Katharina Ganz
Frauen stören
Katharina Ganz
Und ohne sie hat
Kirche keine Zukunft
Der Umwelt zuliebe verzichten wir bei diesem Buch auf Folienverpackung.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über ‹ http://dnb.d-nb.de› abrufbar.
1. Auflage 2021
© 2021 Echter Verlag GmbH, Würzburg
www.echter.de
Umschlag: wunderlichundweigand.de
(Umschlagfoto: Katharina Gebauer)
Innengestaltung: Crossmediabureau, https://xmediabureau.de
E-Book-Herstellung und Auslieferung: Brockhaus Commission, Kornwestheim, www.brocom.de
ISBN
978-3-429-05623-0
978-3-429-05155-6 (PDF)
978-3-429-06531-7 (ePub)
Vorwort
Einleitung
Teil 1
1.Papst Franziskus und die (Ordens-)Frauen
Überhöhung des Papsttums
Glaubwürdigkeit liegt in Trümmern
Innerkirchliche Frauenverachtung hat System
Symbolische Gesten reichen nicht
Chance, die Frauenfrage erneut zu stellen
Papst Franziskus: „Kirche wächst und ist auf dem Weg“
Teil 2
1.Antonia Werr – eine beispielhafte Ermutigungsgeschichte
Biografie und Leben
Riskanter Einsatz der gesamten Existenz
Körperlich fragil – geistig vital
Frau ohne Stimme und Rechte verschafft sich Gehör
Prozesshafte Suche
Ökumenische Zusammenarbeit
2.Der Mut zur Gründung
Analyse der Zeitbedürfnisse
Systemischer Ansatz
Der Anfang in Oberzell
Die ersten Gefährtinnen
Umfassende Leitungsverantwortung
3.Ringen um Autonomie und Absicherung
Diplomatie im Umgang mit der Obrigkeit
Unabhängig und an die Kirche angelehnt
Kampf um pastorale Kompetenzen
Weihnachten als Programm
Räumlicher und theologischer Ortswechsel
Teil 3
1.Evangelisierung heißt: Sich stören lassen
Leben und Lehre sind gleichrangig und gleich wichtig
Der Mensch als Kind Gottes steht im Mittelpunkt
Glaube muss sich im Handeln bewähren
Herausforderungen für den Synodalen Weg
Taufe überwindet Geschlechtsunterschiede
2.Macht und Gewaltenteilung
Weihe- und Jurisdiktionsvollmacht
Macht und Autorität
Mitreden oder mitentscheiden?
Ablenkungsmanöver im Umgang mit der Machtfrage
Weniger Klerikalismus, mehr Macht für Lai*innen!?
Die Anders-Macht
3.Frauen in Diensten und Ämtern
Frauen in kirchlichen Leitungspositionen
Kirchenrechtlich ist einiges möglich
„Die Erika hat das Zeug für einen Pfarrer!“
Berufungen und Autorität von Frauen ernst nehmen
Nagelprobe Kirche: Frauen als Notnägel reichen nicht!
Machterhalt oder Wahrheitssuche?
4.Positionierungen der Oberzeller Franziskanerinnen
Den Inkarnationsgedanken ernst nehmen
Strategisch vorgehen und Verbündete suchen
Geschlechtergerecht Kirche sein
5.Auch Ordensleute leben und lieben anders!
Andere Lesart der Schöpfungserzählung
Als Minderheit solidarisch mit anderen Minderheiten
Verantwortliche Gestaltung der eigenen Sexualität
Den Weg der Wahrheit und Wahrhaftigkeit gehen
Selbstwirksamkeit und Partizipation
Ein Wort zum Schluss
Anmerkungen
„Frauen stören“. Unter diesen (provokanten) Titel habe ich dieses Buch gestellt. Beim Stichwort „stören“ denkt man zuerst an Lästigsein oder Auf-die-Nerven-Gehen. Im Zusammenhang mit „Frauen“ kommen möglicherweise Bewegungen in den Sinn, in denen sich Frauen vernetzen und für mehr Geschlechtergerechtigkeit in der (römisch-katholischen) Kirche einsetzen.
2019 hat sich in Stuttgart der sog. „Catholic Women’s Council“ (CWC) gegründet. Unter diesem Dach vernetzen sich weltweit römisch-katholische Mitgliedsorganisationen, die sich für die volle Anerkennung der Würde und Gleichberechtigung in der Kirche einsetzen. 1Ziel der Plattform ist nach eigenen Aussagen, Menschen zusammenzubringen, die bereit sind, sich einem informierten, ehrlichen und integrativen Dialog zu stellen, und gemeinsam erkennen wollen, wozu Gottes Geistkraft sie beruft. Ausgehend von einem Treffen deutschsprachiger katholischer Frauenverbände, Initiativen, Ordensfrauen und kirchlicher Gremien, die an einer gemeinsamen Positionierung zur Stellung von Frauen in der Kirche arbeiteten, hat sich das Netzwerk bereits 2020 global ausgebreitet. Die Liste der Mitgliedsorganisationen wächst permanent. 2
#Overcoming silence heißt eine weitere, ebenfalls von der liechtensteinischen Fidel-Götz-Stiftung 3ins Leben gerufene Plattform, die Menschen guten Willens vernetzt mit dem Ziel, die Ausgrenzung von Frauen in der katholischen Kirche zu beenden: „Mehr als die Hälfte aller Katholiken sind Frauen. Hingegen werden Entscheidungen, die alle Katholiken treffen, nur von Männern getroffen. Treffen wir aber weiter einseitige Entscheidungen, gefährden wir die Relevanz und Langlebigkeit der katholischen Kirche. Wir brauchen mehr Stimmen, die für unseren Glauben sprechen. Beginnen wir mit denjenigen Stimmen, die bereits die Hälfte der katholischen Kirche repräsentieren.“ 4Erklärte Ziele sind, Stimmrecht für (Ordens-)Frauen bei Bischofssynoden zu erreichen, mehr Frauen in Führungspositionen des Vatikan und auf allen Ebenen der katholischen Kirche zu bringen, in denen wichtige Entscheidungen getroffen werden.
Auch die deutschsprachigen Generaloberinnen hatten sich bei ihrer Mitgliederversammlung in Innsbruck im Oktober 2018 gegen die Ungleichbehandlung von Männern und Frauen gewandt, da unabhängig von der sakramentalen Weihe Ordensmänner ihre Gemeinschaften mit Stimmrecht bei Bischofssynoden vertreten, während Ordensfrauen lediglich an den Versammlungen als Beobachterinnen teilnehmen dürfen. Die Generaloberinnen setzen sich deshalb für ein Ende dieser geschlechterspezifischen Benachteiligung in ihrer Kirche und für ein aktives Stimmrecht bei Synoden ein. 5Darüber hinaus stellten sich die Ordensfrauen hinter die sog. „Osnabrücker Thesen“, wonach nicht die Zulassung von Frauen zu den Weiheämtern begründungspflichtig ist, sondern deren Ausschluss. 6
In der Schweiz hat sich die sog. „Junia-Initiative“ gebildet, bei der Menschen aus dem Volk Gottes Personen vorschlagen können, die sie für eine sakramentale Sendung für geeignet halten. 7Dabei sollen Berufungen von Christ*innen anerkannt und sichtbar gemacht werden. Unabhängig von ihrem Geschlecht sollen Getaufte, die sich als Seelsorger*innen bewährt haben, vorgeschlagen werden, eine offizielle Sendung und Beauftragung durch den Bischof für ihren Dienst zu bekommen.
In Deutschland sorgte Maria 2.0 für Schlagzeilen. Die Anfang 2019 von fünf Frauen einer Pfarrei in Münster gestartete lose Bewegung glaubt, „dass die Struktur, die Missbrauch begünstigt und vertuscht, auch die ist, die Frauen von Amt und Weihe und damit von grundsätzlichen Entscheidungen und Kontrollmöglichkeiten in der Kirche ausschließt“ 8.
Der Katholische-Deutsche-Frauenbund (KDFB) sowie die katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) fordern inzwischen die Zulassung von Frauen zum Diakonat bzw. zu allen Weiheämtern der katholischen Kirche. 9
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