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Informationen zum Buch
Die Frage nach dem historischen Jesus hat nicht nur theologische Konsequenzen, sondern auch politische. In knappen Interventionen geht Gerd Lüdemann dieser Dimension seines Wissensgebiets nach.
Informationen zum Autor
Gerd Lüdemann, Jahrgang 1946, ist Professor für Geschichte und Literatur des frühen Christentums an der Universität Göttingen. Er leitet die Abteilung "Frühchristliche Studien" am Institut für Spezialforschungen sowie das Archiv "Religionsgeschichtliche Schule" der Theologischen Fakultät Göttingen.Ihm wurde als ausgewiesenem Neutestamentler die Bezeichnung seines Lehrstuhls als Lehrstuhl für Neues Testament vom Präsidenten der Universität Göttingen als Folge der Beanstandung seiner Lehre durch die Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen verboten, weil er sich in seinen Veröffentlichungen und in seiner wissenschaftlichen Arbeit kritisch mit Fragen des evangelischen Bekenntnisses auseinandergesetzt hat und die Ergebnisse seiner Forschungsarbeit den evangelischen Kirchen in Niedersachsen und der Leitung der Universität Göttingen nicht genehm sind.
Gerd Lüdemann
Wer war Jesus?
Theologisch-politische Interventionen
© 2011 zu Klampen Verlag • Röse 21 • D-31832 Springe
info@zuklampen.de • www.zuklampen.deTitelgestaltung: »In Zeiten wie diesen« – Büro für Kommunikation, Konzept & Kreation, Hannover Konvertierung: Konvertierung Koch, Neff & Volckmar GmbH, KN digital – die digitale Verlagsauslieferung, Stuttgart
ISBN 978-3-86674-119-5
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Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der
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Vorwort VORWORT Im vorliegenden Band lege ich eine Auswahl von Essays vor, von denen die meisten in deutschen Tages- und Wochenzeitungen erschienen sind. Die Essays behandeln die Bibel und ihre Wirkungsgeschichte, das frühe Christentum und heutige kirchlich-theologische Praxis, das Verhältnis von Glaube und Geschichte. An wenigen Stellen habe ich sie leicht überarbeitet, gelegentliche Überschneidungen indes nicht künstlich ausgeglichen. Die meisten Texte kreisen um die Frage nach Jesus von Nazareth. Diese Frage hat nicht nur theologische Konsequenzen, sondern auch politische, denn die Kirchen gründen ihre Machtansprüche bis heute auf einen mythischen Jesus, der mit dem historischen Jesus nichts zu tun hat. Die Gelegenheit, wissenschaftliche Probleme, die mein Spezialgebiet betreffen, vor einem großen Publikum literarisch bearbeiten zu dürfen, ist für mich immer eine große Herausforderung. Ich muss auf zumeist knappem, vorgegebenem Raum präzise formulieren, meine größeren wissenschaftlichen Werke ziehen daraus auch Nutzen. Charakter und Entstehungsgeschichte der vorgelegten Beiträge bringen es mit sich, dass jeder einzelne kurz, aber für sich verständlich ist. Dies hat den Vorteil, dass der Leser einen raschen Zugang zum Gesamtthema gewinnen kann. Göttingen, im Januar 2011 Gerd Lüdemann
DER GOTT DES ALTEN TESTAMENTS
1. Gott wurde spät erfunden
2. Schwelgen in Ausrottungsphantasien
3. Intolerantes Evangelium
JESUS
4. Wer war Jesus?
5. Als Johannes der Täufer Karriere machte
6. Jede Zeit malte ihr Bild von Jesus
AUFERSTEHUNG
7. Das Grab des Gekreuzigten war nicht leer
8. Die Legende vom heiligen Grab
CHRISTLICHE JUDENFEINDSCHAFT
9. Wer war schuld am Tode Jesu?
10. Das falsche Feindbild von Judas, dem Verräter
11. Pius-Bruderschaft – Keine Zukunft mehr
PAULUS
12. Das Fundament der Kirche war nicht nur männlich
13. Der Gründer des Christentums
LUTHER UND CALVIN
14. Aus dem christologischen Tollhaus befreit
15. Eifern um Gottes Ehre
DER PAPST ALS BIBELAUSLEGER
16. Papst Benedikts Jesus-Buch: »Eine peinliche Entgleisung«
17. Jesus von Nazareth aus der Sicht des Papstes
18. Wider die Mariendogmen
19. Liebe den Gleichgesinnten wie dich selbst
DIE KIRCHEN HEUTE
20. Gott muss Werte erst erlernen
21. Gemeinschaft von Thron und Altar
22. Zwischen Dogma und Wirrwarr
23. Wie viel Zweifel ist erlaubt?
THEOLOGISCHE FAKULTÄTEN
24. Ketten des Dogmas
25. Muss ein Theologieprofessor gläubig sein?
VERSCHIEDENES
26. Der Schmerzensmann
27. Beten nach dem Tode Gottes
28. Glaube und Wissen
Im vorliegenden Band lege ich eine Auswahl von Essays vor, von denen die meisten in deutschen Tages- und Wochenzeitungen erschienen sind. Die Essays behandeln die Bibel und ihre Wirkungsgeschichte, das frühe Christentum und heutige kirchlich-theologische Praxis, das Verhältnis von Glaube und Geschichte. An wenigen Stellen habe ich sie leicht überarbeitet, gelegentliche Überschneidungen indes nicht künstlich ausgeglichen.
Die meisten Texte kreisen um die Frage nach Jesus von Nazareth. Diese Frage hat nicht nur theologische Konsequenzen, sondern auch politische, denn die Kirchen gründen ihre Machtansprüche bis heute auf einen mythischen Jesus, der mit dem historischen Jesus nichts zu tun hat.
Die Gelegenheit, wissenschaftliche Probleme, die mein Spezialgebiet betreffen, vor einem großen Publikum literarisch bearbeiten zu dürfen, ist für mich immer eine große Herausforderung. Ich muss auf zumeist knappem, vorgegebenem Raum präzise formulieren, meine größeren wissenschaftlichen Werke ziehen daraus auch Nutzen.
Charakter und Entstehungsgeschichte der vorgelegten Beiträge bringen es mit sich, dass jeder einzelne kurz, aber für sich verständlich ist. Dies hat den Vorteil, dass der Leser einen raschen Zugang zum Gesamtthema gewinnen kann.
Göttingen, im Januar 2011
Gerd Lüdemann
DER GOTT DES ALTEN TESTAMENTS
1. Gott wurde spät erfunden1
Das Christentum versteht sich seit alters als eine Religion, die auf den Geschichtstaten Gottes ruht, von denen im Alten und im Neuen Testament die Rede ist. In den Satz »Gott hat Israel aus Ägypten geführt und Jesus Christus von den Toten erweckt« konnten bisher die meisten Theologen einstimmen. Nun war die Auferstehung Jesu schon immer Gegenstand der Kritik auch in der Öffentlichkeit, während der Auszug Israels aus Ägypten davon verschont blieb. Doch gerade am Exodus und dem mit ihm verbundenen Thema des vorstaatlichen Israel hat sich, fast unbemerkt, eine wissenschaftliche Revolution vollzogen.
Die historisch-kritische Erforschung des Alten Testaments ist älter als 200 Jahre. Sie führte zu einer Durchforstung aller alttestamentlichen Bücher. Forscher gewannen unter anderem die bis heute verlässliche quellenkritische Erkenntnis, dass am Anfang der Bibel zwei verschiedene Schöpfungsberichte vorliegen. Dennoch hielten sich die Gelehrten an einem Punkt meistens mit der Quellenkritik zurück: Sie sahen in den ersten Büchern der Heiligen Schrift das ideale Bild von Israel, das der Gott Jahwe zu seinem Volk gemacht hat, im Kern als glaubwürdig an.
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