Bernd Sommer
INTERAKTIVES LEHREN AN DER HOCHSCHULE
Eine autobiographische Spurensuche
Engelsdorfer Verlag
Leipzig
2015
Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.deabrufbar.
Copyright (2015) Engelsdorfer Verlag Leipzig
Alle Rechte beim Autor
Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2016
www.engelsdorfer-verlag.de
Wir Menschen sind jede und jeder für sich einzigartig. Wir sind nicht miteinander zu vergleichen. Wir haben unsere eigene Geschichte, einen individuellen Werdegang. Dies gilt für alle, also auch für Lehrende an Hochschulen.
Wer Lehrende aufmerksam beobachtet, wird rasch feststellen können, daß sie sich hinsichtlich der Art des Kommunizierens mit Studierenden und hinsichtlich des von ihnen gewählten Lehrstils zum Teil deutlich unterscheiden. Hier kommt wiederum das Stichwort Individualität zum Ausdruck.
Niemand von uns Lehrenden hat Lehren gelernt. Niemand von uns Lehrenden hat im Rahmen ihrer oder seiner Ausbildung gelernt, wie Lernen organisiert und angeleitet werden kann. Diese grundlegenden Kompetenzen haben wir uns im Laufe unseres beruflichen Lebens selbst aneignen müssen, über Fortbildungen, über Hospitationen, über Gespräche mit Kollegen/innen, über das Lesen ausgewählter didaktisch relevanter Literatur.
Neben dem Tätigkeitsbereich Forschen stellt Lehren das zweite Standbein jeder/s Lehrenden dar. Forschung mag für manche Kollegen/innen zwar das attraktivere Betätigungsfeld sein, die Lehre ist aber ebenso ein unumstößlicher Bestandteil, nur bei den meisten Hochschullehrerinnen und Hochschullehrern eindeutig weniger beliebt.
Womit dies inhaltlich zusammenhängt, ist für mich nicht auf den ersten Blick gedanklich nachvollziehbar. Ich, der ich mich als berufen fühle, was Lehren angeht, kann diesem Bereich zweifelsohne viel abgewinnen.
Die Ergebnisse von intensiver Auseinandersetzung mit wissenschaftlich und auch berufspraktisch relevanten Themen wie auch Erkenntnisse aus eigenen Forschungsprojekten mit Studierenden zu diskutieren, stellt für mich den besonderen Reiz von Lehre dar. Wir tauschen Meinungen aus, wir wechseln Perspektiven der Betrachtung, Alt trifft auf Jung, Erfahrenheit tritt auf Unerfahrenheit, und dennoch erlebe auch ich, der ich mittlerweile 18 Jahre in der akademischen Lehre tätig bin, immer wieder Situationen, in denen ich sagen kann: So habe ich das Thema bisher nicht sehen können.
Das Bearbeiten von Themen und das sich anschließende intensive Diskutieren erweitern also auch des öfteren meinen Horizont des Wissens.
Von daher sei den Studierenden, denen ich in den vergangenen 18 Jahren im Rahmen von Lehre begegnet bin, an dieser Stelle recht herzlich gedankt. Ohne sie wäre ich nicht da, wo ich mich befinde.
Ich forsche gern und ich lehre gern. Ich wollte, seit ich denken kann, Lehrer werden. Vieles hat sich anders entwickelt als gedacht, ich bin aber am richtigen Platz angelangt.
Warum ich so lehre, wie ich lehre, wird Gegenstand des vorliegenden Bandes sein.
Ich bin ein erklärter Anhänger und überzeugter Vertreter des sogenannten interaktiven Lehrstils. Im folgenden werde ich Verbindungslinien aufzeigen von biographischen Hinweisen, Erlebnissen und Begegnungen auf der einen und der Ausprägung meiner individuell-speziellen Form von Lehren auf der anderen Seite.
Ich werde mich also auf Spurensuche begeben, auf Spurensuche in meinem Leben als Kind, als Jugendlicher, als Erwachsener, und dabei Hinweisen nachgehen, die als richtungsweisend für das Ausprägen meines persönlichen Lehrstils angesehen werden können.
Viele Erlebnisse und Begegnungen mit Menschen haben mich in meinem Denken, Fühlen und Handeln geprägt. Es war und ist auch heute noch eine spannende Reise in die eigene Vergangenheit, um Entwicklungen, die sich bis in die Gegenwart auswirken, verstehen und erklären zu können. Die Reise kann keinesfalls als abgeschlossen angesehen werden. Vieles an Erinnerungen ist verschüttet, einiges aber ist wieder zum Vorschein gekommen.
Für konstruktive Rückmeldungen und interessierte Fragen stehe ich den Leserinnen und Lesern gern zur Verfügung.
Bernd Sommer
Singen, im Oktober 2015
Cover
Titel Bernd Sommer INTERAKTIVES LEHREN AN DER HOCHSCHULE Eine autobiographische Spurensuche Engelsdorfer Verlag Leipzig 2015
Impressum Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. Copyright (2015) Engelsdorfer Verlag Leipzig Alle Rechte beim Autor Hergestellt in Leipzig, Germany (EU) 1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2016 www.engelsdorfer-verlag.de
Vorwort
Kapitel 1
Einleitung
Kapitel 2
Lehrer-Vorbilder
Kapitel 3
Die Zeit als Studierender
Kapitel 4
Soziale Arbeit an der Basis
Kapitel 5
Biographie und Hochschullehre - Verbindungslinien
Exkurs
Zur Krankheits- und Gesundungsgeschichte des Christoph Kuonath
Literaturverzeichnis
Angaben zu dem Verfasser
Fußnoten
Einleitung
In den Pfingstferien fahre ich mit meiner Familie seit Jahren in meine Heimat, in einen kleinen Ort an der Schleswig-Holsteinischen Ostseeküste, Hasselberg, genauer Baggelan.
Hier verbringen wir zwei Wochen in einem Reet gedeckten Haus, das mitten in Wiesen und blühenden Rapsfeldern steht.
Dies ist der stillste Ort, den ich auf der Welt kenne. Das einzige Geräusch, das ich selbst bei angestrengtem Horchen wahrnehmen kann, ist das Rauschen des Windes über den sich wogenden Rapsfeldern.
Es ist ein Ort der Stille. Er lädt ein zum Zur-Ruhekommen, zum In-sich-Kehren, zum Erinnern, zum Nachdenken.
Ich bin in der Nähe dieses Ortes, in Satrup, dem Herzen der Landschaft Angeln, aufgewachsen und habe dort die ersten 19 Jahre meines Lebens verbracht.
Wir nutzen jedes Jahr die Gelegenheit, meine dort wohnenden Eltern zu besuchen, die mittlerweile sehr alt, 88 und 86 Jahre, sind.
Die Rückkehr in diese Gegend ist also neben dem Wunsch nach Ruhe, Abgeschiedenheit und Erholung auch mit Erinnerungen an meine Kindheit und Jugend verbunden.
Aber nicht nur das. In der Regel verabrede ich mich mit einem Lehrer aus meiner Schulzeit, der mittlerweile im Ruhestand ist und auf die 70 zugeht.
Diese Begegnungen sind in unterschiedlicher Hinsicht fruchtbar. Zum einen, und das bleibt bei zunehmendem Altern nicht aus, wärmen wir gemeinsame Erlebnisse auf. Zum anderen aber, und dies klang bereits in anderen Veröffentlichungen an1, habe ich bei diesem Lehrer neben persönlichkeitsbildenden Einsichten in der Oberstufe systematisches Denken, verschiedene Kompetenzen, Fähigkeiten und Fertigkeiten, erwerben und weiterentwickeln können.
Das Wissen um die Notwendigkeit und die Sinnhaftigkeit dieser Grundkompetenzen setze ich heute in meiner Tätigkeit als Hochschullehrer ein, damit meine Studierenden systematisches, planvolles, zielgerichtetes, methodisches Denken ausbilden wie auch grundlegende Haltungen und Einstellungen ausprägen können.
Zudem verabrede ich mich jedes Jahr mit einem Freund und Schulkollegen, der als Berufsschullehrer tätig ist. Seine Arbeit, so dieser ebenfalls End-Fünfziger, bestehe nach seinen eigenen Aussagen zu einem großen Teil aus Sozialarbeit .
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