Doch nun zum Spiel selbst und seinen Regeln, die natürlich in einem Band, wie dem vorliegenden, nur in ihren Grundzügen dargestellt werden können. Wer erstmals ein American-Football-Spiel sieht, schüttelt verwundert den Kopf über das scheinbare Durcheinander auf dem Rasen. Man möchte kaum glauben, dass die jeweils elf gepolsterten Giganten, die da auf dem Spielfeld aufeinander losgehen, irgendwelchen Regeln folgen. Doch genau das ist der Fall und über ihre Einhaltung wachen gleich sieben Schiedsrichter, die → Officials( siehe Kapitel »Die Akteure«), gekleidet in weiße wadenlange Hosen und schwarz-weiß längsgestreifte Hemden.
Begeht ein Spieler eine Regelwidrigkeit, werfen die Schiedsrichter ein gelbes Tuch, die »Flag«, auf den Spielfeldrasen. Nach kurzer Rücksprache gibt der Hauptschiedsrichter, erkennbar an der weißen Kappe, vielfach laut über das Stadion-Mikrophon die Art des Vergehens und die Strafe kund.
»Schach auf dem Rasen« nennen es die einen, »Krieg auf dem Rasen« abschätzig die anderen. Und wie so oft, steckt in beiden Behauptungen ein wahrer Kern. Wie in keiner anderen Sportart wird im American Football jeder Spielzug genauestens einstudiert und der Situation entsprechend vom Cheftrainer bekannt gegeben. Während seine Spieler versuchen, die Anweisungen umzusetzen, bemüht sich die verteidigende Mannschaft an der Aufstellung des Gegners zu erkennen, welche Aktionen zu erwarten sind. Eine ganze Reihe von Assistenztrainern ist damit betraut, den Überblick zu bewahren; einige von ihnen verfolgen das Spiel von hoch oben auf den Rängen und melden über Funk ihre Beobachtungen an den Trainer weiter.
Die Akteure der angreifenden Mannschaft versuchen, angeführt vom → Quarterback(Spielmacher), die Theorie auf dem Spielfeld in die Praxis umzusetzen. Vor jedem Spielzug stellen sich die Angreifer um den Quarterback im Halbkreis, dem → Huddle, auf und erhalten Weisung, wie der nächste Spielzug auszusehen hat. Obwohl nur verschlüsselte Wort-Zahlen-Kombinationen ausgetauscht werden, weiß jeder sofort Bescheid, welcher Spielzug gemeint ist und welche Rolle er selbst dabei zu übernehmen hat. Schließlich verfügt jedes Team über ein dickes Buch mit allen Spielzügen; sie werden zu Saisonbeginn erstellt und einstudiert.
Ein American-Football-Spielfeld ist leicht von anderen zu unterscheiden, denn derart viele Linien auf dem Rasen gibt es in keiner anderen Sportart. Diese Eigentümlichkeit hat zum Spitznamen des Spielfelds geführt: Wegen der parallelen Linien in regelmäßigen Abständen nennen es die Amerikaner auch → Gridiron(Bratrost).
Gespielt wird American Football auf einem rechteckigen Spielfeld. Die reine Spielfläche ist 100 yards (91,44 m) lang. Mit jeweils einer → Endzonevon 10 yards (9,14 m) an den beiden Schmalseiten ergibt es eine Gesamtlänge von 120 yards (109,73 m). Die Breite beträgt 53 yards (48,46 m). In Deutschland wird in der Regel auf Fußballplätzen gespielt, so dass sich ein Spielfeld von 100 Metern Länge und 50 Metern Breite ergibt. Hierzulande wird der Einfachheit halber ein Yard mit einem Meter gleichgesetzt.
Von jeder der beiden Null-Linien, der → Goal Line, die der Torlinie im Fußballfeld entspricht, wird ein 10 Yards bzw. Meter tiefes Zusatzareal zum Spielfeld gerechnet, die sogenannte → Endzone. In sie muss die angreifende Mannschaft den Ball tragen, um zu punkten. Da den Endzonen große Bedeutung zukommt, markieren außer Linien fluoreszierende Pylone (Schaumstoff oder leichter Kunststoff) ihre vier Ecken. Hinter jeder Endzone steht ein gabelförmiges, metallenes Torgestänge, bestehend aus einem galgenartigen, nach vorne geschwungenen Mittelpfosten, der im unteren Teil dick gepolstert ist, und einer Querlatte, deren Oberkante sich 10 Feet (3,05 m) über dem Boden befindet. An den Enden dieser Strebe ragen zwei Torpfosten im Abstand von 18 Feet 6 Inches (5,64 m) – in Deutschland sind zwischen 5,55 und 7,30 m Abstand erlaubt – 30 Feet (9,14 m) nach oben. Die Querlatte schließt mit dem hinteren Rand der Endzone ab.
Auf dem »Gridiron« ist angerichtet und die Fans der Oakland Raiders warten auf den Anpfiff.
Das Spielfeld wird in Längsrichtung in Zonen von je 10 Yards/Meter Länge eingeteilt und mit Nummern versehen. Dabei werden Yards mit Metern gleichgesetzt, obwohl das eigentlich nicht ganz korrekt ist (10 Yards = 9,14 m). Alle 5 Yards/Meter wird eine weitere 4 Inches (10,16 cm) starke Linie gezogen, so dass der erwähnte »Grillrost« entsteht. Die Mittellinie ist die 50-Yards/Meter-Linie, und von ihr aus wird in beide Richtungen nach unten gezählt: So folgen beidseitig der Mittellinie die 40-Yards/Meter-Linie, dann 30 usw. Das eigentliche Spielfeld wird durch die 0-Yards/Meter-Linien oder → Goal Linesvon der → Endzoneabgetrennt. Damit die Markierungen gut erkennbar sind, stehen neben den Linien entweder die Zahlen auf dem Gras oder werden am Spielfeldrand durch Marker angegeben.
In einem Abstand von 12 Yards (12 m, die Maße variieren zwischen Profi- und sonstigen Ligen), von den beiden Seitenlinien (Sidelines) gemessen, laufen zudem zwei Linien der Länge nach durch das Spielfeld, die sogenannten Hashmarks. Sie werden nicht durchgezogen, sondern nur durch kurze Striche angedeutet. Im Abstand von einem Yard/Meter gesetzt, helfen sie den Schiedsrichtern, den Ball nach einer Aktion wieder richtig zu platzieren. Wer das Spielfeld genau betrachtet, wird noch zwei weitere kurze Linien entdecken: Jeweils drei Meter vor der → Endzon e, parallel zur → Goal Linegenau in der Mitte, ist eine meterlange Linie aufgezeichnet. Von hier startet die Mannschaft, die einen → Touchdownerzielt hat, ihren Zusatzversuch.
Alle Spieler, die nicht zu den elf Akteuren auf dem Feld gehören, sowie Trainer und Betreuer müssen sich in einer markierten Zone an der Seitenlinie aufhalten, der sogenannten Teamzone. Die zwei Teamzonen befinden sich auf beiden Seiten des Spielfelds zwischen den beiden 32-Yards/Meter-Linien.
Beim American Football geht es darum, einen eiförmigen Lederball in die → Endzonezu tragen. Um dieses Ziel zu erreichen bzw. den Gegner daran zu hindern, wird jede Mannschaft in ein Angriffs- ( → Offense) und ein Abwehrteam ( → Defense) mit jeweils elf Spielern unterteilt. Ausgewechselt werden darf dabei während Spielunterbrechungen beliebig. Die Offense versucht durch Laufen und Passen den Ball in die Endzone des Gegners zu transportieren, während der Defense die eigene Endzone verteidigt ( siehe auch Kapitel »Die Akteure«).
Nummerntafeln markieren klar die 10-Yards-/Meter-Linien.
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