An diesem Orte verlebte Otto mit kleinen Abweichungen ein schönes Jahr Krieg. In Stellung ging die Komp. nicht, da es hier sehr ruhig war. Deshalb wurde die Komp. zu allerlei anderer nützlicher Arbeit verwendet. Mit Ausbesserung von Straßen, Anfertigen von Pfählen für den Drahtverhau, Hereinbringen der reichlichen Ernte, Postenstehen usw. hat sie sich, wenn nur gering, verdient gemacht. Anfangs verrichtete Otto alle diese Arbeiten auch mit. Eines Tages, es war im Herbst 15, kam er mit seinem Kommando aus dem Walde.
Am Geschäftszimmer wurde der Befehl erteilt „Sofort fertigmachen!“
Die Herbstschlacht war im vollen Gange. Abend um 7h fuhren 80 Mann mit Wagen nach dem rechten Flügel der Herbstschlacht, vorläufiges Ziel Lavannes. Nur kurze Zeit brauchte der Zug hier zu arbeiten. Bei Prosnes mußte sie mit noch einer San. Komp. die Verwundeten nach mehreren französischen Angriffen zurückbringen. Eines Abends war Otto wieder vorn im ersten Graben um seinen Dienst zu tun. Ein Angriff war abgeschlagen, die Verwundeten mußten noch vor Tagesanbruch zurück. Otto lief den Graben entlang und hörte außerhalb des Grabens ein Lallen und Stöhnen ähnlich dem Singen eines Blödsinnigen. Er lauschte und ging diesen Tönen nach. Über die Brüstung des Grabens bog er sich und hörte angestrengt. Da! Schon wieder das Singen und Stöhnen in fremdartigen Lauten. Otto war informiert. Im Stacheldraht hing ein total besoffener Franzose, verwundet, und lallte in seinem Zustand den Anfang der Marselliase. Vor dem Angriff schien es bei denen da drüben recht viel Alkohol zu geben. Ein Ekel erfaßte Otto! Soweit war man schon bei den Franzosen gekommen, daß man die Masse mit Alkohol nach den feindlichen Gräben jagen mußte.
Nach 2 ½ Wochen kam der Zug nach der Komp. zurück. Von Paul hatte Otto Briefe erhalten und freute sich, daß dieser auch bei seiner Division im Felde sei. Wenn Paul aus Stellung kam lag er in Boult, Borgogne oder Fresne. Am Sonntag den 10. Aug. besuchte ihn Otto in Fresne. Schöne Plauderstunden verlebten beide zusammen, gedachten der Lieben daheim und verzehrten gemeinsam die eingegangenen Feldpostpakete. – Paul war mit Leib und Seele Soldat und hatte genau wie Otto zu Anfang den entsetzlichen Drang Taten zu tun und Franzosen umzubringen. Bei Otto war die Hitze schon ziemlich gekühlt. – Im Herbst ging Paul, da er Einjähriger war, nach Deutschland zum Offizierskursus.
Am Abend des 10. Aug. kam Otto von seinem Besuch zurück. Es war ein Stapel Pakete und Briefe eingegangen. Unter andern auch eine Nachricht, daß Marie von einem Mädchen am 5. Aug. entbunden sei. Also wieder nicht nach Wunsch. Doch Otto freute sich, daß Mutter und Kind gesund sind.
Die Zeit verrann schnell und es kam das liebe Weihnachten. Es wurde in einem großen Spinnereisaale sehr schön gefeiert. Liebesgaben waren zur Genüge eingelaufen. Otto bekam von Marie auch noch eine große Kiste mit Stollen usw. Trotz alledem wäre er doch lieber zu Hause gewesen.
Die Zeit eilte weiter. Der Komp. wurde von der Division eine Arbeit übertragen die zwar ehrenvoll, doch von den Mannschaften nicht gern verrichtet wurde. Es mußten die verstreut liegenden Gräber geöffnet, die Gebeine in Särge getan und diese nach dem Heldenfriedhof Boult gebracht werden. Otto wurde am 21. Jan. zu dieser „schönen“ Arbeit kommandiert. Die ersten Wochen wollte er sich nicht so recht an den üblen Leichengeruch gewöhnen, doch nach längerer Zeit sah man ihn ganz fidel auf einem der gefüllten Särge sitzen und ließ sich sein Frühstück munden. Er meinte dabei: „Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, denn diese die hier in der Kiste liegen tuen niemanden etwas zu leide.“
Am 12. März brachte die Postordonnanz den Befehl für Otto, sich nach der Komp. zu begeben und zwar feldmarschmäßig. Otto meldete sich im Geschäftszimmer und erhielt die Mitteilung, daß er ab heute als zweiter Schreiber ins Komp. Geschäftszimmer kommandiert sei. Diese Aenderung konnte ihm nur angenehm sein. Er saß nun im Trockenen und konnte sich in seinem Beruf fortbilden.
Boult Frankreich Sommer 15, Raphael“ mit seinen 4 Allemangs.
Bei einer Geburtstagsfeier.
Paul kam von Deutschland zurück und war zum Unteroffizier befördert. Er hatte Berlin gesehen und bekam einen verständlichen Eckel vor der Front. Nach 2 Monaten wurde er Vizefeldwebel. Otto war stolz auf seinen Bruder, und das mit Recht.
Der Mai ging zu Ende. In den Briefen von daheim entnahm Otto, daß die Eltern schwer zu arbeiten hatten. Da die Gelegenheit jetzt günstig war und Otto mit dem Komp. Führer persönlich in Berührung kam, bat er diesen, unter Klarlegung der Verhältnisse um Urlaub, der ihm auch gewährt wurde. Am 22. Juni fuhr er wieder mal der lieben Heimat zu. Diesmal trug ihn die Bahn durch das reizende Moseltal, wo er nicht müde konnte mit Interesse dem Laufe des Zuges zu folgen. Am 23.6. kam er abends unangemeldet zu Hause an.
Ottos & Pauls erstes Wiedersehn im Felde Sommer 1915.
Bei einem Abendskat.
Beerdigung eines Kameraden im Felde.
Eingang zum Heldenfriedhof in Boult Frankreich. Erbaut von der San. Komp. 22. Sommer 15.
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