Der Wissenschaftshistoriker Frank J. Sulloway hat in seinem Buch „Der Rebell der Familie“ dargelegt, dass in diesem Konkurrenzkampf der Kinderstube das Potenzial für Kreativität und Innovation liegt. Mit dem Kampf ums Überleben wird ein Mensch also konfrontiert, sobald er in den Kreis seiner Familie eintritt. Hier erlebt er die engsten und intimsten Beziehungen seines Lebens, bis er später eine eigene Familie gründet. Niemals aber ist er prägenderen Einflüssen ausgesetzt als denen seiner ersten Familie.
Dies beruht allein schon auf der Tatsache, dass ein Menschenkind bei seiner Geburt unfähig ist, sich selbst am Leben zu erhalten. Es ist also total abhängig von der Fürsorge der Erwachsenen. Diese Phase extremer Abhängigkeit zeichnet sich aus durch ungeheure Prägbarkeit. Das Kind lernt in erster Linie durch Nachahmung, zu einem lebenstüchtigen Individuum zu werden.
Die Beziehung zu den Eltern ist aber nicht nur von immenser Bedeutung, sie gestaltet sich auch fließend und dynamisch. Sobald ein neues Kind in die Familie hineingeboren wird, verschiebt sich das gesamte Familiengefüge. Die Karten werden neu gemischt, das Spiel beginnt von vorne. Jeder Mitspieler muss nun aus dem Blatt, das er in der Hand hält, das Beste machen. Er (oder sie) bekämpft dabei andere, verbündet sich mit dem nächsten, preist sich an, teilt sich mit, kombiniert, täuscht und gewinnt oder verliert am Ende mehr oder weniger für sich. Einen wesentlichen Anteil am Ausgang des Spiels für das einzelne Familienmitglied haben die Eltern. Ihre Träume, ihre Vorstellungen, ihre Prägung bestimmen den Umgang miteinander.
Natürlich trägt auch das angeborene Temperament eines jeden Mitspielers dazu bei, wie sich die Familie entwickelt. Was ein Kind an innerfamiliären Verhaltensmustern geerbt und erlebt hat, wendet es später in seinen außerfamiliären sozialen Beziehungen wieder an. Je größer die Ähnlichkeit zwischen frühesten und späteren Beziehungen, desto besser ist die Aussicht auf Erfolg und Bestand der letzteren. So nimmt schon mit dem allerersten Schrei das seinen Anfang, was sich im späteren Leben abspielt.
Eltern sind auch Geschwister
Wer sich mit der eigenen Rolle im Familienverband auseinandergesetzt hat, hat ganz andere Chancen, seine Kinder bei der Entwicklung positiver geschwisterlicher Beziehungen zu unterstützen.
Wer selbst Vater oder Mutter ist, hat einen zusätzlichen Grund, sich intensiv mit dem Thema „Geschwister“ zu befassen. Wer sich mit der eigenen Rolle im Familienverband auseinandergesetzt hat, hat ganz andere Chancen, seine Kinder bei der Entwicklung positiver geschwisterlicher Beziehungen zu unterstützen. Die Erinnerungen an eigene Erlebnisse und Emotionen mit Geschwistern helfen, die eigenen Kinder in ihrer Situation besser zu verstehen. Dabei muss uns bewusst bleiben, dass wir das eigene Erleben immer auch auf unsere Kinder übertragen.
Untersuchungen belegen: Elternteile identifizieren sich am ehesten mit demjenigen Kind, das die gleiche Geschwisterposition wie sie selbst einnimmt. Sie können sich einfach viel besser in dieses Kind hineindenken und hineinfühlen. Sie übertragen so auch die eigenen Erfahrungen auf ihre Kinder.
Auf diese Weise spielt die eigene Geschwisterposition mit ihrem ganz individuellen Erleben in die Erziehung eigener Kinder mit hinein.
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