Thomas Holtbernd - Verantwortliche Gelassenheit

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Die Maßnahmen zur Einschränkung der Corona-Pandemie haben die Gesellschaften vor die Fragen gestellt: In welchen Freiheitsräumen leben wir, welchen Einschränkungen oder Verpflichtungen folgen wir, wie ist es um unser Vertrauen in die Regierenden und Mitmenschen bestellt? Sind wir bereit, zugunsten des Gemeinwohls und gerade um der Schwächeren willen Zumutungen hinzunehmen?
Davon ausgehend macht Thomas Holtbernd in seiner Analyse deutlich: Wollen wir zukünftige Konflikte, Pandemien und Katastrophen mit möglichst wenig Schaden überstehen, wird es nötig sein, Krisen einzuüben und ein Freiheitsverständnis zu entwickeln, das dazu befähigt, mit Ambivalenzen, unstrukturierten Anforderungen sowie einer großen Ungewissheit umgehen zu können.
Wie Kirchen ihren Beitrag dazu leisten können, ist auch eine Anfrage an die Aufgaben bei der Wende von einer moralisch orientierten Wertegesellschaft zu einer problemlösenden Konfliktgesellschaft.

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Moderne Gesellschaften sind Aufmerksamkeits- und Erregungskulturen und bieten mit den digitalen Medien jedem eine Selbstinszenierungsplattform: „Jeder, der postet und kommentiert, Nachrichten und Geschichten teilt, ein Handyvideo online stellt, leistet seinen Beitrag, wirkt daran mit, die Erregungszonen der vernetzten Welt endgültig zu entgrenzen.“ 10Dies führt zu einem fluiden Verständnis von Narrativen und macht eine Institution wie die Kirche zu einem von unzähligen Sinn-Anbietern. Die Pandemie erfordert dagegen ein starkes Narrativ darüber, was die Gesellschaft zusammenhalten kann. Ein solches Narrativ muss in der Kultur und Tradition verankert sein, damit es verstanden wird und für Krisen allgemein gilt, damit es eine existenzielle Bedeutung bekommt und nicht nur als eine Technik wahrgenommen wird. Die modernen Gesellschaften sind aufgrund ihrer Verwundbarkeit durch einen immerwährenden Krisenmodus gekennzeichnet und die Diskussionen über die Klimakatastrophe haben die anthropologische Grundbedingung des Menschen als ein Krisenwesen, das immer wieder neu seine Position zwischen Natur und Kultur bestimmen muss, dabei stärker ins Bewusstsein gebracht.

Der Wandel der Narrative zeigt sich auch darin, dass die Kirchen in der Corona-Krise keine Sonderstellung eingefordert und kaum noch eine tragende Bedeutung bei den ethischen Auseinandersetzungen haben, obwohl gleichzeitig deutlich ist, dass die Argumente für ethische Entscheidungen aus der christlichen Tradition stammen. 11Die Corona-Krise hat unmissverständlich deutlich gemacht, dass sich die Gesellschaft in ihrem Handeln immer weniger an den moralischen Werten orientieren kann, sie muss aufgrund der unübersehbaren Konflikte und Gefahren für das Überleben Probleme lösen. Organisationen wie die Kirchen, wollen sie noch Akzeptanz finden, müssen sich als Mitstreiter bei diesen Aufgaben beweisen und ihre Theologie, ihr kirchliches Leben und ihre Aktivitäten daraufhin in Frage stellen lassen. Welche Schwierigkeit vor allem die katholische Kirche mit einer solchen Öffnung zur Welt hin hat, zeigen die Missbrauchsskandale, bei denen trotz juristischer Eindeutigkeit die Macht über das Wie im Umgang mit den Tätern nur mit größtem Widerstand an staatliche Stellen abgegeben wird. Die Corona-Krise verweist die katholische Kirche darauf, dass der Missbrauchsskandal durch das Projekt einer Kirche mitbedingt ist, das im 19. Jahrhundert begonnen wurde und nun gescheitert ist. In dieser Zeit „mauerte sich die katholische Kirche in eine durchaus beeindruckende Institutionsfestung ein und behauptete, dies sei die ewige und natürliche Form von Kirche“ 12. Der Umgang mit dem Missbrauch kann als Inszenierung einer narzisstischen Kränkung verstanden werden. Mit einer konstruktiven und ehrlichen Aufarbeitung könnte Kirche als ein Beispiel dafür dienen, dass Monopolstellungen in der modernen Gesellschaft obsolet geworden sind und die Selbstmächtigkeit des Einzelnen zu einer größeren Flexibilität und Eigenverantwortung führt als ein übermächtiger Verwaltungsapparat, der durch Disziplinierung und Strafen Veränderungen bremst und Widerstände provoziert. Die Bewältigung der Corona-Krise wie auch anderer Krisen kann positive Impulse bekommen, wenn eine Institution wie die Kirche ihre Selbstinszenierung radikal zur Disposition stellt. Hieran können beispielhaft die Dynamiken einer Inszenierung überhaupt erkannt und dann entsprechend auf die Inszenierungen der Krise übertragen werden. Die Aufgabe der Kirchen in der modernen Welt und der Krise könnte genau hierin bestehen und würde gleichzeitig eine Berechtigung für ihr Überleben darstellen. Auf der anderen Seite müsste eine Organisation, die diesen Schritt wagt, die Möglichkeit einbeziehen, dass sie sich selbst abschafft. Der Mut, eine solche Ambivalenz einzugehen, kann für andere wiederum eine Ermutigung sein, in der Krise trotz des ungewissen Ausgangs weiterzumachen.

Die Krise als Inszenierung

„Geschichten schaffen Handlung, Struktur, Sinn und Zweck, Tugend und Laster, Lohn und Strafe. Sie motivieren zielgerichtetes Handeln, das in der Realität immer wieder scheitert. Geschichten machen die Welt lesbar.“ 13Gerade in Umbruchzeiten und Krisen werden Geschichten erzählt und dafür Inszenierungen geschaffen, damit überzeugend wird, was als große Erzählung gelten soll. Ein solches „Gesamtkunstwerk“ erschafft einen Resonanzraum, und hierfür – so nimmt Philipp Blom an – wird in den nächsten Jahren die Klimakatastrophe die Kulisse sein. 14Durch die Corona-Krise wurden einige grundlegende Probleme einer solchen Vorstellung vom Weltgeschehen als einer Bühne besonders deutlich. Zum einen ist die Unterscheidung zwischen Wirklichkeit und Spiel ins Wanken geraten. Einige Staatsmänner wie auch gewisse Bevölkerungsgruppen leugneten die Bedrohung durch das Virus, wie sie vorher bereits die Klimakatastrophe als Erfindung von Wissenschaftlern denunziert hatten. Die Frage, was Wirklichkeit und was Illusion ist, wurde an den Rand gedrängt, es galten „alternative Fakten“. Zum anderen ist die Geschichte vom unendlichen Wachstum an ihr Ende geraten: „Die liberale Erzählung hat ihre Verführungskraft verloren, und noch gibt es zu wenige Bilder, die ein Leben unter völlig anderen Voraussetzungen denkbar und erlebbar machen, also greifen Angst und Frustration um sich.“ 15Drittens ist ein bestimmtes Gefühl für Ästhetik und Form verloren gegangen. „ … Kunst ist nicht länger ein potentiell außermoralischer Raum, sondern muss sich mit den Normen und Werten der Gesellschaft befassen, deren eingebundener Teil sie nun ist.“ 16Damit geht einher, dass einer ganzen Kultur „ihre eigene Formbeherrschung und -kompetenz unverständlich geworden“ 17ist.

Gibt es hingegen eine robuste Erzählung in einer Gesellschaft, lässt sich eine Krise schnell als Krise erkennen, nämlich als Bruch in dieser Erzählung. Gelten in der Gesellschaft viele Erzählungen als gleichwertig und fehlt es an einer eingeübten sowie internalisierten Form, muss eine bedrohliche Situation so stark dramatisiert werden, dass sie überhaupt als Krise wahrgenommen wird. Es müssen erschreckende Bilder, wie zum Beispiel ein Saal mit vielen Särgen, gezeigt werden. Krisen verlangen Narrative der Bedrohung, die eindeutig den Ernst der Lage vermitteln können. Rigide Maßnahmen, die ergriffen werden, müssen hiermit anschaulich begründet werden und sie müssen als solche wiederum narrative Begründungsgrundlage sein. Entweder gibt es bereits Erfahrungen mit entsprechenden Narrativen oder aus den Erfahrungen werden Narrative neu oder angepasst auf die Situation entsprechend gebildet.

Die digitalen Medien, das Internet und Social Media haben dazu geführt, dass Nachrichten als einfache Informationen kaum noch Aufmerksamkeit finden. Der Vordenker des Internets Jaron Lanier 18forderte die Menschen auf, ihre Social-Media-Accounts zu löschen, weil durch die sozialen Medien die Demokratie zerstört würde. Es ist durch die digitalen Medien leichter, Fake News, Deepfakes und auch Verschwörungstheorien zu verbreiten. Die öffentlich-rechtlichen Medien sowie die großen Tagesund Wochenzeitungen stehen nicht mehr für eine seriöse Informationsverbreitung, allenfalls für das Bemühen, noch einigermaßen objektiv und ehrlich zu berichten. Aufmerksamkeit ist zu einer der wichtigsten Ressourcen in der Welt des 21. Jahrhunderts geworden, und daher müssen Inhalte publikumswirksam sowie unterhaltsam auf Kosten von Objektivität und Sachlichkeit gestaltet werden. Vor allem für Politiker gilt die Vorsichtsregel, keinen pointierten Satz zu formulieren, der im Mainstream auf massive Kritik stoßen könnte. Äußerungen müssen so „harmlos“ getroffen werden, dass die Gefahr, missverstanden zu werden, so gut wie ausgeschlossen ist. Damit verliert der gesellschaftliche Diskurs an Biss. Die Auseinandersetzung in der Öffentlichkeit und unter Politikern scheint kein Ringen um Positionen mehr zu sein, sondern um die beste Medienwirkung. Die Niederschwelligkeit im Internet, seine Kritik zu äußern und einen Shitstorm zu initiieren oder zu verstärken, hält manche, die im öffentlichen Leben stehen, von klaren oder unliebsamen Äußerungen ab. Und das nicht nur aus Angst, weil sie Opfer einer solchen Erregungswelle im Netz sein könnten, sondern manchmal auch, weil der Diskurs hierdurch banaler wird und eben nicht zu einer konstruktiven Meinungsbildung führt. „Der ‚Shitstorm‘ wird damit zur affirmativsten Form der Kritik, die sich selbst genügt und keine Unterscheidungen braucht.“ 19Innerhalb der Gesellschaft verlagert sich die fehlende Polarisierung in extreme Gruppierungen, weil sie sich nicht vertreten oder gehört fühlen. Es entsteht eine Erregung, die um Skandale, Benachteiligung von Opfergruppen und Krisen kreist. Tritt eine tatsächliche und reale Krise ein, wird sie lediglich als außergewöhnliche Steigerung der gewohnten Erregungsgeschichten wahrgenommen. Die Konsumenten der Skandal- und Opfergeschichten haben das Gespür für die Form einer Krisenbeschreibung verlernt oder gar nicht erlernt. Es werden erst in der Krise Krisennarrative geschaffen und entwickelt, sodass es anfangs zu gewaltigen Irritationen, Übersprungshandlungen und Absurditäten kommt. Die Möglichkeit, dass die aktuelle Krise auch das Ende bestimmter Entwicklungen einleiten kann, wird nicht in Betracht gezogen. So ist zum Beispiel das Wachstumsnarrativ über Jahrzehnte wie zu einem Naturgesetz geworden und wurde daher gar nicht mehr als Narrativ gedeutet. Auch haben die Erregungsgesellschaft und die totale Medialisierung der Öffentlichkeit die Wahrheitsfrage verdeckt. Es entstand eine Kultur des Bullshits. Nach Harry G. Frankfurt geht es beim Bullshit nicht mehr um Wahrheit oder Richtigkeit, sondern nur noch um eine Aussage, die Wirkung hat. „Gerade in dieser fehlenden Verbindung zur Wahrheit – in dieser Gleichgültigkeit gegenüber der Frage, wie die Dinge wirklich sind – liegt meines Erachtens das Wesen des Bullshits.“ 20

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