Anja Bagus - Mütter
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Während Thor noch dem Polizisten und seiner unfreiwilligen Begleitung nachsah, griff der alte Herr Koreander nach dem elektronischen Bilderrahmen, der auf einem Tisch zwischen einer überteuerten Ausgabe von Kellers „Die Leute von Seldwyla“ und einer strahlend weißen Reiterfigur Friedrichs des Großen stand.
„Na, mein Junge“, sagte der Trödler, „willst du tatsächlich dieses alte Ding? Und zwanzig Euro sind dir nicht zu teuer? Für ein wenig mehr bekommst du einen neuen.“
„Ja, ich finde es schön, es passt in mein … in meine Wohnung.“
„Soso, in deine Wohnung. Ich dachte, du wohnst noch bei deiner Mutter.“
Mutter , schon wieder musste Thor an seine Mutter denken und natürlich fielen ihm dabei die Wurstbrote wieder ein, die noch in seinem Rucksack lagen. Herr Koreander ging langsam hinter die mechanische Kasse und hämmerte mit seinen knorrigen Zeigefingern auf die Tasten ein. Thor hatte die Brote wieder nicht gegessen, weil er die Wurst schon lange nicht mehr mochte. Doch hielt er seine Mutter für zu sensibel, als dass er es ihr hätte sagen können. Immerhin handelte es sich bei diesen Broten um eine seiner wenigen noch erhaltenen Gewohnheiten aus der Zeit, da sein Vater noch bei ihnen gewohnt hatte. Es gab darüber hinaus nicht viel, an das sich seine Mutter erinnern konnte, ohne dass ihr Tränen in die Augen stiegen. Deshalb nahm Thor die Brote noch immer jeden Tag mit.
„Die Besitzer dieses Rahmens haben den Preis festgesetzt“, sagte Herr Koreander, „sie bestanden darauf. Er stand lange im Schaufenster. Ich habe ihnen gesagt, dass ich das Ding für diesen Preis nicht loswerde. Aber sie sagten, das wäre nicht schlimm. Dieses Ding sei ein Fluch, sagten sie. Es könnte ruhig für immer hier bleiben.“
„Stimmt denn etwas damit nicht?“
„Nun, wer weiß? Vielleicht ist er von Dämonen besessen. Aber mach dir keine Sorgen. Die ganze Familie war noch gesund und wohlauf. Sie sagten nur, es sei nicht gut, diesen Rahmen im Haus stehen zu haben. Ganz besonders nicht für junge Männer.“
„Und warum?“
„Ja, das weiß der Himmel. Wenn du mich fragst, Junge, dann müssen Sachen nicht hundert Jahre alt sein, um verzaubert zu sein. Glaub mir, unsere Welt hat ihren Zauber nicht verloren. Die meisten Menschen sind nur blind dafür geworden. Es gibt bestimmt einen Grund, warum sie den Rahmen zurückgegeben haben. Weißt du was? Ich verkaufe ihn dir für fünf Euro. Die tauchen ohnehin nie wieder hier auf und wenn doch, sage ich ihnen, er sei gestohlen worden.“
„Ja, wenn das geht.“
„Natürlich. Es ist ein alter Digitalrahmen, für Leute in Deinem Alter gehört so ein Ding wahrscheinlich ins Museum. Also, fünf Euro und er gehört dir.“
Herr Koreander gab Thor eine löchrige Plastiktüte mit der Aufschrift „Metzgerei Honigblut“, kehrte ihm den Rücken zu und beugte sich ohne ein weiteres Wort über sein Kassenbuch. Er zählte nicht einmal die Münzen, die Thor ihm auf die kleine Plastikschale neben der Kasse gelegt hatte – was den jungen Mann, der mit einem auffordernden „Auf Wiedersehen“ den Laden verließ, zwangsläufig denken ließ, der alte Trödler hätte sich nur für ein Verkaufsgespräch so nett und redselig gegeben. Eine solche Kaltblütigkeit, dachte Thor, ließe sich niemals mit dem feinsinnigen Gespür für alte Dinge in Einklang bringen, das ein Trödler von Natur aus haben müsse, und er kam nicht umhin, sich trotz des Preisnachlasses betrogen und ausgenutzt zu fühlen.
Auf die Passanten, die sich in den Abendstunden noch in den Straßen aufhielten, muss Thor einen seltsamen Eindruck gemacht haben. Er hielt das in Plastik eingewickelte Ding wie ein Tablett vor sich und schritt bedächtig über die große Straße, ohne das Läuten der Straßenbahn zu bemerken, die ihn um nur knapp drei Meter verfehlte. Erst als er an der Metzgerei Honigblut vorbeikam, verflog das beklemmende Gefühl und die Freude über den Bilderrahmen stieg. Wahrscheinlich war Herr Koreander einfach zu beschäftigt gewesen und hatte ihn deswegen ohne viele Worte aus dem Laden gehen lassen.

Zuhause an seinem Schreibtisch legte er die Wurstbrote neben sich, um sie noch zu essen, bevor seine Mutter ihn zum Abendessen rufen würde. Doch er vergaß sie bald, wie er auch den Rest der Welt um sich stets vergaß, wenn er als „Aegon Targaryen“ einen Text in einem der vielen Internet-Foren für Fantasygeschichten und Rollenspiele schrieb, galt er doch in diesen Kreisen als eine maßgebliche Autorität. Mittlerweile existierten, fein säuberlich nummeriert, an die hundert Profile mit seinem Namen. Aber bis auf „Aegon Targaryen42“, der über gewisse Aspekte esoterischer Fragen zu den Religionen der HALO-Allianz äußerst umfassend informiert war, hatte keiner je einen solchen Status erreicht wie Thor. Heute ging es um die vorab veröffentlichte Betaversion der sechsten World-Of-Warcraft-Erweiterung „Legions“, über deren Qualität man sich innerhalb unterschiedlicher Communities stritt. Der Bilderrahmen stand zwischen seinen Schätzen, die auf den Kommoden und Regalen seines Zimmers aufgereiht waren: Figuren und Bilder von Sagengestalten mystischer Welten, Tiere, Menschen, Elfen, Zwerge, Ungeheuer und tapfere Krieger. Alles, was diese bestimmte Sehnsucht in ihm auslöste; alles, was ihn sich fragen ließ, warum die Wirklichkeit nicht genau so faszinierend und voller Zauber sein konnte, wollte er stets um sich haben.
Erst nach dem Abendessen, als er sicher war, dass seine Mutter nun nicht mehr in sein Zimmer kommen würde, begann er damit, Fotos auszusuchen und spann bis tief in die Nacht schöne Geschichten um sein Leben herum, in denen er mutig, klug, geachtet und begehrt war.

Als Thor am nächsten Morgen aufwachte, sah er verträumt auf die wechselnden Bilder des Rahmens; die vielen Fotos von Rollenspielen, Conventions und Network-Partys. Sein Kopf lag schwer auf seinem Unterarm, während er die Abende in sein Gedächtnis zurückrief, wie bei einer Hommage, die auf ihn anlässlich der Auszeichnung für sein Lebenswerk gehalten wurde. Als der Rahmen schließlich eine Serie von Bildern der letzten Spielemesse zeigte, die er unsortiert eingefügt hatte, erhob er sich und ging in die Küche. Ein Zettel seiner Mutter lag auf dem Tisch. Er beugte sich neugierig darüber und stellte fest, dass es sich um eine Einkaufsliste handelte. Zu seinem Unmut hatte seine Mutter wieder ‚Wurst‘ mit aufgeschrieben. Ganz unten war außerdem der Satz notiert: „Thor einen Zettel schreiben“, und er bekam für einen kurzen Moment ein schlechtes Gewissen, weil sie sich doch solche Mühe gab. Dann erinnerte sich Thor wieder daran, was er in der Küche wollte, nahm eine Flasche Cola aus dem Kühlschrank und ging wieder in sein Zimmer. Schon im Türrahmen hielt er inne. Etwas fehlte auf seinem Schreibtisch. Dort, wo er gestern die Wurstbrote hingelegt hatte, stierte ihn nur noch Darth Vader von seinem Mousepad entgegen, als wollte er sagen: Auch wenn Du es Dir noch so wünschst, ich bin nicht Dein Vater. Ja , dachte Thor, dabei hätte ich von Darth Vader als Vater wenigstens noch etwas lernen können, statt nur, wie man seine Mutter von ihrer gescheiterten Ehe ablenkt. Er nahm einen Schluck Cola und wollte fast würgen. Sie schmeckte abgestanden und bitter.
Während er noch überlegte, wie er seiner Mutter erklären sollte, warum er die Brote nicht gegessen hatte, wechselte der Rahmen auf seiner Kommode wieder das Bild. Thor erstarrte, als er es sah. Das Foto, das nun nach den Spielemesse-Bildern angezeigt wurde, war keines aus seiner Sammlung. Unverkennbar war er selbst die Person auf dem Bild, doch saß er in einer mittelalterlichen Kriegsmontur auf einem sich aufbäumenden Pferd. Sein Gesicht zeigte einen Ausdruck von Kampfeslust und Siegeswillen, sein Schwert schien – vielmehr als eine Waffe – ein Werkzeug der Gerechtigkeit und des Anstands zu sein. Es war eine Szenerie, die in der realen Welt so niemals stattgefunden hatte, höchstens in seinen Träumen. Er und sein Pferd waren eins, gleich einem Zentauren, und jeder musste wissen, dass, sobald er das Schlachtfeld betreten würde, die Schlacht unwiederbringlich entschieden war.
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