Viele meiner Klientinnen und Klienten haben eine solche Entscheidung eben aus den genannten Gründen getroffen, doch sie haben danach gespürt, dass es nicht gut und richtig war, und wurden von Schuldgefühlen gequält. Sie wollten es dann beim nächsten Tier anders machen, hörten von Tierkommunikation … und kamen zu mir. Sie gaben zu, voller Reue, dass sie diese Erlösung hauptsächlich für sich taten, denn sie hatten keine Zeit, wollten in Urlaub fahren, waren vom Anblick ihres kranken oder alten Tieres überfordert, kamen an ihre Grenzen, fühlten sich hilflos und ohnmächtig. Sie konnten damals auch noch nicht reflektieren, dass sie an die eigene Vergänglichkeit erinnert wurden. Ich glaube, dieser Punkt ist besonders schwerwiegend: mit der Angst vor Krankheit und Bedürftigkeit sowie der eigenen Endlichkeit konfrontiert zu werden.
Wenn es möglich ist, in einer Partnerschaft und Familie offen mit diesem Thema umzugehen, darüber zu sprechen, kann man Sterbebegleitung und schließlich gelebte Trauer parallel mit der weiteren Teilnahme am Leben verbinden. Damit hilft man nicht nur sich selbst, sondern ist auch tröstendes und stärkendes Beispiel für andere Menschen.
Sind wir uns unserer Vergänglichkeit bewusst, können wir präsenter im Hier und Jetzt leben und uns der Verantwortung für das Jetzt bewusster werden. Im Hier und Jetzt leben heißt auch, wichtige Anliegen und Herzenswünsche nicht ständig auf morgen oder eine noch fernere Zukunft zu verschieben, sondern zu erledigen bzw. zu realisieren, was jetzt und heute möglich ist. Und das ist meist mehr, als man so glaubt, wenn wir diese Dinge erstmal hinterfragen …
Bewusst im Hier und Jetzt zu leben heißt auch, dankbar zu sein und das zu schätzen, was man gerade hat: die Familie, den Partner, die Freunde, die Tiergefährten, das Haus oder die Wohnung und alles, was wir sonst noch haben, nutzen und teilen dürfen. Das bedeutet auch, sich über die einfachen schönen Dinge des Lebens zu freuen: an der Natur, an einem wärmenden und lichtspendenden Sonnenstrahl oder auch an einem erfrischenden und auf der Haut prickelnden Regentropfen, über einen unerwarteten tiefen bis ins Herz gehenden Blick eines Tiergefährten, ein unerwartet echtes Lächeln von der Dame an der Kasse im Supermarkt, einen lieben Gruß per Postkarte, eine gelungene Arbeit, eine gelöste Aufgabe, mag sie uns noch so unbedeutend vorkommen.
Da die meisten Haustiere eine viel kürzere Lebenserwartung haben als Menschen, kommen sie gar nicht drum herum, sich mit dem Thema Altwerden und Sterben ihrer tierlichen Begleiter auseinanderzusetzen. Doch diese kürzere Lebensspanne hat den Vorteil, dass die Menschen daran erinnert werden, sich mit jeder Faser ihres Lebens über jede Sekunde mit ihrem Tier und über sein Wesen zu freuen und die Zeit mit ihm zu genießen.
Was ich in diesem Buch vermitteln möchte, ist natürlich stark von meinen Erfahrungen als Tierkommunikatorin und dem, was ich aus unzähligen Tiergesprächen schöpfen durfte, geprägt. Ein Tierarzt oder ein Landwirt würde anders an dieses Thema herangehen. Nun ist es ja sowieso unmöglich, allumfassend über Leben, Sterben und Tod zu schreiben. Schier unendlich viele Betrachtungsweisen, Facetten, Untersuchungen, Theorien und Erfahrungen – und vor allem ganz viel Nicht-Wissen oder noch Unbekanntes, Unerforschtes gibt es da.
So begab ich mich also in aller Demut und Ehrfurcht vor dem Leben und dem, was wir das Jenseits nennen, an dieses Buchprojekt. Ach, und hätten die Tiere mich nicht beauftragt, mich dringlich gebeten, Sterben, Tod und das Danach aus ihrer Sicht zu beschreiben und aus dem Material für Kurse über Sterbebegleitung für Haustiere, die ich viele Jahre lang gab, ein Buch zu verfassen, ich wäre vermutlich nicht auf die Idee gekommen, meine vielen Erfahrungen und all das Wissen, das ich von den Tieren erhalten habe, niederzuschreiben.
Ich hoffe sehr, dass ich viele Ihrer Fragen, die Sie zu diesem so tiefgreifenden Thema haben, beantworten und Ihnen dienliche Hinweise und Möglichkeiten an die Hand geben kann. Antworten auf Fragen, auf die Sie hier keine Antwort finden, dürfen Sie sich von Ihren geistigen Ratgebern erhoffen, die Sie kennenlernen werden, wenn Sie sich auf die Übungen bzw. geführten Meditationen einlassen, und manche Fragen bleiben vielleicht noch eine Zeit lang offen …
Wenn ich bedeutsame Fragen in mir bewege, noch keine Antwort in Sicht ist und ich deshalb aufgeregt oder besorgt bin, finde ich in diesen Zeilen von Rainer Maria Rilke oft wieder zur inneren Ruhe:
Über die Geduld
Man muss den Dingen
die eigene, stille
ungestörte Entwicklung lassen,
die tief von innen kommt
und durch nichts gedrängt
oder beschleunigt werden kann,
alles ist Austragen – und
dann Gebären …
Reifen wie der Baum,
der seine Säfte nicht drängt
und getrost in den Stürmen des Frühlings steht,
ohne Angst,
dass dahinter kein Sommer
kommen könnte.
Er kommt doch!
Aber er kommt zu den Geduldigen,
die da sind, als ob die Ewigkeit
vor ihnen läge,
so sorglos, still, weit …
Man muss Geduld haben
mit dem Ungelösten im Herzen
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben
wie verschlossene Stuben
und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache
geschrieben sind.
Es handelt sich darum, alles zu leben.
Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht allmählich,
ohne es zu merken,
eines fremden Tages
in die Antworten hinein.
Ja, denn stets lebte ich in die Antworten hinein … oder die Antworten fanden mich, sie waren manchmal einfach da, wurden mir zugetragen oder ich träumte sie.
Ich werde Ihnen Anleitung an die Hand geben, damit Ihre Tiergefährten die Gelegenheit bekommen, Ihnen ihre Antworten auf Ihre Fragen ins Herz zu legen, um sie entweder sofort oder eines Tages verstehen zu können. Dafür müssen Sie keine Kurse in Tierkommunikation besuchen, denn ich erinnere Sie an etwas ganz Natürliches, etwas, das jedem Lebewesen, sogar dem kopflastigsten Menschen, zu eigen ist.
Dieses Buch beinhaltet eine Mischung von ganz praktischen Informationen sowie spirituellen Inhalten. Meine wichtigsten Lehrer zu diesem Thema waren und sind noch immer die Tiere, im Besonderen Maja und Purzel, zwei meiner Katzengefährtinnen, die mir in den Wochen und Monaten vor ihrer Vollendung – sowie auch danach – sehr viel Wissen mitgegeben haben. Sie haben mir all die Zeit geschenkt, die ich brauchte, um ihren Vollendungsprozess zu verstehen und sie loszulassen, bevor sie vollendeten. Auch durch die vielen Kontakte mit Seelen vollendeter Tiere sowie durch Gespräche mit lebenden Tieren von Klienten wurde und werde ich gelehrt. Immer wieder erfahre ich Neues, und das nach nun beinahe 20 Jahren Berufserfahrung.
Einige wenige Bücher über Sterben und den Tod habe ich natürlich auch gelesen und freute mich jedes Mal sehr, wenn die Autoren von etwas schrieben, was ich zuvor bereits im Gespräch mit einem Tier erfahren hatte.
Manches, was ich schreibe oder empfehle, gilt für alle Tiere. In vielen Situationen sowie zusätzlich ist es jedoch unbedingt ratsam und sinnvoll, ganz individuell auf das Tier und seine Bedürfnisse oder Sichtweise einzugehen. Es sind Individuen, wie wir auch.
Diese Individualität zu erfassen, die speziellen Bedürfnisse der Tiere zu erfahren, zu Lebzeiten und ganz besonders in der Vollendungsphase, damit wir als menschliche Begleiter reagieren können, ist ein Hauptanliegen der telepathischen Tierkommunikation, und damit auch meines.
Meine Hündin Lucina verstarb absolut unerwartet. Ich hatte keinerlei Chance der Vorbereitung, konnte weder auf angeeignetes Wissen noch auf Erfahrungen zurückgreifen. Niemals hätte ich gedacht, dass ihr und mir so etwas geschehen könnte, uns, die wir so inniglich verbunden waren. Ich brauchte Monate, um mich aus dem Schock zu lösen, die Trauer zuzulassen – und um das anzunehmen, was mir Lucina nach ihrem Tod vermittelte und mir mit ihrem Tod schenkte. Es mag seltsam klingen, dass ein Wesen einem anderen etwas mit dem Tod schenken könnte. Und doch war und ist es so.
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