Hannelore Schlaffer - Rüpel und Rebell
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Diderot und Rousseau, viele Jahre eng befreundet und noch mehr Jahre tief verfeindet, haben also gemeinsam an der Formung des Lebens- und Anschauungsmodells »Intellektueller« gearbeitet. Beide schufen ähnliche Figuren, Diderot durch den Text über einen Dritten, Rousseau durch Texte, die er durch eigene Auftritte bewahrheitete. Rousseau könnte es denn auch gewesen sein, der Diderot Modell stand, als er die auf fällige Figur des Neffen entwarf, vielleicht sogar, um Rousseau einen Spiegel vorzuhalten. Diderot begann mit der Niederschrift 1762, fünf Jahre nach dem endgültigen Bruch mit Rousseau im Jahr 1757. Seine Bemühungen, sich die Freundschaft des Egomanen zu erhalten, sind wohlbekannt, sein Ärger über dessen Taubheit ebenfalls.
Zahlreich sind die Anspielungen auf Rousseau. Diderot führt den Neffen als passionierten Schachspieler ein, eine Leidenschaft, von der auch der Verfasser der »Discours« besessen war. Jean-François beeindruckt durch eine laute Stimme wie Jean-Jacques; die Taktik, sein Selbstporträt durch Neid, Eifersucht, Verfolgungswahn selbst zu schwärzen, um es dann wieder aufzuhellen durch Selbstmitleid – dies Stilmittel verwendet Rousseau, ähnlich wie der Neffe, im Gespräch so gut wie in den »Bekenntnissen«. Vor allem aber gehören sämtliche Themen, in denen sich Rameaus Neffe ergeht, ins Repertoire Rousseaus: die Musik, das Verhältnis von Genie und Moral, von Tugend und Laster, Kultur und Natur. Und nicht zuletzt: Der übelredende Neffe lässt sich über die gesamte intellektuelle Elite Frankreichs aus, angefangen bei seinem Onkel Jean-Philippe Rameau bis zu Voltaire, Buffon, Montesquieu, d’Alembert; nur eine Figur des geistigen Lebens bleibt ungenannt: Rousseau, die Figur, die zur Zeit der Entstehung des Textes die berühmteste war.
Ein Indiz dafür, dass Diderot ein literarisches Porträt seines Freundes gab, vermag ein kurzer Blick auf die sehr ausführlich referierte Musiktheorie zu geben, die in »Rameaus Neffe« entwickelt wird und die vollständig jener von Rousseau entspricht. Erste Erfolge erhoffte sich Rousseau nicht als Schriftsteller, sondern als Komponist: Er setzte sich daher mit Jean-Philippe Rameau, dem führenden Komponisten Frankreichs, in Verbindung, und seine Werbung um den berühmten Musiker war intensiv. Noch bevor er mit den »Discours« Aufsehen erregte, versuchte er zum Beispiel, die Notenschrift zu revolutionieren, indem er sie durch ein Zahlensystem ersetzte. Diese Vorschläge sandte er dem ihm wenig geneigten Rameau.
In den »Bekenntnissen« charakterisiert sich Rousseau in der Rolle des verkommenen Genies. Hohe Herrn, etwa den Marschall des Königs, empfängt er in seinem armseligen Haus in Mont-Louis immerhin mit einiger Beklommenheit: »und zwar nicht, weil ich gezwungen war, ihn zwischen meine schmutzigen Schüsseln und zerbrochenen Töpfe zum Sitzen einzuladen, sondern weil mein verfaulter Fußboden in Stücke zerfiel und ich befürchtete, die Last seines Gefolges möchte ihn vollends zum Einsturz bringen.« Rousseaus Selbstporträt geht noch über Diderots Modell von Rameaus Neffen hinaus. Der bekennende Rousseau genießt alle Varianten von Hochmut und Empfindlichkeit, die ihn, wie jenen Jean-François Rameau, zum Ungeheuer, Elenden, Bösewicht, Spitzbuben, Schurken und verdorbenen Menschen machten. Die mit »meinen neuen Grundsätzen völlig übereinstimmende Rauheit«, so rechtfertigt er selbst seinen provokanten Auftritt in schäbigen Kleidern, »veredelte sich jedoch in meiner Seele und nahm in ihr die Unerschrockenheit der Tugend an.«
Anders allerdings als der Neffe betrachtet Rousseau sein Auftreten als Mission; er bereitete damit noch entschiedener das Selbstbewusstsein vor, das den Intellektuellen auszeichnet. Seine Abneigung gegen den menschlichen Umgang legt er als Berufung aus: »Mein Teil war es, den Menschen mit leidlichem Nachdruck und leidlichem Mut zwar harte, aber nützliche Wahrheiten zu sagen.« Das missionarische Verantwortungsbewusstsein drängt zur Weltverbesserung, denn »die in der Welt in diesen Dingen anerkannten Anstandsregeln scheinen vom Geist der Lüge und des Verrats eingegeben zu sein.« Der gedankenlosen Mitwelt musste als Misanthropie erscheinen, was Rousseau selbst für göttliche Eingebung hielt und als menschheitsgeschichtlichen Auftrag entgegengenommen hatte.
Pariser Verwandtschaft
Rameaus Neffe, dieser Charakter, der die Gesellschaft der Lethargie entreißen will, ist nicht einfach ein Rüpel, sondern ein gebildeter Rüpel, er ist nicht nur eitel, sondern kreativ, nicht nur zynisch, sondern schöpferisch, kurz: Er stellt sich nicht als Sonderling, sondern als Künstler und Philosoph vor. Das »empörte Selbstbewusstsein«, das er repräsentiert, umgreift und begreift alle Bereiche von Kultur, Kunst, Politik und Wissenschaft, soweit sie allgemein und gesellschaftlich von Belang sind. Nicht zu urteilen über ein augenblickliches Verhalten, ist des Neffen Absicht; er zielt auf den Streit, den Diskurs, seine Frechheit regt die Diskussion an, der Spott die Kritik.
Paris war bevölkert von solchen Figuren, die durch die Cafés streunten, Anschluss an die aristokratische Gesellschaft suchten, Pamphlete schrieben und sich gegenseitig bekriegten. Charles Palissot spricht in seinen »Petites lettres sur de grands philosophes« von »insectes philosophiques«, von Philosopheninsekten, die Paris heimgesucht hätten. Die Menge derer, die von der Kritik zu leben hofften, nannte man »aventuriers«. Das Abenteuer dieser »hommes de lettres« ist das Schreiben, und zwar nicht von großen Werken, sondern von polemischen Schriften, die widerlegen wollen und widerlegbar sind, angreifen und angegriffen werden können. Die intellektuellen Aventuriers tun, was sie von Diogenes oder Menippos gelernt haben, der, wie Werner von Koppenfels in seinem Buch »Der andere Blick« erkennt, »die philosophische Wahrheitssuche mit einem gleichsam journalistischen Sinn für Aktualität zu vereinen« wusste. Das Feuilleton ist denn auch die Gattung dieser Leute, die Tagesthemen verhandeln; und erst die Zeitung hat diesen Typus, diese Melange aus denkendem Stadtstreicher und zynischem Menschenkenner, hervorgebracht. Diderot selbst prägte den Begriff für das Genre, das er und seinesgleichen von nun an belieferten. Die Feinde der »Encyclopédie«, die in verschiedenen Zeitschriften gegen ihn und seine Freunde polemisierten, bezeichnete er verächtlich als »feuillistes«. Die Presse hat aus dem redenden einen schreibenden Diogenes gemacht.
Die geographische Enge des Raumes, auf dem sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts das intellektuelle Leben Frankreichs abspielte – zu allen Zeiten nimmt Frankreichs Geschichte ihren Ausgang von den wenigen Quadratkilometern um die Île de la Cité –, macht es wahrscheinlich, dass Diderots unveröffentlichte Satire »Le neveu de Rameau« in Paris unter Freunden und in Salons kursierte. Rousseau könnte davon gehört haben. Rousseaus »Bekenntnisse« machen aus Diderots Bozzetto des Neffen eine Statue, die von nun an den Typus »moderner Intellektueller« repräsentiert. An jenem Rousseau, den die Nachwelt kennt, haben Rousseau und Diderot gearbeitet.
Nachleben
Hat sich diese Figur seit dem Entwurf von Diderot und Rousseau weiterentwickelt? Wie alt ist sie geworden, wie lang hat sie gelebt, lebt sie noch?
»Die Blechtrommel«, Günter Grass’ Roman von 1951, versammelt im Düsseldorfer »Zwiebelkeller« all jene Eitlen, die es in der prosperierenden Bundesrepublik der Nachkriegsjahre für eine Ehre hielten, als Intellektuelle zu gelten: »Die Gäste: Geschäftsleute, Ärzte, Anwälte, Künstler, auch Bühnenkünstler, Journalisten, Leute vom Film, bekannte Sportler, auch höhere Beamte der Landesregierung und Stadtverwaltung, kurz, alle, die sich heutzutage Intellektuelle nennen, saßen (…) auf rupfenbespannten Kissen und unterhielten sich, solange Schmuh [der Gastwirt, »ein guter Schütze, womöglich auch ein guter Mensch«] noch nicht den Shawl mit den goldgelben Zwiebeln trug, gedämpft, eher mühsam, beinahe bedrückt.« Die Besucher des Zwiebelkellers hätte man im 19. Jahrhundert nicht mit dem Titel »Intellektueller« ausgezeichnet. Eher entsprachen sie Leuten, gegen die sich der intellektuelle Affront richtete. Wie schon in der französischen Aristokratie, so war auch im Bürgertum der Nachkriegszeit der mürrische Protest gegen den bürgerlichen Alltag Mode geworden; selbst wer für den reibungslosen Fortgang dieses Alltags zu bürgen hatte, wollte zumindest am Feierabend ein wenig als Rebell anerkannt sein.
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