Diese Begegnung brachte mich dazu, meine Ernährungs- und Lebensweise zu ändern, was mich noch gesundheitsbewusster machte, und führte letztendlich zu meiner Zusammenarbeit mit Dr. D’Adamo. Nach der Veröffentlichung von One Man’s Food zog Dr. D’Adamo nach Toronto, wo er ein Institut für Naturheilkunde eröffnete und 20 Jahre lang als Arzt tätig war. Danach zog er nach Portsmouth in New Hampshire, einer idyllischen Stadt in Neuengland, wo er das D’Adamo Institute for the Advancement of Natural Therapies gründete.
Ich selbst zog irgendwann in die Gegend von Miami.
Ein Anruf von Dr. D’Adamo
Während ich vor ein paar Monaten zur Florida International University im Norden von Miami ging, an der ich Journalismus lehre, rief mich Ingrid an. Das Gespräch verlief so:
»Hi, Allan, hier ist Ingrid. Wie geht es dir?«
»Gut, und dir? Ich hab jetzt keine Zeit, ich bin in Eile -«
(Sie überhörte meine Eile) »Dr. D’Adamo hat angerufen ... er sucht dich.«
(Ich blieb mitten auf dem Gehweg stehen.) »D’Adamo? Was will er denn?«
»Er will, dass du sein nächstes Buch für ihn schreibst. Er konnte dich nicht finden, und deswegen hat er mich im Internet herausgesucht.«
»Sein nächstes Buch schreiben? Ich habe seit 30 Jahren nichts mehr von ihm gehört - und jetzt soll ich sein nächstes Buch schreiben?! Ich hab gleich ein Meeting und bin spät dran -«
»Hier ist seine Nummer; du sollst ihn zurückrufen ...«
Aber ich rief ihn nicht zurück. Ein paar Wochen vergingen. Dann rief Dr. D’Adamo mich an. Dieses Gespräch verlief so:
»Hi Allan, hier ist Dr. D’Adamo ...«
(Ich holte tief Luft ... und schwieg bedeutsam)
»Hallo? Allan, sind Sie noch dran?«
»Ja, hi, Dr. D’Adamo. Wie geht es Ihnen? Ich hab jetzt keine Zeit, ich hab gleich Unterricht und bin spät dran -«
»Es dauert nur einen Moment, Allan ...«
Ja klar.
Er fing an zu erklären, dass er gerade an einem neuen Buch arbeitete und versucht hatte, mit anderen Autoren zusammenzuarbeiten, mit denen die Zusammenarbeit aber nicht klappen wollte. Wie er sagte, hatte er den Eindruck gehabt, wir seien bei seinem ersten Buch auf einer Wellenlänge gewesen, und er hoffte, wir könnten uns wieder zusammentun.
Ich fühlte mich geschmeichelt und sagte ihm das auch. Aber hatte er in One Man’s Food nicht schon alles gesagt, was er sagen wollte? Und was war mit Peters Buch? Beide waren internationale Bestseller geworden. Warum noch ein Buch schreiben? Hatte er nicht schon alles untergebracht? Auf alle Fälle war ich sehr beschäftigt, wie ich ihm sagte. Ich hoffte, er würde verstehen, dass ich an dem Projekt nicht interessiert sei.
Doch es war, als hätte er gar nicht zugehört. »Ich praktiziere jetzt seit über fünfzig Jahren Medizin, Allan, und ich habe schon über 50.000 Patienten behandelt. Ich habe neue Entdeckungen gemacht ... es gibt Untergruppen im Blutgruppensystem - und nein, Peters Buch ist nicht das letzte Wort in der Sache. Ich bin mit seiner Meinung über Lektine nicht einverstanden. Und ich versuche immer noch, die Menschen einzeln zu heilen, während er versucht, die ganze Welt über das Internet zu heilen. Außerdem habe ich mich in ein paar Dingen geirrt ...«
Mein erster Gedanke war, dass es sich hier um so ein Vater-Sohn-Rivalitäts-Dings handle. Der Vater, der der Gründervater der Blutgruppen und der Pate der Naturheilmediziner in den USA ist, möchte vielleicht das letzte Wort über seine eigene Entdeckung haben.
Aber was meinte er damit, er habe sich in ein paar Dingen geirrt? Schließlich ist es unter Ärzten nicht üblich, Fehler zuzugeben. Ich hatte Dr. D’Adamos Ethik nie angezweifelt. Er war ein Purist im Vergleich zu den vielen Ärzten, die mir in den achtziger Jahren begegnet sind, als Alternativheilmethoden in den USA regelrecht explodierten. Daher nahm ich es ernst, als er sagte, er habe Fehler gemacht und die Blutgruppen seien vielleicht nicht das, wofür er sie ursprünglich gehalten hatte. Aber das bedeutete noch lange nicht, dass ich ein zweites Buch mit ihm zusammen schreiben wollte.
»Ich würde mich ja gern noch länger mit Ihnen unterhalten, aber ich muss meinen Studenten einen Abschlusstest -«
»Überlegen Sie es sich, Allan.«
Er bat mich um meine Adresse, um mir Material über sein Werk schicken zu können, damit ich es mir noch mal überlegen könnte.
Der Gedanke Fünfzig Jahre Forschung und über 50.000 Patienten schwirrte mir im Kopf herum, während ich mit dem Aufzug hinauf zu meinem Klassenzimmer fuhr. Drei Jahrzehnte konnten seiner Leidenschaft für seine Arbeit keinen Dämpfer versetzen, dachte ich. In seiner Stimme schwang immer noch dieselbe autoritative Kraft mit, die sie vor 30 Jahren hatte. Ich erinnerte mich an das erste Mal, als er mich um meine Mitarbeit bat. Es war ungefähr sechs Wochen, nachdem ich sein Patient geworden war. Damals sah er mich an und sagte: »Sie werden mein Buch schreiben.«
Aber das war damals. Ich war jünger und hungriger nach einem Auftrag gewesen. Ich hatte damals noch keine Kinder und weniger Verpflichtungen ... und ich hatte noch kein Journalismus-Massenkommunikations-Programm zu leiten, bei dem Studenten und Mitarbeiter meiner Fakultät ständig an meine Tür klopften.
Das Wiedersehen
Warum also sitze ich jetzt spätabends in einem Hotel in Portsmouth, New Hampshire, und schreibe diese Notizen für die Einleitung zu seinem neuen Buch? Ich glaube, ich bin aus reiner Neugier hergekommen. Wir waren die Co-Autoren eines Buchs, aus dem eine weltweite Bewegung der Blutgruppendiät entstanden ist, und auch wenn ich seit drei Jahrzehnten von dieser Welt weit weg bin, halte ich Dr. D’Adamo für einen so originellen Denker und Naturheilmediziner, dass ich mir wenigstens anhören sollte, was er zu sagen hat.
Der Doktor und seine Frau Christiana holten mich vor zwei Tagen vom Manchester-Boston Regional Airport ab. Gestern und heute habe ich damit verbracht, mir sein Institut (zwei Holzhäuser im Neuengland-Stil, die im Zentrum von Portsmouth stehen) anzusehen, seinen Stab aus ausgebildeten Naturheilmedizinern kennenzulernen und eine Anzahl von Heiltherapien zu begutachten, darunter Kneippsche Fußbäder, eine Kammer für hyperbare Therapien und eine Firard-Sauna, die er über die Jahre in seine Behandlungsmethoden aufgenommen hat und für die Behandlung von Krebs, rheumatischer Arthritis und Arteriosklerose verwendet. Nach Feierabend spazierten wir über das bewaldete Gelände seiner 17 Morgen großen Farm. Als Erstes machten wir an einer Meditationsstelle halt, auf der ein Buddha und eine Bank an einem Bach stehen, später an einem Pavillon neben seinem Kräutergarten, wo wir uns zuerst über private und anschließend über berufliche Dinge unterhielten.
Wie ich ihm auch sagte, war das hier ein ganz anderes Kaliber als der Garten seines Hauses auf Staten Island, wo ich ihn für unser erstes Buch interviewt hatte. »Und wie viel anders als in meiner Kindheit ...«, ergänzte er. Dabei bezog er sich auf sein Leben als Sohn eines Polizisten, der zu Fuß einige der gefährlichsten Bezirke von New York City patrouilliert hatte.
Doch Dr. D’Adamo war nicht an der Vergangenheit interessiert. Seine Arbeit lag ihm genauso leidenschaftlich am Herzen wie immer, und ich musste ihn mehrmals zügeln, als er über die Blutgruppen und seine neuesten Entdeckungen loslegen wollte: Warum ein B-Typ wie ich Sojamilch meiden und den Verzehr von Huhn einschränken sollte - und vor allem Einzelheiten über seine neuen Erkenntnisse in Bezug auf die Untergruppen A1 und H1 sowie die Auswirkung der Rh-Faktoren.
Es schien, als hätte er eine Riesenmenge an neuen Informationen auf Lager und als könnte er es kaum erwarten, dass ich meinen Kassettenrekorder einschaltete, um alles aufzunehmen. Was er zu sagen hatte, interessierte mich zwar, doch ich wollte ihm zuerst einfach nur zuhören und mich ihm wieder annähern.
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