Arnold Mettnitzer
Der ermutigte Mensch
Durch Resonanz meinen Platz im Leben finden
Für Ingrid Kernmayer
Trägerin des Goldenen Verdienstzeichens der Republik Österreich,
die am 21. August 2019 im 57. Lebensjahr nach einem in jahrzehntelanger Krankheit gereiften und erfüllten Leben ihre Erlösung gefunden hat.
Cover
Titel Arnold Mettnitzer Der ermutigte Mensch Durch Resonanz meinen Platz im Leben finden
Widmung Für Ingrid Kernmayer Trägerin des Goldenen Verdienstzeichens der Republik Österreich, die am 21. August 2019 im 57. Lebensjahr nach einem in jahrzehntelanger Krankheit gereiften und erfüllten Leben ihre Erlösung gefunden hat.
AUFTAKT
Das Abenteuer der Resonanz
Was Sie von diesem Buch (nicht) erwarten dürfen
I.RESONANZ ALS GRUNDLAGE MENSCHLICHER EXISTENZ
Was ist Resonanz?
Der Mensch als Resonanzwesen
Der Schock der Geburt: Atem und Berührung als Mittel der Resonanz mit der Welt
Die Stimme als vokale Nabelschnur
Wie lernt der Mensch das Kommunizieren?
Körperhaltung und Gesichtsausdruck
Mimik
Die Sprache der Hände
Be-hand-lungen
Die Landschaft des Gesichts als das äußere Erscheinungsbild der Seele
Riechen
Schmecken
Weinen und Lachen
II.RESONANZ DES MITEINANDER: ZUSAMMEN VERÄNDERN WIR DIE WELT
Der ermutigte Mensch
Die Begeisterung (wieder)entdecken
Verschüttete Kräfte freilegen
Eine neue Art von Emanzipation
Eine Welt gefangen in bequemer Unmündigkeit
ermutigung
Resonanz und digitale Transformation
Durch Resonanz dem Schicksal der Demenz entkommen
Wer rastet, der rostet
Die Sehnsucht anzukommen: Kohärenz
Kohärenz neu gedacht
HEUREKA! Der Weg ist das Ziel
kohärenz
Träume als Resonanzräume zwischen Bewusstem und Unbewusstem
Die Welt als Erlebnis von äußerer und innerer Resonanz
Resonanz „in extremis“: Vom Umgang mit dem Tod
Abschied, Verdrängung und Trauer
Ermutigung durch stimmige Kondolenz
ende
III.REISEN IN DER SEHNSUCHT NACH RESONANZ UND KOHÄRENZ
Fernweh
Der Liebende, der „Ich“ sagte
Resonanz im Land der Bibel: Der Weg ist das Ziel
Der steinige Weg nach Jerusalem
Zwiesprache mit dem Herzen
Der Hunger nach Erfahrung
Im Weingarten des Lebens
Heilende Begegnung am Brunnen
Ijob und sein Aufstand gegen Gott
Elija oder wie Depression heilen kann
Das war erst der Anfang
Wir sind nur Gast auf Erden, Flüchtlinge nicht einmal das
IV.SPIRITUALITÄT IN DER KUNST: DIE ALLES DURCHDRINGENDE RESONANZSPHÄRE
Kunst lädt ein, „anders“ zu sein
Eine lyrische Bildmeditation: Zu den Werken von Teresa Gonçalves Lobo
furchenfelder
Was bedeutet „Spiritualität“?
AUSKLANG
Anmerkungen
Der Autor
Die Künstlerin
Die Werke von Teresa Gonçalves Lobo
Impressum
Zwei Freunde gehen durch die Stadt. Plötzlich bleibt der eine stehen und sagt zum anderen: „Hörst du es auch, wie schön da ein Vogel singt?“ Der andere wundert sich: „Wie kannst du im Großstadtlärm eine einzelne Vogelstimme hören?“ Im Weitergehen lässt der eine unbemerkt eine Münze fallen. Jetzt fragt der andere: „Hast du nicht auch eine Münze fallen hören!?“ Da wundert sich der eine: „Wie kannst du im Großstadtlärm eine einzelne Münze fallen hören?“ Für einen Augenblick bleiben beide stehen, schauen sich an und gehen dann wortlos weiter.
Der eine ist gern in der Stille zu Besuch, er fühlt sich wohl unter den Menschen, genießt es aber immer wieder, auch allein unterwegs zu sein. Er liebt die Natur, spricht mit Bäumen, umarmt sie, atmet tief ein und aus und spürt dabei, wie seine Seele weit wird. Er wandert gern, am besten entlang eines Baches stromaufwärts, und freut sich an allem, was er sehen, hören, riechen, schmecken, pflücken und genießen kann …
Der andere liebt das Leben in der Stadt, die Abwechslung, das bunte Treiben auf den öffentlichen Plätzen. Unter den vielen Menschen, die da kommen und gehen, fühlt er sich wohl. Wenn es ruhig wird um ihn herum, wird er unruhig. Bahnhöfe und Flughäfen sind für ihn gewissermaßen „Andachtsplätze“. In den Warteräumen beschäftigt ihn die Frage, woher die Menschen kommen, wohin sie gehen, von wem sie sich soeben verabschiedet haben und wer am Ende ihrer Reise wohl auf sie warten mag.
Der singende Vogel und die fallende Münze, auf die sie sich gegenseitig aufmerksam gemacht haben, gehen beiden nicht aus dem Kopf; doch keiner wüsste, was er davon im Moment dem anderen mitteilen könnte … „Wir kommen dorthin, wohin wir schauen“, denkt der eine. „Was wir im Herzen tragen, da hinein werden wir verwandelt. Den Sinn des Lebens finden wir über unsere Sinne, dazu aber bedarf es der Stille, der Ruhe, des Alleinseins als Voraussetzung für das ‚All-eins-Sein‘ mit den Menschen, mit Gott und der Welt.“ An seinem Freund gefällt ihm „das andere“, von dem er nichts wüsste, wenn es diesen nicht gäbe.
Der andere, den das Fallen der Münze hellhörig macht, nimmt mit beiden Händen, was er bekommen kann. „Nur Bares ist Wahres“, sagt er gern. Er liebt die Abwechslung und die Freiheit, sich immer wieder etwas gönnen zu können. Jetzt aber zögert er, seinem Freund davon zu erzählen: Dieser könnte das missverstehen und von ihm denken, er hätte am Lärm der Stadt größeren Gefallen als am Gesang eines Vogels. Dass er in vielen Dingen ganz anders denkt, erachtet er als Gewinn; wo zwei immer einer Meinung seien, wäre einer der beiden überflüssig, wie – so behauptet er – Winston Churchill gesagt haben soll.
Irgendwann entlang ihres Weges ergibt sich aus diesen getrennt voneinander gedachten Gedanken ein gutes und langes Gespräch, was für eigenartige Vögel sie doch wären, wie grundverschieden und dabei doch so liebevoll umeinander besorgt und darüber froh, dass der eine nicht ohne den anderen unterwegs ist.
Dieses Buch ist der Versuch, das Gespräch dieser beiden Freunde weiterzuführen, ihren unausgesprochenen Fragen, Gedanken und Überlegungen Raum zu geben. Einige Leserinnen und Leser sind den beiden schon in meinem Buch „Klang der Seele“ begegnet; damals allerdings hatten sie sich noch nicht so gut gekannt. Die Unterschiede zwischen den beiden waren größer: der eine jung, der andere alt und jeder der beiden noch eher nur mit dem eigenen Standpunkt beschäftigt und noch nicht so erfahren im Umgang miteinander wie die beiden Freunde jetzt.
Das Abenteuer der Resonanz
Wie damals geht es auch heute noch darum, auf der Spielwiese des Alltags gleich vierfach das Abenteuer der Resonanz als Ermutigung zu entdecken: Einmal dadurch, im Gespräch miteinander erleben zu dürfen, mit unseren Gedanken und Gefühlen nicht allein zu sein und sich von anderen verstanden zu wissen; über Unterschiede hinweg „gut“ miteinander zu „können“, einen „Draht“ zueinander zu finden, weil, wie wir manchmal sagen, zwischen uns „die Chemie stimmt“.
Nicht weniger wichtig ist die Erfahrung, dass Auseinandersetzungen Gelegenheiten bieten, die eigenen Gedanken zu schärfen, in einer Streitkultur die Kunst zu üben, Argumente präziser zu formulieren, daran zu wachsen, den Horizont zu erweitern und sich über Dazugelerntes und neue Sichtweisen freuen zu können. Der Volksmund weiß ja nicht nur, dass „Gleich und Gleich sich gern gesellt“, sondern auch, dass Gegensätze sich anziehen, weil er aus Erfahrung weiß, wie viel Kraft und Potenzial in klug geführten Auseinandersetzungen stecken. Vorausgesetzt freilich, beide Seiten sind dabei mehr am Gemeinsamen als am Trennenden interessiert, mehr an Klärungen als an Siegen.
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