Stephan Berry - Wahre Römer

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Ein Gallier in Ägypten, ein Scheich in Toga, ein armenischer 007 Diese und andere Bewohner des Römischen Reiches, denen es gelang das römische Bürgerrecht, mithin die römische Staatsbürgerschaft zu erlangen, waren Römer. Aus Kurzporträts von Menschen der verschiedenen Epochen und Regionen der einstigen Weltmacht fügt sich das Bild des wahren Römers zusammen. Angesichts verschiedener Sprachen und unterschiedlicher Kulturen bewegten Themen wie Integration, Identität, Toleranz schon vor 2000 Jahren die Gemüter im multiethnischen Imperium Romanum. Welche Antworten die Römer auf diese Herausforderungen fanden und wie das Zusammenleben der verschiedenen Völker im Römischen Reich funktionierte, schildet Stephan Berry an 20 Kurzporträts über eine Zeitspanne vom Aufstieg des Stadtstaats bis hin zur Weltmacht und zur Krise der Spätantike. Diese Zwanzig führen dem Leser den ganzen Reigen verschiedener Lebenswelten in sozialer, kultureller, ethnischer und religiöser Hinsicht vor Augen. Dabei stehen nicht Kaiser oder berühmte Feldherren im Fokus, sondern Personen aus den verschiedenen Teilen der römischen Welt und den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Zusammenhängen – Etrusker, Spanier, Griechen und Gallier – Zivile und militärische Karrieren verpflanzten Menschen von einer Ecke des Imperiums in die andere, aber auch private Reisen sorgten dafür, dass man in der Welt herumkam. Ein Großraum wirtschaftlicher und kultureller Verknüpfungen, ein Schmelztiegel der Religionen brachte manch kuriose Gestalt hervor, wie wir sie nicht aus der Schule kennen und die in diesem Buch gemeinsam auftreten. Bühne frei – für humorvolle Unterhaltung ist gesorgt!

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Stephan Berry

Wahre Römer

Geheimagenten, Touristen und lustige Witwen –

die Römer, wie wir sie nicht aus der Schule kennen

Impressum 144 Seiten mit 26 Abbildungen und 3 Karten Titelbild Oben rechts - фото 1

Impressum:

144 Seiten mit 26 Abbildungen und 3 Karten

Titelbild:

Oben rechts:

Porträtkopf eines römischen Mannes, Dallas Museum of Art, Texas

Unten links: Kopf eines alten römischen Mannes, um 60 v. Chr., Glyptothek München

Kleine Bilder

Oben links: Männliches Porträt, Vatikanische Museen

Oben Mitte: Männliches Porträt, evtl. Gnaeus Domitius Corbulo, Musée du Louvre, Paris

Oben rechts: Kaiser Traian (Kopie im Archäologischen Park Xanten nach dem Original im Louvre)

Unten links: Weibliches Porträt, letztes Viertel des 2. Jhs. v. Chr., Musée du Louvre, Paris

Unten Mitte: Weibliches Porträt, spätes 1. Jh. n. Chr., Vatikanische Museen

Unten rechts: Büste des Polydeukion, ca. 165 n. Chr., Staatliche Museen Berlin, Antikensammlung

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.deabrufbar.

© 2015 Nünnerich-Asmus Verlag & Media, Mainz am Rhein

ISBN 978-3-945751-23-7

Gestaltung: Beltz Bad Langensalza GmbH, Bad Langensalza

Lektorat: Mascha Schnellbacher, Patrick Pütz

Gestaltung des Titelbildes: Sebastian Ristow

Bild-/​Fotonachweise Titelbild: Oben rechts: FA2010, Wikimedia Commons, gemeinfrei; Unten links: Bibi Saint-Pol, Wikimedia Commons, gemeinfrei; Kleine Bilder: Oben links: Marie-Lan Nguyen, Wikimedia Commons, lizensiert unter Creative Commons Attribution 3.0 Unported, http://creativecommons.org/​licenses/​by/​3.0/​deed.en; Oben Mitte: Marie-Lan Nguyen, Wikimedia Commons, gemeinfrei; Oben rechts: Thomas Ihle, Wikimedia Commons, lizensiert unter Creative Commons Attribution 3.0 Unported, http://creativecommons.org/​licenses/​by/​3.0/​deed.en; Unten links: Marie-Lan Nguyen, Wikimedia Commons, gemeinfrei; Unten Mitte: Marie-Lan Nguyen, Wikimedia Commons, lizensiert unter Creativ Commons-Lizenz „Namensnennung 2.5 generisch“, http://creativecommons.org/​licenses/​by/​2.5/​deed.de; Unten rechts: Ophelia2, Wikimedia Commons, gemeinfrei

Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf fotomechanischem Wege (Fotokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen oder unter Verwendung elektronischer Systeme zu verarbeiten und zu verbreiten.

Weitere Titel unseres Verlagsprogramms finden Sie unter: www.na-verlag.de

Austilat: Sie zeichnen seit Jahrzehnten Comics, da sind Sie so etwas wie ein Chronist der alternativen Szene geworden.

Seyfried: Und das sehe ich jetzt im Rückblick durchaus als Geschichtsschreibung. Austilat: Was werden künftige Historiker über unsere Zeit erfahren, wenn sie sich in 100 Jahren einen Band wie „Freakadellen und Bulletten“ ansehen?

Seyfried: Ich hoffe, sie werden dann noch andere Quellen zur Verfügung haben, sonst halten sie uns für einen Haufen kiffender Verrückter.

Der Comiczeichner Gerhard Seyfried im Interview mit Andreas Austilat, Der Tagesspiegel vom 15. Juni 2008.

Inhalt

Cover

Titel Stephan Berry Wahre Römer Geheimagenten, Touristen und lustige Witwen – die Römer, wie wir sie nicht aus der Schule kennen

Impressum

Zitat

Prolog: Wahre Römer

Karte I: Die Römische Welt

Frühe und Mittlere Republik (ca. 500–133 v. Chr.)

Attus Clausus: Ist hier noch ein Platz frei?

Fulvius Curvus: Spitzenkarriere in Feindesland

Andronicus: Von der Camena geküsst

Späte Republik (133–31 v. Chr.)

Sanibelser: An den Vätern erkennt man die Söhne

Eurysaces: Ganz schön dreist für einen Bäcker

Cornelius Balbus: Die Geschäfte des Herrn Iulius Caesar

Karte II: Mittelitalien

Karte III: Unterägypten und Fayyum

Frühe Kaiserzeit (31 v. Chr.–69 n. Chr.)

Velleius Paterculus: Mehr als nur ein Schmeichler

Antonia Tryphaena: Als römische Königin im Barbarenland

Menimane: Sie hat ihren eigenen Style

Iulius Vindex: Neros Nemesis

Hohe Kaiserzeit (69–193 n. Chr.)

Ummidia Quadratilla: Die peinlichste Großmutter der Welt

Sulpicia Lepidina: High Life im Hohen Norden

Babatha: Was haben die Römer je für uns getan?

Pausanias: Der lydische Baedeker

Severer- und Soldatenkaiserzeit (193–284 n. Chr.)

Aurelius Diphilianus: Vom Orontes an den Euphrat

Zenobia: Fürs eigene Kind nur das Allerbeste

Spätantike (4.–6. Jh. n. Chr.)

Flavius Abinnaeus: Nicht die erste Wahl

Egeria: Wie war doch gleich der Name?

Aspar: Barbarische Machtkämpfe

Artabanes: Der armenische 007

Epilog: Die Sache mit der Identität

Literatur

Quellen

Moderne Literatur

Bildnachweis

Prolog: Wahre Römer

„Wir befinden uns im Jahr 50 v. Chr. Ganz Gallien ist von den Römern besetzt … Ganz Gallien? Nein! Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten …“

Von diesem Lichtblick einmal abgesehen, sieht es aber ansonsten ziemlich finster aus: Nicht nur (fast) ganz Gallien ist von den Römern besetzt, sondern auch große Teile der antiken Welt darum herum. Das Mittelmeer ist längst zu einer Art römischem Binnenmeer geworden und heißt dementsprechend bei den Römern mare nostrum – „unser Meer“.

Offensichtlich haben es die Römer im Verlauf einiger Jahrhunderte geschafft, sich ausgehend von ihrer Heimatstadt über ein derart großes Gebiet auszubreiten. Aber wie war das möglich? Auf der Suche nach einer Antwort müssen wir einen Blick darauf werfen, wer diese Römer überhaupt waren.

Iulius Caesar z. B., der Eroberer Galliens, war unzweifelhaft ein wahrer Römer. Ebenso Cato der Jüngere – zwar eine Nervensäge, die schon den Zeitgenossen mit moralinsauren Phrasen von altrömischer Zucht und Tugend auf den Geist ging –, aber gerade deswegen ohne Frage ebenfalls ein wahrer Römer. Und erst Cicero: Seine Bewunderer halten ihn für einen der größten, wenn nicht den größten Römer aller Zeiten (eine Einschätzung, die Cicero ohne Weiteres geteilt hätte).

Selbst eine eher schräge Gestalt wie Nero ist gewisslich ein wahrer Römer. Die Nachwelt hat ihm so ziemlich alles abgesprochen: die Befähigung zum Regieren, die geistige Gesundheit, jegliches Moralempfinden sowieso, und sogar – was ihn am meisten getroffen hätte – das musikalische Talent. Nicht jedoch sein Römertum, im Gegenteil: Nero ist ja geradezu die Verkörperung all der Klischees von Dekadenz, Wahnsinn und Grausamkeit, die ein durch Hollywood geschultes Publikum heute mit dem Begriff Rom zu verbinden beliebt.

Wer aber waren die wahren Römer denn nun wirklich? Haben sich tatsächlich die Einwohner einer einzelnen Stadt, angetrieben von unersättlicher Gier und Kriegslust, über drei Kontinente ausgebreitet, um schließlich als dünne Oberschicht von Herrenmenschen über ein Millionenheer unterworfener Sklaven zu gebieten? So populär und auf den ersten Blick plausibel diese Kurzfassung der römischen Geschichte auch sein mag, hat sich das alles in Wirklichkeit ein wenig anders abgespielt.

Zugegeben, die Römer waren kriegerisch und expansionistisch, aber das war damals so ziemlich jedes Volk und jeder Staat: Gerade auch Menschen wie die Gallier, die man heute bevorzugt als Opfer der römischen Aggression wahrnimmt, oder ebenso die Athener, obwohl sie heutzutage vor allem als Dichter und Denker gelten – die Erfinder der Demokratie! –, während die imperialistische Außenpolitik Athens in Vergessenheit geraten ist, sie alle waren ebenfalls auf Zugewinn von Macht aus. Wir alle „wissen“, dass Athen in den Schlachten von Marathon und Salamis die „Freiheit Europas“ gegen den orientalischen Despotismus der Perser verteidigt hat. Dass zuvor die Athener gegen Persien den Krieg eröffnet hatten – nicht etwa umgekehrt –, weil der Gedanke an den riesigen Goldschatz der persischen Könige einfach zu verlockend war, ist nicht in die Mastererzählung des abendländischen Bewusstseins eingegangen.

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