Ethan Stone - Kompromittiert

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Officer Daniel Kash Kashaveroff ist Single, schwul und arbeitet in einem Hochsicherheitsgefängnis. Nicht der beste Job, um geoutet zu sein. Nach schlechten Erfahrungen in einer vergangenen Beziehung würde er sich gerne wieder verlieben, glaubt aber nicht daran, dass das so bald passieren wird. Mit Zane Davis zusammenzuarbeiten, stellt Kashs Leben auf den Kopf. Sie sind erst Kollegen, werden dann Freunde und lassen sich schließlich auf ein Verhältnis ein, aber ihre Beziehung ist weit davon entfernt, perfekt zu sein.
Während er sich mit seinen Beziehungsproblemen herumschlägt, freundet Kash sich auch mit einem Häftling namens Cody Ivy an. Persönliche Nähe zu einem Insassen verstößt gegen die Regeln, aber Kash ist von der Unschuld des jungen Mannes überzeugt. Schon bald engagiert er sich dafür, diese zu beweisen, selbst als er dadurch sein eigenes Leben gefährdet.

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»Austeilen oder laufen?«, fragte ich Davis.

Austeilen bedeutete, über einem beheizten Wagen zu stehen und die Tabletts zu füllen. Laufen bedeutete, vom heißen Wagen zu den Zellen zu gehen und dabei vier Tabletts auf einmal zu tragen. Block 2 hatte insgesamt sechsundneunzig Insassen, achtundvierzig auf jeder Seite. Also sechsundneunzig Tabletts zu je vier auf einmal, achtundvierzig davon oben. Das alles summierte sich aus Hin- und Hergehen und Treppen rauf und runter. Ich mochte keins von beiden, also war es mir egal, welche Arbeit ich machte.

»Ich werde laufen«, antwortete er. »Wenn es dir nichts ausmacht.«

»Kein Problem, aber du solltest mit mir Schritt halten können.« Ich grinste ihn an.

Er lächelte zurück. »Ich werde mein Bestes geben.«

Davis würde mich definitiv auf Trab halten. Ich war ein schneller Austeiler, aber Davis hielt nicht nur mit mir Schritt, er war sogar schneller als ich. Er teilte die vier Tabletts aus und war zurück, bevor ich mit dem nächsten Satz zur Hälfte fertig war. Ich war an faule Mitarbeiter gewöhnt, was bedeutete, dass ich härter arbeitete als sie. Die Arbeit mit Davis war eine erfrischende Abwechslung, nicht nur, weil er mit vollem Einsatz dabei war, er scherzte und lachte dabei auch noch.

Wir waren sehr schnell fertig und dann war es Zeit für die nächste Aufgabe des Tages: das Duschen. In Seely wurde nicht in Gruppen geduscht. Es gab vier Duschen auf jeder Seite des Blocks, zwei im Erdgeschoss und zwei im Obergeschoss. Da alle Häftlinge in meinem Block in Einzelzellen saßen, konnte nur eine Dusche für jede Gruppe benutzt werden, eine oben und eine unten. Davis und ich arbeiteten zusammen, um dem Häftling Handschellen und Beinfesseln anzulegen, ihn zur Dusche zu bringen und dann alle Fesseln wieder zu entfernen. Wenn wir die Tür schlossen, wurde sie automatisch verriegelt, und nur Westland konnte sie von der Blase aus öffnen. Offiziell hatten die Häftlinge zehn Minuten Zeit zum Duschen, aber normalerweise bekamen sie mindestens fünfzehn. Wir steckten einen Mann in die untere und einen anderen in die obere Dusche, dann gingen wir auf die andere Seite, wo wir den Vorgang wiederholten.

Ich war stets von Davis beeindruckt. Er hatte einen gesunden Menschenverstand, etwas, das vielen meiner Kollegen fehlte.

»Wie bist du in diesem Beruf gelandet, Kash?«, wollte er irgendwann wissen.

»Ich habe in Vegas gelebt und einen Job gebraucht«, antwortete ich. »Das Gefängnis dort hat meine Bewerbung zuerst angenommen.«

»Welches Gefängnis?«, fragte er.

»LVSP.« Das Las Vegas State Prison war eines von zwei Gefängnissen mit mittlerem Sicherheitslevel in der Gegend von Vegas. Das andere war ironischerweise das Paradise Correctional Center, benannt nach der gemeindefreien Stadt, in der es erbaut worden war.

»Wie bist du in Seely gelandet?«Ich lachte über die versteckte Bedeutung der Frage. Was er meinte, war: Warum zum Teufel bist du in diese winzige Stadt am Arsch der Welt gekommen? »Ursprünglich habe ich mich von der LVSP in das Silver-Staatsgefängnis in Carson City versetzen lassen.«

»Warum?«

»Beziehungssache«, antwortete ich schlicht.

»Ah, einem Mädchen hinterhergejagt, was?« Er lachte. »Ich verstehe.«Tatsächlich war ich einem Mann hinterhergelaufen, aber das konnte ich Davis nicht sagen. Ich konnte ihm auch nicht anvertrauen, dass der Mann, Evan Grainger, verheiratet gewesen war. »Ich bin in Silver geblieben, bis es geschlossen wurde.«

Es war das älteste Gefängnis des Staates gewesen und es am Laufen zu halten, hatte mehr Geld gekostet, als der Staat sich hatte leisten können. Die Schließung war in Wahrheit ein Segen gewesen, denn sie hatte mir einen guten Grund gegeben, um Carson zu verlassen und von Evan wegzugehen, auch wenn es nur das eine Stunde entfernte, gottverlassene Höllenloch namens Seely war.

»Warum hast du dich nicht in eines der anderen Gefängnisse in Carson oder Reno versetzen lassen?«

»Meine Beziehung war in die Brüche gegangen und ich wollte einen Neuanfang.«

»Verdammt, das ist scheiße. Was ist denn passiert?«

»Du stellst eine Menge Fragen.« Ich lächelte und stieß ihm mit dem Ellbogen in die Seite. Wir gingen auf die andere Seite des Blocks und es dauerte eine Weile, bis Westland die Türen öffnete.

»Tut mir leid, ich bin manchmal neugierig. Du musst nicht antworten.«

»Sagen wir einfach, wir hatten unterschiedliche Vorstellungen davon, wie unsere Beziehung aussehen sollte.«

»Ah, verstehe. Weiber können ganz schön verrückt sein, nicht wahr, Kumpel?« Er hob eine Hand und wartete darauf, dass ich einschlug. Ich lachte und tat es.

Die Arbeit mit Davis ließ den Tag schneller vergehen als sonst. Während er Fragen über mein Leben stellte, zögerte er, Dinge über sich selbst zu preiszugeben, auch über seine Familie oder frühere Beziehungen. Ich entdeckte jedoch, dass er Sinn für schwarzen Humor hatte.

Im Block gab es einen Häftling, der nicht ganz dicht war. Häftling Manzoni war davon überzeugt, dass er vom FBI ausspioniert wurde und Kameras in seiner Zelle und gelegentlich an seinem Körper versteckt waren. Mehrere Beamte hatten Schwierigkeiten im Umgang mit Manzoni, sodass ich mir nicht sicher war, wie Davis reagieren würde, aber ich vergaß, ihn zu warnen. Wir traten an Manzonis Zelle heran, um ihn zu fragen, ob er nach draußen gehen wollte, und Manzoni rannte vom hinteren Teil der Zelle zum Fenster und starrte uns mit Augen an, die so groß wie Wassermelonen waren.

»Sie!« Manzoni sah Davis direkt an. »Sie müssen die Kamera aus meinem Arsch holen!«

Ohne zu zögern, sah Davis ihn an und sagte: »Mann, die Kamera haben wir doch schon letzte Woche rausgenommen.«

***

Nach der Arbeit war ich mit der schwierigen Entscheidung konfrontiert, was zum Teufel ich abends essen sollte. Wenn ich nach Hause ging, beschränkte sich meine Auswahl auf übrig gebliebene Pizza oder Reste von chinesischem Essen. Ich entschied mich für ein örtliches Grillrestaurant namens Grub's. Dort gab es anständiges Essen und die Atmosphäre war angenehm.

Ich bestellte ein Bier und einen Cheeseburger und las auf meinem Tablet, als sich jemand neben mich an die Bar setzte. Ich war in ein eBook vertieft und nicht in der Stimmung für Small Talk, also sah ich nicht rüber.

»Willst du nicht Hallo sagen?«Ich drehte mich um und lächelte, als ich sah, wer neben mir saß. »Hey, Davis. Wie geht’s?«

»Nicht schlecht. Ich wollte mich für all die Ratschläge bedanken, die du mir heute gegeben hast.«

»Gern geschehen. Aber in meiner Freizeit rede ich nicht gerne über die Arbeit.«

»Die erste Regel des Fight Club lautet …«

»Man verliert kein Wort über den Fight Club«, vollendete ich den Satz.

Wir mussten beide lachen.

»Abgemacht.

Wir stießen mit unseren Bierflaschen an.

Sein Essen, Caesar Salad mit Hähnchen, kam vor meinem. Aber er aß keinen Bissen, bis mein Burger serviert wurde. Ich wusste nicht, ob er höflich war oder ob es an unserer Unterhaltung lag. Wir brauchten länger als sonst zum Essen, weil wir so viel redeten. Davis erzählte mir von einigem Unfug aus seiner Collegezeit und ich erzählte eine Geschichte darüber, wie ich so betrunken gewesen war, dass ich mich splitterfasernackt und an einen Torpfosten gefesselt auf dem College-Footballplatz wiedergefunden hatte.

Er schnaubte. »Das hätte ich zu gerne gesehen.« Im nächsten Moment begriff er, dass er im Grunde gesagt hatte, er hätte mich gerne nackt gesehen. »Ich meine, ich wünschte, ich hätte die Reaktionen der Leute sehen können. Ich habe nicht gemeint, dass ich dich … nackt sehen wollte.« Er wurde rot und nahm einen Bissen von seinem Salat.

Mehr als eine Stunde später bemerkte ich, wie spät es war, als ich gähnen musste. »Verdammt, wir sollten ins Bett gehen.«

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