Hannelore Schlaffer - Rüpel und Rebell

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Viel ist über den Intellektuellen in seiner Rolle als Wortführer des Geistes geschrieben worden. Sein Stil und Gebaren aber wurden dabei kaum gewürdigt. Hannelore Schlaffers Essays rücken sie ins Zentrum der Aufmerksamkeit.

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In diese Familie gehört auch Rameaus Neffe. Wie Diogenes treibt er seine Späße mit den Menschen, wie dieser dreht er ihnen das Wort im Munde herum, misstraut ihren Handlungen, verlacht ihre kleinen Sünden und hasst sie wegen ihrer großen. Der animalische Leib ist ihm das Maß aller Dinge: »Der Hauptpunkt im Leben ist doch nur, frei, leicht, angenehm, häufig alle Abende auf den Nachtstuhl zu gehen. O stercus pretiosum!« Der Horizont der menschlichen Existenz ist die Verwesung: »Unter dem Marmor faulen oder unter der Erde, ist immer faulen«, und der Weltmann, der sich einen feinen Hut aufsetzt, einen Degen umhängt, nach Anerkennung schielt, hochmütig durch die Straßen schreitet, hat eine deftige Belehrung nötig: »gebt ihm einen Tritt in H-n.«

Mit der Sprache allerdings ging Diogenes auf ganz andere Weise um als mit dem Kleid, und so tut es denn auch sein Nachfolger, der Neffe. Er wählt nicht zerschlissene Worte, sondern die treffendsten, sie schlottern nicht um die Gedanken, sondern liegen eng an: Je knapper der Satz, desto erfolgreicher die Belehrung. Jede Untugend der Mitmenschen provoziert eine Sentenz, einen Aphorismus. Der Geist des Diogenes befähigt Rameaus Neffen zu den elegantesten Pointen, mit denen er seine zynischen Weisheitslehren krönt. Die Bonmots sind Schmuckstücke seines Auftritts, sie funkeln wie die Perlen, die den Aristokratinnen an den Ohren hängen. Aphorismus um Aphorismus wirft er aus sich heraus und erhellt so die Daseinsweisen des Menschen, dessen Handeln, Denken, Fühlen, aber auch die Gesetze des biologischen Lebens, der Kunst, der Religion – die Sujets sind universal, denn Wahrheit gibt es nicht dosiert. Das Kleid jedoch bleibt der Gipfel dieser hohen Kunst der Pointe. Es ist eben doch nicht das Kleid eines Bettlers, es ist das Gewand eines Geistesaristokraten.

Zuhörer und Zuschauer des Neffen sind in Bann geschlagen, gerade weil der verkommene Spötter alles, was ihnen als kostbar gilt, bemerkt, ironisiert und kritisch zerstört: »Ich war ihr kleiner Rameau, ihr artiger Rameau, ihr Rameau der Narr, der Unverschämte, der Unwissende, der Faule, der Fresser, der Schalksnarr, das große Tier. Jedes dieser Beiwörter galt mir ein Lächeln, eine Liebkosung, einen kleinen Schlag auf die Achsel, eine Ohrfeige, einen Fußtritt, bei Tafel einen guten Bissen, (…) nach Tische eine Freiheit, die ich mir nahm.« Das Gesellschaftsspiel mit dem Neffen fand in den Salons der Aristokratie statt; es gehörte sich, dass man sich für diese Gesellschaft herrichtete – und auch der Neffe tat dies, indem er den Rausschmiss kalkulierte. Der Aufzug des intellektuellen Außenseiters ist gerade so riskant, wie seine Gedanken kühn sind.

Der Neffe, dieser trotzige Wahrheitssucher, fügt sich gut in eine Gesellschaft, die seit Montaigne Menschenkenntnis als Aufgabe, seit La Rochefoucauld Zynismus als Gesellschaftsspiel betrieb und dafür neue literarische Genres, den Essay, den Aphorismus, entwickelt hatte. Die Enzyklopädisten, Zeitgenossen des Neffen, sammelten in ihrer »Encyclopédie« die guten Werke des Geistes und stellten der Schöpfung Gottes die – besseren – Schöpfungen des Menschen gegenüber. Rameaus Neffe jedoch macht Gott auf die Fehler aufmerksam, die ihm bei der Schöpfung seines Ebenbildes unterlaufen sind.

Einer an Zerstreuung gewöhnten Gesellschaft setzt dieser problematische Geist jene Themen vor, mit denen sich die fortschrittliche Intelligenz seiner Zeit beschäftigt. Was man ihm vom Tisch der Reichen gönnt, bezahlt er mit Erkenntnissen und Meinungen, die auf dem Markt der »philosophes« gehandelt werden: Er eröffnet Diskussionen über den Begriff des Genies, über dessen Verhältnis zur Natur, über die Qualität von Kunstwerken, über Geschmack und ästhetisches Urteil – alles Themen, die schließlich zum Bildungswissen des Bürgers avancierten.

Hegel räumt diesem Neffen in der »Phänomenologie des Geistes«, die 1807 und nur zwei Jahre nach der Publikation von Goethes Übersetzung erschien, einen hervorragenden Platz ein. Rameaus Neffe sei der »entfremdete Geist«, das mit sich selbst entzweite Bewusstsein: »Der Inhalt der Rede des Geistes von und über sich selbst ist also die Verkehrung aller Begriffe und Realitäten, der allgemeine Betrug seiner selbst und der anderen; und die Schamlosigkeit, diesen Betrug zu sagen, ist eben darum die größte Wahrheit.«

Zeitgenossen

Diderots Biographen glauben, dass Diderot in »Rameaus Neffe« ein Selbstporträt versteckt habe. Dabei nehmen sie an, dass nicht der Neffe, sondern sein Kontrahent, der das Gespräch referiert, der »Philosoph«, die Meinungen Diderots vertrete. Diderots äußere Erscheinung jedoch würde ganz der des Neffen ähneln. Verwandte Züge hat Diderot auch in einem Bericht von Madame Vandeul, seiner Tochter, der er aus der frühen Jugend erzählte, in der er sich zum Bürgerschreck und Frauenliebling stilisiert:

»Und so gefiel ich auch, sogar den Frauen und Mädchen in meiner Provinz. Sie mochten lieber mich, schlampig, ohne Hut, manchmal ohne Schuhe, nur mit einer Jacke und barfuß, mich, den Sohn eines Schmieds, als diesen kleinen, gutgekleideten, immer schön gepuderten, frisierten und wie aus dem Ei gepellten Monsieur, den Sohn der Frau Amtmännin. (…) An meinen Knopf löchern sahen sie, wie weit ich mit meinen Studien gediehen war, und ein Junge, der sein Gemüt in einem offenen, geradlinigen Wort offenbarte und besser einen Faustschlag versetzen als eine Reverenz machen konnte, gefiel ihnen besser als ein dummer, feiger, falscher und verweichlichter kleiner Kriecher.«

Nachlässiges Äußeres, herausforderndes Benehmen, Studium des Menschen und Wahrheitsliebe machen den Stolz auch des nun gereiften Verfassers von »Rameaus Neffe« aus. Bei Urteilen über Porträts, die von ihm gemalt wurden, nimmt Diderot stets den Neffen zum Maßstab für das charakterliche Profil, das er abgeben möchte. Im »Salon 1767 « empört er sich über Michel van Loos Porträt, weil der dargestellte »Luxus der Kleidung … den armen Literaten ruinieren wird.« Er nehme auf dem Gemälde »die Haltung eines Staatssekretärs, nicht aber eines Philosophen« ein. Diderot zählt sich also zeitlebens selbst zu den ungezogenen Denkern, und gerade deshalb muss er diese im Neffen verhöhnen – und sich selbst mit ihnen. Hohn und Spott, die ihn wie jenen auszeichnen, sind die Kardinaltugenden des kritischen Denkers.

Erscheinung und Auftritt des Neffen waren aber ohnehin an vielen philosophes , die in Paris ihr Glück versuchten, zu beobachten. Nur durch eine hervorragende Figur aber blieb die Erscheinung im Gedächtnis: durch Rousseau. Diderot hat sich mit zunehmendem Alter konventioneller benommen, vorsichtiger, besonnener. Rousseau blieb, wo immer er erschien, ein optisches Ärgernis, in Genf, Paris, London, Neuchâtel. Er provozierte Freunde, Gönner, Retter und floh von einem zum andern. Voltaire nannte ihn den am schlechtesten erzogenen Menschen, den er kenne. 1768 nahm er sich das Ärgernis Rousseau im »Lettre à Docteur Jean-Jacques Pansophe« vor. Seit er davon erfahren hatte, dass Rousseau seine Kinder ins Waisenhaus brachte, galt er, der die Liebe ohne Folgen genießen wollte, Voltaire nur noch als »le chien de Diogène«.

Robert Spaemann nennt in seinem Buch über Rousseau den Philosophen eine »exemplarische Existenz«, das »Schöpferischwerden des Ressentiments«. Rousseau ist die ins Leben getretene Negation des Bestehenden, die Infragestellung aller Normen. Die »Bekenntnisse« und der Dialog »Rousseau richtet über Jean-Jacques« sind Verteidigungsschriften, die die Lebensform des Außenseiters aus einer höheren Notwendigkeit heraus rechtfertigen. Die Nähe dieser Schriften zu den Reden des Neffen ist unübersehbar.

Jean-Jacques ist eine ebenso zwiespältige Figur wie Rameaus Neffe, faszinierend und abstoßend, brüskierend und Mitleid heischend. Von der visuellen Erscheinung des wirklichen Rousseau, der die Garderobe stets wechselte, berichtet Melchior Grimm mehrfach in den »Correspondances littéraires«, so etwa 1770, als Rousseau nach Paris zurückkehrte: »mit dem armenischen Gewand hat er seine Bärbeißigkeit abgelegt und ist wieder höflich und überfreundlich geworden.« Aus Furcht, ein anderer könne sein Bild verzeichnen, unternahm es Rousseau, in den »Confessions« ein authentisches Selbstbildnis herzustellen. Darin datiert er die Wende seines Schicksals auf eine Inspiration, die ihm seine Auserwähltheit zeigte: Bei seiner Wanderung von Paris nach Vincennes, wo er den inhaftierten Diderot besuchen wollte, sei ihm die Idee zum »Discours sur les sciences et les arts« gekommen, der seine Lauf bahn als Schriftsteller begründete. Eine Verwandlung geht mit ihm vor sich, und diese beginnt mit einem Kleidertausch: Das bürgerliche Gewand wird durch das des Kynikers ersetzt: »Ich begann die Umwandlung meiner Lebensweise an meiner Tracht, ich tat alles Gold und meine weißen Strümpfe und meinen Degen von mir, trug fortan eine runde Perücke und verkaufte meine Uhr, indem ich mir mit unglaublichem Jubel sagte: dem Himmel sei Dank, fortan brauche ich nicht mehr zu wissen, welche Stunde es ist.«

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