Zitat aus „König Lear“ von William Shakespeare
Der Begriff „Demenz“ an sich ist eigentlich schon eine Abwertung des Betroffenen. „Ohne Geist sein“, heißt die Übersetzung aus dem Lateinischen. Ohne Geist? Das ist vollkommen falsch! Menschen sind prinzipiell nicht ohne Geist. Wenn auch die Kontrolle über die eigenen Gedanken, Handlungen und Erinnerungen sich verändert und schwindet, bleibt ein Mensch doch er selbst, und die Gefühle verschwinden überhaupt nicht. Sie werden im Gegenteil oft viel unmittelbarer, ehrlicher und klarer. Und im christlichen Sinne gibt es die Idee vom „Menschen ohne Geist“ schon gar nicht. Jeder Mensch ist und bleibt ein geliebtes Kind des himmlischen Vaters. Prof. Jürgen Steiner (Zürich) schlägt deshalb als Alternative die Bezeichnung „Menschen in einem kognitiven Wandel“ vor, den wir ebenfalls für sinnvoller halten. In diesem Buch bleiben wir aber bei der in Deutschland gebräuchlichen Bezeichnung „Demenz“, um keine unnötige Verwirrung zu stiften.
Demenz ist kein Randgruppenthema
Nach Angaben des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sind derzeit rund 1,4 Millionen Männer und Frauen in Deutschland von Demenz betroffen. Weil unsere Gesellschaft immer älter wird, werden es 2050 voraussichtlich 3 Millionen sein. Dennoch herrscht viel Unwissen über die Krankheit, die überwiegend Menschen über 65 und einige wenige jüngere trifft.
In unserer Gesellschaft des langen Lebens kennt fast jeder Erwachsene Personen, die an Demenz erkrankt sind, oder zumindest ihre Angehörigen. Wenn man davon ausgeht, dass es pro Betroffenem durchschnittlich 3 Angehörige gibt, dazu Freunde, Nachbarn und Gemeindemitglieder, hat eigentlich jeder Mensch in seinem Umfeld Kontakt zu Demenzbetroffenen und ihren Angehörigen.
Viele sehr alte Menschen müssen erleben, dass ihre Gedächtnisleistungen und kognitiven Funktionen nachlassen. Unsere Kognition ist unsere Fähigkeit, Signale der Umwelt wahrzunehmen und weiterzuverarbeiten. Das Wort „kognitiv“ leitet sich aus dem lateinischen „cognoscere“ ab, was mit „erkennen“ zu übersetzen ist. Wenn es mir immer schwerer fällt, zu erkennen und zu verarbeiten, was um mich herum geschieht, verliere ich in meinem Leben zunehmend die Orientierung, fühle mich unsicher und kann nicht mehr so reagieren, dass meine Umwelt mein Verhalten als angemessen erlebt.
„Demenz“ beschreibt eine Erkrankung, bei der sich dieser Prozess immer weiter fortsetzt. Menschen mit Demenz fällt es zunehmend schwerer, Neues dazuzulernen. Ihr Kurzzeitgedächtnis wird immer stärker eingeschränkt, ihr Langzeitgedächtnis funktioniert nicht mehr zuverlässig – es gibt die benötigten Informationen nicht immer dann preis, wenn sie gebraucht werden. Störungen der Wahrnehmung und Persönlichkeitsveränderungen können hinzukommen, die Sprachfähigkeit kann sich verändern. Die Gefühle aber funktionieren bis zum Schluss – wenn auch nicht immer so, dass die Umwelt sie nachvollziehen kann.
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