Arnold Mettnitzer - Der ermutigte Mensch

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Kein Mensch ist eine Insel“, sagt eine alte Weisheit. Entsprechend sind wir vom ersten Tag unseres Lebens an auf der Suche nach Zugehörigkeit, Bestätigung und menschlichem Widerhall – nach Resonanz. Neurobiologische Forschungen zeigen allerdings, dass unsere digitale Multitasking-Welt dieses Miteinander stört und Belastungen wie Stress, Burn-out und Isolation nach sich zieht.
Der Psychotherapeut und Theologe Arnold Mettnitzer zeigt die vielfältigen Facetten dieses menschlichen Grundbedürfnisses auf und wie wir im Austausch mit anderen zu einem gelingenden Leben finden.

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Arnold Mettnitzer

Der ermutigte Mensch

Durch Resonanz meinen Platz im Leben finden

Für Ingrid Kernmayer Trägerin des Goldenen Verdienstzeichens der Republik - фото 1

Für Ingrid Kernmayer

Trägerin des Goldenen Verdienstzeichens der Republik Österreich,

die am 21. August 2019 im 57. Lebensjahr nach einem in jahrzehntelanger Krankheit gereiften und erfüllten Leben ihre Erlösung gefunden hat.

Inhalt

Cover

Titel Arnold Mettnitzer Der ermutigte Mensch Durch Resonanz meinen Platz im Leben finden

Widmung Für Ingrid Kernmayer Trägerin des Goldenen Verdienstzeichens der Republik Österreich, die am 21. August 2019 im 57. Lebensjahr nach einem in jahrzehntelanger Krankheit gereiften und erfüllten Leben ihre Erlösung gefunden hat.

AUFTAKT

Das Abenteuer der Resonanz

Was Sie von diesem Buch (nicht) erwarten dürfen

I.RESONANZ ALS GRUNDLAGE MENSCHLICHER EXISTENZ

Was ist Resonanz?

Der Mensch als Resonanzwesen

Der Schock der Geburt: Atem und Berührung als Mittel der Resonanz mit der Welt

Die Stimme als vokale Nabelschnur

Wie lernt der Mensch das Kommunizieren?

Körperhaltung und Gesichtsausdruck

Mimik

Die Sprache der Hände

Be-hand-lungen

Die Landschaft des Gesichts als das äußere Erscheinungsbild der Seele

Riechen

Schmecken

Weinen und Lachen

II.RESONANZ DES MITEINANDER: ZUSAMMEN VERÄNDERN WIR DIE WELT

Der ermutigte Mensch

Die Begeisterung (wieder)entdecken

Verschüttete Kräfte freilegen

Eine neue Art von Emanzipation

Eine Welt gefangen in bequemer Unmündigkeit

ermutigung

Resonanz und digitale Transformation

Durch Resonanz dem Schicksal der Demenz entkommen

Wer rastet, der rostet

Die Sehnsucht anzukommen: Kohärenz

Kohärenz neu gedacht

HEUREKA! Der Weg ist das Ziel

kohärenz

Träume als Resonanzräume zwischen Bewusstem und Unbewusstem

Die Welt als Erlebnis von äußerer und innerer Resonanz

Resonanz „in extremis“: Vom Umgang mit dem Tod

Abschied, Verdrängung und Trauer

Ermutigung durch stimmige Kondolenz

ende

III.REISEN IN DER SEHNSUCHT NACH RESONANZ UND KOHÄRENZ

Fernweh

Der Liebende, der „Ich“ sagte

Resonanz im Land der Bibel: Der Weg ist das Ziel

Der steinige Weg nach Jerusalem

Zwiesprache mit dem Herzen

Der Hunger nach Erfahrung

Im Weingarten des Lebens

Heilende Begegnung am Brunnen

Ijob und sein Aufstand gegen Gott

Elija oder wie Depression heilen kann

Das war erst der Anfang

Wir sind nur Gast auf Erden, Flüchtlinge nicht einmal das

IV.SPIRITUALITÄT IN DER KUNST: DIE ALLES DURCHDRINGENDE RESONANZSPHÄRE

Kunst lädt ein, „anders“ zu sein

Eine lyrische Bildmeditation: Zu den Werken von Teresa Gonçalves Lobo

furchenfelder

Was bedeutet „Spiritualität“?

AUSKLANG

Anmerkungen

Der Autor

Die Künstlerin

Die Werke von Teresa Gonçalves Lobo

Impressum

Auftakt

Zwei Freunde gehen durch die Stadt. Plötzlich bleibt der eine stehen und sagt zum anderen: „Hörst du es auch, wie schön da ein Vogel singt?“ Der andere wundert sich: „Wie kannst du im Großstadtlärm eine einzelne Vogelstimme hören?“ Im Weitergehen lässt der eine unbemerkt eine Münze fallen. Jetzt fragt der andere: „Hast du nicht auch eine Münze fallen hören!?“ Da wundert sich der eine: „Wie kannst du im Großstadtlärm eine einzelne Münze fallen hören?“ Für einen Augenblick bleiben beide stehen, schauen sich an und gehen dann wortlos weiter.

Der eine ist gern in der Stille zu Besuch, er fühlt sich wohl unter den Menschen, genießt es aber immer wieder, auch allein unterwegs zu sein. Er liebt die Natur, spricht mit Bäumen, umarmt sie, atmet tief ein und aus und spürt dabei, wie seine Seele weit wird. Er wandert gern, am besten entlang eines Baches stromaufwärts, und freut sich an allem, was er sehen, hören, riechen, schmecken, pflücken und genießen kann …

Der andere liebt das Leben in der Stadt, die Abwechslung, das bunte Treiben auf den öffentlichen Plätzen. Unter den vielen Menschen, die da kommen und gehen, fühlt er sich wohl. Wenn es ruhig wird um ihn herum, wird er unruhig. Bahnhöfe und Flughäfen sind für ihn gewissermaßen „Andachtsplätze“. In den Warteräumen beschäftigt ihn die Frage, woher die Menschen kommen, wohin sie gehen, von wem sie sich soeben verabschiedet haben und wer am Ende ihrer Reise wohl auf sie warten mag.

Der singende Vogel und die fallende Münze, auf die sie sich gegenseitig aufmerksam gemacht haben, gehen beiden nicht aus dem Kopf; doch keiner wüsste, was er davon im Moment dem anderen mitteilen könnte … „Wir kommen dorthin, wohin wir schauen“, denkt der eine. „Was wir im Herzen tragen, da hinein werden wir verwandelt. Den Sinn des Lebens finden wir über unsere Sinne, dazu aber bedarf es der Stille, der Ruhe, des Alleinseins als Voraussetzung für das ‚All-eins-Sein‘ mit den Menschen, mit Gott und der Welt.“ An seinem Freund gefällt ihm „das andere“, von dem er nichts wüsste, wenn es diesen nicht gäbe.

Der andere, den das Fallen der Münze hellhörig macht, nimmt mit beiden Händen, was er bekommen kann. „Nur Bares ist Wahres“, sagt er gern. Er liebt die Abwechslung und die Freiheit, sich immer wieder etwas gönnen zu können. Jetzt aber zögert er, seinem Freund davon zu erzählen: Dieser könnte das missverstehen und von ihm denken, er hätte am Lärm der Stadt größeren Gefallen als am Gesang eines Vogels. Dass er in vielen Dingen ganz anders denkt, erachtet er als Gewinn; wo zwei immer einer Meinung seien, wäre einer der beiden überflüssig, wie – so behauptet er – Winston Churchill gesagt haben soll.

Irgendwann entlang ihres Weges ergibt sich aus diesen getrennt voneinander gedachten Gedanken ein gutes und langes Gespräch, was für eigenartige Vögel sie doch wären, wie grundverschieden und dabei doch so liebevoll umeinander besorgt und darüber froh, dass der eine nicht ohne den anderen unterwegs ist.

Dieses Buch ist der Versuch, das Gespräch dieser beiden Freunde weiterzuführen, ihren unausgesprochenen Fragen, Gedanken und Überlegungen Raum zu geben. Einige Leserinnen und Leser sind den beiden schon in meinem Buch „Klang der Seele“ begegnet; damals allerdings hatten sie sich noch nicht so gut gekannt. Die Unterschiede zwischen den beiden waren größer: der eine jung, der andere alt und jeder der beiden noch eher nur mit dem eigenen Standpunkt beschäftigt und noch nicht so erfahren im Umgang miteinander wie die beiden Freunde jetzt.

Das Abenteuer der Resonanz

Wie damals geht es auch heute noch darum, auf der Spielwiese des Alltags gleich vierfach das Abenteuer der Resonanz als Ermutigung zu entdecken: Einmal dadurch, im Gespräch miteinander erleben zu dürfen, mit unseren Gedanken und Gefühlen nicht allein zu sein und sich von anderen verstanden zu wissen; über Unterschiede hinweg „gut“ miteinander zu „können“, einen „Draht“ zueinander zu finden, weil, wie wir manchmal sagen, zwischen uns „die Chemie stimmt“.

Nicht weniger wichtig ist die Erfahrung, dass Auseinandersetzungen Gelegenheiten bieten, die eigenen Gedanken zu schärfen, in einer Streitkultur die Kunst zu üben, Argumente präziser zu formulieren, daran zu wachsen, den Horizont zu erweitern und sich über Dazugelerntes und neue Sichtweisen freuen zu können. Der Volksmund weiß ja nicht nur, dass „Gleich und Gleich sich gern gesellt“, sondern auch, dass Gegensätze sich anziehen, weil er aus Erfahrung weiß, wie viel Kraft und Potenzial in klug geführten Auseinandersetzungen stecken. Vorausgesetzt freilich, beide Seiten sind dabei mehr am Gemeinsamen als am Trennenden interessiert, mehr an Klärungen als an Siegen.

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