Lotte Bromberg
M u t t e r b o d e n
Der andere Berlinkrimi
Memel Verlag
Mutterboden
Tilla von Bredow, Biologieprofessorin und überzeugte Alleinerziehende von sechs Töchtern, verschwand kurz nach Mauerfall spurlos. Jakob Hagedorn, Hauptkommissar mit gründelndem Wesen und unordentlichem Hirn, ist nach seiner Rehabilitierung im Archiv kaltgestellt. Er nutzt die freie Zeit und sucht die Mutter seiner Geliebten Hanna.
Als jedoch die exotische Schönheit Alika, bildende Künstlerin und Betreiberin eines stadtbekannten Restaurants, ihren Vater, einen georgischen Volkshelden, vermißt meldet, darf Jakob als Kriminaler auf die Straßen der Stadt zurückkehren und vernachlässigt die Suche nach Tilla.
Zerrissen zwischen zwei starken Frauen, gefangengehalten in einer Gruft, in die Knie gezwungen von ostpreußischen Wintern und erschlagen von der Macht des Kaukasus, entdeckt er eine Tragödie und ein Mörder findet ihn.
Jakobs dritter Fall: kraftstrotzende Figuren, wuchtige Geschichten, melancholische Komik und jede Menge Spannung.
Der andere Berlinkrimi - prall, schräg, abgründig, poetisch.
Lotte Bromberg
wurde 1968 geboren. Sie wacht, schläft, arbeitet und schreibt in Berlin. Mutterboden ist nach Fallsucht und Auslaufgebiet ihr dritter Kriminalroman mit den Berliner Ermittlern Jakob Hagedorn und Oskar Blum. Weitere folgen. Leseproben und mehr: www.memelverlag.de
Dies ist ein Roman. Jegliche Übereinstimmung oder auch nur Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen oder Begebenheiten ist zufällig und in keiner Weise beabsichtigt.
Erstausgabe
© Memel Verlag Berlin 2016
Alle Rechte vorbehalten
Umschlagphoto © fotolia.com/viktor
E-Book Herstellung: Zeilenwert GmbH 2016
ISBN 978-3-945611-08-1
www.memelverlag.de
Ungewiß, wann die Dämmerung beginnt, öffne ich alle Türen.
Emily Dickinson
Cover
Titel Lotte Bromberg M u t t e r b o d e n Der andere Berlinkrimi Memel Verlag
Das Buch/die Autorin Mutterboden Tilla von Bredow, Biologieprofessorin und überzeugte Alleinerziehende von sechs Töchtern, verschwand kurz nach Mauerfall spurlos. Jakob Hagedorn, Hauptkommissar mit gründelndem Wesen und unordentlichem Hirn, ist nach seiner Rehabilitierung im Archiv kaltgestellt. Er nutzt die freie Zeit und sucht die Mutter seiner Geliebten Hanna. Als jedoch die exotische Schönheit Alika, bildende Künstlerin und Betreiberin eines stadtbekannten Restaurants, ihren Vater, einen georgischen Volkshelden, vermißt meldet, darf Jakob als Kriminaler auf die Straßen der Stadt zurückkehren und vernachlässigt die Suche nach Tilla. Zerrissen zwischen zwei starken Frauen, gefangengehalten in einer Gruft, in die Knie gezwungen von ostpreußischen Wintern und erschlagen von der Macht des Kaukasus, entdeckt er eine Tragödie und ein Mörder findet ihn. Jakobs dritter Fall: kraftstrotzende Figuren, wuchtige Geschichten, melancholische Komik und jede Menge Spannung. Der andere Berlinkrimi - prall, schräg, abgründig, poetisch. Lotte Bromberg wurde 1968 geboren. Sie wacht, schläft, arbeitet und schreibt in Berlin. Mutterboden ist nach Fallsucht und Auslaufgebiet ihr dritter Kriminalroman mit den Berliner Ermittlern Jakob Hagedorn und Oskar Blum. Weitere folgen. Leseproben und mehr: www.memelverlag.de
Impressum Dies ist ein Roman. Jegliche Übereinstimmung oder auch nur Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen oder Begebenheiten ist zufällig und in keiner Weise beabsichtigt. Erstausgabe © Memel Verlag Berlin 2016 Alle Rechte vorbehalten Umschlagphoto © fotolia.com/viktor E-Book Herstellung: Zeilenwert GmbH 2016 ISBN 978-3-945611-08-1 www.memelverlag.de
Zitat Ungewiß, wann die Dämmerung beginnt, öffne ich alle Türen. Emily Dickinson
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Danke
Alika hatte eine Heimat für den Kaukasus gesucht und eine Apotheke gefunden.
Sie war sechzehn gewesen, als ihr Vater Guram seine Familie aus Georgien rettete. Er führte sie nach Berlin und kehrte selbst zurück nach Tiflis, um an allen erdenklichen Fronten für seine Heimat zu kämpfen.
Vom ersten Tag an hob das Heimweh in Alika tiefe Gräben aus. Sie machte Abitur und studierte auf Anweisung der Mutter Betriebswirtschaft. Aber die Winde des Kaukasus zerrten immer stärker an ihr. Und als die Mutter mit einem neuen Mann nach Israel weiterzog, ließ Alika die Wirtschaft fahren und folgte den Einflüsterungen des Windes.
Sie kaufte von ihrem restlichen Geld Pinsel, Farbe und Leinwand und malte wie eine Besessene die verlorene Heimat. Bewarb sich erfolgreich um einen Studienplatz an der UdK und bezog die bezahlbare Abstellkammer einer schmuddeligen Moabiter WG, regelmäßig von den Mitbewohnern eingeladen, mit ihnen ihre Betten zu teilen.
Denn Alika war eine exotische Schönheit in einer an fremdartigen Physiognomien überreichen Stadt. Über ihrer gebogenen Nase teilte eine Kindheitsnarbe Stirn und Gesicht in zwei ungleiche Hälften. Ihre tiefschwarzen Augen gruben sich in das Gegenüber. Alika trat den Menschen zu nah, strahlte eine atemberaubende Intimität aus, mit ihrem wilden schwarzen Haar, ihrem ausgreifenden Schritt, ihren von Ölfarben bunten Fingern. Obwohl klein an Körpergröße, war Alika eine unübersehbare Frau, zu deren glühendem Wesen sich jeder stellte – in Bewunderung oder Ablehnung, in Begehren oder Haß.
Wer es wagte, sich ihrem Blick zu öffnen, aus Abenteuerlust oder Naivität, traf auf erschlagende Hitze und eine unendliche Zahl geschundener Vorfahren. Niemand hielt dem stand.
Alika hatte mit ihrer georgischen Heimat auch den Resonanzboden für ihr ausuferndes Temperament, den Raum für ihre Bilder und Lieder, den Ort für ihr Wesen verloren. Sie war so gesellig wie einsam.
Aber sie war jung und lernte die Sprache Berlins. Die andere Art der Begegnung und Zurückweisung, die anderen Gerüche, Stimmen, Lieder, Farben, die fremden Speisen, den anderen Geschmack. Alika lernte, ihr Lachen zu zügeln, die sie anspringende Trauer zu verbergen, nicht zu berühren, nicht zu singen, niemals zu tanzen. Sie lernte, unter ihren Berliner Nachbarn zu sein, aber alles Wesentliche zurückzuhalten. Zugleich behütete sie das Verborgene, nährte und pflegte es. Bat es um Geduld. Und sie malte, um von ihm in ihren Bildern zu erzählen.
Mit dem erfolgreichen Abschluß des Studiums verlor sie das Atelier an der Universität. Die Abstellkammer war so klein, daß sie im Stehen kaum die Arme ausstrecken konnte. Und so suchte sie ein Berliner Zuhause für sich und ihren auf Leinwand ausgelagerten georgischen Mutterboden.
Sie beäugte die Rückseite von Mitte, stöberte in Moabiter Kellern, stromerte durch Bucher Lagerhallen und durch Britzer Schrebergärten. Nirgendwo war Raum für ihr Feuer, für die im Schwarzen Meer versinkende Sonne.
Dann lud ein Bekannter vom Savignyplatz sie ein. Sie trank zu viel Wein, lauschte zu lange traurigen Liedern und bestieg die falsche S-Bahn. Fand sich um vier in der Früh am Stuttgarter Platz wieder und sah die Tür.
Vor einer Pension rauchten Prostituierte mit vor Kälte blauen Fingern. Ein krummer Mann beschimpfte seine obstkistenbeladene Sackkarre. Orangen kullerten in den Rinnstein. Ein Porsche bog um die Ecke, in einer Kneipe jaulten Männer mit Howard Carpendale von Liebe und Abschied. Eine Frau goß ihre Balkonblumen, schräg über ihr hing der riesengroße Vollmond.
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