Und mitten in dieser Gemeinschaft wohnt unser Held. Es ist der Polizeiobermeister Erich Glaubmirnix. Er ist verheiratet und hat eine Familie, auf die er sehr stolz ist. Erich Glaubmirnix hatte vor etlichen Jahren, in einer Disco, eine wunderschöne Frau kennengelernt und sich augenblicklich in sie verknallt. Sie trug damals den Namen Heidi Wummelberg. Es dauerte nicht lange und sie legte diesen Namen ab. Jetzt heißt sie Heidi Glaubmirnix. Diese große Liebe wurde auch mit zwei prächtigen Kindern belohnt, ihrem Sohn Wolfgang und ihrer Tochter Kerstin.
Und hier, im Haus der Familie Glaubmirnix, beginnt unsere Geschichte.
Es war ein richtig schöner sommerlicher Nachmittag zu fortgeschrittener Stunde. Erich ging auf seine Terrasse, nahm sich eine Flasche Bier und legte sich in den Liegestuhl. Er schloss die Augen und ließ sich von der Sonne verwöhnen. Heidi, die Ehefrau vom Erich Glaubmirnix, war zu diesem Zeitpunkt in der Küche und wollte das Abendbrot vorbereiten. Das Radio spielte seine Lieblingsoldies.
Ab und zu richtete sich der Erich ein wenig auf, um einen Schluck Bier zu trinken. Während er sein Bierchen fröhlich in der Hand hielt, bemerkte er am südwestlichen Horizont einen kleinen dunklen Punkt. Dieser bewegte sich sehr langsam, aber kontinuierlich in seine Richtung. Da aber die Sonne zu sehr blendete, wandte er sich wieder ab und widmete sich wieder der Bierflasche.
Dann war plötzlich für eine kurze Zeitspanne die Sonne weg und Erich schaute wieder hoch. Das, was er jetzt sah, konnte er nicht so richtig begreifen, denn es war ein fliegender Teppich. Auf diesem Teppich saßen mehrere Leute und in der Mitte stand ein Mann, der seine Arme zum Himmel streckte. Dabei machten seine Hände merkwürdige Bewegungen und es sah so aus, als wollte dieser Mann beten. Erich rieb sich die Augen und sah anschließend auf seine Bierflasche und dann wieder zum Himmel, wo der Teppich über ihm schwebte. Und dieser Teppich wurde von einem flatternden Geräusch begleitet. Obwohl dieser ganz ruhig in der Luft dahin glitt. Der Blick ging automatisch zur Bierflasche und anschließend wieder zum Himmel. Der „Fliegende Teppich“ war wieder weg.
Da gab es nur eine Schlussfolgerung: „Ab sofort keinen Alkohol mehr!“
Wenige Tage später war das flatternde Geräusch wieder am Himmel. Erich schaute hoch, konnte aber nichts sehen, denn es wurde bereits dunkel.
Am nächsten Tag, auf der Dienststelle, erzählte er das seinem Kumpel Leo. Dieser antwortete nur: „Ich möchte mal wissen, was du da rauchst, dass du um diese Uhrzeit schon so glücklich bist und mit solchen Fantasien zum Dienst kommst? Und jetzt siehst du auch schon fliegende Teppiche? He Leute, hört mal her! Der Erich sieht fliegende Teppiche am Himmel. Den müssen wir mal zum Drogentest schicken.“ Natürlich wurde herzlich gelacht, und das auf Erichs Kosten.
Erich wurde sauer und sprach mit seinem Kumpel kein Wort mehr: „Dieser Blödmann! Hätte ich doch nur die Schnauze gehalten!“
Nach Dienstschluss fuhr Erich mit seinem Auto wieder nach Hause und wie es der Teufel will, sah er wieder über sich diesen verfluchten Teppich. Dieses Mal war nur ein Mann darauf. Der hatte die Arme wieder zum Himmel gestreckt und fummelte in der Luft herum.
„Das ist doch zum Verrücktwerden. Das glaubt mir doch keiner. Irgendeiner muss doch diesen Teppich auch mal gesehen haben. Das Beste ist, einfach ignorieren.“ Aber das ist leichter gesagt als getan, zumal es so aussieht, als ob der Teppich immer öfter hier lang fliegt.
Drei Wochen später an einem Montag
Um 04 : 00 Uhr klingelte der Wecker. Erich kroch widerwillig aus dem Bett und fuhr lustlos zur Frühschicht. Auf der Dienststelle angekommen, nahm er wie immer seine Kaffeetasse, schenkte sich ein, setzte sich auf seinen Platz und schwatzte mit den Kollegen.
Der Dienstgruppenleiter kam rein und alle waren still. Wie immer. Die Einweisung begann: „Männers! Hört mal her! Wir haben seit den letzten Wochen ein großes Problem! Die illegale Einwanderung nimmt ungeahnte Dimensionen an! Das Schlimme daran ist, dass die Migranten ausgerechnet in unserem Bereich aufschlagen! Keiner weiß wie und wo die herkommen und die Kollegen von der Landespolizei haben bis jetzt auch noch keine Erkenntnisse!“ Es folgte eine kurze Pause, der DGL holte Luft und die Einweisung ging weiter: „Ich weise für die heutige Schicht folgende Maßnahmen an: Wir besetzen ab sofort alle wichtigen Knotenbahnhöfe! Das heißt: zwei nach Weinfelde, zwei nach Mühlendorf und zwei bleiben hier in Nordstadt. Sie besetzen den Bahnhof und halten, wie gesagt, die Augen auf! Der Rest fährt Zugstreife! Die Strecken und Züge werden noch konkretisiert und im Anschluss bekanntgegeben!“
Der DGL unterbrach die Einweisung und schaute mit ernster Miene zum Obermeister Glaubmirnix rüber: „Warum störst du ständig meine Einweisung? Du bist doch nur am Lachen!“
„Nein, ich hab nicht gelacht! Nur geschmunzelt, denn mir ist gerade was Lustiges eingefallen!“ Erich wusste ja, wo die Migranten herkommen.
„Nun erzähl mal, was gibt’s denn so Lustiges? Die Kollegen hier wollen auch mal was zum Lachen haben!“
Erichs Gedanken: „Scheiße, immer erwischt es mich, egal was ich mache!“, und sagte: „Nur was Unwichtiges mit der Frau!“
Mit dieser Notlüge gab sich der DGL zufrieden.
Und so vergingen die Tage und Wochen, die Maßnahmen wurden immer mehr ausgeweitet. Es erfolgte ein Einsatzbefehl nach dem anderen. Ohne Erfolg, denn die Migranten waren einfach da. Erst wöchentlich, jetzt schon fast täglich und niemand wusste wo und wie die hierherkamen. Nur einer wusste es und der sagte kein Wort!
Da sich während des ganzen Einsatzes keine Erfolge einstellten, sank die Moral in der Truppe bis auf einen historischen Tiefststand. Denn die Einsätze schlauchten nicht nur physisch, sondern immer mehr auch psychisch. Einfach gesagt, man sah es den Leuten an.
Die Kollegen der Landespolizei richteten in Absprache mit der Bundespolizei überall Straßensperren ein. Natürlich konnten auch die keine Erfolge vorweisen. Eigentlich taten mir die Leute nur noch leid, denn die wurden sinnlos verheizt. Glaubt es mir, Erich hatte ein schlechtes Gewissen!
Viele Tage später
Erich lag wieder in seinem Liegestuhl und hatte mit einer Flasche Bier sein schlechtes Gewissen weggespült, als der „Fliegende Teppich“ wieder auftauchte. Dieses Mal stoppte der Flug direkt über Erich und der Mann in der Mitte hatte wie immer die Arme und Hände gen Himmel gerichtet. Jetzt schaute er herunter und erzählte seinen „Fluggästen“ irgendwas Unverständliches. Aus lauter Wut über den Teppich, lauschte Erich wie ein Luchs und hoffte dabei, irgendeine Erkenntnis oder einen Tipp zu erhaschen. Selbst für den geringsten Hinweis wäre er dankbar. Egal wie er sich auch anstrengte, er konnte kein Wort, nicht mal eine Silbe, verstehen. „Vermutlich erzählt der was über mich, wie ich immer faul im Liegestuhl liege, den ganzen Tag über nichts arbeite, nur saufe und ständig sündige. Vielleicht betet der auch zu Gott und bittet darum, dass er mit seinem Teppich niemals abstürzen möge! Und wenn doch, dann auf diesen da unten im Liegestuhl!“ Seine „Fluggäste“ lächelten und manch einer zeigte mit dem Finger zum Erich runter.
Wutentbrannt über seine Hilflosigkeit, reckte Erich seine Faust zum Himmel und fluchte: „Bete du nur, ich werde dich schon irgendwie kriegen!“
Der Mann lächelte und flog langsam weiter.
Zum nächsten Dienst verschärfte sich die Situation.
Erich nahm, wie immer, seine Kaffeetasse und setzte sich auf seinen Platz. Dieses Mal hatten sie keine große Zeit zum Schwatzen. Der DGL kam rein und legte gleich los: „Nicht nur das wir die illegalen Migranten auf den Hals haben, nein, jetzt kommen auch noch Buntmetalldiebstähle dazu! Der Notfallmanager der Bahn hat bei einer Streckenkontrolle mehrere Stellen gefunden, wo Kupferdraht gekappt und entwendet wurde. Betroffen ist die Strecke von Silberstädt nach Dingelhausen. Das bedeutet für uns: Eine Streife wird jede Nacht an der Strecke sein und den Streckenabschnitt observieren! Die Observation erfolgt in zivil!“
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