Die Kopfhaut ist genauso aufgebaut wie unsere Haut. Im Gegensatz zur Haut befinden sich jedoch pro Quadratzentimeter zehnmal so viele Haarfollikel in der Lederhaut. Sie ist ausgestattet mit Talgdrüsen, Schweißdrüsen, Nerven und Immunabwehrzellen. Der Körper benutzt die Kopfhaut unter anderem zur Entgiftung – wie die restliche Haut auch.
Durch die 100 000 bis 150 000 Haarfollikel können Sie sich die Kopfhaut wie ein Sieb vorstellen. Abbaustoffe, die über die Haut ausgeschieden werden, sind, wie bereits erwähnt, Triglyceride, vermischt mit sauren Stoffwechselendprodukten. Können abzubauende Stoffe nicht ausgeschieden werden, weil die Konsistenz des Talgs zu klebrig und zu zäh ist – statt cremig und leicht fließend –, kann es zu einem Stau kommen. Ein über Jahre anhaltender Stau verhindert die optimale Nährstoffversorgung der Haarpapillen, die Haare werden zu Beginn feiner und immer dünner, bis eines Tages möglicherweise kein Haar mehr durch den Follikel wachsen kann.
Auch die Kopfhaut erneuert sich genauso wie die restliche Körperhaut von innen nach außen. Die Abschuppungen der Kopfhaut können nur durch eine geeignete Bürste entfernt werden, da die Reibung an Kleidung und Bettwäsche fehlt. Wird die Oberfläche der Kopfhaut nicht regelmäßig gebürstet, verdickt sich die Oberhaut, die abgestorbenen Haare können nicht mehr ausfallen und die feinen, zarten neu wachsenden Haare bleiben in den Haarfollikeln und unter der Hautoberfläche stecken.
Eine Glatze wird nicht vererbt! Eine falsche Ernährungsweise sowie fehlerhafte Kopfhautpflege sind schuld daran, dass immer mehr Ablagerungen die Kopfhaut in ihrer Funktion beeinträchtigen, kräftige Haare zu bilden.
»Oje, alles tot«, so das bisherige konventionelle Denken. Ist die Kopfhaut nicht richtig gepflegt, baut sich eine riesige Mülldeponie auf. Ist ein Raum mit Ablagerungen gefüllt, wird der nächste Raum nebenan benutzt, und die Glatze wird immer breiter. Das Wichtigste für uns ist aber heute: Nichts ist tot! Die Haarpapillen sind nur stark blockiert und lahmgelegt durch diese Entgiftungsprozesse. Das kann mit UV-Licht schön sichtbar gemacht werden, wie das Bild eines Glatzenträgers deutlich zeigt. Sie sehen hier viele rosafarbene Punkte (→ Bild, Seite 33), die die verstopften Poren anzeigen. Der in diesem Licht rosafarben scheinende Talg befindet sich unter der Haut, und der weiße Talg wird gerade ausgeschieden.
Durch ungeeignete Pflege verkümmern die Follikel. Bei gewissen Glatzen können Sie eine richtige schmierige Schicht vorfinden, da die Ablagerungen in der Kopfhaut übersäuern. Es handelt sich auf keinen Fall um eine Krankheit! Stellen Sie sich einfach eine große Mülldeponie vor, die mal wieder ordentlich aufgeräumt gehört.
Mit einer Kopfhautkamera können wir oft kleinste Haare noch erkennen, die selbst bei Glatzen mit unzähligen verstopften Poren zu wachsen versuchen. Verursacht durch die Ablagerungen in den Follikeln können die Haarpapillen keine stärkeren Haare bilden. Ist es nicht faszinierend und bemerkenswert, wie sich unser Körper auch unter schwersten Bedingungen bemüht, bei jeder Zelle den Auftrag von Wachstum und Erneuerung zu erfüllen?
Nochmals zur Verdeutlichung: Ablagerungen in der Kopfhaut, die vom Körper durch diverse Einflüsse aus Ernährung, Umwelt, von alten Körper-Zellen etc. gebildet werden und die nicht mehr wie eine Creme, sondern mehr als zähe, klebrige Paste aus der Kopfhaut ausgeschieden werden können, bleiben in den Follikeln stecken.
Beginnt sich ein Follikel durch ständig anwachsende, zähe Ablagerungen an den Follikelwänden zu verengen, werden die Haare feiner und immer dünner. Haarpapillen, die sich im untersten Bereich des drei bis fünf Millimeter langen Follikels befinden, werden in der Folge daran gehindert, ein kräftiges, vollumfänglich funktionierendes Haar zu bilden.
Sichtbare verstopfte Poren
Erkennen wir mit der Kopfhautkamera keine Ablagerungen in den Follikeln und haben trotzdem dünne, schwache Haare, so hat der Körper in aller Regel zu wenig Nährstoffe für die Versorgung der Haare übrig. Das lässt sich auch nicht mit durchblutungsfördernden Substanzen korrigieren.
Das Haarwachstum
Eine Haarpapille – ein Haar
Eine Haarpapille bildet ein lebendiges Haar. Dies bedeutet, in einem Haarfollikel kann nur ein mit Nährstoff versorgtes Haar existieren. Es gibt Meinungen, nach denen aus einem Follikel angeblich auch mehrere Haare wachsen können. Dies funktioniert natürlich nicht. Sollten jedoch trotzdem mehrere Haare aus einem Follikel »sprießen«, so hat es das junge nachwachsende Haar aufgrund von Verklebungen mit aller Wahrscheinlichkeit nicht geschafft, das alte abgestorbene auszustoßen.
Ein Haar pro Haarpapille
Doppelt besetzte Follikel
Auf diesem Bild (rechts) sehen Sie eine Situation, bei der zwei Haare aus einem Follikel kommen. In der Regel ist das alte Haar das dickere. Zusätzlich lässt sich das Alter der Haare an der Farbe erkennen. Umso dunkler ein Haar, desto älter ist es. Ein junges Haar ist noch hell und gräulich. Ein altes Haar wird nun von einem jungen Haar ersetzt, in dem es ausgestoßen wird.
Zur Erinnerung: Alle zwei bis acht Jahre wird ein altes Haar ausgetauscht. Leider fallen diese alten Haare nicht immer aus und werden durch Verklebungen in den Haarfollikeln »festgehalten«. Durch Ablagerungen auf der Kopfhaut sind diese Haare dann oftmals viele Jahre festgeklebt, und mit einem Mal fallen dann viele Haare gleichzeitig aus – verursacht durch eine Veränderung der Talgkonsistenz und/oder der Hautflexibilität.
»Hilfe, ich habe Haarausfall!« Die Betroffenen geraten in Panik und beeilen sich, um dieses und jenes Shampoo zu kaufen. Sie machen alles, um die Haare zu erhalten – Haare, die schon lange hätten ausfallen müssen. Verursacht durch falsche Pflege und Ablagerungen auf der Kopfhaut waren diese festgekleistert. Mit der Kopfhautkamera können wir ziemlich genau feststellen, ob ein Mensch an vermehrtem Haarausfall leidet. Es kann auch in manchen Fällen festgestellt werden, wie lange es her ist, dass der Kunde massiven Stress hatte, die Haare aber dennoch durch die Verklebungen zurückgehalten wurden. Fallen die Haare durch eine gelöste Verklebung oder durch die Veränderung der Talgkonsistenz aus, wird kein Anti-Haarausfall-Shampoo wirklich helfen können. Was tot ist und nicht mehr von den Blutbahnen genährt wird, muss ausfallen, um jungen Haaren Platz zu machen.
Abgestorbene Haare fallen nicht aus
Bei einer Kopfhautanalyse im Friseursalon erlebe ich es zumeist als äußerst beruhigend für die Kunden, wenn sie sehen, was wirklich »Sache ist« auf der Kopfhaut. Durch einen geeigneten Pflegeplan erholen sich Kopfhaut und Haar relativ schnell, und der Kunde ist nach vielen leidvollen Jahren in wenigen Monaten wieder glücklich.
Doppelt verklebte Haare
Bei den folgenden drei Bildern werden Sie sehen, wie Talg und Cholesterin die Haare aneinanderkleben lässt. Bei gewissen Haaren sehen wir kaum Talg, der für die Verklebung verantwortlich gemacht werden kann. Und trotzdem scheinen die Haare richtig fest miteinander verbunden zu sein. Zur Wiederholung: Talg besteht aus Triglyceriden und sauren Stoffwechsel-Endprodukten – dazu zählen freie Fettsäuren, Cholesterol und Ester. Der Körper lässt während seiner Arbeit auch oxidierte, klebrige Cholesterinabfälle über die Kopfhaut abtransportieren.
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