Die Frucht solcher Fantasie ist das Feuer der Begeisterung, das einlädt und ansteckt, aufweckt und mitreißt. Ein solches Feuer ist vor allem dort nötig, wo die Not am größten ist, zum Beispiel in der momentan geplanten Bildungsreform: Unsere Schulen brauchen Fachleute, daran besteht kein Zweifel. Es ist dabei eine sekundäre Frage, wo diese ausgebildet werden. Was aber in unseren Schulen die Schüler zuallererst brauchen, sind Fachleute, deren oberste Kompetenz darin besteht, das, was sie können, mit Liebe und Leidenschaft anderen zu vermitteln. Ohne diese Vermittlungskompetenz wird es sehr schwer sein, den zündenden Funken der Begeisterung für ein Stoffgebiet in jungen Menschen zu wecken. Bereits vor über fünfzig Jahren hat Ingmar Bergman Verantwortliche davor gewarnt, seelenruhig zuzusehen, wie hochgebildete junge Menschen ihre Bildungsanstalten als „Analphabeten des Gefühls“ verlassen. Erich Kästner sagt in diesem Zusammenhang in seiner berühmten „Ansprache zum Schulbeginn“:
„Liebe Kinder, da sitzt ihr nun, alphabetisch oder nach der Größe sortiert, (…) Früchtchen seid ihr, und Spalierobst müsst ihr werden! Aufgeweckt ward ihr bis heute, und einwecken wird man euch ab morgen! (…) Vom Baum des Lebens in die Konservenfabrik der Zivilisation, – das ist der Weg, der vor euch liegt. Kein Wunder, dass eure Verlegenheit größer ist als eure Neugierde.“11
Aber auch dieser Vorwurf ist nicht neu. Schon Seneca klagt am Schluss seines 106. Briefes an Lucilius darüber, dass die Schüler nicht fürs Leben, sondern für die Schule lernten: „Non vitae, sed scolae discimus.“ Übrigens: Wenn ich diesen Satz in meinen Computer tippe, schlägt mir das Korrekturprogramm statt „discimus“ „Discomusik“ vor. Und zu „gaudeamus igitur, iuvenes dum sumus“ werden mir „igitt“ und „Juventus“ angeboten. Auch das vielleicht ein Hinweis auf eine dringend notwendige Bildungsreform!
Kay Pollacks Film „Wie im Himmel“ (Schweden 2004) erzählt, wie es einem einzigen Menschen gelingt, ein ganzes Dorf neu zu beleben, die Herzen der Menschen so zu berühren, dass das in ihnen schlummernde Potenzial lebendig wird und ungeahnte Fähigkeiten zum Wohle aller spürbar werden. Ich bin überzeugt davon, dass dieser Film eine wertvolle Hilfe sein kann, einer dringend „not-wendenden“ oder eben „Not-wendenden“ oder vielleicht doch nur „notwendigen“ Bildungsreform die Richtung zu weisen. Deshalb erlaube ich mir namens der heute hier geehrten und ausgezeichneten Persönlichkeiten, der Frau Bundesministerin eine käuflich erworbene DVD dieses Films zu ihrer persönlichen Verwendung zu überreichen. Der dafür aufgewendete Kaufpreis von 6,99 Euro entspricht gerade noch den strengen Richtlinien des sogenannten „Anfütterungs-Paragrafen“.
Mit den heute hier Ausgezeichneten ehrt die Republik Menschen, die ihr Können in den Dienst an den Menschen stellen und dabei etwas von dieser fantasievollen Vermittlungskompetenz in ihrer Umgebung umzusetzen vermochten. Sie tun es nicht uneigennützig, aber immer wieder auch ein Stück weit selbstlos im Wissen, wie beglückend es ist, Ideen zu entwickeln, Fantasie zu entfalten, was sie können mit anderen zu teilen, gemeinsam an einem größeren Ganzen zu arbeiten und dabei eine wunderbare Erfahrung zu machen: Anderen helfen zu können, hilft mir, andere tragen zu können, trägt mich!
Vielen Dank!
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