Horst Bosetzky - Mit Feuereifer

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Während sich Berlin im Sommer 1936 auf die Olympischen Spiele vorbereitet und der Weltöffentlichkeit Toleranz vorspielt, nimmt in Deutschland die Ausgrenzung und Verfolgung von Minderheiten immer brutalere Formen an. Einer der hoffnungsvollsten deutschen Medaillen-Anwärter, der Mittelstreckenläufer Martin Kammholz, gehört zu einer jener ungelittenen Gruppen: Er ist homosexuell und führt, um unbehelligt an den Spielen teilnehmen zu können, eine Scheinehe mit der Schwester seines Geliebten. Als ein kleinkrimineller Informant der Berliner Kripo, der sich im Schwulenmilieu bewegte, brutal erschlagen wird, führen die Ermittlungen Kommissar Kappe immer tiefer in ein Netz aus Intrigen und dubiosen nationalsozialistischen Moralvorstellungen … Es geschah in Berlin, der große Kettenroman um Kommissar Hermann Kappe, spiegelt in fiktiven Kriminalfällen das Berlin des 20. Jahrhunderts wider. Im vierzehnten Band nimmt Horst Bosetzky, von Anbeginn treibende Kraft dieser Serie, den Leser mit auf eine Reise in jene dunkle Zeit, in der die deutsche Polizei mehr und mehr von der Politik vereinnahmt wurde.

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Horst Bosetzky Mit Feuereifer Kappes 14 Fall Kriminalroman Jaron Verlag Horst - фото 1

Horst Bosetzky

Mit Feuereifer

Kappes 14. Fall

Kriminalroman

Jaron Verlag

Horst Bosetzky alias -ky lebt in Berlin und gilt als «Denkmal der deutschen Kriminalliteratur». Mit einer mehrteiligen Familiensaga sowie zeitgeschichtlichen Spannungsromanen avancierte er zu einem der erfolgreichsten Autoren der Gegenwart. Zuletzt erschienen im Jaron Verlag von ihm die Werke «Kempinski erobert Berlin» (2010), «Bücherwahn» («Es geschah in Berlin 1928», 2010), «Am Tag, als Walter Ulbricht starb» (mit Jan Eik, in der Reihe «Berliner Mauerkrimis», 2010) und «Rumbalotte» (2010).

Originalausgabe

1. Auflage 2011

© 2011 Jaron Verlag GmbH, Berlin

1. digitale Auflage 2013 Zeilenwert GmbH

Alle Rechte vorbehalten. Jede Verwertung des Werkes und aller seiner Teile ist nur mit Zustimmung des Verlages erlaubt. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Medien.

www.jaron-verlag.de

Umschlaggestaltung: Bauer + Möhring, Berlin

ISBN 9783955520137

Inhaltsverzeichnis

Cover

Titelseite Horst Bosetzky Mit Feuereifer Kappes 14. Fall Kriminalroman Jaron Verlag

Impressum Horst Bosetzky alias -ky lebt in Berlin und gilt als «Denkmal der deutschen Kriminalliteratur». Mit einer mehrteiligen Familiensaga sowie zeitgeschichtlichen Spannungsromanen avancierte er zu einem der erfolgreichsten Autoren der Gegenwart. Zuletzt erschienen im Jaron Verlag von ihm die Werke «Kempinski erobert Berlin» (2010), «Bücherwahn» («Es geschah in Berlin 1928», 2010), «Am Tag, als Walter Ulbricht starb» (mit Jan Eik, in der Reihe «Berliner Mauerkrimis», 2010) und «Rumbalotte» (2010). Originalausgabe 1. Auflage 2011 © 2011 Jaron Verlag GmbH, Berlin 1. digitale Auflage 2013 Zeilenwert GmbH Alle Rechte vorbehalten. Jede Verwertung des Werkes und aller seiner Teile ist nur mit Zustimmung des Verlages erlaubt. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Medien. www.jaron-verlag.de Umschlaggestaltung: Bauer + Möhring, Berlin ISBN 9783955520137

EINS

ZWEI

DREI

VIER

FÜNF

SECHS

SIEBEN

ACHT

NEUN

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ELF

ZWÖLF

DREIZEHN

VIERZEHN

FÜNFZEHN

SECHZEHN

SIEBZEHN

ACHTZEHN

NEUNZEHN

ZWANZIG

EINS

MAN SCHRIEB den 30. Juni 1934. Es sollte der Tag werden, an dem in Deutschland ein Morden ohnegleichen begann. Bis zum 2. Juli mussten über zweihundert Menschen ihr Leben lassen.

Eugen von Kessel saß in seinem Büro am Rande des Tiergartens und unterhielt sich mit einem englischen Journalisten über dieses und jenes. Wer mit Nachrichten handelte, hatte seine Kontakte zu pflegen. Geben und nehmen hieß die Devise.

Auf dem Notizzettel von Mr. Hounslow stand einiges über Eugen von Kessel: Geboren 1890 in Frankfurt am Main. Im Krieg bei der Artillerie, 1918 Oberleutnant. Nach Kriegsende beim Freikorps des Obersten Reinhard, möglicherweise an einigen Fememorden beteiligt. In der Weimarer Republik im Polizeidienst, zuletzt Polizeihauptmann. Danach privates Nachrichten-Bureau. 1933 Eintritt in die NSDAP. Zusammenarbeit mit der Gestapo.

Mr. Hounslow schrieb an einem Artikel über Ernst Oberfohren, den Reichstagsabgeordneten der Deutschnationalen Volkspartei, der DNVP, den man am 7. Mai 1933 erschossen in seiner Wohnung aufgefunden hatte.

«Herr von Kessel, Oberfohrens persönliche Feindschaft mit dem NSDAP-Gauleiter Hinrich Lohse ist bekannt. Es gibt Gerüchte, dass sein Mörder aus den Kreisen um Lohse kommt.»

«Es handelt sich eindeutig um einen Freitod», erklärte Eugen von Kessel. «Oberfohren wollte Front gegen Hugenberg machen und ist damit kläglich gescheitert. Als die Braunschweigische Landeszeitung ihn an den Pranger gestellt hatte, war er völlig isoliert und hat keinen anderen Weg mehr gesehen.»

Sie diskutierten noch eine Weile über den Fall Oberfohren, dann wollte Eugen von Kessel wissen, ob es in den USA, Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden und Schweden ernsthafte Versuche gäbe, die Olympischen Spiele in Berlin zu boykottieren. Informationen zu diesem Thema ließen sich die Herren Heydrich, Göring und Goebbels immer etwas kosten.

Mr. Hounslow überlegte einen Augenblick. «Was die USA betrifft, so rate ich der Reichsregierung, in der Judenfrage umsichtiger vorzugehen. Was im Deutschen Reich mit den Juden geschieht, löst drüben große Empörung aus, und ich bin mir sicher, dass die Fair-Play-Bewegung einen Boykott der Olympischen Spiele durch die USA durchsetzt, wenn auch nur ein jüdischer Sportler daran gehindert wird, in Berlin an den Start zu gehen. Aber auch in Paris brodelt es, und man denkt an die Gründung eines Comité international pour le respect de l’esprit olympique.»

Eugen von Kessel bedankte sich bei Mr. Hounslow und ließ sich, nachdem der Brite gegangen war, von seiner Sekretärin neuen Kaffee aufbrühen, um über das Gehörte nachzudenken. Hitler brauchte die Olympischen Spiele, um sich der Welt als Friedensfürst und Meister der Organisation zu präsentieren, und dazu war es nötig, Gestapo, SA und SS gehörig zu bremsen. Was die anpackten, erschien von Kessel zu blind und zu plump, und was sich in ihren Reihen tummelte, war in seinen Augen zumeist Pack und Gesindel. Es war Zeit, dem Führer die Augen zu öffnen.

Während Eugen von Kessel über die nächsten Schritte nachdachte, hörte er draußen im Vorzimmer Tumult. Stühle fielen um, seine Sekretärin schrie auf. Er erhob sich, um nachzusehen, was da im Gange war.

In diesem Augenblick wurde seine Tür aufgestoßen, und ein Trupp SS-Männer stürmte herein. Auch Gestapo-Leute waren dabei. Einen von ihnen kannte er, den Zäcklau. Doch ehe er fragen konnte, was um Gottes willen denn los sei, hatten die Eindringlinge ihre Pistolen herausgerissen.

«Seid ihr denn verrückt geworden!»

Ohne ein Wort zu verlieren, schossen die Männer ihre Magazine leer.

Eugen von Kessel sank hinter seinem Schreibtisch zusammen.

Konrad Zäcklau genoss diesen Tag. Später sollte er seiner Frau erzählen, er sei sich wie ein Kammerjäger vorgekommen. «Alles Ungeziefer muss ausgerottet werden!»

Jetzt ging es zum Reichsverkehrsministerium in der Wilhelmstraße, um mit dem Ministerialdirektor Dr. Erich Klausener abzurechnen. Der stand aus zweierlei Gründen auf der Abschussliste, die ihnen der Gestapo-Chef Reinhard Heydrich am Vormittag in die Hand gedrückt hatte: Zum einen galt Klausener als «gefährlicher Katholikenführer» und hatte Kundgebungen gegen kirchenfeindliche Gruppierungen organisiert, und zum anderen war er vor 1933 als Beamter im preußischen Innenministerium gegen die Ausschreitungen der Nationalsozialisten vorgegangen.

Vor Zäcklau lief der SS-Hauptsturmführer Kurt Gildisch, der in Heydrichs Gunst ganz weit oben stand und, wenn alles glattging, mit einer Beförderung zum SS-Sturmbannführer rechnen konnte: «Sie übernehmen den Fall Klausener, der von Ihnen persönlich zu erschießen ist!» Zäcklau beneidete Gildisch um diesen Auftrag. Er hasste alle Katholiken, zumal die meisten auch noch schwul waren.

Im Verkehrsministerium angekommen, ließ Gildisch das Begleitkommando unten auf der Straße warten und ging mit Zäcklau in das erste Stockwerk, wo die von Dr. Klausener geleitete Schifffahrtsabteilung untergebracht war. Gildisch trug seine SSUniform und hatte einen Stahlhelm aufgesetzt. Im Koppel steckte in einer Ledertasche seine Dienstpistole, eine Parabellum vom Kaliber 9 Millimeter. Außerdem führte er in der rechten Hosentasche eine geladene Privatpistole bei sich, eine Mauser vom Kaliber 7,65 Millimeter.

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