Der extremen Rhythmusmusik der Jugend ist mit großer Skepsis zu begegnen. In der Popularität dieser Musik drückt sich allerdings auch eine Sehnsucht aus, die nur zu gut nachzuvollziehen ist - die Sehnsucht danach, sich wirklich zu spüren.
Ein anderes Beispiel aus der Jugendkultur mit ähnlich verheerenden Wirkungen für Leib und Seele der Betroffenen, ist die Herbeiführung von Trance durch die extremen Rhythmen von Beat-, Heavy-Metal- oder Technomusik. Jugendliche, die sich stundenlang diesen monotonen Klängen aussetzen und ihnen dabei auch noch tanzend mit ihrem ganzen Körper folgen, versetzen sich dadurch in rauschhafte ekstatische Zustände. Diese lassen sich nur schwer willentlich beenden, zumal in vielen Fällen der zusätzliche Konsum von Aufputschmitteln und Drogen mit im Spiel ist.
Die heutigen Heranwachsenden haben in diesen Musikrichtungen etwas wiederentdeckt, was den Angehörigen von Naturvölkern niemals verloren ging: die euphorisierende Wirkung des schamanischen 3- bis 7-Hertz-Takts. Nur arbeiten sie damit nicht bewusst, sinnvoll und zielgerichtet - wie es allerdings auch erst nach gezielter Übung möglich ist -, sondern begnügen sich damit »auszuflippen«.
Nutzen und Gefahren schamanischer Rhythmen
Dosiert angewandt, können sich 3- bis 7-Hertz-Rhythmen sehr segensreich auf unser Leben auswirken. Sie sind physiologisch höchst relevant, da sie alle der Herbeiführung eines tranceartigen Zustands dienen. Nur die Anwendung unterscheidet den Klang der Schamanentrommel klar von Militär- und Beatmusik. Die Schamanentrommel gibt im Gegensatz zu den anderen beiden Rhythmusgebern einen neutralen Trancerhythmus vor. Dieser steht weder im Dienst eines gesellschaftlichen Anliegens, noch fördert er den Konsum psychisch krank machender Musik. Die beiden anderen Musikformen setzen mit ihren Rhythmen das Denk- und individuelle Entscheidungsvermögen eines Menschen herab und werden so zu einem äußerst gefährlichen Machtinstrumentarium.
Mögliche Folgen psychoaktiver Rhythmen
Je häufiger und unkontrollierter man sich höchst psychoaktiven Rhythmen aussetzt, desto folgenreicher sind die seelischen und körperlichen Schäden:
Die Konzentrationsfähigkeit sinkt auf Zeiträume deutlich unter einer Minute
Nervöse Ticks setzen ein
Die emotionale Erlebnisfähigkeit sinkt
Lustlosigkeit und Antriebsarmut nehmen zu
Das Verlangen nach ständiger Unterhaltung und gebotenen Attraktionen wächst
Die natürlichen eigenen Bedürfnisse nach Leistung und Kreativität sinken
Es kommt zur Abhängigkeit von hektischen Rhythmen und stimulierenden Klängen
Das vegetative Nervensystem nimmt Schaden
Angstzustände werden häufiger
Es kommt zu Kopfschmerzanfällen, Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck, Gehörschäden, Rückenschmerzen und anderen Stresserscheinungen wie Ohrgeräuschen (Tinnitus)
Unter den Jugendlichen ist es sehr populär, sich auf Massenparties mehrere Tage und Nächte pausenlos solcher Musik auszusetzen. Die Folgen können verheerend sein.
Dem Missbrauch ein Ende setzen
Wir haben gesehen, dass mit Hilfe von Militärmusik emotional Kampfbereitschaft hergestellt werden kann. Beat und Techno werden von den kommerziellen Musikmachern dieser Tage allerdings ebenso gezielt eingesetzt, um die Beeinflussbarkeit ihrer Zuhörer noch zu verstärken.
Wir sehen an diesem Beispiel, wie unscharf die Grenze zwischen Schamanismus und moderner schwarzer Magie und Massensuggestion ist. Die Rezeptur für Erfolgsmusiken manipulativer Natur ist meist dieselbe: Man nehme eine möglichst primitive Melodie, die kaum über die große Terz hinausreicht. Man spiele dieses Thema zwei- bis dreimal relativ moderat an, wodurch auch dem schlichtesten Gemüt ein Erfolgserlebnis gestattet ist. Nun wird ihm das Gefühl von Stärke vermittelt, indem das Ganze noch etwas lauter wird. Danach setzen mehr und mehr Instrumente ein, um das einfache Thema klangvoller, aber nicht gehaltvoller zu gestalten. Die Gesangsuntermalung derartiger Melodien besteht in der Regel darin, einen einfachen Text endlos zu wiederholen.
Diese etwas drastisch aber durchaus realistisch beschriebene Zusammenfassung der Schöpfung suggestiver Musikwerke zeigt die perfekte Form einer Psychoattacke. Es wird die Möglichkeit des eigenen Verständnisses jener Melodie vorgetäuscht, durch die Intensivierung der Lautstärke wächst das Selbstgefühl von Größe und Wachstum, alles begleitet von einem eintönigen euphorisierenden Rhythmus. Auf diese Weise schafft die moderne Musikindustrie heute bewusst psychische Abhängigkeiten von bestimmten Hörgewohnheiten und macht nicht zuletzt natürlich auch Milliardenumsätze.
Man muss nicht unbedingt eine Trommel haben, wenn man schamanisch arbeitet. Wenn keine zur Hand ist, tut es auch ein Suppenlöffel, der mit der gewölbten Seite rhythmisch auf ein Holzbrett oder ein Buch geschlagen wird.
Rhythmusinstrumente der Schamanen
Die schamanische Anwendung von Rhythmen ist weit entfernt von den oben beschriebenen Exzessen. Sicher, auch sie wirken direkt auf unser Nervensystem und unsere Psyche. Doch ist die schamanische Arbeit immer zielgerichtet auf die individuellen Bedürfnisse eines Menschen und nicht massenwirksam. Vergleichen wir sie einmal mit dem Einsatz bestimmter Medikamente, die unter bestimmten Umständen heilsam wirken, bei Missbrauch hingegen gesundheitsschädliche oder gar tödliche Folgen nach sich ziehen. Beispielsweise können einige Digitalistropfen pro Tag ein schweres Herzleiden ausgleichen, obwohl Digitalis an sich giftig ist.
Kulturell bedingte Variationen
Die Schamanentrommel ist weltweit verbreitet. Dennoch gibt es in manchen Kulturen Ausnahmen: Manche südasiatische Schamanen verwenden ein Saiteninstrument mit einer einzigen, straff gespannten Saite, die rhythmisch angerissen oder gezupft wird. Mit der Trommel hat dieses Instrument gemein, dass es neben dem typischen 3- bis 7-Hertz-Grundton, der im Diagramm als Sinuskurve sichtbar wird, eine Vielfalt an Oberwellen produziert. Sie sind für die Herbeiführung einer Trance zwar ohne Bedeutung, wirken sich aber erfahrungsgemäß sehr positiv auf die Inhalte der Trancearbeit aus.
Die nordaustralischen Aborigines wiederum benutzen als reines Rhythmusinstrument meist Klanghölzer und ersetzen die dabei weitgehend fehlenden Oberschwingungen durch die variationsreichen Brummtöne eines begleitenden Didgeridoos.
Viele Stammesschamanen bezeichnen den 3- bis 7-Hertz-Rhythmus der Trommel als Pulsschlag von Mutter Erde. Mit dieser Benennung scheinen sie tatsächlich seinen wahren Charakter getroffen zu haben. Vor rund einem Jahrzehnt haben Geophysiker mit ihren höchst sensiblen Messinstrumenten und -methoden herausgefunden, dass die Erde als Ganzes »atmet«. Sie dehnt sich dabei rhythmisch um einige Zentimeter aus und zieht sich wieder zusammen, wie ein aufgeblasener Luftballon, in den man stoßweise zusätzliche Luft hineinbläst, um sie gleich danach wieder entweichen zu lassen. Dieser »Atemrhythmus« der Erde liegt, so die wissenschaftlichen Ergebnisse, genau im Frequenzbereich der geschlagenen Schamanentrommel und auch der rhythmischen optischen Reize bei der Autobahnhypnose. Hier drängt sich nun eine Frage auf: Sind wir alle unbewusst von diesem Erdrhythmus beeinflusst und deshalb gerade für den schamanischen Trommelrhythmus so empfänglich? Als Antwort lässt sich das folgende Beispiel anführen. Haben Sie einmal eine junge Mutter beobachtet, die ihr Neugeborenes in den Armen wiegt? Ganz instinktiv und ohne es jemals zuvor gelernt zu haben, schaukelt sie das kleine Wesen, und das nicht etwa in langsamen und schwingenden Bewegungen, sondern im rascheren Takt der schamanischen Frequenz.
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