Mit dem, was du an deinem Nächsten auszusetzen hast, setzt du dich durch das Prinzip Senden und Empfangen jenen Kräften aus, die du mit deinen Gefühlen, Empfindungen, Gedanken und Worten gerufen hast.
Erkenne dich selbst und wandle dich, auf dass du verwandelt in die Stätten des Heils einzugehen vermagst.
Ich gebe euch eine Übung zur Selbsterkenntnis:
Jeder betrachtet z.B. den gleichen Bereich einer Landschaft. Jeder sieht darin andere Aspekte. Was der eine sieht, das ist sein Bild und nicht das Bild seines Nächsten.
Im Landschaftsbild bewegt sich ein Tierlein. Jeder registriert das Tier – und doch sieht und empfindet es jeder anders.
Die Wahrnehmung des Einzelnen gehört zu seinem Bild und nicht zum Bild seines Nächsten.
Das Bild jedes Einzelnen ist das Bild seines Bewusstseinsstandes.
So, wie der Einzelne sieht und hört, fühlt, empfindet und denkt, so ist sein Bewusstseinsstand, mit dem er das Bild registriert, die Farben und Formen sieht und die Töne vernimmt.
Wer kann beweisen, dass das Tierlein so aussah, wie er es wahrnahm? Alles ist relativ, da jeder aus seiner Sicht, aus seiner derzeitigen Bewusstseinsstrahlung sieht, hört, riecht, schmeckt und tastet.
Da jeder Mensch einen anderen Bewusstseinsstand hat, nimmt er die Reflexe, die er Materie nennt, dementsprechend wahr.
Erkennet: Wer die vielen Aspekte, die zur Freiheit führen, beachtet, der bringt sich und auch seinem Nächsten den Frieden. Deshalb wirke niemals auf die Bewusstseinsstrahlung deines Nächsten ein, indem du glaubst, du müsstest entsprechend deinem Bewusstsein bei ihm in seiner Wohnung, in seinem Raum Ordnung machen.
Merke dir folgende Gesetzmäßigkeit:
Lasse deinem Nächsten sein Reich, das heißt, verändere du seine Bewusstseinsstrahlung nicht. Die Bewusstseinsstrahlung von dir und von deinem Nächsten wirkt sich auch in den Räumen aus, die du bewohnst oder die dein Nächster bewohnt. Lasse deinem Nächsten sein kleines Reich, denn so will er sich zu Hause fühlen. Beachtest du diese Gesetzmäßigkeit, dann freut er sich, wenn du ihn besuchst.
Betritt sein Zimmer nur dann, wenn du erwünscht bist, und lasse in seinem Zimmer alles so stehen, wie es dein Nächster aufgestellt hat, denn das ist die Perspektive seines Bewusstseins.
Setzt du dich auf einen Stuhl oder nimmst du einen Gegenstand, dann stelle den Stuhl wieder so hin, wie er stand, und lege oder stelle den Gegenstand wieder an seinen Platz – so, wie er vorher war.
Verändere nichts, auch wenn es dir anders besser gefallen würde und wenn du glaubst, dass es so, wie du es siehst, schöner wäre. Damit wirkst du in die Bewusstseinsstrahlung deines Nächsten ein und bringst mit deiner scheinbaren Ordnung in sein Leben, in seine Bewusstseinsstrahlung, Unordnung. Denn so, wie der Nächste es sieht, ist es für ihn gegenwärtig gut. Er will es von dir nicht verändert haben – außer, er bittet dich darum.
Wer diese Gesetzmäßigkeit beachtet, der achtet seinen Nächsten und auch sich selbst.
Auch in den kleinsten Dingen gilt folgende Gesetzmäßigkeit: Was du nicht willst, dass man dir tu, das füge auch keinem anderen zu.
S eid niemals neugierig. Blickt aus Neugierde nicht nach hinten, nach rechts und nach links, um zu sehen und zu hören; denn was ihr seht oder hört, dafür seid ihr verantwortlich.
Das Gesehene oder Gehörte regt euch zum Denken an – für jeden Gedanken seid ihr verantwortlich. Das Gesehene und Gehörte regt euch zum Reden und zum Handeln an – auch dafür seid ihr verantwortlich.
Der Reine wird sich nicht neugierig umsehen, wird keine Gedanken produzieren, wird nicht nach Worten suchen und auch nicht überlegen, wie, was und wann er handeln und wirken soll. Der Reine hat alles in sich und ist in allem, weil er die Wahrheit ist, die wiederum in allem ist.
Schaust du deinen Nächsten, dann schaust du das All, und du schaust den ewigen Vater in dir, und du schaust deinen Nächsten in dir – denn ihr seid das Ebenbild des ewig einzig heiligen Vaters, weil ihr in Ihm göttlich seid, Seine geschaffenen Kinder, die Er in Sich, durch Sich und im All schaut.
Hast du deinen Nächsten in dir geschaut, dann hast du deinen ewigen Vater geschaut; denn der Ewige und Sein reines Kind sind eins.
Da du deinen Nächsten als einen Teil von dir in dir kennst und schaust, kennst du auch den ewig Einen, Heiligen, weil du Sein Ebenbild bist, das ewige Gesetz – das du kennst, weil du es bist, da du göttlich bist.
Der Reine ist das Auge des heiligen Tempels.
Der Schauende durchschaut alle und alles.
D as Innerste ist die Stille, die sich selbst schaut und alles durchschaut. Die Stille ist das wahre Leben.
Deshalb sei still. Die Stille ist das allweise Wort, das Gesetz des Alls. Es offenbart sich als die Stille in der Stille. Es schaut sich selbst in der Stille als die Stille.
Alles ist das Gesetz, das die erhabene, unendliche Stille ist, die sich selbst spricht, das Ich Bin.
Die Stille ist das Gesetz und die Weisheit Gottes. Wer weise ist, der ist still, weil er um alle Dinge weiß, da er alles durchschaut und durchdringt.
D as Absolute ist die Stille, ist die Tempelordnung, die du, der Reine, bist.
Wenn du weißt, wer du bist, und wenn du weißt, dass das Bewusstsein des Ich Bin das Leben ist, dann lebst du und wirst an nichts Anstoß nehmen. Du durchstößt auch nichts, weil du alles durchschaust und durchdringst, was für den Weltblick Dichte, Hindernis und Anstoß ist.
Wer bei Tag wirkt, der sieht die Ecken und Kanten und wird sich daran nicht anstoßen, denn er nützt das Licht des Tages.
Das Gleiche gilt für das ewige Licht. Wer im Licht wandelt, dem kann nichts geschehen. Denn wer die Gesetze des Geistes Gottes hält, für den wird immer das Licht der Liebe leuchten, ob er Seele oder Mensch ist.
Der Unruhige, der Laute, in welchem die Empfindungen und Gedanken tosen und toben, ist der Suchende, der nur auf die Oberfläche der Wahrheit sieht – auf die Dinge, Angelegenheiten und Worte – und dort die Lösung sucht. Damit gibt er sich selbst Rätsel auf, weil er die Erkenntnis erraten und erjagen möchte.
Wer nicht weise ist, der ist auch nicht leise, also still, weil er so lange will, bis er sich selbst im Urgrund, in der Stille, gefunden hat – das, was er ist, das Selbst, die Weisheit und die Schönheit aus Gott, das allwissende Gesetz, Gott, die Weisheit, die gleich die Wahrheit ist.
Dein Nächster, der eine, ist dir, dem Reinen, ebenso nahe wie der andere, weil dir keiner fern und fremd sein kann, da Gott in dir ist und du in Gott bist und deine Nächsten in dir sind und ihr in Gott seid. Das ist Einheit. Der eine ist im anderen, und beide durchdringen einander und durchdringen alle – und alle die beiden. Das ist das All und das Gesetz der Liebe und Einheit.
Würde dir der eine näher sein als der andere, dann würdest du nach vorn, nach hinten, nach rechts, nach links, nach oben und nach unten sehen, um ihn zu sehen, weil du ihn in dir nicht schaust.
D er Reine wünscht seinem Nächsten nur das, was er selbst ist: das ewige Gesetz, Gott, das Reine.
Der Unreine, der Unerleuchtete, wünscht seinem Nächsten oftmals das, was er selbst nicht besitzt: das Schöne, das Gute, das Friedvolle, das Glückliche – Facetten der ewigen Wahrheit, an deren Verwirklichung es ihm selbst noch mangelt. Das, was er wünscht, geht nicht in den Nächsten ein, weil es nicht von Kraft, Wahrheit und Liebe durchdrungen ist. Es sind seelenlose Wünsche, die zum Unreinen, Unerleuchteten, zurückkehren.
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