„Ich freue mich, dass wir einen gemeinsamen Konsens zur Klärung Ihres Problems finden konnten. Mir ist bekannt, dass Sie gut mit jungen Menschen zusammenarbeiten, was die Entwicklung von Frau Jana Schubert beweist. Sie haben diese junge Frau sehr gut ausgebildet und ich freue mich für Sie, dass sie ihre Prüfung zur Hauptwachtmeisterin mit Auszeichnung bestanden hat.“
„Sie hat sich sehr gut entwickelt, was auf ihren guten Charakter und ihren persönlichen Einsatz bei der Aufgabenerledigung zurückzuführen ist“, nickte Ullmann.
„Wie sind Sie mit Ihrer neuen Mitarbeiterin zufrieden?“, wollte der Präsident wissen.
„Kommissarin Frau Hannelore Meister hat sich gut ins Kollektiv eingefügt und erledigt ihre Arbeit zu meiner vollsten Zufriedenheit. Sie hat eine gute Auffassungsgabe und ich kann sie selbstständig Aufgaben erledigen lassen“, zeigte sich Ullmann mit zufriedener Miene.
„Das freut mich. Ich melde mich wieder, wenn ich Neuigkeiten für Sie habe“, schloss der Präsident die Besprechung mit Hauptkommissar Klaus Ullmann. Der Kommissar erhob sich und verabschiedete sich mit einem Dank bei seinem Vorgesetzten. Nachdem der Kommissar das Zimmer verlassen hatte, schmunzelte der Präsident. Er war mit Hauptkommissar Ullmann zufrieden und hoffte, dass er ihm noch lange zur Verfügung stehen würde. Er rief über die Sprechanlage seine Sekretärin, welche sich sofort meldete. „Verbinden Sie mich bitte mit unserer Personalabteilung“, beauftragte er die Sekretärin.
Im „Hotel am Seetor“ in Angermünde herrschte an einem schönen Sommerabend gute Stimmung und die anwesenden Hotelgäste machten einen sehr zufriedenen Eindruck, was durch häufiges Gelächter zum Ausdruck kam. Es war ein wunderschöner Sommertag und die meisten der Hotelgäste hatten Ausflüge in die Umgebung der Schorfheide unternommen, hatten die Landschaft genossen und Denkmäler aus den vergangenen Jahrhunderten besichtigt. Sie hatten frisch geduscht und trugen sommerliche Kleidung.
Das Hotel besaß siebzehn Zimmer, fünf Einzel- und die übrigen Doppelzimmer, wobei in begrenztem Umfang eine Aufstockung möglich war. Das Hotel befand sich in der Altstadt von Angermünde und hatte einen guten Ruf, sodass es bereits für das kommende Jahr fast ausgebucht war. Es wurde von der Familie Schmauch seit sieben Jahren in dritter Generation geführt. Das Ehepaar Schmauch legte auf eine angenehme familiäre Betreuung ihrer Gäste viel Wert und war immer bemüht, auch besondere Wünsche ihrer Urlauber zu erfüllen und hatte stets Empfehlungen für die Erkundung der Umgebung parat. Sie führten gleichzeitig Buchungen für gewünschte Veranstaltungen in der näheren Umgebung durch und bemühten sich um die Bereitstellung benötigter Transportmittel für die Unternehmungen ihrer Gäste. Sie hatten zwei festangestellte Kellnerinnen und für besondere weitere Feierlichkeiten, die einen größeren Aufwand erforderten, standen zwei weitere junge Mädchen zur Verfügung, sodass sie in die Lage versetzt wurden, auch Veranstaltungen oder spezielle Tagungen in ihrem Hotel personell abzusichern.
Die Säuberung der Zimmer, einschließlich der Bereitstellung der Hygieneartikel, wurde von zwei weiteren Frauen übernommen. Die Reinigung der Hotelwäsche übernahm eine in Angermünde ansässige Wäscherei. Frau Waltraut Schmauch hatte die Reinigung der Gaststätte und des sich an den Gaststättenbereich anschließenden kleinen Aufenthaltsraumes übernommen.
Für ihre Gäste stellte das Ehepaar Schmauch täglich von acht bis zehn Uhr ein Frühstücksbüfett bereit. Die Gäste nahmen dieses Angebot gern an, denn dieses Büfett fiel stets großzügig aus und es war für jeden Geschmack etwas dabei.
Die Zimmer besaßen einen abgetrennten Toilettenbereich und verfügten über Telefon und Fernseher, welche neben allgemein bekannten TV-Sendern auch einheimische Programme empfingen. Die Einzelzimmer befanden sich zum überwiegenden Teil im Dachgeschoss des Hotels.
Das Hotel lag direkt an der Seestraße, welche zum Mündesee führte und für Fahrzeuge aller Art, außer Lieferfahrzeuge für das „Café am Mündesee“, gesperrt war. Das Hauptgebäude des Hotels steht unter Denkmalschutz und wurde 1934 erstmals saniert. Nach einer Grundsanierung, dem Anbau und Umbau eines Wirtschaftsgebäudes zu einem Gästehaus, wurde 1994 das Hotel neu eröffnet. Der neugeschaffene Innenhof der Anlage lädt zu gemütlichen Sommerabenden ein. Bei sommerlichem Wetter gestaltete Herr Schmauch Grillabende und verwöhnte seine Gäste mit kleinen musikalischen Einlagen und Wortspielen. Der Innenhof bot genügend Platz für alle Gäste des Hauses und zudem war noch ausreichend Platz für tanzlustige Paare. Der Gaststättenbereich war mit hellen Farben ausgestattet und die Gestaltung der Möbel war in hellem Teakholz gehalten, sodass dieser Bereich einen warmen Eindruck erweckte. Der Empfangsbereich war gleichzeitig als Barbereich gestaltet, sodass die Gäste aus der näheren Umgebung, welche nicht im Hotel übernachteten, sich zu einem Plausch gemütlich zusammenfinden konnten.
Am heutigen Abend hatte Herr Schmauch wieder zu einem Grillfest im Innenhof eingeladen und alle Hotelgäste hatten ihr Erscheinen angekündigt. Der Hotelbesitzer liebte es, seine Gäste persönlich einzuladen, wobei er gleichzeitig die Zahl der zu erwartenden Gäste ermittelte und die Bestellung der benötigten Getränke und Speisen errechnen konnte. Er führte diese Abende stets mit großem Vergnügen durch und kam bei dieser Gelegenheit mit seinen Gästen ins Gespräch, denn er legte großen Wert auf einen persönlichen Kontakt.
Unabhängig vom heutigen Grillabend genossen die meisten der Hotelgäste das vorbereitete üppige Abendbüfett. Einige der Gäste hatten in den zurückliegenden Tagen bereits persönliche Kontakte geschlossen, wobei neue Freundschaften entstanden. Manche Gäste hatten sich bereits vor mehreren Jahren im „Hotel am Seetor“ kennengelernt und trafen sich seitdem jährlich wieder.
Alle Tische im Innenhof waren besetzt und die Gäste unterhielten sich bei bester Laune, wozu auch das Programm des Hotelchefs wesentlich beitrug. Herr Schmauch hatte soeben einen musikalischen Beitrag beendet und sprach zu seinen Gästen: „Bevor ich anschließend die Würstchen auf den Grill lege, noch eine Schmunzeleinlage: Treffen sich zwei Frauen und unterhalten sich über ihre Männer. Die eine Frau sagt: ‚Mit meinem Mann ist nicht mehr viel los. Neulich habe ich ihn mit schwarzer Unterwäsche überrascht und mich vor dem Bett in sexuell anregender Position aufgestellt.‘
‚Was hat dein Mann getan?‘, fragt die Freundin.
‚Er hat gefragt: Ist die Oma gestorben?‘
‚Versuch es das nächste Mal mit gelber Unterwäsche, die soll auf Männer aufreizend wirken‘, schlägt ihre Freundin vor.
Nach drei Tagen treffen sich die beiden Frauen wieder und die Freundin fragt: ‚Hast du es mit der gelben Unterwäsche bei deinem Mann probiert?‘
‚Ja.‘
‚Wie war es?‘, will die Freundin wissen.
‚Er hat nur dumm geschaut und gesagt, die gelbe Tonne muss ich auch noch fortbringen.‘“
Die Gäste lachten schallend über diesen Witz und Herr Schmauch begab sich zum Grill, um die Würstchen und die Steaks aufzulegen. Währenddessen legte er eine CD mit volkstümlichen Weisen in den CD-Player und widmete sich dem Anfeuern der Grillkohle. An einem Tisch saßen vier Männer, die sich offenbar bereits länger kannten, denn sie unterhielten sich über vergangene Zeiten und ihre Erlebnisse. Die Männer waren in Eberswalde zu einer einwöchigen Weiterbildungsmaßnahme, zu der sie jährlich ihre Unternehmen delegierte. Sie waren alle in der Versicherungsbranche tätig und übernachteten in der Zeit ihrer Weiterbildung stets im „Hotel am Seetor“. Sie kamen aus unterschiedlichen Ortschaften, sodass ihr Gesprächsstoff über die Ereignisse in den jeweiligen Ortschaften niemals versiegte. Beruflich waren alle vier, ihren eigenen Aussagen zufolge, sehr erfolgreich und mit ihren finanziellen Ergebnissen zufrieden. Die Männer waren zufälligerweise alle 35 Jahre alt und hatten den gleichen Berufsweg beschritten. Sie waren verheiratet und hatten bereits ein oder mehrere Kinder, was zu reichlich Erlebnisberichten beitrug. Ihre Frauen waren alle bereits wieder berufstätig und ihren Erzählungen nach sehr selbstständig.
Читать дальше