Tanja Wirz - Gipfelstürmerinnen

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1907 beschloss der Schweizer Alpen Club, die Frauen aus dem Verein auszuschliessen – ein europäischer Sonderfall. Die Alpen, sakraler Ort heroischer Selbstentfaltung, sollten männliches Territorium bleiben. Als 1863 der Schweizer Alpen Club SAC gegründet wurde, dominierten britische Bergsteiger die Szene. Die Schaffung des SAC kam dem Versuch gleich, die Alpen für die Schweiz zurückzuerobern. Die schweizerische Bergwelt wurde schon bald zum Raum, in dem das staatliche Selbstverständnis bestätigt und der bürgerliche Mann inszeniert werden konnte. Frauen hatten in diesem Raum keinen Platz. Als sie 1907 aus dem SAC ausgeschlossen wurden, emanzipierten sie sich und gründeten eine «kleine Schwester», den Schweizer Frauen Alpenclub SFAC.

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Das von Ziak so intensiv behandelte Moralproblem war für Angeville vergleichsweise unwichtig, denn wie bereits erwähnt, zählten die Führer punkto guter Sitten für sie kaum. Als Diener gehörten sie für Angeville praktisch einer anderen Kaste an und stellten – da sie als Partner ohnehin nicht in Frage kamen – keine Bedrohung ihrer Ehre dar. Nicht dass Angeville die Wahrung gesellschaftlicher Formen gleichgültig gewesen wäre, ganz im Gegenteil: Dem polnischen Baron gewährte sie während des Biwaks bei Grands Mulets die gewünschte Visite erst, nachdem dieser sie ganz formell per «Billet» darum ersucht hatte. Und als sie sich im Biwak umkleiden musste, liess sie sich von den Führern eine Umkleidekabine aus Decken aufstellen. Für das Korsett jedoch brauchte sie Hilfe, und einer ihrer Begleiter musste als Kammerzofe fungieren, was Angeville allerdings bloss amüsant und keineswegs unschicklich fand. 225

Später wurde die Aristokratin immer wieder «die Braut des Montblanc» genannt, ein Beiname, der nicht aus dem für die Publikation geschriebenen Text stammt, sondern aus ihrem Tagebuch, wo sie sich wiederholt als «Verlobte» des Berges bezeichnete. Dass dieser Beiname den späteren Chronisten der Geschichte des Alpinismus so gut gefiel, dürfte daran liegen, dass Angeville so doch noch in die traditionelle Geschlechterordnung eingeordnet werden konnte, nämlich als Frau in Bezug auf ein männliches Wesen, wenn auch – wie eine Nonne als «Braut Christi» – nicht auf eines aus Fleisch und Blut. Die Bezeichnung eignete sich auch, um Angeville als «alte Jungfer» zu verspotten, die wegen ihres angeblich unweiblichen Charakters keinen Mann gefunden hatte: Die englische Schriftstellerin Claire-Eliane Engel etwa erklärte, Angeville habe den Berg geliebt, weil sie sonst niemanden zum Lieben hatte. 226Engel warf ihr zudem vor, sie sei nur aus Eifersucht auf die Berühmtheit der Schriftstellerin George Sand auf den Montblanc gestiegen. 227Angeville bestritt nicht, Ruhm gesucht zu haben, doch wertete sie dies weder so negativ wie Engel, noch sah sie sich deswegen in Konkurrenz zu anderen Autorinnen. 228

Die meisten Autoren bemühten sich jedoch, Angevilles Expedition als grotesk darzustellen, beispielsweise mit dem bereits erwähnten, stereotypen Hinweis auf den angeblich allzu vielen Proviant. Manche sprachen ihr gar den Status als Bergsteigerin ab: Max Senger meinte 1945 in seinem Buch «Wie die Schweizer Alpen erobert wurden» unter dem Titel «Weiblicher Alpinismus», der sich im Kapitel «Hilfsmittel» (!) findet, bis 1854 sei keine Bergtour von Frauen als «hochtouristisch oder alpinistisch anzusprechen». Sämtliche bis dahin vorkommenden Bergsteigerinnen gehören für ihn ins Kapitel der «ergötzlichen Anekdote». 229Zwar erwähnte er Angeville, doch befand er, erst mit «einer Mrs. Hamilton aus England», die 1854 auf dem Montblanc war, beginne «die Reihe der eigentlichen weiblichen Bergsteiger». 230Ob es für diesen Autor undenkbar war, die Chronik des Frauenalpinismus, einer in seinen Augen von Grund auf bürgerlichen Sache, mit einer französischen Adligen zu beginnen? Jedenfalls erteilte er lieber einer ansonsten kaum bekannten, aber gutbürgerlichen Engländerin diese höheren Weihen.

Die Funktion dieser Nacherzählungen von Angevilles Expedition war einmal mehr, die symbolische Praxis Bergsteigen zu kontrollieren. Die Texte gaben implizit zu verstehen, wie man oder allenfalls frau sich zu verhalten hatte, um es «richtig» zu machen und durch die korrekte Investition kulturellen Kapitals die Zugehörigkeit zu einer Gruppe zu bekräftigen. Zum Zeitpunkt all dieser Nacherzählungen hatte sich die relevante Gruppe der Bergreisenden jedoch deutlich geändert: Nun waren es nicht mehr adelige Naturforscher, die bestimmten, welche Arten des Reisens in den Bergen bleibenden Ruhm rechtfertigten und die dazu aufgewendeten Mühen legitimierten, sondern Vertreter des Bildungsbürgertums. In diesen beiden Gruppen hatten Frauen eine sehr unterschiedliche Stellung: Während aristokratische Frauen kraft ihres Standes durchaus ein gewisses öffentliches Machtpotenzial hatten, beschränkte die bürgerliche Ideologie Frauen auf Herd und Heim und wies ihnen eine von Männern abhängige Rolle zu: Nur als Töchter, Ehefrauen oder Mütter von Männern hatten sie Anrecht auf einen Platz in der Gesellschaft. Selbstbestimmte und unabhängige Frauen wie Henriette d’Angeville, die – anders als die vornamenlose Mrs. Hamilton – schlecht als Anhängsel eines Mannes gesehen werden konnte, passten da nicht hinein und wurden ausgeblendet.

DORA D’ISTRIA UND DIE ERSTE BESTEIGUNG DES MÖNCHS

Ein weiterer interessanter Fall einer Frau, die als Erste einen Berg ersteigen wollte, ist Dora d’Istria. Sie ist bis heute im alpinistischen Diskurs gegenwärtig, zum einen, weil es ihr gelang, einen Tourenbericht zu publizieren, zum anderen, weil es manchen Alpinisten erstaunlich wichtig war, immer wieder zu betonen, der von ihr beanspruchte «Gipfelsieg» sei nichtig. «Dora d’Istria» war das Pseudonym der aus der Walachei im heutigen Rumänien stammenden Gräfin Helene Koltzoff-Massalsky, geborene Ghika (1829–1888). Sie publizierte 1856 das Werk «La Suisse allemande et l’ascension du Mönch», in dem sie unter anderem ihre Erstbesteigung des Mönchs schildert. Im in der SAC-Bibliothek vorhandenen Exemplar der deutschen Übersetzung dieses Buches findet sich die belehrende Bleistiftnotiz: « Angebliche Erstbesteigung des Mönch. Wird angezweifelt.» Heute gelten der Wiener Alpinist Sigismund Porges und die Führer Christian Almer sowie Ulrich und Christian Kaufmann mit ihrer Tour im Jahr 1857 als Erstbesteiger des Berges. Nun wäre es geschlechtergeschichtlich allerdings pikant, wenn gezeigt werden könnte, dass in Wirklichkeit einer wagemutigen und unkonventionellen Frau diese Ehre gebührt – doch aufgrund der Quellenlage ist dies unmöglich; bestenfalls kann gesagt werden, es sei ungewiss, was die bergsteigende Gräfin eigentlich genau erreicht hatte. Interessant ist jedoch, wie viel Energie aufgewendet wurde, um sie zu diskreditieren.

Dora d’Istria, die Tochter des Innenministers der Walachei, war wie ihre ganze Familie eine Anhängerin der Aufklärung, befürwortete einen modernen rumänischen Nationalstaat und interessierte sich für Wissenschaft und Kunst. 1840 verliessen die Ghikas aus politischen Gründen Bukarest und zogen an den Dresdner und später den Wiener Hof und schliesslich nach Venedig. 1849 heiratete Helene den russischen Fürsten Alexander Koltzoff-Massalsky (1826–1875) und zog mit ihm nach Petersburg. 1855 verliess sie Russland – vermutlich aus politischen Gründen – und reiste in die Schweiz. Zu diesem Zeitpunkt begann sie unter dem Pseudonym «Dora d’Istria» ihre Karriere als Schriftstellerin und publizierte zahlreiche Reiseberichte und politische Werke. Besonders stark beschäftigten sie die Stellung der Frauen und die Macht der katholischen Kirche, welche sie heftig ablehnte: In einem ihrer Bücher vertrat sie die Ansicht, das Mönchsleben sei unchristlich und ein Import aus dem Brahmanismus und Buddhismus. 231

Über ihre Reisen in der Schweiz berichtete sie in verschiedenen europäischen Zeitschriften, unter anderem auch im «Journal des Débats», das bereits Henriette d’Angeville begeistert gefeiert hatte. 232Dora d’Istria verstand ihre Schweizer Reise als politische Forschungsexpedition in ein vorbildliches Land, die ihr Argumente für ihre politische Haltung liefern sollte. In ihrem Bericht befasste sie sich deshalb vor allem mit der schweizerischen Reformation, die sie als Ursache für die Entstehung einer aufgeklärten Freiheit ansah. Zwingli, Bodmer, Lavater, Pestalozzi, Haller und Escher von der Linth waren ihre Helden, die katholische Kirche erhielt einmal mehr vernichtende Kritik. Ihre politischen Analysen bettete sie in romantische Landschaftserlebnisse ein, und ähnlich wie Saussure liess sie ihren Text in einer Bergtour kulminieren, die ihr als Symbol der erfolgreichen Erkenntnissuche diente – höchst sinnreich zudem, dass es ausgerechnet der Mönch war, den die erklärte Gegnerin des Katholizismus bezwungen haben wollte. 233

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