi ist ein anständiger Kerl, er würde uns so etwas nie antun. Ich warf den Apfelbutzen auf den Tisch und legte eine andere Platte auf, während Riqui hinter meinem Rücken brummte, ich sei ein Schwein (weil ich das, was vom Apfel übrig geblieben war, auf den Tisch geworfen hatte). Ich unterbrach Chico Buarque mitten im Song und legte eine LP von Nino Rota auf, die Pinxa letztes Jahr mitgebracht hatte, als er Zuhälter an der Riviera war. Ich liebe diese Musik, sie dringt durch meine Ohren in meinen Körper, fließt durch meine tausend Venen, als wäre ich ein Held in einem italienischen Film, sagte er, als er sie uns damals zeigte, traumverloren in seinen musikalischen Delirien. Bon, sagte Pinxa (der vier, fünf Monate in Marseille gewohnt hatte und daher französisch sprach), ich gehe jetzt und probiere die Hosenträger. Blaunasse Hosenträger zieren jeden Würdenträger, sagte Riqui poesiegewohnt. Pinxa war schon wieder grinsend da, spannte sie und schaute uns fragend an, na, wie sehe ich aus? (Er glich einem Herrn aus einem alten, verblichenen, grauen Film, aus seinen Haaren tropfte der Festiger, die Hosenträger auf dem weißen Hemd, Theater pur, es fehlte nur noch das gelbfahle Licht einer verstaubten Glühbirne, die leicht im traurigen Wind eines verhangenen Abends schaukelte.) Ich sagte ihm, du siehst aus wie ein Held in einem Film aus den Vierzigern, und er lächelte selbstgefällig: Genau! Das ist genau das, was ich wollte, hast du Scarface gesehen? Nein? Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie viel Lust ich hatte, eine Bank zu überfallen, aber gekleidet komilfo, mit dem Scheitel auf der rechten Seite. Und hoffentlich ganz ohne Pleite!, schrie Riqui (schnell wie immer bei Fragen der Dichtkunst), während ich gleichgültig einen zweiten Apfel verspeiste. Ich schaute auf die Uhr: Viertel neun, und Txordi war immer noch nicht da, der wird uns das Ganze noch vermasseln. Komm, Mann, sei nicht so streng, er hat sicher verschlafen, sagte Pinxa und zog die Weste und das gestreifte Jackett an, komm, mach dich fertig, sonst bist du noch der Letzte. Also musste ich gähnend aufstehen, in mein Zimmer gehen, mich anziehen und die Dusche auf den Abend verschieben. (Aufgrund der Töne, die aus dem Zimmer drangen, konnte ich ableiten, dass Riqui a) die Platte von Nino Rota herunternahm und sie dabei offensichtlich zerkratzte und b) nur, um mich zu ärgern, wieder Chico Buarque de Hollanda auflegte.) Als meine Socken näher an meine Nase kamen, drang ein Gestank an mein Riechorgan, der mir half, mich zu entscheiden: Ich öffnete die Schublade und holte ein Paar frische heraus, und dabei mischte sich in meinen Ohren die bei mir Brechreiz auslösende Musik mit den Geräuschen des Gaunerpaares im Wohnzimmer, die Räuber und Gendarm spielten, peng, peng, peng, und es war fast halb neun. Als die Pistole frisch poliert war, fragte ich nach Txordi. Sollen wir die Bullen anrufen und fragen, ob sie wissen, wo er bleibt? Sei nicht blöd, Mann, er wird schon kommen. O.k. Ich setzte mich also aufs Sofa und blätterte in einer alten Fotogramas mit viel nacktem Fleisch von superschönen Frauen, die nur auf eine Gelegenheit warteten, arme Stars des unterentwickelten Kinos. Pinxa studierte erneut den Stadtplan und Riqui sprühte Deo unter seine Achseln, alles in allem ein ziemlich poetisches Bild: Die neue Unterwelt desodoriert ihre Seele (Ausgabe für ein fortschrittlich-katholisches Magazin). Dann klingelte es an der Tür, Pinxa zuckte zusammen: Die Bullen, du, die Bullen, sagte er, holte die 9-mm heraus und postierte sich eher in einer erotischen Haltung als in einer Verteidigungsstellung, Riqui ging zur Tür und fragte, wer dort sei, und eine bekannte Stimme antwortete, Txordi, Riqui nahm die Kette von der Tür und öffnete sie (durch den Türrahmen trat Txordi mit glänzenden Augen, offenem Hemd und leicht zitternden Händen). Mann, so nicht! beschwerte sich Pinxa, was für ’ne Scheiße, wir müssen heute hart ran und du tauchst hier besoffen auf. Nein, nein, nein, verteidigte sich Txordi, ich bin nicht besoffen, ich habe nur schlecht geschlafen, und hier lächelte er: Eine Blondine, Mann, aus Philadelphia, Phili, wie sie dazu sagen, Mann, was für eine Blonde! In diesem Augenblick verlor ich endgültig das Vertrauen und den Kopf, legte mich aufs Sofa und lauschte, wie Txordi sich erklärte: Nein, nein, verdammt, mir geht es gut, die Hand zittert ein bisschen, aber das bedeutet nichts. In fünf Minuten und nach einem ordentlichen Frühstück bin ich fit und stehe zur Verfügung. Was?, fragte Pinxa entgeistert, du hast noch nicht einmal gefrühstückt? Der Kühlschrank war leergefressen, also blieb uns nichts anderes übrig, als mit dem Waschlappen über sein Gesicht zu fahren, ihn ein wenig unter den Achseln zu waschen, ihm die Augenlider zu öffnen, über die Augen zu wischen, mit dem Kamm etwas Ordnung in seine Haare zu bringen, ihm die Pistole zu präparieren und ihn hinter uns herziehend auf den Treppenabsatz hinauszutreten, den Fahrstuhl zu rufen und, nachdem wir den Knopf eine Minute gedrückt gehalten hatten, den Concierge zu hören, der von unten hochbrüllte (der Fahrstuhl ist kapuuuutttt!), und folglich acht Stockwerke zu Fuß langsam nach unten zu traben. Das hat uns gerade noch gefehlt, Mann. Dann sitzen wir endlich im Auto und starten in Richtung Stadtmitte, durch enge Straßen, durch breite Straßen, über Boulevards und Ampeln in allen Farben, hey Leute!, ich habe noch nicht gefrühstückt, und das Auto bremst: quietsch!, schnell eine kleine Bar gesucht, wo man Spiegeleier mit Speck macht, mit einem Gläschen guten Wein, einem dunklen Penedès, und einem Kaffee. Nein, einem . . . Einem? Zwei. Drei. Vier. Vier Kaffee mit Cognac, Txordi wischt seinen Mund ab und rülpst. Auf, ihr könnt zahlen, Riqui zahlt, und schon sitzen wir wieder im Auto, lesen den Strafzettel, den uns ein übereifriger Polizist angedreht hat. Scheiße, beklagt sich Pinxa, und warum? Wir strecken den Kopf aus dem Fenster und sehen eine große blaue Scheibe mit rotem Rand, die von einem ebenso roten Streifen diagonal durchkreuzt wird, dann begreifen wir: Wir befinden uns im Parkverbot, wir ziehen Streichhölzer, Txordi gewinnt und darf die Aufgabe übernehmen, den Strafzettel zu zerreißen und sich ans Lenkrad zu setzen, bruuummm bruuummm macht das Auto, während wir uns der Bank nähern und Pinxa feststellt, dass es schon halb zehn ist, verdammt, wie sollen wir das noch hinkriegen, mit so ’nem unpünktlichen Volk wie euch werden wir nie irgendwohin kommen usw., bis wir da sind und gegenüber der Bankfiliale parken. Alle außer Txordi, der am Steuer sitzen bleibt und uns Glück wünscht, steigen aus. Wir sind drei: Pinxa, Riqui und ich, wir nähern uns der Glastür, stoßen sie auf und treten ganz normal ein: lächeln engelsgleich, als wir die Pistolen auf die Angestellten richten, die überrascht und fassungslos ichweißnichtwas sagen, wir lassen sie sich bäuchlings auf den Boden legen, einschließlich der Kunden, die 9-mm kühl im Nacken des Filialleiters, los, eins zwei, vorwärts, zum Tresor, los, aufmachen, befiehlt ihm Pinxa, und der gute Kerl, sagt jajajaja, völlig kopflos und verängstigt, mit der Hand am Schloss, einem riesigen, glänzenden Schnappschloss, wie seltsam, ein Tresor mit einem einfachen Schnappschloss?, mmmmh, und im Tresor sind Kilos über Kilos rotes, weißes und fettes Fleisch mit einem Geruch von gefrorenem Tod, und erst jetzt stellten wir fest, dass wir vor einem Tiefkühlraum standen und nicht vor einem Tresor, und wir schauten den Filialleiter an, der eine weiße Schürze trug und dessen Arme bis zu den Ellbogen mit Blut verschmiert waren, und wir vernahmen, wie der gute Mann (sehr respektvoll und ohne den Blick von den Revolvern zu lassen) sagte: Hören Sie, ich glaube, Sie haben sich geirrt. In dem Moment stellen wir fest, dass wir uns in einer Fleischerei befinden und nicht in der Bank, und wir brechen in Gelächter aus, bitten um Entschuldigung, gehen in den Ladenraum zurück, in dem die ganzen Frauen und Angestellten auf dem Boden liegen. Auf, los, Sie können wieder aufstehen, wir schütten uns weg vor Lachen und treten auf die Straße hinaus, mit den 9-mm in den Taschen, und entdecken genau nebenan die Bank. Aber nun hat keiner von uns mehr Lust. Morgen ist auch noch ein Tag, sagt Riqui, und macht sich auf dem Vordersitz breit, Txordi, mit offenem Mund und ohne irgendetwas zu verstehen, alle zum Lachen aufgelegt, mit Bock auf Whiskey und Pommes, und Omelette mit Artischocken, ergänzt Pinxa.
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