Hannelore Crostewitz
KAUFHAUSGEFLÜSTER UND ANDERE GESCHICHTEN
Engelsdorfer Verlag
Leipzig
2015
Bibliografische Information durch die
Deutsche Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.deabrufbar.
Die Personen sind frei erfunden, Ähnlichkeiten sind unbeabsichtigt und rein zufällig.
Copyright (2015) Engelsdorfer Verlag Leipzig
Alle Rechte beim Autor
Titelfoto © Maksim Šmeljov - Fotolia
Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
ISBN 9783957446640
www.engelsdorfer-verlag.de
Cover
Titel Hannelore Crostewitz KAUFHAUSGEFLÜSTER UND ANDERE GESCHICHTEN Engelsdorfer Verlag Leipzig 2015
Impressum Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. Die Personen sind frei erfunden, Ähnlichkeiten sind unbeabsichtigt und rein zufällig. Copyright (2015) Engelsdorfer Verlag Leipzig Alle Rechte beim Autor Titelfoto © Maksim Šmeljov - Fotolia Hergestellt in Leipzig, Germany (EU) ISBN 9783957446640 www.engelsdorfer-verlag.de
Vorwort Vorwort Wie kleine Türen öffnen diese Geschichten Räume mit längst vergessenen, doch tief in die Seele eingebrannten Ereignissen. Sie bringen Farbe in verblasste Erinnerungen, zeichnen Konturen schärfer, formen neue Bilder. Facettenreich loten sie zwischenmenschliche Beziehungen aus, halten uns einen Spiegel vor und lassen uns über uns selbst schmunzeln oder nachdenklich werden. Hier erwacht das Gefühl daran, wie frisch gebackene Bundesbürger von den weltgewandten und selbstbewusst auftretenden »Wessis« übers Ohr gehauen wurden und als naive »Ossis« auch darauf hereinfielen. Die Autorin lüftet den Vorhang und lässt hinter die Kulissen der Werbebranche blicken. Mit welchen einfachen und einfallsreichen Tricks man doch die Menschen zum Warenkauf zu animieren versteht. Hinter einer anderen Tür steht der Riese namens Kapitalismus. Er zeigt, dass die Jüngeren und Stärkeren meist die Gewinner sind und die Älteren und Schwächeren das Stigma der Verlierer tragen müssen. Nebenan lassen sich Menschen bis zur Erschöpfung ausnutzen. Die junge, hübsche und lebenslustige Frau mit dem bezaubernden Lächeln verschleißt sich nicht nur als Mädchen für alles in einer Privatpension, sondern auch in ihrer Partnerschaft. Indes wehrt sich die Außendienstlerin mit der türkisfarbenen Bluse erfolgreich gegen die mysteriöse Endlosarbeit bei Opa. Gegenüber heiratet ein junges Paar unter seltsamen Umständen, dort kommunizieren merkwürdige Lebenspartner mit und über Plüschtieraffen. Und hier breitet eine Seniorenbetreuerin ihre Arme über die hochbetagte Schutzbefohlene aus, die unter der angeblichen Liebenswürdigkeit durch ihre Familie regelrecht erdrückt wird. Es ist die Einladung der Autorin Hannelore Crostewitz, die Türen des Lebens zu öffnen, Verborgenes zu entdecken und das große Spektrum der Emotionen ihrer Texte auf uns wirken zu lassen. Sandra Kersten
Kaufhaus-Geschichten Kaufhaus-Geschichten
Der Konsulent – ein Mann der Zukunft
Das Lachen
Gut verpackt
Kaufhausgeflüster
Das Los
Vor der Buchhandlung
Darüber-hinaus-Geschichten
Tangenten
Der Auftrag
Die leichte Bruhns
Die Schutzbefohlene
Affenliebe
Sina
Schluss-aus-Geschichten
Die Fügung
Türkis
Hört mal, wer da spricht …
Zutage getreten
Marathon
Außer-Haus-Geschichten
Lebenskreuzungen
Eine mysteriöse Nacht
Gewusst wie
Beinahe verpasst
Wie kleine Türen öffnen diese Geschichten Räume mit längst vergessenen, doch tief in die Seele eingebrannten Ereignissen. Sie bringen Farbe in verblasste Erinnerungen, zeichnen Konturen schärfer, formen neue Bilder. Facettenreich loten sie zwischenmenschliche Beziehungen aus, halten uns einen Spiegel vor und lassen uns über uns selbst schmunzeln oder nachdenklich werden.
Hier erwacht das Gefühl daran, wie frisch gebackene Bundesbürger von den weltgewandten und selbstbewusst auftretenden »Wessis« übers Ohr gehauen wurden und als naive »Ossis« auch darauf hereinfielen. Die Autorin lüftet den Vorhang und lässt hinter die Kulissen der Werbebranche blicken. Mit welchen einfachen und einfallsreichen Tricks man doch die Menschen zum Warenkauf zu animieren versteht.
Hinter einer anderen Tür steht der Riese namens Kapitalismus. Er zeigt, dass die Jüngeren und Stärkeren meist die Gewinner sind und die Älteren und Schwächeren das Stigma der Verlierer tragen müssen.
Nebenan lassen sich Menschen bis zur Erschöpfung ausnutzen. Die junge, hübsche und lebenslustige Frau mit dem bezaubernden Lächeln verschleißt sich nicht nur als Mädchen für alles in einer Privatpension, sondern auch in ihrer Partnerschaft. Indes wehrt sich die Außendienstlerin mit der türkisfarbenen Bluse erfolgreich gegen die mysteriöse Endlosarbeit bei Opa.
Gegenüber heiratet ein junges Paar unter seltsamen Umständen, dort kommunizieren merkwürdige Lebenspartner mit und über Plüschtieraffen. Und hier breitet eine Seniorenbetreuerin ihre Arme über die hochbetagte Schutzbefohlene aus, die unter der angeblichen Liebenswürdigkeit durch ihre Familie regelrecht erdrückt wird.
Es ist die Einladung der Autorin Hannelore Crostewitz, die Türen des Lebens zu öffnen, Verborgenes zu entdecken und das große Spektrum der Emotionen ihrer Texte auf uns wirken zu lassen.
Sandra Kersten
Kaufhaus-Geschichten
Der Konsulent – ein Mann der Zukunft
Taufrisch prickelten sie noch, all die Neuheiten in den Köpfen der zwei Verkäuferinnen. Soeben hatten sie ihre Dienstreise beendet. Enthusiastisch und weitergebildet gaben sie sich nur der einen drängenden Absicht hin: Dem neuen Wissen rasch ihre eigenen Taten folgen zu lassen! Damit steuerten sie schnellen Schrittes auf ihren Arbeitsplatz zu, der im Warenhaus dringend nach ihnen verlangte.
Wie bemühte sich hier seit längerem bereits ein kaufinteressiertes Ehepaar! Zuerst sah es so aus, als hätte der Kauf für das Paar sehr hoffnungsvoll begonnen. Aber nach mehrmaligem Probieren wurde es von einer sehr ernüchternden Wirklichkeit eingeholt, so dass es schließlich über kurz oder lang fast dem Verzweifeln nahe war! Dabei suchte es doch nur nach der für beide Partner richtigen Entscheidung. Zunehmend orientierungslos geworden, durchforstete es weiter kreuz und quer das Sortiment der Herrenschuhe! Aber es wollte ihnen nicht gelingen, die rechte Wahl zu treffen. Diese jedoch war für sie zwingend.
Jetzt, so schien es, würde sie wohl zwischen einem eleganten braunen und einem sportlichen schwarzen Paar liegen. Weil sie sich inzwischen so unsicher geworden waren, blickten sie sich hilfesuchend nach einem Verkäufer um. Weit und breit aber konnten sie keinen erspähen! Schließlich sahen sie sich veranlasst, ja praktisch gezwungen, selbst nach einer Beratung suchen zu gehen. Dafür drehten sie sich abrupt um; und so gelang es ihnen nicht mehr, die eine jener zwei Verkäuferinnen zu bemerken, die gerade in diesem Moment ihre Abteilung betrat. Nein, ihre Blicke fingen nur den jungen, in elegantem Anzug und passgerechtem Krawattendessin wie zufällig daherkommenden Abteilungsleiter ein. Und schnurstracks setzten sie sich dorthin in Bewegung. Wie zu erwarten war, nahm er sich ihrer an. Offen und sofort bereit, begann er nun über die Vorteile beider Schuhmodelle aufzuklären. Das Ehepaar war erleichtert. Er wirkte auf beide kompetent, angenehm und locker. Für Sekunden kam es den Eheleuten sogar so vor, als wäre er seltsam von einem Geheimnis umwoben.
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