Stephan Berry
Wahre Römer
Geheimagenten, Touristen und lustige Witwen –
die Römer, wie wir sie nicht aus der Schule kennen
144 Seiten mit 26 Abbildungen und 3 Karten
Titelbild:
Oben rechts:
Porträtkopf eines römischen Mannes, Dallas Museum of Art, Texas
Unten links: Kopf eines alten römischen Mannes, um 60 v. Chr., Glyptothek München
Kleine Bilder
Oben links: Männliches Porträt, Vatikanische Museen
Oben Mitte: Männliches Porträt, evtl. Gnaeus Domitius Corbulo, Musée du Louvre, Paris
Oben rechts: Kaiser Traian (Kopie im Archäologischen Park Xanten nach dem Original im Louvre)
Unten links: Weibliches Porträt, letztes Viertel des 2. Jhs. v. Chr., Musée du Louvre, Paris
Unten Mitte: Weibliches Porträt, spätes 1. Jh. n. Chr., Vatikanische Museen
Unten rechts: Büste des Polydeukion, ca. 165 n. Chr., Staatliche Museen Berlin, Antikensammlung
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.deabrufbar.
© 2015 Nünnerich-Asmus Verlag & Media, Mainz am Rhein
ISBN 978-3-945751-23-7
Gestaltung: Beltz Bad Langensalza GmbH, Bad Langensalza
Lektorat: Mascha Schnellbacher, Patrick Pütz
Gestaltung des Titelbildes: Sebastian Ristow
Bild-/Fotonachweise Titelbild: Oben rechts: FA2010, Wikimedia Commons, gemeinfrei; Unten links: Bibi Saint-Pol, Wikimedia Commons, gemeinfrei; Kleine Bilder: Oben links: Marie-Lan Nguyen, Wikimedia Commons, lizensiert unter Creative Commons Attribution 3.0 Unported, http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/deed.en; Oben Mitte: Marie-Lan Nguyen, Wikimedia Commons, gemeinfrei; Oben rechts: Thomas Ihle, Wikimedia Commons, lizensiert unter Creative Commons Attribution 3.0 Unported, http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/deed.en; Unten links: Marie-Lan Nguyen, Wikimedia Commons, gemeinfrei; Unten Mitte: Marie-Lan Nguyen, Wikimedia Commons, lizensiert unter Creativ Commons-Lizenz „Namensnennung 2.5 generisch“, http://creativecommons.org/licenses/by/2.5/deed.de; Unten rechts: Ophelia2, Wikimedia Commons, gemeinfrei
Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf fotomechanischem Wege (Fotokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen oder unter Verwendung elektronischer Systeme zu verarbeiten und zu verbreiten.
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Austilat: Sie zeichnen seit Jahrzehnten Comics, da sind Sie so etwas wie ein Chronist der alternativen Szene geworden.
Seyfried: Und das sehe ich jetzt im Rückblick durchaus als Geschichtsschreibung. Austilat: Was werden künftige Historiker über unsere Zeit erfahren, wenn sie sich in 100 Jahren einen Band wie „Freakadellen und Bulletten“ ansehen?
Seyfried: Ich hoffe, sie werden dann noch andere Quellen zur Verfügung haben, sonst halten sie uns für einen Haufen kiffender Verrückter.
Der Comiczeichner Gerhard Seyfried im Interview mit Andreas Austilat, Der Tagesspiegel vom 15. Juni 2008.
Cover
Titel Stephan Berry Wahre Römer Geheimagenten, Touristen und lustige Witwen – die Römer, wie wir sie nicht aus der Schule kennen
Impressum
Zitat
Prolog: Wahre Römer
Karte I: Die Römische Welt
Frühe und Mittlere Republik (ca. 500–133 v. Chr.)
Attus Clausus: Ist hier noch ein Platz frei?
Fulvius Curvus: Spitzenkarriere in Feindesland
Andronicus: Von der Camena geküsst
Späte Republik (133–31 v. Chr.)
Sanibelser: An den Vätern erkennt man die Söhne
Eurysaces: Ganz schön dreist für einen Bäcker
Cornelius Balbus: Die Geschäfte des Herrn Iulius Caesar
Karte II: Mittelitalien
Karte III: Unterägypten und Fayyum
Frühe Kaiserzeit (31 v. Chr.–69 n. Chr.)
Velleius Paterculus: Mehr als nur ein Schmeichler
Antonia Tryphaena: Als römische Königin im Barbarenland
Menimane: Sie hat ihren eigenen Style
Iulius Vindex: Neros Nemesis
Hohe Kaiserzeit (69–193 n. Chr.)
Ummidia Quadratilla: Die peinlichste Großmutter der Welt
Sulpicia Lepidina: High Life im Hohen Norden
Babatha: Was haben die Römer je für uns getan?
Pausanias: Der lydische Baedeker
Severer- und Soldatenkaiserzeit (193–284 n. Chr.)
Aurelius Diphilianus: Vom Orontes an den Euphrat
Zenobia: Fürs eigene Kind nur das Allerbeste
Spätantike (4.–6. Jh. n. Chr.)
Flavius Abinnaeus: Nicht die erste Wahl
Egeria: Wie war doch gleich der Name?
Aspar: Barbarische Machtkämpfe
Artabanes: Der armenische 007
Epilog: Die Sache mit der Identität
Literatur
Quellen
Moderne Literatur
Bildnachweis
„Wir befinden uns im Jahr 50 v. Chr. Ganz Gallien ist von den Römern besetzt … Ganz Gallien? Nein! Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten …“
Von diesem Lichtblick einmal abgesehen, sieht es aber ansonsten ziemlich finster aus: Nicht nur (fast) ganz Gallien ist von den Römern besetzt, sondern auch große Teile der antiken Welt darum herum. Das Mittelmeer ist längst zu einer Art römischem Binnenmeer geworden und heißt dementsprechend bei den Römern mare nostrum – „unser Meer“.
Offensichtlich haben es die Römer im Verlauf einiger Jahrhunderte geschafft, sich ausgehend von ihrer Heimatstadt über ein derart großes Gebiet auszubreiten. Aber wie war das möglich? Auf der Suche nach einer Antwort müssen wir einen Blick darauf werfen, wer diese Römer überhaupt waren.
Iulius Caesar z. B., der Eroberer Galliens, war unzweifelhaft ein wahrer Römer. Ebenso Cato der Jüngere – zwar eine Nervensäge, die schon den Zeitgenossen mit moralinsauren Phrasen von altrömischer Zucht und Tugend auf den Geist ging –, aber gerade deswegen ohne Frage ebenfalls ein wahrer Römer. Und erst Cicero: Seine Bewunderer halten ihn für einen der größten, wenn nicht den größten Römer aller Zeiten (eine Einschätzung, die Cicero ohne Weiteres geteilt hätte).
Selbst eine eher schräge Gestalt wie Nero ist gewisslich ein wahrer Römer. Die Nachwelt hat ihm so ziemlich alles abgesprochen: die Befähigung zum Regieren, die geistige Gesundheit, jegliches Moralempfinden sowieso, und sogar – was ihn am meisten getroffen hätte – das musikalische Talent. Nicht jedoch sein Römertum, im Gegenteil: Nero ist ja geradezu die Verkörperung all der Klischees von Dekadenz, Wahnsinn und Grausamkeit, die ein durch Hollywood geschultes Publikum heute mit dem Begriff Rom zu verbinden beliebt.
Wer aber waren die wahren Römer denn nun wirklich? Haben sich tatsächlich die Einwohner einer einzelnen Stadt, angetrieben von unersättlicher Gier und Kriegslust, über drei Kontinente ausgebreitet, um schließlich als dünne Oberschicht von Herrenmenschen über ein Millionenheer unterworfener Sklaven zu gebieten? So populär und auf den ersten Blick plausibel diese Kurzfassung der römischen Geschichte auch sein mag, hat sich das alles in Wirklichkeit ein wenig anders abgespielt.
Zugegeben, die Römer waren kriegerisch und expansionistisch, aber das war damals so ziemlich jedes Volk und jeder Staat: Gerade auch Menschen wie die Gallier, die man heute bevorzugt als Opfer der römischen Aggression wahrnimmt, oder ebenso die Athener, obwohl sie heutzutage vor allem als Dichter und Denker gelten – die Erfinder der Demokratie! –, während die imperialistische Außenpolitik Athens in Vergessenheit geraten ist, sie alle waren ebenfalls auf Zugewinn von Macht aus. Wir alle „wissen“, dass Athen in den Schlachten von Marathon und Salamis die „Freiheit Europas“ gegen den orientalischen Despotismus der Perser verteidigt hat. Dass zuvor die Athener gegen Persien den Krieg eröffnet hatten – nicht etwa umgekehrt –, weil der Gedanke an den riesigen Goldschatz der persischen Könige einfach zu verlockend war, ist nicht in die Mastererzählung des abendländischen Bewusstseins eingegangen.
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