H ast du etwas zu verbergen, willst du dich alsoverbergen, dann suchst du einen sicheren Ort. Du machst ihn zu deiner Wahlheimat und nennst ihn Verborgenheit, in welcher du, das niedere Sein, glaubst, verborgen zu sein.
Das Verborgensein in der Verborgenheit ist jedoch offenbar, weil den Gestirnen nichts verborgen ist. Du, der du dich verbergen möchtest, hast in die Gestirne das, was du vor der Welt verbergen möchtest, eingegeben. Damit stehst du mit diesen auch in beständiger Kommunikation, einerlei, wo du bist.
Vor wem oder vor was willst du dich verbergen? Die Gestirne, in welche du das eingegeben hast, was du bist, treffen dich zur rechten Zeit – ob du dich da oder dort verborgen hältst. Es gibt keinen Ort, wo du dich vor dir selbst zu verbergen vermagst; denn das, was du in Empfindungen, Gedanken, Worten und Taten eingegeben hast, das bist du; das trägst du auch mit dir.
L erne, dich selbst in deinen Empfindungen und Gedanken zu sehen und in deinen Worten zu hören und in deinen Werken zu erkennen.
Du selbst bist dir dann Spiegel und wirst immer weniger in den Spiegel deines Nächsten sehen, weil du mit der Bereinigung deines menschlichen Ichs genügend zu tun hast. Überwinde, was du an dir selbst erkennst, dann wirst du dich zum Göttlichen hin entfalten – so, wie die Blume, wenn die wärmenden Strahlen der Sonne sie berühren.
Wer sich dem Inneren Licht öffnet, der gewinnt innere Schönheit, weil seine Seele die Reinheit erlangt. Schönheit gleich Reinheit ist ein Attribut des wahren Seins. Wahre Schönheit und Reinheit können nicht nachgeahmt werden, weil das innere Kleid kosmisch strahlende Liebe ist.
Ist der physische Leib vom Glanz des Inneren durchstrahlt, dann ist der Mensch tugendhaft und selbstlos. Er gewinnt innere Anmut, welche dann die Zierde seines Äußeren ist. Der Schmuck des geistig gereiften Menschen besteht aus kostbaren Edelsteinen: aus den selbstlosen Gedanken, Worten und Werken.
D er Mensch muss die Sehnsucht nach dem Eins-Werden mit Gott entwickeln, dann erst gelangt er in das Eins-Sein.
An dem Tag, an welchem du vollkommen in Mir lebst, bist du zur Wahrheit erhoben, und du bist die Wahrheit.
Die Wahrheit braucht nicht zu fragen; sie braucht nicht mehr zu suchen; sie weiß um alle Dinge, weil sie die Wahrheit ist.
Bist du zur Wahrheit erhoben, dann bist du göttlich.
Der wahre Weise weiß um alle Dinge, weil er in alle Dinge des Lebens Einblick hat, da er zur Wahrheit geworden ist.
Der Erleuchtete bedarf keiner Erklärungen; er lebt das ewige Gesetz und ist das ewige Gesetz der Liebe. Daran, dass er so ist, wie er ist, aufrichtig, ehrlich, selbstlos liebend, wird er erkannt – nicht an vielen Worten der Liebe.
D er Mensch im Lichte der Wahrheit spricht eine andere Sprache. Was er sagt, ist vom Licht der Wahrheit durchdrungen und somit selbstlos. Der Wahrhaftige kennt nicht die Selbstdarstellung – er ist.
Wer nur das Äußere sieht, der ist geblendet von den Trugbildern dieser Welt und hält das Blendwerk für die Realität und glaubt von sich selbst, ein Realist zu sein, weil er nur an das glaubt, was seine Augen reflektieren: den Schein des Seins.
Der Schauende hingegen, der den Blick nach innen wendet, erfasst das Sein, die Wahrheit, und sieht das Äußere, den Schein.
Der Schauende schaut dich in sich als einen Teil von sich selbst. Er sieht auch dein Äußeres und sieht, wie du bist, und erkennt dich in deiner Welt des Scheins. Er weiß, woher du kommst und wohin du gehst, weil ihm dein schillerndes Gehäuse, das nur nach äußerem Glanz trachtet, offenbar ist.
Das wahre Sein ist das innere Leuchten. Es bedarf nicht vieler Worte – es strahlt. Es sucht auch nicht nach dem Öl für seine Lampe – es ist, weil es das Wahre, Schöne, das Ewige und die Ewigkeit ist, das Licht, das nie erlischt, weil es göttlich ist. Das bist du im Lichte der Wahrheit.
Die Wahrheit prahlt nicht; sie ist. Sie strahlt und strahlt alle Seelen, Menschen und Wesen an, alles Sein.
Wer sich nach der Wahrheit sehnt, der empfängt, je nach seiner geistigen Reife, Funken aus dem Licht der Wahrheit. Je mehr Funken er zu empfangen vermag, desto intensiver und weitreichender wird sein Seelenlicht. Es leuchtet ihm auf dem Weg einwärts zu Gott, auf dass er dem Ewigen immer näher komme. Das Licht der Wahrheit füllt die Empfindungen, Gedanken, Worte und Werke des gottzustrebenden Menschen mit Licht, so dass sein Denken, Reden und Tun wahrheitsgetreu ist.
Menschen im Geiste der Wahrheit benötigen nicht mehr das Streichholz des Nächsten, die kleine Flamme der Aufwertung und Anerkennung, mit der sich so viele Menschen immer noch verführen lassen. Wer dieses Flämmchens bedarf, der begnügt sich mit diesem kurzen Aufleuchten. Damit wird er entzündet – und damit entzündet er wieder Gleichgesinnte.
Was bringt dem Menschen dieses kurz aufleuchtende Flämmchen? Wie lange brennt ein Streichholz? Es flackert auf und ist sogleich wieder abgebrannt.
Ähnlich ist es mit dem menschlichen Ich. Es flackert auf und leuchtet kurze Zeit; dann bricht es in sich zusammen. Es ist wieder dunkel in dem, der sich mit der Aufwertung und Anerkennung begnügt – bis ein anderer kommt und ihm für kurze Zeit wieder das Flämmchen der Aufwertung und Anerkennung entzündet.
Dieses Heischen nach dem Flämmchen der Aufwertung und Anerkennung erfolgt so lange, bis sich die Seele in Mir, dem Christus, entfaltet hat und Licht aus Meinem Lichte geworden ist. Dann hat sich die Seele an Mir entzündet und leuchtet in Gott ewiglich. Wer sich an Meinem Licht entzündet, der wird wieder selbsttätig leuchtend – so, wie er als reines Wesen war und als reines Wesen wieder sein wird: selbsttätig leuchtend ewiglich.
Wie arm ist doch der »Streichholzüberbringer« und wie arm derjenige, der sich am Streichholz entzünden muss, um kurz aufzuleuchten, um sich kurz darstellen zu können, um sich also kurz ins Licht zu rücken! Beide, der Überbringer und der, der sich entzünden lässt, sind lichtlose, noch arme Seelen, geistig Tote, die sich selbst bedauern und betrauern und sich kurzzeitig am Flämmchen der Aufwertung und Anerkennung erfreuen.
Wer so denkt und handelt und vom Nächsten das Flämmchen erwartet, der lebt nicht. Wer nicht lebt, der kennt sich selbst nicht und kennt seinen Nächsten nicht und hat auch kein Auge für das Wahre und Schöne. Er spricht vom Sein und meint sein Ich. Er spricht vom Selbst und meint sich selbst. Er handelt einzig für sich selbst und gibt sein Letztes her, um gesehen zu werden.
Der verdunkelte, der blinde Mensch, sieht nur sein niederes Selbst und schaut nicht sein wahres Selbst. Er bleibt so lange ein Blinder, bis er weiß, wer er ist, und bis er lebt, was er ist – göttlich.
Solange der Mensch nicht aus der Wahrheit schöpft, will er sich selbst beweisen. Ist er zur Wahrheit geworden, dann ist er die Wahrheit und das wahre Sein, das Leben in Mir, das unpersönlich ist.
Wer zum wahren Sein, zum wahren Selbst, geworden ist, der braucht sich nicht zu beweisen und braucht sich nicht seinem Nächsten zu beweisen, weil er das wahre Selbst, das wahre Sein, ist.
Die Wahrheit muss sich nicht beweisen – sie ist.
Wer aus der Wahrheit ist, der ist die Wahrheit; er braucht auch nicht nach der Wahrheit zu fragen.
Der Wahre vollbringt an seinem Nächsten nur Gutes, und nur dann, wenn dieser es erbittet. Der Wahrhaftige bleibt dem Nächsten immer treu und gut – auch dann, wenn dieser ihn und seine Hilfe verneint.
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