Originalausgabe Februar 2020
Charakter und Zeichnung: Nick © Hansrudi Wäscher / becker-illustrators
Text © Thomas Newton
Copyright © 2020 der eBook-Ausgabe Verlag Peter Hopf, Minden
Korrektorat: Andrea Velten, Factor 7
Redaktionelle Betreuung: Ingraban Ewald
Umschlaggestaltung: etageeins, Jörg Jaroschewitz
Hintergrundillustration Umschlag: © Karelin Dimitriy – fotolia.com
ISBN ePub 978-3-86305-295-9
www.verlag-peter-hopf.com
Hansrudi Wäscher wird vertreten von Becker-Illustrators,
Eduardstraße 48, 20257 Hamburg
www.hansrudi-waescher.de
Alle Rechte vorbehalten
Die in diesem Roman geschilderten Ereignisse sind rein fiktiv.
Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Begebenheiten, mit lebenden oder verstorbenen Personen wäre rein zufällig und unbeabsichtigt.
Der Nachdruck, auch auszugsweise, die Verarbeitung und die Verbreitung des Werkes in jedweder Form, insbesondere zu Zwecken der Vervielfältigung auf fotomechanischem, digitalem oder sonstigem Weg, sowie die Nutzung im Internet dürfen nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages erfolgen.
EINS
ZWEI
DREI
VIER
FÜNF
SECHS
SIEBEN
ACHT
NEUN
ZEHN
ELF
ZWÖLF
DREIZEHN
VIERZEHN
FÜNFZEHN
SECHZEHN
SIEBZEHN
THOMAS NEWTON
Baltimore Lees Diamanten
Nick Großband 6
Nick steuerte seinen Turbowagen von der Hochstraße, die in einer weiten Kurve auf das Parkdeck des Hotels führte, in dem er abgestiegen war. Gedankenversunken warf er einen schnellen Blick zum Himmel. In einer der Passagiermaschinen, deren Rumpf sich als blitzendes Objekt vor dem blauen Himmel abzeichnete, saß Ramon Garcia auf dem Weg zurück nach Hause.
Er seufzte und lenkte den Wagen in eine freie Parkbucht. Die Erinnerung an das gefahrvolle Abenteuer in Ecuador war noch lange nicht verblasst. Und doch ergriff ihn bereits die Unruhe, wenn er an den bevorstehenden Start des Sternenschiffs dachte, um endlich zu der lange erwarteten Expedition in das fremde Paralleluniversum aufzubrechen.
Geschäftiges Treiben umgab ihn, als er über die Rolltreppe in die lichtdurchflutete Lobby gelangte. Zahlreiche Geschäftsreisende und Touristen scharten sich um die Rezeption. Überall standen Koffer, und so musste er mehr als einmal ausweichen, um nicht über einen davon zu stolpern.
Fast wäre er dadurch mit der jungen Frau zusammengestoßen, die sich ihm mit einem Mal in den Weg stellte. Sie fuhr sich mit der Hand durch ihr blondes Haar, das in Wellen über die Schultern fiel, und taxierte den Piloten. Er wollte schon zu einer Entschuldigung ansetzen, als er die blitzenden Augen erkannte. Die Lippen in dem fein geschnittenen Gesicht verzogen sich zu einem nur allzu vertrauten leicht spöttischen Lächeln.
»Miss Lee!«, stieß er aus. »Das ist aber ein Zufall. Wie kommen Sie nach New York?« Er reichte der Tierfängerin die Hand. »Ich dachte, Sie pflegen Ihr Getier im Weltraum-Zoo in Kalifornien.«
Sie überging seine Bemerkung über die wertvollen und exotischen Tiere, die sie im Laufe ihrer noch jungen Karriere bereits hatte einfangen können, und ergriff die gereichte Hand.
»Hallo, Nick«, erwiderte sie und neigte leicht den Kopf. »Ich bin nicht zufällig hier.« Sie hielt kurz inne und schien nach Worten zu suchen. »Seit zwei Tagen versuche ich, Sie hier zu treffen«, eröffnete sie.
»Oh, das tut mir aber leid«, antwortete der Pilot. »Der Prozess um Drago hat mich ganz in Anspruch genommen.« Er musterte sie und konnte förmlich sehen, wie es hinter ihrer Stirn arbeitete. Ein Lächeln umspielte seinen Mund. »Ich wette, dass ich weiß, was Sie auf dem Herzen haben. Sie wissen, dass ich mit dem Sternenschiff in wenigen Wochen auf einen Expeditionsflug in das neu entdeckte Universum starte!«
Sie öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch er fuhr unbeirrt fort.
»Selbstverständlich wollen Sie dabei sein und Tiere für Ihren unersättlichen Zoo einfangen.« Er zwinkerte ihr zu. »Stimmt’s, oder habe ich recht?«
Jane Lees Gesicht blieb verschlossen. »Ihre Wette haben Sie nur zur Hälfte gewonnen. Ich möchte tatsächlich an der Expedition teilnehmen, aber nicht, um Tiere einzufangen, sondern …« Erneut hielt sie inne und sah sich hastig um. Sie legte ihm die Hand auf den Unterarm und sah ihn eindringlich an. »Ich kann hier nicht darüber sprechen. Könnten wir nicht …?«
»Aber sicher!« Nick machte eine einladende Geste. »Kommen Sie in mein Appartement.«
Sie wollten gerade aufbrechen, als ein Hoteldiener an sie herantrat und eine leichte Verbeugung machte. »Miss Lee?«, fragte er, und sie drehte sich zu ihm um. »Sie werden am Visiphon verlangt. Kabine sechs.«
»Oh!« Sie wandte sich an Nick. »Entschuldigen Sie mich einen Augenblick.«
Der Pilot nickte nur stumm und sah ihr nach, wie sie in den Seitentrakt für die abgetrennten Visiphon-Kammern ging. Er dachte über ihr Verhalten nach, das einen angespannten Eindruck gemacht hatte, und beschloss, ihr zu folgen. Jane Lee verschwand gerade um eine Ecke, als sie von einer Hand gepackt und in eine Kabine gezerrt wurde.
Bei allen … was ist das? , schoss es ihm durch den Kopf, und er verlor keine Sekunde. Mit schnellen Schritten hastete er um die Ecke und hörte hinter einer der geschlossenen Türen zuerst ein Poltern und dann einen unterdrückten Schrei.
Nick riss die Tür auf und sah, wie die Tierfängerin mit einem Mann rang, der ihr die Hand vor den Mund legen wollte.
»Ich störe doch nicht etwa?«, meinte Nick mit lauter Stimme, und der Mann fuhr herum.
»Teufel!«, stieß er aus und griff ohne zu zögern nach einer Pistole.
»Du bist ja ein schönes Früchtchen!«, rief Nick. »Aber damit hast du kein Glück bei mir!«
Noch bevor sein Gegner die Waffe abfeuern konnte, hatte ihn ein mächtiger Fausthieb gegen das Kinn zu Boden geschickt. Benommen blieb er liegen. Nick nahm die Waffe an sich und packte den Fremden beim Kragen. In diesem Augenblick kamen mehrere Hotelbedienstete und ein älterer Mann in einem teuren Anzug den Gang entlanggeeilt.
»Was … was ist geschehen?«, fragte einer der Angestellten und sah mit entsetztem Blick zuerst auf den Ohnmächtigen, dann auf die Waffe.
»Dieser ›Held‹ wollte die Dame hier berauben«, erklärte Nick und wies auf Jane Lee. »Bringen Sie ihn in die Wirtschaftsräume, und dann lassen Sie ihn von der Polizei abholen!«
»Ja, ja! Das ist die beste Lösung«, schnaufte der ältere Mann und wischte sich den Schweiß von seiner glänzenden Halbglatze. »Noch nie ist in meinem Hotel … ja, ja, nur kein Aufsehen!« Er wies seine Angestellten an, den Mann zu ergreifen und schirmte ihn auf dem Weg durch die Lobby so gut er konnte ab, damit keinem seiner Gäste etwas auffiel.
Nick sah der Gruppe nach, bevor er sich der jungen Frau zuwandte. »Wie fühlen Sie sich, Miss Lee?«, fragte er mit Besorgnis in der Stimme.
Sie rang sich ein Lächeln ab. »Dank Ihrem schnellen Eingreifen gut.«
»Sie werden sich nach einem Drink noch besser fühlen«, antwortete Nick und bot ihr seinen Arm an. »Kommen Sie.«
Sie hakte sich ohne Widerspruch bei ihm unter und folgte ihm zu den Aufzügen. Nur kurz darauf betraten sie das weiträumige Appartement, das Nick bezogen hatte. Er führte Jane Lee zu einer Sitzgruppe, und sie nahm in einem der modern designten Sessel Platz.
Auf Rückfrage mischte er ihr einen Scotch mit Eis und reichte ihr den Drink, dann goss er auch sich ein Glas ein. Sie nahm einen großen Schluck und stieß gepresst den Atem aus.
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