Corinna T. Sievers - Vor der Flut

Здесь есть возможность читать онлайн «Corinna T. Sievers - Vor der Flut» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Vor der Flut: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Vor der Flut»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

"Ein mutiger Text, der explizit das Begehren einer Frau in einer so radikalen Perspektive benennt, wie man es eigentlich nur von Männern kennt, ein Text, der von Überschreitung handelt, einem Abweichen von der Norm, und der eine enorme Spannung erzeugt." Hubert Winkels beim Bachmann-Bewerb 2018
Judith ist Zahnärztin und lebt auf einer norddeutschen Insel mit ihrem Ehemann, einem Psychiater. Sie führen eine eher lieblose Ehe, was ihn aber nicht davon abhält, ihre wechselnden außerehelichen Liebschaften zu analysieren. Das Städtchen ist klein, nicht einmal zweitausend Einwohner. Neun Zwölftel des Jahres ist Nebensaison. Doch zweimal im Jahr fallen die Reichen ein, zweimal im Jahr ist Hochsaison, dann kommt Judith auch privat auf ihre Kosten: Sie ist Erotomanin, auf der Suche nach einer freien Sexualität, sie ist frei von den Grenzen des allgemein Konformen, Männer warten bei ihr vergeblich auf Erlösung oder gar Liebe. Jetzt sind die Weihnachtsgäste abgereist, und ein vom Wintersturm angeschwemmter Eisblock treibt auf das kleine, direkt an der Wattseite der Insel gelegene Warfthaus der Eheleute zu. In dem Maße, wie sich die Eismasse Meter für Meter nähert und mit der nächsten Springflut das Haus unter sich zu begraben droht, nimmt die Erzählung eine immer dramatischere Wendung, entwickelt sich ein von Judith so präzis im Voraus geplantes erotisches Rendezvous immer mehr gegen ihre Erwartungen.
Ebenso konkret wie ironisch beschreibt Corinna T. Sievers eine Frau, die sich offen ihrem Begehren hingibt. «Vor der Flut» verhandelt das traditionelle Konzept von Liebe und weiblicher Sexualität auf ungewohnte Weise und treibt ein Spiel mit gesellschaftlichen und geschlechtlichen Machtverhältnissen – originell und spannend bis zum Schluss.

Vor der Flut — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Vor der Flut», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Eigentlich möchte ich verstummen, kreuze die Arme über der Brust.

Gleichwohl wird aus Gründen des Fortbestands unserer Ehe ein diplomatischer Verkehr, kein sexueller, aufrechterhalten.

Hovards Stimmlippen belegt, mehrmaliges Räuspern, dann hat er sich warmgeredet, grundsätzlich mangelt es ihm tagsüber an Gesprächspartnern. Er erzählt von seinem Tag, welche Fliesen er ausgebessert, bei welchem Trödler er Ersatz gefunden hat für den verrosteten Türbeschlag, wie es aussieht auf unserem Konto und mit der Altersversorgung.

Mit dem kalkulierenden Hovard vor Augen kommt mir Erik abhanden, zerfließt zwischen meinen Schenkeln.

Hovard reicht mir das Glas. Um es zu nehmen, muss ich die rechte Brust entblößen respektive denjenigen Abschnitt des Brustkorbs, dem sie anhaften sollte.

Ob sich der Tittenmangel Hovard erschließt, vermag ich nicht zu beantworten. Gewöhnt man sich an Leerstellen? Ich glaube nicht. Schönheitsfehler bleiben Stachel im Fleisch, sogar Liebende sind von der Natur mit Urteilsvermögen beschenkt.

In einem Zug leere ich den Riesling.

Hovards Mängel sind offenkundig, sie quälen mich wie Ungeziefer, der turmhohe Schädel (hinter eckiger Stirn ein hochfunktionelles Frontalhirn), das spärliche Haar angeordnet nach Art eines Kränzchens, der schmutzig-graubraune Ton, an der Kuppe Restflaum derselben Farbe. Nase und Ohren lang, Augen hellblau, von wässriger Leuchtkraft, sie wären der einzige Reiz, hinge nicht das Unterlid, legte es nicht ein Geflecht hellroter Gefäße bloß.

Sie wissen, wovon ich spreche, was uns befällt im Angesicht von Hässlichkeit, impulsartiges Zurückweichen, vergleichbar der Abscheu vor einem wilden Tier, niederschwelliger zwar, aber dauerhaft nagend.

Seit einigen Jahren ist sein Bindegewebe schwach, auch die Muskulatur, das Glied nie anders als schwach gewesen. Die Natur verschwendet sich an Geist oder Körper, niemals an beide.

Er hat seine Rede beendet, das Badewasser ist kalt.

Die Standuhr in meinem Schlafzimmer schlägt elf.

Hovard erhebt sich: Mach die Kerzen aus, bitte.

Beugt sich hinab und sagt: Falls du noch wach bleibst, sieh nach dem Eisberg.

Küsst mich auf die Lippen, nimmt das Glas und ist fort.

Eigentlich ein guter Mann, auch wenn er mich nicht fickt. Er lässt mich mit anderen ficken.

23.33 Uhr. Ich habe die Kerzen ausgeblasen, stehe nackt am Fenster. Brüste, Schenkel halbgefroren, in meinem Rücken der Kamin, Hintern und Waden glühen.

Ich halte den rechten Arm gestreckt, wenn ich Daumen und Zeigefinger spreize, entspricht die Spanne der Höhe des Eisberges. Helles Türkis, jetzt, da es aufklart.

In einer halben Stunde wird die Flut den Scheitelpunkt erreichen.

Ich warte, Brustwarzen steif, die Wanduhr schlägt zwölf, noch einmal strecke ich den Arm aus. Um die Breite einer Fingerkuppe ragt der Eisberg über die Spitze meines Zeigefingers hinaus.

Samstagmorgen

Graugelb. Zuerst trifft im Großhirn das Licht ein, Sekundenbruchteile später der Ton. Irgendein Nachbar schaufelt Schnee.

Erster bewusster Gedanke: Erik. Ich habe von ihm geträumt, noch kurz vor dem Aufwachen. Träume generiert das Stammhirn, ebenso wie Triebe. Dieser Trieb ist haltlos. Bei aller Unvollkommenheit des Liebesobjektes: Der Erik aus meinem Stammhirn verspricht Seligkeit, allein durch Visualisierung seines Geschlechtsteils.

Im Anfangsstadium der Begierde reicht das an Vollkommenheit: die Vorstellung des erigierten Organs. Körpereigene Endorphinproduzenten lösen Glückseligkeit aus wie einen Rausch.

Aber der Blutspiegel will gehalten werden, und die Unruhe kehrt zurück. Sie weicht einer Getriebenheit, der die Visualisierung des Gliedes nicht mehr genügt. Nur eine Inbesitznahme vermag sie zu befrieden.

Unter der wünschenswerten Voraussetzung, dass der Liebeswunsch vom Objekt erkannt und geteilt wird, folgen Maßnahmen, die dem Zweck des Beisammenseins dienen, normalerweise ein Abendessen in einer Fischbude respektive beim Sternekoch, Mittelmaß ist auf der Insel nicht anzutreffen, am selben Abend Küsse, gelegentliches Herzeigen der Möse und Schwanzstreicheln. Im Normalfall von nun an eine Umkehr ausgeschlossen.

Neben dem Glück stellt der hormonelle Niederschlag etwas Zweites, ebenso Mächtiges zur Verfügung: die Verblendung. Sie überzieht das Liebesobjekt mit Wohlwollen und stattet es mit wirklichkeitsfremder Anziehungskraft aus.

Sie nehmen an, dass die darauf folgende geschlechtliche Vereinigung eine Katharsis darstellen müsse.

Nicht für jeden. Nicht für mich.

Ich antworte Ihnen: Was ist mehr als Geschlechtsverkehr? Vielfacher Geschlechtsverkehr.

Mein Körper hat drei Löcher, die ich mit einer größtmöglichen Zahl an Schwänzen stopfe, nach Möglichkeit kein zweites Mal mit demselben.

Am wenigsten mit Hovards. Mit jedem anderen, nur nicht mit seinem.

Erik dürfte mein fünfhundertster Liebhaber werden. Einzig das zukünftige Glück zählt.

Hovards Diagnose: Ich löse nichtsexuelle Konflikte durch Sexualität.

Tosend meine Seligkeitsgedanken, tosend die dürren Zweige der Pappeln vor meinem Fenster, da verdrängt ein anderes Geräusch mein Erik-Glück: draußen Männerschritte in wilder Folge. Ich lausche ihren Füßen, acht oder zehn, sie haben schwer zu tragen.

Im weißen Hemd barfuß über den Flur in die Stube. Es zieht, im Kamin liegt kalte Asche. Sonst facht Hovard am Morgen das Feuer an, überhaupt vermelden meine Sinne: Er ist nicht da (das Phänomen der spürbaren Abwesenheit des Gatten im Moment des Betretens der gemeinsamen Wohnung oder des Hauses ist allen Verheirateten bekannt, als käme auch das Unbelebte zur Ruhe, in meinem Fall gefolgt von Erleichterung).

Die Männer stehen im Garten. Sie haben eine Kette gebildet, werfen sich mit baumstarken Armen Sandsäcke zu, der letzte stapelt sie auf, errichtet gegen die Flut eine Mauer an der Ostseite des Grundstücks. Dort steht auch Hovard, zu schwach als Mann und Kettenglied, die Stiefel knöcheltief im Wasser. Er dirigiert, wenngleich sein Orchester ihn nicht beachtet. Die Kameraden tragen Blau, neongrün auf ihren Rücken: Seenot. Vor lauter Gischt ist der Himmel eins mit dem Meer.

Ich wollte, der Augenblick dauerte an, so schön sind die arbeitenden Mannsbilder.

Ich hebe den Arm, spreize Daumen und Zeigefinger: Der Eisberg, obschon im Schaum kaum auszumachen, überragt die Spanne um eine halbe Daumenlänge.

Ich habe versäumt, das Hemd zuzuknöpfen, stehe mit gestrecktem Arm und halbnackt am Fenster.

Bald befinden sich Sonne, Mond und Erde in Opposition. Das ist die Springflut.

Die Männer haben fertig geschleppt und gestapelt, sich umgewandt, ihre Münder stehen offen, sie starren in meine Richtung. Nur Hovard nicht, der lehnt an der Pforte, das Gesicht himmelwärts, mit einer Hand abgeschirmt, er beobachtet den Flug der Vögel. Wenn sie über Meer gehen, wird der Sturm abflauen, das ist seine Hoffnung.

Da beginnen die Männer zu lachen, ich höre ihr Grölen durch die Scheibe, sie zeigen mit den Fingern. Vor Scham verlässt mich mein Trotz, ich bin doch noch schön. Ich senke den Kopf, da sitzen die Kaninchen: Es mögen zehn sein, aufgereiht und farblich sortiert auf meiner Schwelle, die Männer schlagen sich auf die Schenkel.

Mich haben sie nicht gesehen.

Mittags wollen wir einen Spaziergang machen. Hovard möchte an den Weststrand, dort ist es geschützt, mit dem Auto eine Viertelstunde. Wir fahren durch die Dörfer, das schönste heißt B., hier lebt Erik.

An der Hauptstraße Boutiquen und Nobelrestaurants im Winterschlaf.

Vorgeblich unscheinbar die Nebenstraßen, schmal und bucklig, münden in armierte Auffahrten, ringsherum Videoaugen. Wege geräumt, als hätte es niemals geschneit.

Ich auf dem Beifahrersitz, meine Hand in Hovards Nacken. Eine der Berührungen, die wir uns gestatten. Sein feines Haar fließt über meine Hand, er wäscht es morgens und abends. An keinem Tag unseres gemeinsamen, ein Vierteljahrhundert andauernden Lebens war Hovard anders als nahezu geruchsfrei. Zudem ist meinerseits ein neurobiologisches Phänomen nicht auszuschließen: ein Schaltkreis von Geruch und Gefühl. Nicht nur, dass mich Männerduft erregt. Umgekehrt löst der Gedanke an das männliche Geschlechtsteil ein eingebildetes Geruchsempfinden aus, eine Geruchs-Fata-Morgana, als entzünde mein Verlangen mein Riechzentrum, als heiße ans Vögeln zu denken, es zu riechen.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Vor der Flut»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Vor der Flut» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Vor der Flut»

Обсуждение, отзывы о книге «Vor der Flut» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x